Wie oben steht, befinde ich mich gerade in einer ganz verzwickten Lage, in der ich eine schwierige Entscheidung treffen muss. Ich bin ungeplant schwanger und weiß nicht, ob ich das Kind bekommen soll/kann/möchte.
Zu meiner Situation:
Ich bin Anfang 30 und habe zwei Kinder (8 und 7 Jahre alt). Vom Vater der beiden, meinem Ehemann, lebe ich seit Oktober letzten Jahres getrennt. Nach der Trennung habe ich im Dezember einen Mann kennen gelernt mit dem ich einige Monate lang eine Affäre hatte. Dabei war von seiner Seite aus von Anfang an klar, dass daraus nichts Festes wird. Vor einem guten Monat endete die "Beziehung" zu diesem Mann, da er sich in eine andere verliebt hat und nun fest mit ihr zusammen ist. Seitdem haben wir keinen Kontakt mehr. Tja, kurz darauf bemerkte ich, dass ich schwanger bin...Nun können mich alle steinigen...Ich habe jahrelang die Pille genommen. Wahrscheinlich hat sie nicht richtig gewirkt, weil ich in dem Monat Antibiotika einnehmen musste. Ich hatte in dem Moment nicht weiter darüber nachgedacht.Ich mache mir deswegen große Vorwürfe...
Nun bin ich selbstverschuldet in einer sehr blöden Lage und weiß nicht weiter.
Ganz Vieles erschwert die Situation: Meine jüngere Tochter war ein Frühchen, hat bis heute einige Beeinträchtigungen und besucht eine Förderschule. Sie fordert und braucht mich ganz doll. Wie soll ich dem ganzen mit noch einem Kind mehr gerecht werden? Und dann noch ganz allein...Dann sind die beiden ja doch langsam aus dem Gröbsten raus, jetzt nochmal ganz von vorne anfangen? Jetzt bin ich noch jung und könnte leben. Dann ist es ja schon schwer einen neuen Partner mit zwei Kindern zu finden, aber mit dreien? Welcher Mann in meinem Alter möchte eine Frau mit drei kleinen Kindern von anderen Männern?! Wo eins auch viele besondere Bedürfnisse hat.... Nächstes Problem, ich bin ja noch verheiratet, das Trennungsjahr ist nicht mal rum, das Kind wäre rechtlich gesehen erstmal das Kind meines Nochmannes, es würden ganz viel Ärger und Probleme auf mich zu kommen um das Ganze zu regeln....an das "Gerede" der Nachbarn, Kollegen, Verwandten und Bekannten mag ich gar nicht denken..."erst kurz getrennt und jetzt schwanger mit dem dritten Kind von einem anderen"....Die Trennung von meinem Mann hat mir psychisch ganz schön zugesetzt und ich weiß nicht, ob ich das alles schaffen kann, wo ich selbst momentan nicht so stabil bin.
Was auch ganz schwer wiegt: Ich hab es dem KV bisher nicht gesagt. Ich weiß, dass er nicht gut reagieren wird. Er hat nun eine Partnerschaft zu einer anderen. Außerdem hat er mir am Anfang, als wir uns kennen lernten erzählt, dass er keine eigenen Kinder möchte. Wir hatten einmal eine Meinungsverschiedenheit, bei der er sehr heftig und aggressiv aufgetreten ist. Es war eigentlich eine Lappalie. Ich hab ihn als sehr unreif und nicht verantwortungsvoll kennengelernt. Deswegen habe ich große Bedenken, dass er sehr negativ reagieren wird, mir Vorwürfe machen wird...wahrscheinlich unterstellt er mir, ich hätte es auf ein Kind angelegt oder es sei nicht von ihm. Ich bin mir auch sicher, dass er mich in keinster Weise unterstützen wird. Das Kleine würde von seinem Papa nicht geliebt werden...und es käme auch hier ganz viel Stress und Ärger auf mich zu.
2 Freundinnen habe ich bisher von der Schwangerschaft erzählt, sie haben mir zur Abtreibung geraten.
Es gibt trotz allem ein paar Dinge, die positiv wiegen und die mir die Entscheidung somit nicht leichter machen: Ich habe studiert und habe einen gut bezahlten, sehr sicheren Job, in dem ich äußerst flexibel arbeiten kann. Meine Nachbarin ist Tagesmutter, so dass ich recht bald wieder beruflich einsteigen könnte. Ich lebe günstig in einem großen Haus und Platz ist ausreichend vorhanden.
Ich liebe Kinder und irgendwann hätte ich mir vielleicht noch eins gewünscht, aber in einer heilen Familie mit einer intakten Partnerschaft...und nicht ganz allein...eigentlich wiegen die Gründe, die für eine Abtreibung sprechen sehr schwer, aber nach dem letzten Frauenarztbesuch kam ich ins Wanken.. ich habe mein Kind im Ultraschall gesehen, dass durch eine ganze Reihe von Verwicklungen und Zufällen in mein Leben gefunden hat...und ich weiß, dass ich mich immer fragen werde, ob ich es nicht doch geschafft hätte und was für ein Mensch dieses Kind gewesen wäre und vielleicht wäre es ja sogar eine Bereicherung geworden...
Am Dienstag habe ich einen Termin bei einer Beratungsstelle. Ich hoffe, dass das mir etwas weiterhilft.
Egal wie ich mich entscheide - so oder so wird mein Leben nicht mehr sein wie vorher...Ich weiß nicht, mit welcher Konsequenz ich eher leben kann. Ich fühle mich total leer und ratlos.
Vielleicht hat ja eine ganz außenstehende Person einen Rat für mich...