Erfinder von ADHS bezeichnete es als ein Paradebeispiel für eine fabrizierte Erkrankung.

  • Bei dir klingt es so, als bräuchte es nur eine kräftige Ansage, dann wäre alles paletti.


    Willst Du solche Vorwürfe lesen, weil schon zu oft gehört?
    Nein, was ich schrieb kann man anders auch lesen, denn es war auch anders gemeint.
    Die Ansage hat bei mir geholfen, der Junge war auf Besuch hier für kurze Zeit. Dass das zu Hause ne andere Situation ist, hatte ich auch geschrieben.


    Ich weiß nicht wie alt dein Junge damals war, aber meiner bewegt sich zeitweise allein seitdem er ca. 5 ist. Vorzugsweise draussen, was ich auch verstehen kann, wenn Ganztagskids nach 8h Arbeit keinen Bock mehr haben in Butzen zu hocken.


    Klar kann ich auch verstehen, das verstehe ich sogar bei Kinder, die keine ADHS-Problematik haben.
    Die Jungs waren da auch in dem Alter, kennen sich seit dem 3. LJ, heute sind beide 10. Inwieweit der Junge jetzt Freunde hat (ist ja weggezogen), kann ich Dir nicht beantworten. Laut Mutter schon, verbessert in der Schule um 1-2 Noten ;)
    Aber pauschal kann man doch auch nicht sagen, dass ADHS-Kinder alle keine Freunde haben.


    An was machst du das fest, das der Junge sich trotz Ritalin noch so verhält?


    Die Jungs haben sich auf dem Volksfest im Sommer verabredet, wir Mütter waren auch dabei. Und ich konnte da keinen Unterschied feststellen im Verhalten. Es wurde kein Spielzeug zertrümmert, aber wir waren ja auch auf dem Volksfest.


    Dann erkundige Dich mal in einschlägigen Foren (z.B. von ADHS-Anderswelt... falls die Angabe hier erlaubt ist...); lies doch enfach mal z.B. bei ADHS bei Kindern und Jugendlichen, ADHS und Erziehungsfragen und ADHS und Schule in dem genannten Forum ein paar Beiträge quer, dann wirst Du erkennen, dass es genau solche Fälle zu hauf gibt. Von denen rede ich.


    Ich hab nirgendwo geschrieben, dass es das nicht gibt. Hier ist das Thema die Masse an Diagnosen und die immer mehr steigende Diagnostik diesbezüglich. Und dass es das alles schon immer gab - angeblich auch in der Anzahl - aber es nur selten diagnostiziert wurde. Und dass sogar der "Entdecker" des ADHS Zweifel einräumt...um es mal ganz vorsichtig auszudrücken.


    Ich kenne so ein Verhalten nicht und habe noch nie davon gehört, dass irgendjemand aus dem Umfeld von so einem Kind berichtete. Laut, hippelig, wild usw. Dies alles ja. Hauen, kratzen, beissen auch. Aber nichts, was über Jahre angedauert hätte.


    Und da ich aber einige Kinder kenne, die unter ADHS-Verdacht und -Diagnosen stehen, jedoch das von Dir beschriebene Verhalten nicht aufweisen (wie Du sagst haben die ja dann kein ADHS), kann da irgendwo irgendwas nicht stimmen.


    Das Kind einer meiner Freundinnen hat auch die Diagnose. Laut, wild, Spielzeug kaputt machen, zündelt gerne usw. Phasenweise auch etwas aggressiv. Der wurde allerdings nichtmal in der Schule um 1-2 Noten besser, was ja sonst IMMER zu sein scheint. Seit ich glaube 2. Klasse hoch dosiertes Ritalin (wurde immer höher eingestellt) und ich glaube mittlerweile abgesetzt, da es nicht wirkte, anfangs schon, dann nicht mehr. Der Junge wird jetzt 11. Und er hat einige Freunde (mein Junior geht da auch gerne hin, wohnen aber nicht um die Ecke), mit denen er den ganzen lieben langen Tag rumstrawanzt.
    Aber vielleicht hat er ja gar kein ADHS..... Aber die Diagnose hat er. Darum gehts.


    Leider hilft mir die Antwort in meinen alltäglichen Problemsituationen nicht.


    Ich kenne auch Deine alltägliche Problemsituation nicht und ich wüsste vielleicht auch nicht, wie ich Dir helfen könnte.
    Hilft bei Euch Ritalin auch nicht - oder nur bedingt?
    Meinst Du die Situation im Umgang mit Deinem Kind?
    Oder meinst Du damit den Umgang mit der Problematik von aussen?


    Ich verteufele die Ritalingabe überhaupt nicht - das hab ich vorne schon irgendwo geschrieben. Sehr wohl bin ich kritisch. Und dass es ADHS in der Form so häufig gibt wie es diagnostziert wird und das immer öfter, glaube ich im Leben nicht.
    Und in dieser Anzahl hat es das auch früher nicht gegeben.
    Wenn man nur an die rückläufige Geburtenrate denkt, ADHS meist genetisch bedingt ist, aber die Diagnose immer häufiger gestellt wird, kann da schon rein rechnerisch was nicht passen.

    Grüsse Tani :wink



    Du bist nicht das was Du sagst, sondern das was Du tust!

  • Diagnosen unterliegen einem zeitgenössischem Wandel, manche Diagnosen kommen und gehen, sind eine Zeit lang "modern".


    Manchmal erweisen sich Diagnosen als falsch, manchmal kommt es vor, daß diese weiterentwickelt werden.


    ADHS / Asperger und KISS sind Diagnosen, die vor 10/20 Jahren in der breiten Medizin unbekannt waren. Auch wenn es teils schon vor zig Jahren zuerst beschrieben wurde.


    Ob und wie diese Diagnosen zu bewerten sind, ist selbst unter Experten stark umstritten.


    Es gibt keine "richtige Antwort" es gibt verschiedene Hypothesen. Diese werden sich mit der Zeit, wenn wir Glück haben, sich in eine weitere Richtung entwickeln, die dann auch die Therapie einfacher machen. Ich bin mir sehr sicher, daß die Diagnose ADS in verschiedene Diagnosen aufgesplittet werden wird.


    Ob nun genetische Komponenten oder Erziehung eine Komponente ist, wird man nicht herausfiltern können, wie bei den meisten psyvhiatrischen Erkrankungen, dafür wird die Zahl der Zwillinge, die bei unterschiedlichen Familien groß werden ( wobei eine davon die Ursprungsfamilie sein muß ), zu gering sein um eine signifikante Aussage zu treffen.


    Ansonsten bin ich verwirrt von der Aneinanderreihung verschiedener medizinischer Fachbegriffe, die in der Kombination teils keinen Sinn ergeben.


    Zum Thema Studien kann ich sagen, daß es gerade bei psychsichen Erkrankungen häufig genauso viele gibt, die eine These bestätigen, wie es welche gibt, die sie widerlegen. Psychiatrische Studien zu dem Thema mit Evidenzgrad 1a zu finden, erscheint mir nahezu unmöglich.


    Diagnostik und Therapie von "ADHS" wird sich noch grundlegend ändern, nur muß man gucken, daß man Kindern mit starken Problemen JETZT hilft und bei einigen hat sich die Therapie mit Tabletten ( die im Übrigen nicht IMMER paradox wirken ) bewährt.


    Ob und in welcher Form ich meinem Kind solche Medikamente geben würde, könnte ich jetzt noch nicht sagen, ich glaube einfach, daß man da ausprobieren muß, womit man dem Kind eine gute Zukunft ermöglichen kann.


    In der Medizin gibt es einen Spruch: Wer heilt hat Recht!


    Da liegt ein wahrer Kern, bei recht neu klassifizierten psychiatrischen Erkrankungen gibt es meist keinen "Goldstandard", hier gibt es meist verschiedene Hypothesen, die unterschiedliche Therapien voraussetzen und da muß man halt schauen, welche die Richtige für einen ist.

  • Ich kenne auch Deine alltägliche Problemsituation nicht und ich wüsste vielleicht auch nicht, wie ich Dir helfen könnte.


    Ich brauche auch keine Lebensberatung :-) .
    Es ging mir nur darum, dass Du geschrieben hattest, dass es mehr Toleranz und Akzeptanz von der Umwelt bräuchte für solche Kinder und geänderte gesellschaftliche Bedingungen. Wie man das kurzfristig umsetzt, damit dies zu einer Entlastung der betroffenen Familien führen solle, so dass eine Medikamentengabe überflüssig würde (worüber sich die betroffenen Eltern, die ich kenne, durchweg freuen würden!!), das wollte ich wissen.


    Denn leider höre ich als Betroffene häufig den Stoßseufzer von Nicht-Betroffenen, dass ja die Umwelt und die gesellschaftlichen Bedingungen schuld sind am rasanten Anstieg der Diagnosen und medikamentösen Therapien. Da kann ich durchaus zuistimmen. Unsere Gesellschaft ist schneller geworden, hektischer, stressiger, lauter. Bunter, greller, leuchtender, wenn man durch die Stadt geht. Mehr Einflüsse durch Medien (die man auch als Familie nur bedingt beeinflussen kann). All dies kann Ursache für mehr Symptome sein, die diese Erkrankung birgt. Ich denke einfach, dass es damals genauso viele ADHSler gab, die aber teilweise symptomlos waren oder deren Symptome nicht so stark waren, weil sie wegen der fehlenden Reize einfach nicht überflutet waren und wo es deshalb weniger Probleme gab. Das machte diese Kinder aber nicht glücklicher.


    Durch die fehlenden Behandlungsmöglichkeiten sind diese Kinder auf der Strecke geblieben. Im o.g. Forum tummeln sich auch viele Erwachsenen-ADHSler, die genau das beschreiben und die auch gut wiedergeben können, wie beschi**en sie sich als Kinder gefühlt haben, als Außenseiter, als Alien und das Zurückbleiben hinter seinen Möglichkeiten wird da im übrigen auch durchaus als problematisch beschrieben. Von daher finde ich es auch durchaus legitim, einem Kind zu ermöglichen, seine Möglichkeiten auszuschöpfen.


    Nun hilft das Schimpfen auf die Gesellschaft bedauerlicherweise nicht weiter, denn diese Ursache für einen Symptomanstieg kann man nicht ändern. Der muss einfach hingenommen werden. Ich lebe nun mal heute mit meinen beiden Kindern und nicht vor 50 oder 100 Jahren. Ich werde auch sicherlich nicht (wie Prof. Hüther) auf die Alm ziehen. Kurzfristig kann darin ein Erfolg liegen, aber das Leben läuft nicht auf der Alm ab.
    Dann stellt sich also die Frage, wenn einer Gehirnveränderung, die da ist, heutzutage zu krankhaften Symptomen führt, was kann ich als Betroffener daran tun?
    a) Therapien durchführen und mein Kind damit glücklicher und inkludierter machen (dazu gehört auch Stimulanziengabe auch vieles, vieles andere mehr...)
    b) auf die Gesellschaft schimpfen, der Meinung sein, dass ich dem Kind kein MPH gebe, weil die Gesellschaft schuld ist und das Kind vor die Hunde gehen lassen, weil ich an der Gesellschaft nichts ändern kann.


    Da fällt mir die Wahl recht leicht.

  • Nachtrag:


    Erstaunlich ist doch auch, dass offensichtlich einige Kinder (der Großteil) mit den hektischen und lauten Bedingungen der heutigen Welt klar kommen und eben keine Symptome aufzeigen und andere diese Symptome zeigen.


    Ich würde drauf wetten, dass meine Kinder - die beide von ADHS betroffen sind - weitaus weniger Medienkonsum haben als der betreffende Altersdruchschnitt in Deutschland. Ich wohne ländlich. Meine Kinder sind in Sportvereinen, sie bewegen sich viel draußen. Also eigentlich optimale Bedingungen dafür, keine Symptome zu entwicklen. Also muss schon mehr dahinter stecken als "nur" die Umweltfaktoren.

  • Nachtrag:


    Erstaunlich ist doch auch, dass offensichtlich einige Kinder (der Großteil) mit den hektischen und lauten Bedingungen der heutigen Welt klar kommen und eben keine Symptome aufzeigen und andere diese Symptome zeigen.


    Ich würde drauf wetten, dass meine Kinder - die beide von ADHS betroffen sind - weitaus weniger Medienkonsum haben als der betreffende Altersdruchschnitt in Deutschland. Ich wohne ländlich. Meine Kinder sind in Sportvereinen, sie bewegen sich viel draußen. Also eigentlich optimale Bedingungen dafür, keine Symptome zu entwicklen. Also muss schon mehr dahinter stecken als "nur" die Umweltfaktoren.


    Vielleicht widmest du deinen Kindern ja einfach nur viel zu wenig Zeit und sie bekommen zu wenig Aufmerksamkeit von dir. (Ich hoffe, der Sarkasmus kommt durch.)

  • Wie man das kurzfristig umsetzt, damit dies zu einer Entlastung der betroffenen Familien führen solle, so dass eine Medikamentengabe überflüssig würde (worüber sich die betroffenen Eltern, die ich kenne, durchweg freuen würden!!), das wollte ich wissen.


    Du als Betroffener kannst nichts tun. Deswegen ist aber immer noch ein Umdenken der Gesellschaft notwendig. Das haben wir ja schon bei anderen Themen durch. Und jeder einzelne sollte da seinen Beitrag leisten. Nur daran haperts ja (noch).


    Nun hilft das Schimpfen auf die Gesellschaft bedauerlicherweise nicht weiter, denn diese Ursache für einen Symptomanstieg kann man nicht ändern.


    Ich schimpfe auch auf die Umweltpolitik, obwohl ich keinen Einfluss darauf habe. Sehr wohl kann ich aber meinen eigenen kleinen Beitrag zum Umweltschutz leisten.


    Erstaunlich ist doch auch, dass offensichtlich einige Kinder (der Großteil) mit den hektischen und lauten Bedingungen der heutigen Welt klar kommen und eben keine Symptome aufzeigen und andere diese Symptome zeigen.


    Das sehe ich anders. Ich glaube, dass JEDER ein Problem damit hat. Immerhin beschweren sich ja auch viele da drüber. Die einen können nur besser entspannen dann in der Ruhephase als andere. Wenns mir zu laut ist, bekomm ich auch Kopfweh. Manche 3D-Filme machen mich schwindelig. Und da gehts ganz vielen so.


    Das hat jetzt mit ADHS oder nicht gar nichts zu tun.

    Grüsse Tani :wink



    Du bist nicht das was Du sagst, sondern das was Du tust!


  • Ob nun genetische Komponenten oder Erziehung eine Komponente ist, wird man nicht herausfiltern können, wie bei den meisten psyvhiatrischen Erkrankungen,

    Nur zum besseren Verstehen, wenn eine Erkrankung erblich bedingt ist, wie zB das Downsyndrom, in wieweit kann dann Erziehung eine Komponente sein (ja ich weiß sehr wohl, das das Downsyndrom auch körperkiche Auswirkungen hat)




    Ansonsten bin ich verwirrt von der Aneinanderreihung verschiedener medizinischer Fachbegriffe, die in der Kombination teils keinen Sinn ergeben.

    Ja und nu?




    Zum Thema Studien kann ich sagen, daß es gerade bei psychsichen Erkrankungen häufig genauso viele gibt, die eine These bestätigen, wie es welche gibt, die sie widerlegen. Psychiatrische Studien zu dem Thema mit Evidenzgrad 1a zu finden, erscheint mir nahezu unmöglich.

    Nochmal wenn es nun aber eine Stoffwechelselerkrankung ist, dann?



    Ich ziehe wirklich meinen Hut vor den betroffenen Eltern, die hier immer noch schreiben, obwohl es Beiträge gibt, die unterstellen man hätte ja eh keine Ahnung(ohne bestimmte Voraussetzungen), die immer wieder kehrende Weisheit, wenn man nur will (bessser erzieht ) dann geht das schonu.ä.



    Liebe Grüße


    Ute, die denkt es ist immer noch ein Unterschied,ob man sich mit Dingen nur in der Theorie befasst oder sie tagtäglich erlebt.

  • @Tanimami
    Ich schreib jetzt nicht viel, weil ich gerade vom PC vergrault wurde.
    Deshalb nur 2 Sachen
    a) ich hab vor x Jahren ein Buch gelesen das war eine ähnliche Abbildung drin gucksdu. Schreibschrift einmal mit, einmal ohne MPH. Ewige Kritiker werden nun wieder behaupten: Ha, Fälschung! Pharmaindustrie! Aber bilden wir uns mal ein, das wäre nicht getürkt, ist es doch eine gute Anleitung wie es in einem ADS-Kopf aussehen mag
    b) ich hab bisher ca. 3 Kinder mit Problemen beobachten dürfen
    1. mein Bruder, Hausaufgaben, ein Elend. Der konnte sich nicht für 2 min konzentrieren. Und Elend meine ich nicht böse, das war traurig. Sonstige Probleme mit der Selbstfindung spar ich mir. Guter ADHS-Kandidat.
    2. mein Sohn. Lernt eigentlich schnell, schlägt mich sogar in bestimmten Denksportaufgaben. Aber genauso schnell vergißt er eben auch. Hat überhaupt keinen Draht zu Büchern, noch nie gehabt. Ich hab ihm vorgelesen, er hat auf der nächsten Seite vergessen worum es ging. Neurologische Anomalie, rechte Seite, soviel weiss ich schon.
    3. ein Mädchen in einer "Sonderschule" das ich betreuen dürfte. Auch recht traurig. Niedriger IQ, da war vermutlich wirklich nicht zu wollen


    "Ich denke, also bin ich" heißt es so schön. Ich lese viel, bei mir klappt das. Schule, Uni, Beruf, ein Problem? Ich zieh meinem Hirn ein paar Dolche an und dann wird es niedergestochen. Nach erfolgreicher Tötung pflanz ich meinen Fuss drauf und lass einen (stillen) Urschrei los. Mein Kopf kann das, obige Beispiele nicht. Es geht garnicht "nur" um gute Noten. Sondern auch darum, Selbstsicherheit aus seinen intellektuellen Fertigkeiten zu generieren. Und nicht täglich an den Hausarbeiten zu scheitern. Mit welchem Recht kann ich als guter Läufer (nicht Sprinter, ich weiß wo meine Grenzen liegen) sagen, das jemand der zeitweise humpelt nicht auch mal laufen darf? Das es okay ist was er alles verpaßt?
    Das siehst du nicht als so dringlich an?

    Einmal editiert, zuletzt von butterblum ()

  • Ute, die denkt es ist immer noch ein Unterschied,ob man sich mit Dingen nur in der Theorie befasst oder sie tagtäglich erlebt.


    Nur weil man kein EIGENES Kind mit ADHS hat, heißt das nicht, daß man nicht fast täglich damit zu tun hat...


    Nochmal wenn es nun aber eine Stoffwechelselerkrankung ist, dann?


    Möglich, aber unwahrscheinlich.


    Das Pharmafirmen ein Interesse daran haben daß Ritalin verschrieben wird ist meines Erachtens im Übrigen völliger Unsinn, da das Patent längst abgelaufen ist ( 1967 ) , das Zeug somit billig produziert und verkauft werden kann.


    "Verdienen" tun Pharmafirmen, so lange das Patent besteht, soll heissen, so lange eine Firma ein Medikament exklusiv zu einem selbst bestimmten Preis verkaufen kann.


    Dennoch glaube ich, daß noch viel Zeit nötig ist um eine wirksame Therapie verschiedener Erkrankungen, die heutzutage alle unter "ADS" zusammengefasst werden, zu ermöglichen.


    Nur hilft das den Betroffenen im Moment wenig.

  • Ute, die denkt es ist immer noch ein Unterschied,ob man sich mit Dingen nur in der Theorie befasst oder sie tagtäglich erlebt.

    :brille Auch ein gutes Stichwort


    Im Kindergarten fallen AD(H)S Kinder noch wenig auf da Sie viel selber erleben können und Dinge mit allen Sinnen erleben.
    In der Schule fällt Erleben mit allen Sinnen immer mehr weg und der Schulstoff wird nur noch theoretisch gelernt.
    Gerade bei AD(H)S Kinder brauchen auch praktische Erfahrungen und Beispiele.


    Was wieder zu einer anderen Theorie über die Ursache von AD(H)S führt.
    Die Sichere und behütete Umwelt in der wir heute Leben im Gegensatz zu den Risiko und gefahren reichen Leben von früher.
    :tuedelue Nicht umsonst steigt die Zahl der Trend und Risiko Sportarten

    Probiers mal mit Gemütlichkeit mit Ruhe und Gemütlichkeit

    jagst du den Alltag und die Sorgen weg


  • Nur weil man kein EIGENES Kind mit ADHS hat, heißt das nicht, daß man nicht fast täglich damit zu tun hat...

    Sei mir nicht böse ,aber für mich macht es schon einen Unterschied, ob man beruflich damit zu tun hat, oder mal den Neffen Freund usw zu Besuch habe, oder ob man mit dem Kind zusammenlebt(wobei es in dem Fall egal ist ob es das eigene ist)


    Liebe Grüße


    Ute

  • Du als Betroffener kannst nichts tun. Deswegen ist aber immer noch ein Umdenken der Gesellschaft notwendig. Das haben wir ja schon bei anderen Themen durch. Und jeder einzelne sollte da seinen Beitrag leisten. Nur daran haperts ja (noch).


    Ich schimpfe auch auf die Umweltpolitik, obwohl ich keinen Einfluss darauf habe. Sehr wohl kann ich aber meinen eigenen kleinen Beitrag zum Umweltschutz leisten.


    Das ist ja auch gut so, aber trotzdem muss doch für die Betroffenen jetzt eine Lösung her. Ein gesellschaftliches Umdenken in 10 oder 20 Jahren hilft leider den Kindern heute nicht.


    Das sehe ich anders. Ich glaube, dass JEDER ein Problem damit hat. Immerhin beschweren sich ja auch viele da drüber. Die einen können nur besser entspannen dann in der Ruhephase als andere. Wenns mir zu laut ist, bekomm ich auch Kopfweh. Manche 3D-Filme machen mich schwindelig. Und da gehts ganz vielen so.


    Ja. Aber Du entwickelst als jemand, dessen Neurotransmitter das tun, was sie tun sollen, eben nicht die Symptome, die ein ADHSler dauerhaft nach außen trägt. Das ist der Unterschied. Somit "funktionierst" Du und andere gesellschaftlich einwandfrei oder nur mit kleinen Aussetzern, ein ADHSler jedoch nicht. (funktionieren ist ein böser Begriff, ich weiß... ersetze ggf. durch harmonierst oder interagierst).
    Es ist ein Unterschied, ob ich von einem 3D-Film schwindelig werde, was nach kurzer Zeit wieder weg ist oder ob ich aufgrund der Reizeinflüsse dauerhaft
    - meine Aufmerksamkeit nicht auf einem Punkt halten kann
    - ständig in Bewegung sein muss, um mich zu focussieren
    - bei Frustrationen einfach nicht mehr aushalten kann sondern explodiere
    (um nur 3 Symptome herauszupicken).


    Auch Burnout ist unserer heutigen Gesellschaft geschuldet. Dafür zweifelt aber auch niemand das Vorhandensein dieser Erkrankung an und auch die Behandlung (mit Psychotherapie, teilweise aber auch mit Psychopharmaka) ist nicht verpönt. Warum ist es dann bei ADHS so?

  • Betrifft Hauptsächlich die Behandlung bei Kinder
    Bei Erwachsenen AD(H)S entscheidet der Betroffene ja selber und keine Dritten


    Ja, das mag sein. Aber ich treffe tagtäglich Entscheidungen für meine Kinder, ohne dass ich mich dermaßen kritischen Bemerkungen aussetzen muss. Ob das nun Schulwahl ist, die Kleidung etc. pp. Zudem ging es bei dieser Diskussion hier ja darum, dass angezweifelt wurde, dass die Diagnose stimmt und dann im 2. Schritt die Gabe von MPH.
    Sprich: MPH geben zum großen Teil (das war die Intention hier) Elternteile, die entweder Höchstleistungen aus ihren Kindern herauskitzeln wollen oder Ruhe vor ihren Kindern haben wollen und die Diagnose ADHS wird zu diesem Zweck missbraucht. Zudem wird Eltern unterstellt, gedankenlos ein Medikament zu verwenden, welches unter das BTMG fällt.


    Eben gegen diese beiden Vorurteile wehre ich mich.

  • Susanne, wir reden wirklich aneinander vorbei.
    Du beschreibst ADHS-Kinder, die wirklich große Probleme haben, keine Freunde, unglückclih usw.
    Nicht alle ADHS-Kinder sind so.
    Nicht alle - sogar sehr viele nicht - haben solche VErhaltensweisen.
    Und trotzdem haben sie die gleiche Diagnose. Und die Anzahl wird zu Recht angezweifelt.
    Das ist auch mit besserer Methodik in der Diagnostik und mit dem Fortschritt in der Medizin nicht mehr schön zu reden.
    Hier zweifelt niemand die Tatsache an, dass es ADHS gibt.
    Darum geht es NICHT.


    Ausserdem gibt es sehr wohl Eltern, die tatsächlich diese Diagnose brauchen. Auch zum Selbstschutz. Lieber ne ADHS-Diagnose als gar keine. Ja, das gibts.
    Es gibt Leute hier, die haben halt andere Erfahrungen und Beobachtungen - teilweise auch Outings - in ihrem Umfeld gemacht. Und da muss man nichtmal selber betroffen sein.
    Das heisst aber nicht, dass man sich als Betroffene diesen Schuh anziehen muss. Aber Du verteidigst Dich, als wärst Du angeprochen. Du musst Dich nicht rechtfertigen. ICh gehe davon aus, dass jeder für sein Kind das richtige tut.


    Ein Umdenken in 10-20 Jahren hilft auch nichts, denn da wird wieder was neues (was natürlich schon immer da war, nur keiner hats gemerkt) aus dem Boden gestampft sein.
    Im übrigen sehe ich es so wie Monsterkrümel: ADS wird aufgesplittet werden in verschiedenste Untergruppen. Und man darf gespannt sein, welche Schubladen sich da dann auftun werden, welche Kinder man in welche stecken kann und was dafür die Pharmaindustrie bereithalten wird.

    Grüsse Tani :wink



    Du bist nicht das was Du sagst, sondern das was Du tust!

  • Hallo,



    Möglich, aber unwahrscheinlich.


    Nein. Der Käse ist gegessen. ADS kann mit funktionellen bildgebenden Verfahren (PET - Positronen-Emissions-Tomographie und fMRT - funktionelle Kernspin-Tomographie) sichtbar gemacht werden. Die Effekte von MPh können so sichtbar gemacht werden (erhöhte Dopamin-Konzentration in einem bestimmten Gehirnbereich - ob die Wiederaufnahme gehemmt oder die Produktion gesteigert wird, ist m.W. nicht abschließend geklärt (Tendenz zu ersterem), aber auch irrelevant); und die Tatsache, daß ein Betroffener unter MPh eine zur Kontrollgruppe "normale" Dopamin-Konzentration da hat.


    Hier noch zu spekulieren, ob das nicht doch an Omega-3-Fettsäuren läge (nö) oder an einer Indigo-farbenen Aura, ist müßig. Die organische Komponente von ADS ist ein genetisch bedingtes Ungleichgewicht an Dopamin und/oder Noradrenalin und Serotonin in bestimmten Gehirnarealen. Das ist eine Tatsache.


    Man kann dieses Ungleichgewicht medikamentös ausgleichen (21% der Kosten für ADS-Behandlung), durch spezielle Verhaltenstherapie, durch Elterntrainings und Coaching... die "richtige" Therapie ist eine Kombination aus diesen Einzeltherapien (die aber nicht immer alle zur Verfügung stehen).


    Und ja, jeder Mensch hat - wie ein Blinder, dessen Hörzentrum teilweise das Fehlen der Optik kompensiert - die Möglichkeit, die ADS-Störungen ganz oder teilweise zu kompensieren (z.B. erlebt man ADS-Betroffene, die in Konzentrationstests gut abschneiden - aber langsam und sehr fehlerarm; dies bedeutet nicht, daß sie sich gut konzentrieren können, sondern fehlende Konzentration mit Zeit und Exaktheit kompensieren). Je nach Schweregrad /kann/ das sogar ausreichen, um die ADS-Veranlagung komplett unter die Schwelle des krankheitswertigen ADS zu drücken.


    Zitat

    Dennoch glaube ich, daß noch viel Zeit nötig ist um eine wirksame Therapie verschiedener Erkrankungen, die heutzutage alle unter "ADS" zusammengefasst werden, zu ermöglichen


    Ja, und das ist kein Wunder; bis 1990 glaubte man, ADS sei durch einen Sauerstoffmangel bei der Geburt ausgelöst, seitdem /kann/ man überhaupt erst die organischen Ursachen sichtbar machen. (Beim Hormonhaushalt z.B. des weiblichen Zyklus konntest Du Frauen jeden Tag Blut abnehmen und daraus die Hormone isolieren. ADS spielt sich aber im Gehirn ab, und Du kannst keine Proben aus irgendwelchen Hirnarealen nehmen - solche Operationen macht man ausschließlich bei schwersten(!) Epilepsien, Depressionen o.ä.. Bevor es etwas gab, mit dem Du "zerstörungsfrei" in's Hirn schauen konntest (früher PET, heute hier fMRT), hattest Du gar keine Möglichkeit, etwas festzustellen.)


    Seitdem ist die ADS-Diagnose sogar erweitert worden (Hypoaktiver Typ, Typ ohne Auswirkung auf die Aktivität).


    Wenn sich die aktuelle Forschung bestätigt, ist der nächste Schritt ein Test auf die auslösenden Genmarker und darauf eine maßgeschneiderte medikamentöse Einstellung, evtl. sogar Aussagen über besondere Methoden der VT.


    Gruß
    diadem


    PS: Nachdem "grünschnabels" teils ehrenrührige Aussagen stehen bleiben und er damit evtl. Leser verunsichert (was wohl der Sinn seiner FUD-Trolls ist): Per PN kann ich auf Verlangen gerne Quellenangaben liefern, die in einer Uni-Bibliothek ausleihbar sein sollten. - Über "Ärztinnen" mit ADS-Erfahrung, die mir hier den Erklärbär abnehmen, würde ich mich übrigens sehr freuen.

    2 Mal editiert, zuletzt von diadem ()

  • diadem: Kannst Du mir eine randomisierte prospektive Studie nennen, die belegt, daß sich ADS im PET diagnostizieren lässt? Mir würde hier schon Evidenzgrad 1b reichen.
    In einem Artikel aus dem Ärzteblatt 2009 steht , daß es HINWEISE gibt, daß ein Zusammenhang ADHS bestehen KÖNNTE...es handelt sich um eine These, NICHT um seit Jahren bestehenden Fakten.
    Außerdem wird hier ein SYMPTOM nachgewiesen, welches mit ADHS vergesellschaftet ist.


    Zu behaupten, daß man ADHS mittels PET oder MRT BEWEISEN kann ist vorsichtig gesagt etwas gewagt.


    So wie Du hier redest, müsste das ja schon zur Standarddiagnostik bei ADS gehören.
    Was ich sehr verwunderlich finden würde, da dieses Verfahren nicht routinemäßig durchgeführt wird und es sicherlich deutlich günstiger wäre als die konservative Diagnostik.

  • Über "Ärztinnen" mit ADS-Erfahrung, die mir hier den Erklärbär abnehmen, würde ich mich übrigens sehr freuen.


    Die Rolle des Erklärbären hast du dir selber ausgesucht. Ich denke hier gibt es einige User, die sich mit AD(H)S sicher eine ganze Ecke besser auskennen. Es ist ein Erfahrungsaustausch hier im Forum und wissenschaftliche Fachsimpelei sicher nur ein kleiner Teil davon.


    Keiner von uns muss darüber ein Referat anschliessend verfassen.

  • Hier noch zu spekulieren, ob das nicht doch an Omega-3-Fettsäuren läge (nö) oder an einer Indigo-farbenen Aura, ist müßig. Die organische Komponente von ADS ist ein genetisch bedingtes Ungleichgewicht an Dopamin und/oder Noradrenalin und Serotonin in bestimmten Gehirnarealen. Das ist eine Tatsache.


    Soweit ich weiß, sind die Ursachen immer noch unklar, bzw. geht man von mulitfaktoriellen Ursachen aus. Ob das Ungleichgewicht genetisch bedingt ist, lässt sich bis ebenfalls nicht sagen?
    Aber dazu weiß Monsterkrümel dann vielleicht noch etwas?



    Hast du denn mal eine Quelle, Diadem