Herzklappen-OP - kennt sich damit jemand aus?

  • Bei meinem Papa steht jetzt akut eine Herzklappen-OP an (Herzklappe ersetzen).


    Kurz die Vorgeschichte:Dass seine Herzklappe mulsch ist, wissen wir schon seit ein paar Jahren. Bisher hieß es immer, dass man diesem alten Mann (85) keine OP mehr zumutet und er so eben weitermachen soll.


    Nun hat er dieses Jahr Krebs diagnostiziert bekommen, Chemo und Bestrahlung gerade seit einer guten Woche hinter sich und die Onkologen meinten, dass man doch etwas mit dem Herzen machen könne. Deshalb wurde er im Herzzentrum angemeldet, wo er wesentlich früher aufgeschlagen ist, als geplant. Es geht ihm sehr schlecht und die Prognose lautet, dass er ohne OP Weihnachten nicht mehr erleben wird.
    Nun hat sich sein Zustand innerhalb der letzten Tage sehr stark verschlechtert und die OP ist für Montag geplant.
    Dir Rückfrage in der Onkologie hat ergeben, dass die Behandlung so erfolgreich war, dass er 3-5 Jahre Ruhe vor dem Krebs hat, eine OP sich also lohnen würde.


    Die Ärzte im Herzzentrum sprachen von einem 5%-igen Risiko bei der OP.


    Nun zu meiner/meinen Fragen:
    Wieso hieß es bis jetzt, dass der "alte" Mann nicht operiert würde und wie kann es kommen, dass es jetzt doch gut möglich scheint? (5% Risiko sind ja extrem niedrig!)
    Wo sind denn genau die Risiken (abgesehen von den Üblichen, die bei jeder OP auftauchen)?


    Meine Bedenken sind u.a.: die Arterien und Venen sind ja auch nicht mehr die Jüngsten, kann da was passieren?
    Was sind dann die positiven Auswirkungen bei einer erfolgreichen Operation? Kann er wieder normal/eingeschränkt/nur noch sehr vorsichtig leben?
    Wenn das eine künstliche Herzklappe ist, besteht das Risiko der Abstoßung?


    Der Hintergrund ist u.a., dass mein Papa zwar medizinisch einigermaßen bewandert ist, aber sehr schlecht hört. Meine Mutter hört gut, hat aber von körperlichen Abläufen oder Medizin null Ahnung.
    Deshalb möchte ich mich etwas vorbereiten, falls ich endlich den behandelnden Arzt telefonisch erwischen sollte ...


    Danke schön schon einmal

    "Was für ein schöner Tag" :sonne

  • Liebe Sängerin, ich kenn das...Fragen über Fragen und Ängste...


    Meine Mutter(76) wurde im Januar 2013 das 2.Mal am offenen Herzen operiert, allerdings eine ziemlich umfangreiche OP. Bei der 1.OP vor ca 12 Jahren wurde "nur" ein Herzklappe eingesetzt und sie hat sich schnell erholt,
    war aber eben auch jünger. Ihre Lebensqualität stieg nach der OP enorm, sie hatte vorher extremste Luftprobleme, war nicht belastbar.


    Bei deinem Vater sind die Vorraussetzungen anders...Krebs, Chemo, Immunsystem sicher geschwächt, das hohe Alter.
    Aufgeklärt werdet ihr prinzipiell über all die Risiken, aber kein Arzt kann euch vorher sagen, was unter der OP passiert, wie sie verläuft, wie die Heilung sein wird.


    Wenn ICH an deiner Stelle wäre, würde ich den Arzt fragen, ob er unter all den genannten Vorraussetzungen SEINEN Vater operieren lassen würde...


    Möchte dein Papa die Operation?


    Ich wünsche euch von Herzen alles Gute und eine erfolgreich verlaufende OP!


    In welchem Herzzentrum liegt dein Vater?

    Beste Grüße von SUMMER :strahlen

    2 Mal editiert, zuletzt von Summer ()

  • Danke, Summer :thanks:
    Ja, mein Papa will die Operation. So geht es tatsächlich nicht weiter, er könnte keine einzige Nacht mehr zu Hause verbringen, so wie es ihm im Moment geht.


    Meine Schwester ist hingefahren und ich werde ihr sagen, dass die sie dem Arzt die Frage nach seinem Vater stellen soll. Das ist gut (ich darf leider nicht hin, da Mini und ich erkältet sind - das braucht er jetzt gar nicht).
    Dass natürlich ein Arzt keine Glaskugel hat, ist mir auch klar und wenn mein Papa zu den 5% gehören sollte, dann nützt uns die ganze Wahrscheinlichkeitsrechnung auch nicht, ich weiß ... trotzdem will ich die Hoffnung nicht aufgeben, dass er noch wenigstens ein paar Jahre etwas von seinem Enkel hat, vielleicht bis zur Einschulung durchhält.
    Und dass die Quälerei mit Chemo und Bestrahlung nicht umsonst war ...


    Ach ja, er ist in Bad Krozingen

    "Was für ein schöner Tag" :sonne

  • Liebe Saengerin,


    ich kann verstehen, dass man zweifelt, das Für und Wider abwägt aber am Stärksten ist ja immer die Hoffnung, dass alles gut wird! Daran solltest du denken!


    Wenn euer Vater die OP möchte, dann ist das auch viel Wert, er wird kämpfen , er hat den Krebs besiegt und das soll nicht umsonst gewesen sein!


    Wirklich alles,alles Gute für euch alle!!! :blume

    Beste Grüße von SUMMER :strahlen

  • Hallo,



    oh ich kann dich gerade gut verstehen.
    Bei meinem Vater 71 steht diese OP auch noch dieses Jahr an.
    Er soll in Duisburg operiert werden. Die Ärzte sagen ja das die OP ja schon Routine ist, aber trotzdem hat man Ängste.


    Soll dein Vater den am offenen Herzen operiert werden oder Minimalinversiv?
    Das heisst das die neue Herzklappe über die alte gestülpt wird, ohne den Brustkorb zu öffnen.
    Wäre vielleicht eine Option für schwerkranke mit schlechten Immunsystem.


    Wünsche viel Kraft und drücke die Daumen. :daumen


    LG Silvie :winken:

  • Hallo,
    eine Herzklappen-OP ist erst in den letzten Jahren wesentlich sicherer geworden. Die meisten Patienten merken quasi sofort eine deutliche Verbesserung ihrer Lebensqualität, können z.B. wieder länger gehen, sind weniger müde usw.
    Außerdem muss man bedenken, dass durch eine insuffiziente Herzklappe das gesamte Herz stark belastet wird.
    Bei deinem Vater wird sicherlich auf Grund des Alters eine biologische Herzklappe eingesetzt (die halten so ca. 15 Jahre meines Wissens nach). Das heißt, dass er evtl nicht auf Dauer starke Blutverdünner wie Marcumar nehmen muss, wie bei einer künstlichen Herzklappe, da hier das Risiko einer Thrombose erhöht ist.
    Es gibt Risiken NACH der OP, es kann zu Herzrhythmusstörungen kommen, die man aber meist mit Medikamenten in den Griff bekommt, manchmal muss ein Herzschrittmacher eingesetzt werden, aber das ist wirklich nur ein ganz kleiner Eingriff, es kann zu Thrombosen kommen, d.h. er muss sofort bescheid geben, falls er Brustschmerzen oder Kopfschmerzen bekommt oder Atemnot, aber auch das kann man dann wieder in den Griff bekommen. Aber das sind EINZELFÄLLE. Fast immer geht die Operation gut und der Patient erholt sich überraschend schnell davon.
    Weißt du ob der Brustkorb eröffnet wird oder minimal invasiv operiert werden kann? Bei minimal invasiven Eingriffen geht die Heilung natürlich wesentlich schneller voran.
    Weißt du welche Klappe ersetzt werden muss?
    LG

  • Meine Bedenken sind u.a.: die Arterien und Venen sind ja auch nicht mehr die Jüngsten, kann da was passieren?
    Was sind dann die positiven Auswirkungen bei einer erfolgreichen Operation? Kann er wieder normal/eingeschränkt/nur noch sehr vorsichtig leben?
    Wenn das eine künstliche Herzklappe ist, besteht das Risiko der Abstoßung?

    Mein Vater hatte diese OP auch vor ein paar Jahren und der Brustkorb mußte geöffnet werden. Montags war die OP und Mittwochs sah der schon wieder recht Fit aus. Ich war damals erstaunt wie schnell er sich von der OP erholt hatte. Seitdem geht es ihm um einiges besser. Er hat eine künstliche Klappe und muß seitdem Marcumar nehmen wo er die Werte selbst kontrollieren kann. ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Czeltik ()

  • Danke noch für Eure Antworten.


    Gestern waren die Besprechungen (meine Schwester war dabei und konnte ausführlich Bericht erstatten):


    Es wird eine organische Klappe (also tierischen Ursprungs), die zwar weniger lange halten, aber die anvisierten 15 Jahre sollten mehr als genug reichen - dann wäre er 100!!!
    Außerdem sind ja, wie oben schon geschrieben, die Vorteile, dass man den Brustkorb nicht komplett öffnen muss, sondern die Herz-Lungen-Maschine mittels Katheter über die Leiste anschließen kann und die Klappe mit einem kleinen Schnitt im Brustkorb einsetzen kann - auch der (weitestgehende) Verzicht auf Blutverdünnung ist natürlich ein Vorteil.
    Insgesamt hat meine Schwester ein gutes Gefühl bei den behandelnden Ärzten. Die sagten auch, dass sie gerne den Erfolg wollen, da unser Papa geistig noch so fit, fröhlich, munter und höflich ist und auch - trotz Chemo und Bestrahlung - in einem für sein Alter sehr guten körperlichen Zustand ist.
    Sie erhoffen sich für ihn eine große Verbesserung seiner Lebensqualität ... und wir auch!


    Auch bgzl. der Trombose- und Schlaganfall-Gefahr wurde er gut aufgeklärt und der Physiotherapeut hat sich auch schon vorgestellt und ihm mit "Arbeit" gedroht :D
    So etwas tut ihm immer gut - er kann es nicht leiden, untätig zu sein.


    Mein Papa hat natürlich Bammel vor der OP. Allerdings fragte er, wie lange es dauern würde, bis er wieder Auto fahren dürfe. Bei der Antwort "Acht Wochen" brauchte er gar nicht zu rechnen und meinte dann nur, dass er uns dann an Weihnachten mit dem Auto vom Bahnhof abholen würde.


    Das ist ein guter Plan und ein gutes Ziel, daran halten wir jetzt fest.

    "Was für ein schöner Tag" :sonne

  • Na das klingt doch alles optimistisch! Unsere :daumen:daumen habt ihr auch!


    Übrigens hat meine Mama auch eine tierische Herzklappe vor ca 12 Jahren und bei ihr musste der Brustkorb geöffnet werden. Vielleicht wird das individuell festgelegt oder es ist jetzt anders ,weil
    die Medizin ja unwahrscheinliche Fortschritte macht. :respekt

    Beste Grüße von SUMMER :strahlen

  • Er wird jetzt seit einer Stunde operiert und wir rechnen frühestens gegen 12 mit Nachrichten ...
    Ich habe mir heute Urlaub genommen, ich könnte sicher nicht gut arbeiten, aber zu Hause, jetzt, ist es auch komisch ...
    So eine Mischung zwischen völlig normal mit einer Angst, die immer wieder von hinten über die Schulter angekrochen kommt ...

    "Was für ein schöner Tag" :sonne

  • Die Entscheidung zu operieren hängt von vielen Faktoren ab. z.B. welche Klappe es ist (Aortenklappe, Mitralklappe,...), ob es eine Stenose oder eine Insuffizienz oder beides war, ob es weitere Erkrankungen des herzens gibt, und in wieweit der Herzmuskel durch die klappenerkrankung belastet war etc.. Zu den Details können deshalb nur die Ärzte vor Ort Auskunft geben, die den Befund kennen.


    Bioklappen sind weniger Problematisch in Bezug auf das spätere Thromboserisiko und haben manchmal funktionelle Vorteile.


    Alles gute für den Verlauf heute.

  • Liebe Saengerin, ich fühle mit dir wg der eigenen Erfahrung...lass es raus,es ist eine Entlastung...


    wenn ich darf, mal ganz dolle :knuddel

    Beste Grüße von SUMMER :strahlen

    Einmal editiert, zuletzt von Summer ()

  • Und noch ein Update:


    Er begrüßte gerade am Telefon meine Mutter mit den Worten: "Solli Schätzli, chunnsch nochher?"
    :love:flenn:love:flenn:love


    P.s.: Für alle Nicht-Südwestdeutschen: Hallo meine Liebe, kommst Du nachher? :D

    "Was für ein schöner Tag" :sonne

  • Ach Sängerin... da plumst mir aber ein Stein vom Herzen...


    auch wenn ich die worte nicht im ersten Ansatz verstanden hab...grins...


    Aber schön, das er es gut überstanden hat!!! Das er euch noch viele Jahre erhalten bleibt!!!
    lg
    Kila

    Homo homini lupus est


    Gott vergibt, ich nicht