Inobhutnahmen von Jugendämtern 2012

  • Die Jugenämter stehen unter dem Druck der Öffentlichkeit, alle Kinder ausreichend zu schützen, haben aber das Problem, daß ihre Mitarbeiter vielfach völlig unzureichend qualifiziert sind, um diese schwierige Aufgabe sach- und fachgerecht durchzuführen. Deswegen werden nach dem Gießkannenprinzip etliche Kinder, auf die ein Verdacht fällt, vorsorglich entzogen, in der Annahme, daß man damit am ehesten auch die wirklich gefährdeten erwischt. Ein hochtraumatischer Albtraum für alle die Familien, die in überproportionel stark steigender Zahl zu unrecht betroffen sind.


    Das ist jetzt sicherlich eine zu einseitige Darstellung und es gibt auch Jugenämter, die einen guten Job machen, aber es war eine Erklärung für die stetig steigenden Inobhutnahmen angefragt und das ist der Hauptgrund in Kurzfassung.

  • Um das Ganze ein wenig zu objektivieren: es gibt viel zu wenige Mitarbeiter für die erforderliche Arbeit. Zumindest ist das bei unserem Jugendamt so, und ich denke, das ist kein Einzelfall. Das könnte erklären, warum dann der "Standardprozess Inobhutnahme" durchlaufen wird, weil keine Zeit da ist, genauer hinzuschauen. Eine vermutete unzureichende Qualifikation würde natürlich die Situation noch erschweren, aber dazu kann ich mir kein Urteil erlauben.

  • es gibt viel zu wenige Mitarbeiter für die erforderliche Arbeit.

    Diese Erklärung wird immer wieder angeführt, aber dabei wird übersehen, daß geringqualifizierte MA ineffektiv arbeiten. Ein hochqualifizierter Mitarbeiter wüßte seine Arbeitszeit erheblich effektiver auszunutzen. Aktuell wird sehr viel Arbeitszeit auf unangemessene, nicht dem Kindeswohl dienliche Handlungen verschwendet.


    Interessant dazu übrigens, daß mir erst kürzlich berichtet wurde, daß hochqualifizierte Bewerber von den Jugendämtern teilweise unter Hinweis auf die zu hohe Qualifikation (bspw. Dipl. Psych) abgelehnt werden, weil man für das Geld lieber anderthalb gerningqualifizierte SB einstellt, die dann dort herumdilettieren. Es gibt noch nicht mal eine strukturierte Weiterbildung zum JA-SB. Da werden einfach Soz.-päds o.ä. eingestellt und von den Kollegen in die Abläufe eingeführt - fertig. Zumindest läuft das in den mir bekannten Jugendämtern so - da wird kurzerhand amtliche Befugnis als Garant für Sachkompetenz angesehen, was völlig unsinnig ist.

  • Dr. Doolittle,
    Magst du Berufsgruppen nennen, die deiner Meinung nach nicht unzureichend qualifiziert sondern bestens dafür geeignet wären, den Job eines ASD-Mitarbeiters erfolgreich zu übernehmen?

    Einmal editiert, zuletzt von saintcake ()

  • Vielen Dank für die Nachfrage. Um hier nicht mißverstanden zu werden: Sozialpädagogen sind nicht grundsätzlich ungeeignet für diesen Job, sondern bringen im Gegenteil eigentlich einen ausbaufähigen Bildungshintergrund mit. Ebenso wie bei Psychologen, sonstige Pädagogen und sonstige Sozialwissenschaftler bedarf es allerdings einer sorgfältigeren Auswahl der einzelnen Bewerber nach spezieller Eignung für diese Arbeit und einer strukturierte Weiterbildung, um den hohen Anforderungen im Rahmen dieser Tätigkeit gerecht werden zu können.

    2 Mal editiert, zuletzt von Dr. Dolittle ()

  • Entschuldige, wenn ich nochmal nach frage:
    Wie sollte denn solch eine sorgfältige Auswahl aussehen? Und nach welchen Kriterien? Und wer überprüft die Bewerber und die Kriterien?


    Nicht, dass mein nachfragen missverstanden wird: ich frage aus Neugier und beruflichem Interesse nach, da ich hier sehr häufig von, meines Eindrucks nach immer denselben, Usern Kritik an den Mitarbeitern des JA's lese, wie unqualifiziert und ungeeignet diese doch sind und dass häufig nach Willkür entschieden wird. Was ich jedoch nicht bzw nur selten lese, sind konkrete Ideen/ Vorschläge, wie es denn anders sein kann. Es ist ziemlich einfach, immer alle auf Schimpf und Schande zu be- oder verurteilen, deswegen frage ich mal nach. Ohne jemanden auf den Schlips treten oder jmd was unterstellen zu wollen. Ich, für meine Wenigkeit, bin mir durchaus der sicherlich noch verbesserungsfähigen Stellen in der JA-Arbeit bewusst, da ich aber adhoc keine Verbesserungsvorschläge parat habe, halte ich mich mit Kritik häufig zurück. Zudem kenne ich den fachlichen Aspekt dieser Arbeit. Auch aus diesem Grund bin ich natürlich an konkreten Ideen/Vorschlägen interessiert.

  • Wie sollte denn solch eine sorgfältige Auswahl aussehen? Und nach welchen Kriterien? Und wer überprüft die Bewerber und die Kriterien?


    Du stellst gute Fragen. Die Antwort darauf ist allerdings schwierig, weil das ganze System an erheblichen strukturellen Schwächen krankt und wenn ich die jetzt alle durchzuanalysieren wollte, würde das den Rahmen dieses Forums sprengen. Ich versuche mal eine verkürzte Version.


    Eine sorgfältige Auswahl sollte sich weniger an Gehaltsvorstellungen und/oder Subordinationsfähigkeit orientieren, sondern mehr daran, ob jemand gelernt hat, selbst in emotional hochaufgeladenen Situationen noch einen kühlen Kopf und gleichzeitig ein Mindestmaß an Empathie zu bewahren. Ganz wichtig ist auch sehr sauber zwischen persönlichen Ansichten und fachlich begründbaren Feststellungen unterscheiden zu können. Ein umfangreiches state of the art - Wissen zur kindlichen Entwickung und den dafür notwendigen Faktoren ist unverzichtbar. Und nicht zu vergessen ist ein vollständiger Überlick inkl. ausdifferernziertem inhaltlichem Verständnis sämtlicher rechtlichen Rahmenbedingungen. Da käme ich jetzt schon auf etwa zwei Jahre Weiterbildung inklusive ausgedehnter Praxisphasen. Eine Möglichkeit wäre, daraus ein Masterstudium zu machen.


    Die Überprüfung der Kriterien und der Mitarbeiter ist natürlich besonders problematisch, bedenkt man die teilweise unzureichende Qualifikation der aktuell beschäftigten Mitarbeiter der Leitungsebenen. Hier sehe ich als einzige Lösung die längst überfällige Einrichtung unabhängiger, überregionaler Fachaufsichten. Diese Fachaufsichten sollten auch als Beschwerdeinstanz für betroffene Familien dienen, im Kern aber sehe ich deren Aufgabe in einer kontinuierlichen Evaluierung der Arbeit der Jugendämter inkl. davon abgeleiteter Handlungsvorgaben. Eine Teilhabe an der Auswahl der MA auf höheren Leitungsebenen sollte obligat sein.


    Soviel dazu in aller Kürze. Frag gerne weiter, wenn Du möchtest.

  • Wenn man zum Doktor geht und dem nicht alles erzählt, kann der einen auch nicht richtig behandeln.
    Genauso ist es beim JA. Wenn ich die Hälfte verschweige weil es vielleicht unangenehm ist oder garnicht
    erst reagiere,weil ich von anderen nur negatives über das JA höre, brauche ich mich nicht zu wundern,
    wenn die knallhart durchgreifen.


    jenpa

    Lehne es nicht ab, das Negative zur Kenntnis zu nehmen,
    weigere dich lediglich,dich ihm zu unterwerfen.
    N.V.Peale

  • jenpa: Das ist ein wenig vereinfacht. So wie es Menschen gibt, die nicht alles erzählen, so gibt es auch Menschen, die sich nicht die Mühe machen, sich alles anzuhören. :frag Ärzte, Lehrer, Jugendamtmitarbeiter... die Liste könnte ich beliebig lange weiterführen :frag Ich frage mich oft, WOLLEN die nicht zuhören, oder haben die schon so viel gehört, dass sie meinen schon alles gehört zu haben? Auf jeden Fall fühlt man sich manchmal nicht gehört...

    Finde Dein Licht und finde Deine Schatten. Erst dann wirst Du zu Deiner Mitte finden.

  • Die Analogie greift insofern nicht ganz, dass der Arzt nicht knallhart durchgreift. Trotzdem stimme ich zu, dass man auf jeden Fall versuchen sollte, gut mit dem Jugendamt zusammenzuarbeiten und die Mitarbeiter nicht als diejenigen ansehen sollte, die einem das Kind weggenommen haben (also "böse" sind). Wie gut die Zusammenarbeit im Einzelfall ist, hängt nach meiner Erfahrung neben der prinzipiellen Bereitschaft des Elternteils wesentlich von der empfundenen Kompetenz und Kundenorientierung des Mitarbeiters ab.

  • So wie es Menschen gibt, die nicht alles erzählen, so gibt es auch Menschen, die sich nicht die Mühe machen, sich alles anzuhören.


    Klar gibt es das, gebe ich dir Recht. Was mich nur etwas stört ist, das dem JA bzw. deren Mitarbeiter keine Chance gegeben wird,
    sondern nur draufgehauen wird nur weil Frau Müller von neben an eben Pech mit dem JA gehabt hat. Ich selber habe die Erfahrung
    gemacht,das wenn man mitarbeitet für das Wohl seiner Kinder erhält man auch Hilfe von denen.


    Und so schnell werden die Kinder nicht in Obhut genommen,man hat als Eltern viele Chancen etwas zu ändern, nur viele
    denen die Kids weggenommen werden,haben es schleifen lassen. klar hört sich das alles immer sehr dramatisch an und klingt so als
    würde das JA immer so agieren wie es Lust hat.


    jenpa

    Lehne es nicht ab, das Negative zur Kenntnis zu nehmen,
    weigere dich lediglich,dich ihm zu unterwerfen.
    N.V.Peale

  • Was mich nur etwas stört ist, das dem JA bzw. deren Mitarbeiter keine Chance gegeben wird,
    sondern nur draufgehauen wird nur weil Frau Müller von neben an eben Pech mit dem JA gehabt hat. Ich selber habe die Erfahrung
    gemacht,das wenn man mitarbeitet für das Wohl seiner Kinder erhält man auch Hilfe von denen.


    Ist ja schön, dass du die Erfahrung gemacht hast, dass du Hilfe vom JA bekommen hast. Glückwunsch zu deinem kompetenten JA Sachbearbeiter.
    Es gibt aber andere, die vom JA keine Hilfe bekommen haben, auch wenn sie dem eine Chance gegeben haben.
    Du kannst doch deine Erfahrungen nicht für alle geltend machen wollen.

  • Ist ja schön, dass du die Erfahrung gemacht hast, dass du Hilfe vom JA bekommen hast. Glückwunsch zu deinem kompetenten JA Sachbearbeiter.
    Es gibt aber andere, die vom JA keine Hilfe bekommen haben, auch wenn sie dem eine Chance gegeben haben.
    Du kannst doch deine Erfahrungen nicht für alle geltend machen wollen.

    :thanks:

  • Du kannst doch deine Erfahrungen nicht für alle geltend machen wollen.


    Gleiches gilt aber auch andersherum. Nur weil hier Leute negative Erfahrungen gemacht haben, sind nicht "die Mitarbeiter" "der Jugendämter" alle inkompetent und schlecht ausgebildet.


    Hier ist es wie überall: Es sind die laut, die unzufrieden sind. Die Zufriedenen berichten selten über ihre Erfahrungen.


    Die Jugendämter schlagen sich grundsätzlich nicht um Unterbringungen, weil die immer die teuerste Lösung sind. Vorher wird - es sei denn es liegt wirklich eine akute Kindswohlgefährdung vor - viel ambulant probiert (Familienhilfe, Familientherapie etc.).


    Aber es ist immer so. Werden Kinder in Obhut genommen wegen einer Kindswohlgefährdung, ist es falsch. Bleiben die Kinder in der Familie und es passiert etwas, ist es auch falsch. Wer von denen, die jetzt hier auf die Jugendamtsmitarbeiter schimpfen, will die Verantwortung dafür übernehmen?

  • und jedes Jahr werden es mehr. Liegt das daran, dass immer mehr Eltern überfordert sind, oder greifen die Jugendämter schneller durch?

    Kinder haben sich geändert
    Eltern haben sich geändert
    Jugendämter haben sich geändert
    Berufliche Anforderungen haben sich geändert
    Schulische Anforderung und Aufklärung haben sich verändert

    Probiers mal mit Gemütlichkeit mit Ruhe und Gemütlichkeit

    jagst du den Alltag und die Sorgen weg

  • Die Jugendämter schlagen sich grundsätzlich nicht um Unterbringungen, weil die immer die teuerste Lösung sind.


    Wenn das JA viel Geld ausgibt, bekommt es im nächsten Geschäftsjahr wahrscheinlich mehr finanzielle Mittel zugeteilt - ein Gewinn also, denn da wird sich kaum ein Haushaltsausschuß trauen, dem JA bei der aktuellen Öffentlichkeitslage den Geldhahn zuzudrehen. Und Unterbringung ist - nicht zu vergessen - eine ausgesprochen nervenschonende Maßnahme - für die Mitarbeiter des Jugendamtes. Denn die haben das Problem dann vom Hals. Die Forderung, auf einer Rückführung hinzuarbeiten, läßt sich wunderbar übergehen. Das mag ketzerisch anmuten, aber so lassen sich durchaus einige der ungerechtfertigten Inobhutnahmen erklären.


    Hier im Forum sehe ich übrigens eher mehr Pro-JA Beiträge als Contra-JA.

  • ungerechtfertigten Inobhutnahmen erklären.

    Da ist er wieder der kleine aber entscheidende Unterschied
    sind Kinder in Obhut oder war es eine Inobhutnahme durch das Jugendamt
    der Überwiegende Teil der Obhutnahmen geschied mit Einwilligung aller beteiligten
    weil alle anderen Erziehungmassnahmen keine Wirkung gezeigt haben




    Hier im Forum sehe ich übrigens eher mehr Pro-JA Beiträge als Contra-JA.

    Im welchen Zusammenhang

    Probiers mal mit Gemütlichkeit mit Ruhe und Gemütlichkeit

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