Inobhutnahmen von Jugendämtern 2012

  • Threadrelevant ist das 10 Jahre gut mit JA und anderen Beratungsstellen und angeboten zusammen gearbeitet wurde

    Davon war im Ausgangsbeitrag dazu nichts zu sehen und trotzdem vermisse ich noch einen konkreten Bezug zum Thema. Also worauf wilst Du hinaus?

  • Hast Du für Deine Ansicht auch Sachargumente, oder beschränkt es sich auf aus der Luft gegriffenen Spekulationen über meine Biographie?


    Lieber Dolittle,


    ich habe mich mit Dir schon über erfahrene Inobhutnahmen unterhalten, von daher brauche ich da nicht über Deine Biographie zu spekulieren.
    Ich schreibe grundsätzlich nur über Dinge, mit denen ich mich auskenne. Mir reicht von daher meine eigene Sachkenntnis, Erfahrung und Fachlichkeit.


    Auf Spekulationen bin ich nicht angewiesen, auch wenn Du das wiederholt gegen User anführst, wenn deren Ausführungen nicht mit "Deinem Wissen/Deinen Erkenntnissen" übereinstimmen.


    Der Kater :brille

  • Ich habe gerade heute mit einem Bekannten gesprochen, der Soziale Arbeit studiert hat und beim Jugendamt arbeitet.
    Letzte Woche eine Inobhutnahme eines Neugeborenen. Das Kind hatte bei Geburt 0,7 Promille. Die Mutter hat sich dann kurz nach der Geburt einen Wodka-Multivitaminsaft reingezogen.


    Sicherlich gibt es nichtberechtigte Inobhutnahmen und sicherlich gibt es auch Kinder, die auch in Einrichtungen sich nicht positiv entwickeln. Trotzdem ist die Inobhutnahme ein Mittel des Staates, um eine Kindswohlgefährdung abzuwenden oder sie zukünftig zu verhindern.


    In der Regel sollten vorher andere Maßnahmen des Jugendamtes stehen wie z.B. ambulante Hilfen zur Erziehung. Das geht nur in Zusammenarbeit mit dem Elternhaus. Die Fälle, die ich persönlich (also aus privatem oder beruflichem Umfeld) kenne, haben entweder vorher intensive ambulante Unterstützung durch das Jugendamt und andere Helfersysteme gehabt oder die Gefährdung war so unmittelbar, dass ein unverzüglicher Eingriff in Form einer Inobhutnahme unerlässlich war.


    Der Fall einer unberechtigten Inobhutnahme ist mir persönlich nicht bekannt.

  • daß es im Heim häufig nicht gelingt, den Verlußt der Eltern und die damit verbundene, unglaublich tiefreichende Kränkung und Verletzung aufzufangen.

    So langsam wird es echt absurd. Ja, einseitige Berichte, natürlich. Einseitig seitens derer, die berichten, wie sie eine Situation selber empfunden haben, ohne eine Gegendarstellung derer, die das ganze von außen beurteilen und auch eine Meinung darüber haben, was die Betroffenen empfunden haben... :radab

    Ich muss Dr. Dolittle Recht geben.


    Natürlich erfahren, gerade Kinder (Jugendliche nicht mehr so häufig) eine immense Kränkung und Traurigkeit, nicht mehr bei ihren Eltern zu sein.
    Denn Kinder lieben ihre Eltern - egal wie schlecht diese sie behandeln.
    Gerade in solchen Fällen ist die "Loyalität" oft sehr hoch
    Denn es sind ihre Eltern :rotwerd




    Der Wunsch fast eines jeden Kindes ist es, bei seinen Eltern zu sein -- von daher ist es wichtig, dass die Eltern den Kindern das Gefühl geben, dass es ok ist, dass sie in Wohngruppen sind --> sonst können sie sich schlecht einlassen.


    Auch hat Dr.Dolittle aus meiner Erfahrung Recht, dass die Mitarbeiter nicht alle Trauer und das Vermissen kompensieren können.
    Hier ist eine gute und ehrliche Beziehungsarbeit gefragt.



    Und selbst Jugendliche bei uns, die seit Jahren in Wohngruppen leben, deren Eltern (leider) keinerlei Interesse an ihren Kindern zeigen, zieht es immer wieder nach Hause...
    Auch wenn sie kognitiv wissen, immer wieder Ablehnung und Kränkung nach (erfolglosen) Kontaktaufnahmen/Wochenendbesuchen erleben, sagt das Herz etwas anderes :(



    Mitarbeiter können nur versuchen, eine vertrauensvolle, annehmende Basis aufzubauen, damit die Kinder/Jugendliche sich trauen und eingestehen können, über ihre Gefühle und Verletzungen zu sprechen.

  • Denn Kinder lieben ihre Eltern - egal wie schlecht diese sie behandeln.
    Gerade in solchen Fällen ist die "Loyalität" oft sehr hoch

    Andersherum ist es genauso


    Der Wunsch fast eines jeden Kindes ist es, bei seinen Eltern zu sein -- von daher ist es wichtig, dass die Eltern den Kindern das Gefühl geben, dass es ok ist, dass sie in Wohngruppen sind --> sonst können sie sich schlecht einlassen.

    :hae: Der Wunsch der Eltern etwas nicht


    , dass die Mitarbeiter nicht alle Trauer und das Vermissen kompensieren können.
    Hier ist eine gute und ehrliche Beziehungsarbeit gefragt.

    Die Jugendliche haben wenigsten die meiste Zeit Qualifiziertes Personal um sich

    Probiers mal mit Gemütlichkeit mit Ruhe und Gemütlichkeit

    jagst du den Alltag und die Sorgen weg

  • Zitat

    Andersherum ist es genauso

    Ich meinte eine falsch verstandene Loyalität. Das die Kinder das Gefühl/Bedürfnis haben, sie müssen nach Hause, weil sie sich "kümmern" oder sich wegen falschen Signalen der Eltern nicht einlassen können.




    Zitat von »LotteLustig«
    Der Wunsch fast eines jeden Kindes ist es, bei seinen Eltern zu sein -- von daher ist es wichtig, dass die Eltern den Kindern das Gefühl geben, dass es ok ist, dass sie in Wohngruppen sind --> sonst können sie sich schlecht einlassen.


    :hae: Der Wunsch der Eltern etwas nicht

    Ich habe vielfach erlebt, dass Eltern die Tatsache, dass ihre Kinder in stationären Einrichtungen sind (aus verschiedensten Gründen wie z.B. Scham der Umwelt gegenüber) nicht annehmen und zulassen können - auch unbewusst - und damit bringen sie ihre Kinder in Loyalitätskonflikte.
    Oder sie äußern: "Bald bist du wieder bei mir" --- bei den Kindern ensteht das Bild: "Ich brauch mich nicht einlassen, ich bin ja bald wieder zu Hause"
    Das erschwert die Arbeit enorm.




    Zitat von »LotteLustig«
    , dass die Mitarbeiter nicht alle Trauer und das Vermissen kompensieren können.
    Hier ist eine gute und ehrliche Beziehungsarbeit gefragt.


    Die Jugendliche haben wenigsten die meiste Zeit Qualifiziertes Personal um sich

    Es ist schwierig, wenn das Kind aus eben genannten falsch verstandenen Loyalitätsgefühlen oder weil sie z.B. "Erwachsenenrollen" einnehmen mussten nach Hause streben.
    Gut qualifiziertes Personal - vor allem empathisches und wohlwollendes Personal ist wichtig - wenn auch es schwierig ist, für jeden Bewohner Zeit zu finden.
    Ich z.B. hatte in meiner Intensiv 1 Wohngruppe 8 Bewohner und war i.d.R. alleine im Dienst. Wie die anderen Kollegen auch.
    Da ist immer was los :brille und dann Freiräume zu schaffen, um Gespräche zu führen, ohne dass die anderen die Bude auseinander nehmen ist nicht immer so leicht.
    Zwar gibt es "Entwicklungsgespräche" 14tägig - aber das reicht m.M. nach leider nicht aus.
    Oft ist keine Möglichkeit da, sich mal ne Stunde rauszuziehen. Das muss man dann verschieben :(
    Oder außerhalb der offiziellen Dienstzeit machen.



    (auch nicht Sinn der Sache) Aber die Arbeitsbedingungen sind ein anderes Thema 8)

  • Zitat

    Ich habe vielfach erlebt, dass Eltern die Tatsache, dass ihre Kinder in stationären Einrichtungen sind (aus verschiedensten Gründen wie z.B. Scham der Umwelt gegenüber) nicht annehmen und zulassen können - auch unbewusst - und damit bringen sie ihre Kinder in Loyalitätskonflikte.


    Also ich spreche da ganz offen drüber mit meinen Freunden, Bekannten, Kollegen und auch hier. Wieso sollte man sich dafür schämen, Hilflosigkeit einzugestehen und sich Hilfe zu holen? Tut man das nicht, bricht das ganze System zusammen und das ist für das betreffende Kind eine noch viel schlimmere Erfahrung.


    Meine Tochter weiß, dass ich sie liebe und es im Moment nicht anders geht. Sie weiß auch, dass sie nicht für ein paar Monate dort bleibt, sondern mindestens 2 Jahre und bei Bedarf oder Wunsch Ihrerseits durchaus auch länger. Wenn sie sich nicht einlassen kann, wird ihr nicht geholfen und da sind die Eltern in der Verantwortung, denn ein Kind, dass sich nicht einlassen kann, wird auch dort schwierig sein, weil es sich dort nicht zu Hause fühlt.

    Sei einfach Du selbst, alle anderen gibt es schon

  • Meine Tochter hat Kontakt zu Teenagern, welche in betreuten Heimen oder Einrichtungen leben - ich finde es schlimm, schlimm, weil die Kids mehr oder weniger sich selbst überlassen sind - Mädel springt zu Hause ausm Hochparterre, Knöchel tut weh - sie kann zwar laufen aber zum Arzt hat sie keiner begleitet. Auch morgens sind die Kids sich selbst überlassen, kein gemeinsames Frühstück, jeder muss sehen wie er klar kommt. Nur ein kleiner Auszug, aber gut finde ich das nicht.
    Die Mutter besagter Fensterhopserin, bekam gleich am nächsten Tag ein Schreiben, die Unterbringung kostet bis zu 5.700 Euro - da frag ich mich echt wofür?!

  • Das hängt sicher auch von der Einrichtung ab.


    Bei mir war es ja eher eine "Inobhutgabe" und die Einrichtung verlangt auch ca. 5700 EUR.


    Ich habe mir die Einrichtung selber ausgesucht, Kontakt geknüpft, angesehen, viele Fragen gestellt und dann entschieden.


    Aber einige Sachen habe mich auch gewundert im positiven wie im negativen Sinne: Zimmerordnug kann wohl jeder halten wie er will. Bei vielen herrschte Chaos. Wäsche waschen müssen die Kids selber und auch Einkaufen und Kochen am WE. Wobei ich das nicht schlecht finde.


    Verletzungen gab es auch schon, aber die Betreuer können nicht überall sein. Meine Tochter hatte in den ersten 6 Wochen einen Harriss im Handknochen. Damit wurde sie zum Arzt begleitet und es gab auch einen Gips. Das zweite Mal hatte sie den Finger in der Tür eines Pkws eingequetscht und da ging sie selber zum Arzt. Der ist gleich vor Ort. Ich finde das nicht schlimm. Es hängt aber auch vom Alter ab.


    Aber wenn das Jugendamt eine Inobhutnahme macht, hat man wohl keinen Einfluss mehr auf die Wahl der Einrichtung und ich glaube mein Fall ist eher die Ausnahme...

    Sei einfach Du selbst, alle anderen gibt es schon

  • Wie gesagt, habe verschiedene Einrichtungen von Erzählungen und Abholung der Tochter kennen gelernt - 3 x "nicht gehört" und die Kids werden rausgeschmissen - sprich - ab in die nächste Einrichtung - ich habe das Gefühl, es ist halt nur eine Unterbringung, von pädagogischen Inhalten konnte ich da nichts erkennen

  • Aber wenn das Jugendamt eine Inobhutnahme macht, hat man wohl keinen Einfluss mehr auf die Wahl der Einrichtung und ich glaube mein Fall ist eher die Ausnahme...

    Solang man Sorgerecht und ABR hat, hat man auch Einfluss auf die Wahl der Einrichtung. Da die Elternteile immer noch zustimmen müssen.
    Problem ist mehr das man darauf angewiesen ist ob die Einrichtungen auch freie Plätze haben.


    Und je nach Alter und Fall werden die Kinder zum Arzt begleitet oder Sie müssen selbstständig alleine gehen.
    Ebenso mit aufräumen und anderen. Ziel ist es ja das die Kinder eigenständiges selbstverantwortliches Handeln und tun erlernen.

    Wie gesagt, habe verschiedene Einrichtungen von Erzählungen und Abholung der Tochter kennen gelernt - 3 x "nicht gehört" und die Kids werden rausgeschmissen - sprich - ab in die nächste Einrichtung - ich habe das Gefühl, es ist halt nur eine Unterbringung, von pädagogischen Inhalten konnte ich da nichts erkennen

    :tuedelue Eben Du kennst (nur) die Sichtweise aus Erzählungen, um genaueren Einblick zu bekommen müsstest auch mit den involvierten Betreuern reden . Und wo soll man die Grenze setzen
    :frag
    Es sind halt gewisse Regeln notwendig, werden diese wiederholt, in diesen Fall 3x , nicht eingehalten erfolgt Konsequenz.

    Probiers mal mit Gemütlichkeit mit Ruhe und Gemütlichkeit

    jagst du den Alltag und die Sorgen weg

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  • Dort wo meine Tochter ist, hat mich erst kürzlich die Psychologin (Die haben eine eigene dort für wenige Kinder) angerufen und mir erklärt, was sie mit meiner Tochter vor haben.
    In welche Gruppen sie geht, welche Angebote sie bekommt, welche Therapien es gibt und für sie vorgesehen sind.
    Und die Angebote passen genau zu ihrem Problemverhalten.
    In der Heimschule wird gerade geprüft, wo sie lerntechnisch steht, um sie auf eine Regelschule vorzubereiten.
    Es gibt pro 2-3 Kinder einen Betreuer und ich habe schon einige Gespräche und eMail Kontakt gehabt und mein Eindruck ist sehr gut.
    Meine Tochter fühlt sich wohl, was will ich mehr?


    Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Einrichtung die positive Ausnahme ist. Wir hatten auch andere gesehen, die uns gefielen und da sah es ähnlich gut aus.


    Die Frage ist, ob es eine staatliche Kontrolle der Einrichtungen gibt. Ich stelle mir da Eltern- und Kinderbefragungen vor, wonach man das sehr schnell heraus bekommen könnte, wie es wirklich zugeht.

    Sei einfach Du selbst, alle anderen gibt es schon

  • Naja, vielleicht ist das halt hier in Berlin etwas "lockerer" oder es gibt so viele Inobhutnahmen, dass man zwecks Personalmangel der Lage einfach nicht gerecht werden kann. Hier in Berlin Reinickendorf hängt an jeder Tür des JA ein bunter Zettel: Aus Personalmangel keine kurzfristige Termine möglich.
    Heimkinder, welche nach Schule noch eine Ausbildung suchen, bekommen übrigens keine verbilligte Fahrkart - kein Ausbildungsticket oder den Berlin Pass - da die wenigsten Eltern die Unterbringung zahlen, springt ja der Sozialkasse ein, die müssten sich eine Monatskarte für fast 90 Euro kaufen - ein Fehler im System sagen die Betreuer