Altenbetreuung ohne medizinische bzw. körperliche Pflege?

  • Hi,


    die Altenpflege scheint ja ein Beruf zu sein, wo großer Bedarf an Personal ist.


    Ich gehöre auch zu den Personen, die sich leider nicht vorstellen können, fremde Menschen auch körperlich zu pflegen. Alles was mit Hygiene und auch medizinischen Dingen zu tun hat, möchte ich nicht machen.


    Auf der anderen Seite merke ich aber immer wieder, daß ich gern helfe. Ich höre gern zu, reiche mal nen Arm, kann gut mit "merkwürdigen" Gewohnheiten von Menschen umgehen, bin geduldig (wenn es nicht gerad um meinen Sohn geht :lach ) usw. Kurzum, eine Alten-Betreuung könnte ich mir gut vorstellen.


    Gibt es da Möglichkeiten? Ist sowas möglich? Könnte ich z. B. dem Jobcenter davon erzählen?


    Danke


    Bettina

  • Frag mal beim Jobcenter nach Berufen wie Haus- und Familienpfleger(in) bzw. Fachkraft für demenzbetreuung. Wird hier in Dortmund allerdings nicht mehr gefördert, da der Markt hier wohl gesättigt ist. Dann wäre da noch der Heilerziehungspflegehelfer(in). Auch der wird hier nicht mehr gefördert.

  • Charly bei mir steht ja gerade eine Umschulung im Raum. Bei meinen ersten Gespräch mit meinem Arbeitsvermittler habe ich gesagt bekommen, dass ich ins BIZ gehen soll um mir dort ein Berufe Aktuell zu holen. Diesen Rat möchte ich nun an dich weiter geben.
    Hol dir dieses Buch und schau dir an, was es für Berufe gibt und was du davon gerne machen wollen würdest. Dann bist du beim nächsten Gespräch mit deinem Vermittler bestens vorbereitet und zeigst dem schon mal, dass du dir Gedanken gemacht hast.

  • Vom Heilerziehungspflegehelfer würde ich abraten. Gerade als "Helfer" muss man oftmals die pflegerischen Dinge erledigen, weil die Fachkräfte mit Medis, Ärzten, Schreibkram zu tun haben. Zumindest ist das meine Beobachtung und Erfahrung als sogenannte Fachkraft.


    Vielleicht wäre die Ergotherapie etwas für dich, wobei du (so vermute ich mal) ehr keine Ausbildung mehr machen möchtest. Und auch da gibt es durchaus Arbeitsbereiche, in denen man pflegerisch aktiv werden muss.


    Grundsätzlich würde ich sagen, wird es nicht so gerne gesehen, wenn PersonX sich zwar mit KlientY beschäftigt aber dann den Toilettengang abgeben möchte. Das ist im Arbeitsalltag schwer zu koordinieren. Eine Möglichkeit wäre, wenn du einfach genau auf die Einrichtungen und dortige Klienten schaust. Also ehr kein "Altenheim" sondern Einrichtungen für Menschen mit Behinderung. Hier gibt es durchaus Möglichkeiten, eine Einrichtung zu finden in der die Klienten sehr selbstständig sind und Pflege somit nahezu wegfällt. Das sind dann oft die kleinen Einrichtungen, die zum Beispiel betreutes (Einzel-)Wohnen anbieten.
    Oder du fragst in den sogenannten "Behindertenwerkstätten". Dort müssen die Klienten in der Regel so fit sein, dass sie selbstständig auf die Toilette kommen, alles andere lässt der Personalschlüssel oft nicht zu.


    Das wären die Möglichkeiten, die mir einfallen. Zumindest in Berlin, wo es die verschiedensten Wohnformen gibt. Ich weiß nicht, wie es bei dir im Norden aussieht.



    Edit: Medizinische Dinge darf ein "Helfer" im übrigen eh nicht tun. Auch wenn es gerne mal gemacht wird, aus Mangel an Personal. Offiziell dürftest du nur die Dinge tun, die als 1. Hilfe deklariert sind. Sprich Pflaster kleben ect. Alles andere (wie sondieren, bestehende Wunden versorgen, Medis geben, ect.) darf und sollte man als Nicht-Fachkraft ablehnen.

    2 Mal editiert, zuletzt von anri ()

  • Auch in" Behindertenwerkstätten" kommt Pflege vor.
    Ein paar von " meinen" Bewohnern sind teilweise mehrfach schwerstbehindert,Rollstuhlfahrer, teilw. inkontinent und sind trotzdem in einer "Behindertenwerkstatt"
    Dort ist auch Flasche anlegen; Toilettengang evtl mit Intimwaschung je nach Bedarf;
    und auch Inkontinenzwechsel notwendig.

  • Das kommt dann wieder auf die Werkstatt und den dortigen Bereich an. Ich sagte nicht, dass Pflege dort gar nicht vorkommt.
    Es gibt auch Werkstätten mit Förderbereichen, wo es natürlich auch einen entsprechenden Hilfebedarf gibt. Es gibt aber eben auch die Produktionswerkstätten die sehr (zu) hohe Anforderungen an ihre Mitarbeiter haben. Dort arbeiten oft Menschen die auch auf dem 1. Arbeitsmarkt gute Chancen hätten. Aber das ist dann wieder ein Problem der Wirtschaft und Politik...

    Einmal editiert, zuletzt von anri ()

  • Ich denke es kommt eher auf die Einrichtung, als auf die Berufsbezeichnung an - da würde ich schauen, was es in deiner Umgebung gibt. Ich kenne Heilerziehungspfleger die nicht "am Körper tätig werden" - je nach Abteilung und Behinderung. Wir haben Wohnheime in denen das fast nicht vorkommt. Es gibt Betreungskräfte im Altenheim die z.B. nur beim Essen usw. helfen - auch nicht immer schick. Ich habe einen Bürojob in so einer Einrichtung und bin ich der Regel bei den pflegerischen Dingen außen vor - außer im Notfall - das geht dann schon mal, wobei die Hilfeleistungen auch recht unterschiedlich sind. Es gibt auch Kollegen im betreuten Wohnen - die unterstützen eher die Reigung der Wohnung, Behördengänge, Briefwechsel, Haushaltsdinge usw...

  • Hi,


    vielen Dank für Eure Antworten.


    Es ist richtig, eine Ausbildung im üblichen Sinne werd ich mit meinen fast 40 Jahren wohl nicht mehr machen. Machen können, machen wollen...das kommt für mich wohl nicht mehr in Frage.


    Daß natürlich in einer Einrichtung sich jemand nicht die Rosinen raus picken kann, und z. B. den Toilettengang dann schnell abgibt, ist verständlich. Wenn ich ein Pfleger bin, dann ganz oder gar nicht - finde ich.


    Meine Gedanken gehen wirklich eher in Richtung Betreuung, Unterhaltung, Wohnung sauber halten, einkaufen, kochen. Halt hauswirtschaftlich und sozialer Kontakt.


    Das würde auch gehen wenn die Leute noch zu Hause wohnen.


    Viele Menschen werden nur in den nötigsten Dingen wirklich grundversorgt, das Soziale kommt zu kurz. Das ist der Bereich, wo ich gern einspringen würde.


    Habe gerade mal nach Betreuungsassistent geguckt. Das hört sich schon total gut an, geht in die richtige Richtung! Dankeschön Mutti74 :thanks:


    Vielleicht sprech ich das beim JC mal an...


    Bettina

  • Wenn du so etwas wie Betreuungsassistent machen willst, dann ist es sinnvoll, schon im Vorfeld in einem Heim ehrenamtlich zu arbeiten.
    So kommst du eventuell schnell an eine frei werdende Stelle.


    An sich sehe ich diese Berufe etwas kritisch ... diese stellen sind die einzigsten "Nischenarbeitsplätze" dar in Heimen und werden deshalb oft mit Pflegekräften besetzt, welche auf Grund ihres Alters oder Erkrankungen nicht mehr im vollen Umfang ihrer Tätigkeit nachgehen können.


    Und eigentlich ... hat man diese Stellen geschaffen, um möglichst billig Tätigkeiten aus der Pflege "outzusourcen".
    Jede Pflegefachkraft ist dafür ausgebildet.
    Eine Möglichkeit wäre vielleicht noch "Tagespflege", aber auch hier sind oft pflegerische Tätigkeiten nötig.


    Mach doch einfach mal ein Praktikum in einer Senioreneinrichtung, dann kannst Du den besten Einblick gewinnen!


    Liebe Grüße und ich drücke dir die Daumen, dass Du etwas für Dich passendes findest.


    Schneeeule


    Der Verdienst lässt sehr zu wünschen übrig, erkundige Dich lieber vorher.


  • Das ist sehr lobenswert, aber stell dir das nicht zu leicht vor. Du hast da unter Umständen mit Leuten zu tun, die auch aggressiv sind. Und es sind auch nicht nur alte Leute, sondern auch beispielsweise Alkoholiker oder Drogenabhängige.

  • Hi,


    si_lence, ich stell es mir nicht einfach vor. Hast schon Recht, man kann auf äußerst schwierige Menschen treffen.


    Ich würde es dann auch erstmal - wenn überhaupt - so versuchen wie von Schneeeule beschrieben, ehrenamtlich, halt erstmal schauen, wie ich damit klar komme.


    Eine Bekannte meinte neulich, warum ich denn nicht auf Kinder aufpassen würde, also Tagesmutter lernen oder ähnliches.


    Aber da weiß ich definitiv daß das nichts für mich wäre, nix gegen Kinder, aber eins von der lauten Sorte reicht mir immer. :D



    Anja, eine richtige Ausbildung trau ich mir nicht mehr zu. Ich sehe es u. a. bei ner Freundin, die hat ne Teilzeitausbildung gerade hinter sich, die läuft echt auf dem Zahnfleisch.
    5 Tage die Woche hin, Kind betreuen, und dann zu Hause noch lernen und Prüfungsstreß...äh äh, da weiß ich wo meine Grenzen sind. Nicht mit einem Kind, wie es meins ist. :kopf


    Bettina

  • Ich habe meine pflegeassisten Ausbildung diese Jahr beendet. Das ist eine schulische Ausbildung über zwei Jahre mit Praktika.
    Klar ist der Beruf nicht immer leicht aber er macht Spaß. Aggressive Menschen wird es auch in diesem Beruf immer geben, häufig sind Demenzerkrankungen der Auslöser. Man muss nur wissen was man machen kann oder wenn nichts hilft, erstmal vor die Tür da mit sich die Situation beruhigen kann. Auch die Waschung empfinde ich nicht schlimm. Wichtig ist das scharmgefühl der Bewohner/Klienten zu respektieren.
    Man muss immer so denken( möchte ich selber so behandelt werden oder wie würde ich mich da bei fühlen.) der Respekt muss einfach da sein und die Scheu und das anfassen von fremden Menschen muss man zu lassen können.
    Das einzige was mir diesen beruf immer wieder schwer macht, ist wenn ein Bewohner den man die ganze Zeit versorgt hat und irgendwo auch eine kleine Beziehung aufgebaut wurde. Was einfach vorkommt, durch den engen Kontakt aus dem Leben geht.
    Aber auch das gehört da zu.

  • Schulbegleiter z.B. für autistische Kinder Oder eben z.B. Assistent in einer Asperger-WG, bei Einkauf, Behördengängen, Freizeitgestaltung helfen. Da hast du es dann mit netten, intelligeten, zwar bestimmt öfters Mal anstrengenden Menschen zutun, die toll programmieren können, aber im Supermarkt verzweifeln, weil die Auswahl zu gross ist oder umgeräumt wurde. ;-)


    Hat man meiner Mum kürzlich angeboten, aber die hat abgelehnt, da sie ja schon mich an der Backe hat... :brille


    Meine Vorredner haben recht, erkundige dich lieber erstmal direkt bei den sozialen Träger z.B. Lebenshilfe. Im JC sind leider oft nicht so kompentente Meschen bzw. ist die SB-Fluktuation so hoch, dass echte Intersse am Schiksal des Jobsuchenden marignal ist, auf gut Deutsch gesagt sch... egal, hauptsache die Statisik stimmt.

  • Hast du jetzt schon was gefunden, Charly? Ich hatte dir auch eine PN geschickt.


  • Meine Gedanken gehen wirklich eher in Richtung Betreuung, Unterhaltung, Wohnung sauber halten, einkaufen, kochen. Halt hauswirtschaftlich und sozialer Kontakt.


    Das würde auch gehen wenn die Leute noch zu Hause wohnen.


    Genau dieses Berufsbild gibt es bei einigen Diakoniestationen. Meist läuft dies unter dem Begriff "Nachbarschaftshilfe".
    Das ist angesiedelt unter der Pflegestufenbetreung, also der Betreuung durch die Diakonieschwester, manchmal parallel.


    Wird von den älteren Menschen als Hilfsleistung gebucht. Oft auch von den (erwachsenen) Kindern, die irgendwo in D wohnen oder tagsüber arbeiten. Ist in ländlichen Gebieten mit einem Dienstfahrzeug verbunden, da man nacheinander mehrere Klienten "abarbeiten" muss. In der Sache hält man so oft über eine lange Zeit den Klienten die Möglichkeit noch offen, Zuhause wohnen zu bleiben und noch nicht ins Pflegeheim zu müssen.
    Es wird häufig als "400-Euro-Job" vergeben, Teilzeit, seltener Vollzeit.
    Übers Jobcenter laufen die Stellen selten, da sie häufig über Mundpropaganda vergeben werden. Sie sind natürlich ideal für Mitarbeiter, die bestimmte Zeitfenster haben.


    Empfehlung: Google mal, ob in deiner Umgebung Diakonie oder Caritas oder AWO "Nachbarschaftshilfe" anbieten ... Wer es anbietet, braucht auch Mitarbeiter ...

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.