Angst vor negativen Zuschreibungen schon in der 1. Klasse

  • Hallo,
    ich muss mich einmal sortieren bzw. hätte auch gern Eure Sichtweisen aus der Distanz :-) .
    Meine Tochter ist seit September 2012 in der Grundschule. Der Start fing schon etwas unglücklich an, da man - entgegen allen Versprechungen - den gegenseitigen und rechtzeitig abgefragten Wunsch, mit ihrer besten Freundin in eine Klasse zu kommen, in diesem einzigen Fall ignoriert hat. Entscheidungskriterien wurden nicht weiter offen gelegt (die Kinder sind allerdings konfessionsverschieden) und ich habe da auch kein "Drama" daraus gemacht, da meine Tochter ohnehin eine sehr aufgeschlossene und Kontaktfreudige ist und in ihrer aktuellen Klasse auch Kinder ihrer ehemaligen Kindergartengruppe sind.
    Meine grundsätzliche Haltung ist ohnehin,sich Ruhe und Vertrauen auf das Kind zu bewahren.
    Die ersten Wochen verliefen soweit ganz gut, manchmal reagiert meine Tochter morgens mit Bauchschmerzen (kommt bei ihr häufiger vor, wenn sie angesichts bestimmter oder "neuer" Situationen aufgeregt ist) aber im großen und ganzen ging sie ganz gern zur Schule.
    Eine Woche vor den Weihnachtsferien nahm mich die Klassenlehrerin zur Seite und gab mir die Rückmeldung, dass sich meine Tochter einerseits leicht ablenken ließe und gerade in den freien Arbeitsphasen eher ein "Wildfang" sei, jedoch alles gut mitbekäme und bezüglich "Allgemeinwissen" (?) zu den Besten in der Klasse gehöre, sehr aufgeweckt sei und es eine Freude sei, mit ihr zu arbeiten. Sozialverhalten usw. alles gut. (So ähnlich waren auch die Rückmeldungen in den Entwicklungsgesprächen im Kindergarten gewesen).
    Ich war also ganz beruhigt.
    Dann kam nur sehr weniger Tage später der Anruf der selben Lehrerin, die sich nun das Lese- und Schreibverhalten meiner Tochter genauer angesehen hatte. Diese Rückmeldung war dann ganz dramatisch: es war von "großen Lücken" die Rede, meine Tochter könne noch nicht mal alle Buchstaben, sie müsse unbedingt in den Förderunterricht kommen und in den Weihnachtsferien zuhause üben, sonst seien diese Lücken nicht mehr aufzuholen. Sie würde ja sogar den Stift falsch halten usw. Außerdem sei das Leistungsniveau in der Klasse so hoch, da einige Kinder schon von zuhause aus komplett lesen könnten.
    Für Mathematik konnte sie mir keine Rückmeldung geben, da sie die Fachlehrerin noch nicht gefragt habe, dass solle ich bitte schnellstmöglich selbst tun. Tags darauf nahm sie das Arbeitsheft meiner Tochter mit und guckte dies durch - und obwohl dieses meines Erachtens nach ganz ordentlich und sorgfältig aussieht, gab es so gut wie keinen lobenden "Smiley" mehr, nur noch Abhaken.
    In der Tat fällt meiner Tochter die Silbenlernmethode (wird als einzige an dieser GS verwendet), etwas schwer und sie vergisst tatsächlich hin und wieder einen Buchstaben oder schreibt diesen falsch herum. Ich habe dies bisher ganz entspannt gesehen, da sie ja nach Abzug der Ferien auch erst 3 1/2 Monate in der Schule ist und ich nach Schule und Hort kaum zusätzlich bisher mit ihr geübt hab, weil ich denke, dass eine Sechsjährige dann nachmittags um 16.00 Uhr einfach auch noch Spielzeit haben sollte. Hausaufgaben habe ich - zusätzlich zu den Horterzieherinnen - immer angesehen und meistens auch für "gut" befunden.
    Und sie ist eben auch noch sehr verspielt und "kindlich", bisher habe ich das auch nicht weiter "problematisiert".
    Ich bin auch gern bereit, mit ihr noch zusätzlich zu üben, habe schon um einen Termin mit der Fachlehrerin für Mathematik gebeten und bin auch keine von den Müttern, die denkt, "mein Kind ist sowieso immer das Beste".
    Andererseits merke ich, dass ich mir ziemliche Sorgen mache, ob man unterschiedlichen Lerngeschwindigkeiten, Entwicklungsständen und Zugängen zu Methoden in dieser GS wirklich gerecht wird? Hat mein Kind jetzt aus einer situativen "leistungsschwachen" Einschätzung schon eine Zuschreibung aufgedrückt bekommen?
    Es kann doch nicht richtig sein, dass nach nur 3 1/2 Monaten alles schon so dramatisch ist und ohne elterliche und sonstige Förderung nichts mehr geht?
    Habe riesige Angst, dass ich auf Dauer meine Tochter vor diesen negativen Attributierungen nicht schützen kann. Obwohl ich mich bemüht hab, von all dem sie nichts mitbekommen zu lassen, weinte sie gestern abend, als es Thema wurde, dass heute ja die Schule wieder beginnt. Sie sagt auch schon immer häufiger, sie könne nicht lesen/ schreiben o.ä.
    Mir bricht das fast das Herz. Wie gern würde ich sie davor schützen, dass ihr Selbstbewusstsein leidet, nur weil sie aus irgendwelchen Schul-Mainstreamen herausfällt oder sowas. Geht das in der ersten Klasse schon so los?
    Wisst ihr, was ich meine? Reagiere ich vielleicht über? Wie sind Eure Erfahrungen?
    Danke fürs Lesen und evtl. Rückmeldung geben!
    LG

    Ich weiss nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll."


    Georg Christoph Lichtenberg

  • Hallo,


    nur kurz:


    Die wenigsten Kinder können bis zu den Weihnachtsferien lesen!
    Es reicht völlig , wenn sie es bis zu den Osterferien können. Und selbst da gibt es noch große Unterschiede!


    2 von meinen Kindern konnten es an Weihnachten, 2 bis zu Ostern und selbst heute kann meine 3. Klässnerin besser lesen als mein 5. Klässler! Solange er zurecht kommt ist es doch ok ( er ist sonst ein sehr guter Schüler bis halt auf Deutsch - mittelgut)


    Finde deine Einstellung vollkommen ok. Das schlimmste für Kinder ist unnötig Druck auszuüben.
    Nach 3,5 Monaten Schule von unaufholbaren Lücken zu sprechen finde ich völlig übertrieben!!


    Frage bei der Mathelehrerin nach, vielleicht rückt diese "alles" ins rechte Licht!
    Erst wenn diese auch sagt, daß es nicht so gut läuft würde ich mir überlegen, an was es liegen könnte und wie ich mein Kind ohne Druck zu machen mehr unterstützen kann.


    OMG wie ich es hasse, wenn alle Kinder gleich funktionieren sollen!!!!!!!!!!!!!!!


    lg duechesse :strahlen

  • Hi Karina,


    ich kann nicht wirklich mitreden, weil meine Kinder noch nicht in der Schule sind. Aber ich finde das auch völlig krass! Das erste Schuljahr ist grad mal zur Hälfte rum, da wird schon von Lücken und Förderunterricht gesprochen. Oh Gott! Das sollte in der ersten Klasse doch wirklich noch entspannt gesehen werden.


    Was ist denn Dein Eindruck von der Lehrerin? Vielleicht bissle überengagiert? Ich finde Deine Einstellung jedenfalls gut und richtig, da nicht in Panik zu verfallen sondern die seelische Balance Deiner Tochter im Auge zu behalten. Vermutlich ist das alles eher die Einzelmeinung dieser Lehrerin, den Schuh negative Zuweisung würde ich mir oder meinem Kind erst gar nicht anziehen. Hat sie doch nicht alle, die Olle. :-)

  • Dann kam nur sehr weniger Tage später der Anruf der selben Lehrerin, die sich nun das Lese- und Schreibverhalten meiner Tochter genauer angesehen hatte. Diese Rückmeldung war dann ganz dramatisch: es war von "großen Lücken" die Rede, meine Tochter könne noch nicht mal alle Buchstaben, sie müsse unbedingt in den Förderunterricht kommen und in den Weihnachtsferien zuhause üben, sonst seien diese Lücken nicht mehr aufzuholen. Sie würde ja sogar den Stift falsch halten usw. Außerdem sei das Leistungsniveau in der Klasse so hoch, da einige Kinder schon von zuhause aus komplett lesen könnten.


    Das scheint es wohl doch öfter zu geben....
    War bei uns ähnlich - da meint man, binnen 2 Wochen werden 2 Kinder beschrieben.
    Das haben auch andere berichtet.
    Ich selbst hab der Lehrerin auch gesagt, ich wäre doch die Mutter von XZ, weil ich dachte, sie beschreibt da ein anderes Kind.
    Erst so, wenig sp'ter komplett anders.
    Ab dem Moment hab ich die Lehrerin nicht mehr ernst genommen und selber geschaut, was mit Kind los ist.


    sie vergisst tatsächlich hin und wieder einen Buchstaben oder schreibt diesen falsch herum


    Das ist natürlich eine Katastrophe, dass eine Erstklässlerin noch nicht alle Buchstaben kann...nach 3 Monaten Schule. Aber stimmt, einige Lehrer erwarten sogar dies.
    Bin entsetzt!!!


    Und sie ist eben auch noch sehr verspielt und "kindlich"


    Das ist unerwünscht. Irgendwie werden da schon kleine Erwachsene erwartet bei Schuleintritt.


    ob man unterschiedlichen Lerngeschwindigkeiten, Entwicklungsständen und Zugängen zu Methoden in dieser GS wirklich gerecht wird?


    Nat[rlich wird man dem nicht gerecht. Das ist bekannt. Wenn man a bissl weg ist vom Mainstream, kann das schon zuviel sein.


    Es kann doch nicht richtig sein, dass nach nur 3 1/2 Monaten alles schon so dramatisch ist und ohne elterliche und sonstige Förderung nichts mehr geht?


    Doch. Ich h'tte mit meinem auch [ben sollen bis zum umfallen. Da muss man ein Kind haben, das das auch mitmacht... ich hab so eins nicht.
    Schule, danach Betreuung, danach Hausaufgaben. Dann ist der Tag gelaufen. 1. Klasse.


    Mir bricht das fast das Herz. Wie gern würde ich sie davor schützen, dass ihr Selbstbewusstsein leidet, nur weil sie aus irgendwelchen Schul-Mainstreamen herausfällt oder sowas. Geht das in der ersten Klasse schon so los?


    Ich habe viel zu lange gewartet und meinen erst am Ende der 1. Klasse rausgenommen. Man meint immer, es ist eine Phase und das gibt sich, Umgew;hnung usw.
    Ne, die 2. Klasse bei der gleichen stoffeligen Lehrerin, der w'r mir weggebrochen.....


    Wisst ihr, was ich meine? Reagiere ich vielleicht über? Wie sind Eure Erfahrungen?


    Nochmal gut beobachten und hinschauen. Wenn das nicht besser wird, Parallelklasse, andere Schule usw.
    Der Druck ist immens.


    Es reicht völlig , wenn sie es bis zu den Osterferien können. Und selbst da gibt es noch große Unterschiede!


    Nicht mal das. Warum muss ein Kind schon fl[ssig lesen k;nnen in der 1. Klasse..... das ist doch vollkommen [bertrieben. Die einen k;nnen es fr[her und die anderen sp'ter......


    P.S. Irgendwie spinnt meine Tastatur....Tastenkombination...

    Grüsse Tani :wink



    Du bist nicht das was Du sagst, sondern das was Du tust!

    Einmal editiert, zuletzt von tanimami73 ()

  • @Karina,
    ich sehe "dabei" folgendes Problem. Auf der einen Seite ist es meiner Meinung nach normal, daß ein Kind nach 3 Monaten Unterricht noch nicht lesen und schreiben kann. Dafür geht es ja auch in die Schule. Buchstaben "dürfen" also verschluckt, verdreht im Wort verschoben werden. Wieso auch nicht? Übung macht den Meister.


    Auf der anderen Seite... Natürlich gibt es große Lücken zu den Kindern, die schon komplett lesen und schreiben können (also die Buchstaben und einzelne Wörter).


    Für die Lehrerin ist das sicherlich auch schwierig, die "Elite" muß irgendwie beschäftigt werden und die "Normalen" müssen ebenfalls beschäftigt und unterrichtet werden.


    Jetzt ist es an Dir herauszufinden, wieviele Kinder lesen und schreiben können und wieviele Kinder lesen und schreiben lernen müssen. Wenn sie sich im Mittelfeld befindet würde ich vorschlagen, Du übst ein wenig mit ihr - es gibt bestimmt Spiele, mit denen man lesen/schreiben üben kann, ohne daß sie es als lernen wahrnimmt. Das stärkt auch ihr Selbstbewußtsein.


    Sollte sie zu den wenigen Kindern gehören, die lesen und schreiben lernen müssen, wirst Du wohl über kurz oder lang über einen Schul-/Klassenwechsel nachdenken müssen.


    Versteh mich bitte nicht falsch, Eltern sollen ihren Kindern gar nicht lesen und schreiben beibringen, (Du hast also nichts falsch gemacht und bist zurecht besorgt) aber Du tust Deiner Tochter keinen Gefallen, wenn sie hinterherhinkt. (Im Vergleich zu ihrer Klasse, nicht wegen ihres Alters oder wegen dem, was sie können müßte).

  • Hallo, ich würde evlt mal über einen Wechsel zu einer Waldorfschule nachdenken. Dort findet so ein Kampf nicht statt,und dort muß kein Kind nach 3 Monaten schon alle Buchstaben schreiben und lesen können.
    Dort wird genau geschaut was kann ein Kind,wo steht es und genau da wird es abgeholt.
    Einige Lehrer an den Regelschulen hätten am liebsten nur kleine Einsteins in der Klasse,hab ich oft das Gefühl.


    Denkt mal zurück, wir konnten damals noch keinen Buchstaben lesen oder schreiben als wir in die Schule kamen. Da haben wir erst mit Schwungübungen angefangen. Und genauso sollte es heute sein.
    Viele Lehrer haben aber nur noch G8 im Kopf - das traurige ist hier, das es schon in der ersten Klasse losgeht.


    Informier dich mal über Waldorfschule und die Pädagogik dort.


    Lg,sabine

  • >>Für die Lehrerin ist das sicherlich auch schwierig, die "Elite" muß irgendwie beschäftigt werden und die "Normalen" müssen ebenfalls beschäftigt und unterrichtet werden. <<


    Sorry, aber das ist ihr Job!!!!!!!!!!!!!



    <<
    Jetzt ist es an Dir herauszufinden, wieviele Kinder lesen und schreiben können und wieviele Kinder lesen und schreiben lernen müssen. Wenn sie sich im Mittelfeld befindet würde ich vorschlagen, Du übst ein wenig mit ihr - es gibt bestimmt Spiele, mit denen man lesen/schreiben üben kann, ohne daß sie es als lernen wahrnimmt. Das stärkt auch ihr Selbstbewußtsein.>>


    Ich gehe mal davon aus, daß es nicht nur Genies in der Klasse gibt und daß deshalb alle noch lernen müssen. Den Schuh würd ich mir nicht anziehen! Eventuell bei Eltern der Freundinen nachfragen, aber doch nich bei ALLEN!!!


    Beobachten, abwarten und endsprechend handeln, aber es ist erstmal 1/2 Jahr rum! Wichtig ist wirklich NUR, daß deinem Kind nicht die FREUDE an der Schule genommen wird. ( Ich spreche da aus ERfahrung, inkl. Klassenwechsel wegen der Lehrerin,als es gar nicht mehr ging, aber dafür ist es definitv zu früh!!!)


    lg duechesse :strahlen

  • Nunja das die Anderen schon weiter sind mit dem LEsen und schreiben wird sie So oder so mitbekommen , nun wird heutzutage öfter halt versucht "problemen"
    so früh wie möglich entgegen zu wirken... von daher sehe ich das gar nicht so dramatisch mit dem Förderuntericht.
    Auch ist sie ja nicht die einzige die in den Förderuntericht geht. und andere werden dann evtl Matheförder haben ....
    ALso als meine in der 1ten klasse war hatte eigentlich jedeskind in irgendeiner weise Förderunterricht.

  • Hallo


    :hae: Hm. Ich lese hier zwei verschiedene Dinge. Einerseits eine zurecht besorgte Mutter, die schlecht einschätzen kann, wie das eigene Kind im Vergleich steht, was es eigentlich schon können sollte und die Sorge hat, dass ihr Kind abgehängt wird. Aber andererseits eine beginnende Grudnsatzdebatte um Leistung.


    Zu ersterem: Ich würde mir überlegen, was meine Sorgen sind, dann schnappe ich mir die Hefte des Kindes, Arbeitsblätter und mache einen Termin. Der Lehrerin würde ich dann meine Sorgen erzählen, die Arbeitssachen hinlegen udn bitten, dass Dir erklärt wird, wo denn die Probleme auftauchen, woran es liegt und was gemacht werden soll. Persönlich wäre es mir lieber, frühzeitig gewarnt zu werden, bevor das Kind frustriert wird. Kleinere Lücken lassen sich schneller schließen. So sehe ich auch den Förderunterricht: Das Kind eben da abholen, wo es steht.


    Zu zweitem: Warum wird Leistung so verteufelt? Warum sollen Kinder nicht auch schon Leistung bringen. Wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Letztlich muß man sich als Elternteil doch dann überlegen, was man dem Kind so zutraut und was das Kind will. Habe ich ein Kind, welches sich stark mit anderen mißt, welches es genießt, gut zu sein, soll ich das dann bremsen? Es ist heute durchaus nicht ungewöhnlich, dass Kinder bereits eingeschult werden und alle Buchstaben können, lesen und auch schon schreiben, rechnen. Es ist Job der Lehrkraft, den Spagat zu vollbringen, beides unter einen Hut zu kriegen. Immer besteht die Gefahr, dass an beiden Enden Kinder runterfallen: Weil sie über- oder unterfordert sind. Es melden sich nie Eltern, deren Kinder gute Bewertungen haben und klagen über die anderen Kinder, über einen Mangel an Kind-sein.


    Nach nur drei Monaten nach einem Schulwechsel zu rufen, finde ich reichlich fragwürdig. Immer weg laufen, wenn es schwierig wird? Den Eltern sofort unterstellen, die falsche Wahl getrofen zu haben? Schule ist nun mal KEINE Freizeit. Schule bereitet auf das Leben vor, auf zukünfitge Anforderungen. Auch schon in der ersten Klasse. Es sollte doch eine Mischung aus beidem sein, sowohl Hilfestellung, Zeit zum Reifen lassen, aber auch der Anspruch, die mögliche Leistung zu erbringen.


    Gruß

    Einmal editiert, zuletzt von Lucca ()

  • duechesse,
    ich möchte die Lehrerin gar nicht in Schutz nehmen. Sie hat sich darum zu kümmern und im Optimalfall sind alle Kinder am Ende des Jahres auf einem Stand. Nur wird sie den Ehrgeiz der Eltern nicht stoppen können, d.h. die Kinder, die bereits lesen und schreiben können, sind den anderen eben ein Jahr voraus.
    Letztendlich wird die Lehrerin im Laufe der Grundschule eine Entscheidung treffen müssen und die lautet immer die schlechtesten Kinder auszusortieren um die besten Kinder nicht auszubremsen.


    Es geht auch nicht darum, alle Kinder in der Klasse zu überprüfen, sondern sich einen Überblick zu verschaffen. Je nach Klassengröße und welche Eltern man kennt.

  • <<Letztendlich wird die Lehrerin im Laufe der Grundschule eine Entscheidung treffen müssen und die lautet immer die schlechtesten Kinder auszusortieren um die besten Kinder nicht auszubremsen.
    >>


    Wieso muss sie eine Entscheidung treffen? Ihre Aufgabe ist es ALLE Kinder zu unterrichten und in die nächste Klasse zu bringen! Auch solche die, es nur knapp vom Leistungsstand schaffen ( da kann man in Zusammenarbeit mit den Eltern natürlich besprechen ob es nicht sinnvoll ist, zu wiederholen).


    Aber ansonsten gebe ich dir RECHT!!!! So, genauso wird es kommen!! Leider!!



    <<Zu zweitem: Warum wird Leistung so verteufelt?>>


    Das mache ich nicht, ich finde nur, daß man gerade zu Beginn der Schulzeit den Kindern etwas Zeit lassen soll bzw. das ganze individueller gestalten sollte!! ( Wunschtraum :crazy ). Denn wenn Sie hier schon die Lust verlieren, wird die Leistung, die Sie vielleicht ein -zwei Jahre später bringen könnten, nie zum Vorschein kommen!!


    lg duechesse

  • In der Grundschule in der ich damals war, wurden 10% der Kinder im Laufe des ersten Schuljahres gleich zur Sonderschule geschickt und 5% durften das 1. Schuljahr wiederholen. So einfach war das. Dabei waren die Kinder keine Idioten oder der Rest der Klasse Genies. Sie waren nur eben ungebildeter bzw. verspielter als der Rest der Klasse. Was nicht die Schuld der Kinder ist oder die der Eltern. Irgendwer ist immer der letzte.


    Und damit das Kind nicht die Lust verliert, sollte eben gleich am Anfang irgendwas geschehen. Die Frage ist, ob man bei ehrgeizigen Klassenkameraden (besser gesagt Eltern) mit Förderunterricht irgendwas erreichen kann oder ob die anderen Kinder in der Zeit ebenfalls zu Hause weiter gefördert werden. Deswegen halte ich es für wichtig herauszufinden, wo das Kind in Wirklichkeit steht, um dann entscheiden zu können, ob man es ins obere Drittel schafft (Fördern) oder dem Kind einfach die Zeit geben sollte, sich so zu entwickeln, wie man selbst es für richtig hält (Wiederholen lassen/Schulwechsel).
    Und natürlich dauert es eine Weile, bis man weiß, wo das Kind steht.

  • Ich kann da nun nicht wirklich mitreden weil meine Tochter die in der Klasse war die schon lesen und schreiben konnte. Aber sie war in dem Fall die absolute ausnahme. Alle anderen konnten weder das eine noch das andere und haben es erst gelernt. Udn auch nicht alle konnten bis zum Halbjahr perfekt lesen. Meine Tochter wurde trotzdem gefordert. Und sie hat brav mitgemacht und es war nicht langweilig. Einmal war dies der Fall und schon hat sie andere Aufgaben erhalten damit sie die Lust an der Schule eben nicht verliert. Mittlerweile ist sie auf dem Gymnasium.


    Ich denke also nicht das Deine Tochter irgendwie hinterher ist. Vielleicht übertreibt auch die Lehrerin ein wenig das schon alle anderen lesen und schreiben können?


    Du kannst ja auch spielerisch mit Deiner Tochter üben. Nimm Wörter die ihr als Sache oder gegenstand gefallen, lass sie die buchstabieren, das kann man ganz toll machen wenn man auf den Bus warten muss. oder in der Kassenschlange steht. Lass sie einen Einkaufszettel schreiben, und dann auch die Sachen im Supermarkt suchen. Hat meiner immer sehr viel Spaß gemacht.


    Warte das Gespräch mit der Mathelehrerin ab und schau was sie sagt. Dann kannst Du sie ja auch nach ihrer Einschätzung fragen wie sie das mit dem lesen und schreiben sieht. In Mathe uss man das ja auch können.
    Den Förderunterricht hatte meine Tochter auch, ale in der Klasse mussten daran teilnehmen, das gehörte zum Stundenplan mit dazu. Vielleicht ist das ja trotz allem keine schlechte Idee wenn es irgendwie die Möglichkeit dafür gibt für Dich.

  • Ich kann die Sorgen gut verstehen, aber zu deiner Beruhigung sei gesagt, dass sowohl das Können deiner Tochter als auch übereifrige Lehrerinnen normal sind. Ich finde die Einschätzung der Lehrerin völlig abwegig, denn 1. gehen die Kinder in die Schule, um DORT Lesen und Schreiben zu lernen und das dauert erfahrungsgemäß einige Zeit, nämlich ungefähr ein Jahr, bis alles einigermaßen sitzt, und 2. wie soll die Lehrerin mit schätzungsweise 25 neuen Kindern jedes einzelne schon nach 3 1/2 Monaten wirklich richtig einschätzen können?
    In den ersten Monaten müssen sich die Kinder erstmal an die neue Situation gewöhnen, sie lernen viele Dinge und müssen gleichzeitig ihren Platz in der Gemeinschaft finden... Auch Spiegelschrift ist völlig normal! Das sollte die Lehrerin eigentlich wissen...


    Meine Tochter hatte auch so eine junge übereifrige Lehrerin in der 1. Klasse, die hat mir am ersten Sprechtag nach 3 Monaten erzählt, mein Kind hätte Wahrnehmungsstörungen, sei so verträumt, müsse dringend zum Arzt. Hat richtig Druck gemacht, sodass ich dann tatsächlich zur Kinderärztin bin, aber die hat nur mit den Augen gerollt und meinte: Aha, wieder so eine Lehrerin, die jedes Kind für gestört hält, das mal träumt oder eine Ansage nicht hört. Wir haben Hörtest usw gemacht, alles ok.
    Ein Junge aus der KLasse wurde mit demselben Druck zum Logopäden geschickt, weil er laut "Diagnose" der Lehrerin nicht richtig sprechen könne. Der hat die Mutter fast ausgelacht und gesagt: Wenn seine Schneidezähne nachgewachsen sind, dann spricht er auch wieder deutlicher! Hat mir die Mutter so erzählt.


    Das alles hilft dir wenig, wenn du dir Sorgen machst über einen "Stempel", den deine Tochter aufgedrückt bekommt. Da hilft nur, mit der Lehrerin darüber zu sprechen, notfalls auch mit der Schulleitung. Damit (Schulleitung) würde ich aber noch ein Weilchen warten, vielleicht vor den Osterferien noch einmal um ein Gespräch bitten und dann schauen, was die Lehrerin sagt. Ich würde aber sofort fragen, warum da keine Smilies mehr im Heft sind, denn die motivieren ja und sind für die Kinder enorm wichtig am Anfang.


    Es ist die Aufgabe der Lehrer, den gerade in der 1. Klasse sehr unterschiedlichen Entwicklungsstand der Kinder unter einen Hut zu bekommen, ihre Unterschiede zu erkennen und zu respektieren und die Kinder entsprechend zu fördern. Es ist nicht die Aufgabe der Kinder, sich möglichst schnell an das Mittelmaß anzupassen! Es ist auch nicht Aufgabe der Eltern, ihre Sechsjährigen nachmittags stundenlang mit Rechen- oder Schreibübungen zu quälen!

  • Hallo Karina,
    Bei uns in BW haben die Lehrerinnen von Anfang an gesagt, dass für's Lesen und Schreiben die ersten Beiden Schuljahre reserviert sind. Mein älterer Sohn hatte bis zum Ende vom ersten Schuljahr noch nicht mal alle Buchstaben, weil die Lehrerin zwischendurch länger krank war. Heute mit 10 liest er fließend, geht im kommenden Schuljahr auf's Gymnasium. Also bitte mal den Ball ganz flach halten! Und wir sollten Rechtschreibfehler anfangs ausdrücklich NICHT verbessern.
    Aus Erfahrung weiß ich, dass es ehrgeizige Lehrerinnen gibt, die sich Elite-Klassen heranziehen, zum Vorzeigen sozusagen. Du scheinst es mit so einer Dame zu tun zu haben.
    Dass in den ersten beiden Schuljahren bereits aussortiert wird, ist völliger Quatsch. Alle sollen bis zum Ende des ZWEITEN Schuljahres Lesen, Schreiben und Rechnen können, das ist das Ziel, so steht es im Lehrplan (den du einsehen kannst) und der den langsameren Kindern durchaus ihre Zeit gibt. Wie die Lehrerin mit Leistungsunterschieden umgeht, ist ihre Sache. Wenn sie eine gute Pädagogin ist, kümmert sie sich vorwiegend um die Schwächeren, um auch die in den Zug zu setzen.
    Man darf nicht vergessen, dass der Schulbeginn für Kinder eine Riesenumstellung ist. Dass das eine oder andere noch eine Weile träumt ist völlig normal. Das Allerwichtigste ist meiner Meinung nach, den Kindern einen guten Schulstart zu ermöglichen, damit sie die Freude am Lernen nicht verlieren. Die Schule wird sie ja noch eine Weile begleiten.
    Ich würde mal mit der Mathelehrerin sprechen, auch mit anderen Eltern, mit den Elternvertretern, um ein vielfältigeres Meinungsbild zu bekommen.
    Wie sieht das soziale Umfeld aus? Fühlt deine Tochter sich wohl mit den anderen Kindern? Auch das spielt eine wichtige Rolle für den Lernfortschritt.
    Ansonsten solltest du ihr unbedingt den Rücken stärken, ihr signalisieren, dass sie ok ist und dass du sie unterstützt. Bloß nicht verrückt machen!
    Liebe Grüße
    Eli

  • Ach, hatten wir bei meiner Kleinen hier auch - sie hat's sogar verweigert: "will ich nicht, kann ich schon, brauch ich nicht" etc. Kann der Papa reden und Oma/Opa, alle haben keine Ahnung... :bldgt:


    Tja, dann hat sie sich die Lehrerin mal zur Seite genommen und ein "ernstes Wörtchen" mit ihr geredet und schwupps - einen Monat später geht's ganz hervorragend :lach


    Lass mal die Lehrerin persönlich mit deinem Kind reden, manchmal glaubt Kind ja niemandem sonst... :D

    Hüte Dich. Erliege nicht dem Haß. Er führt zur dunklen Seite der Macht.

  • Warum sollen Kinder nicht auch schon Leistung bringen.


    Das sagt ja keiner. Aber es kann nicht jeder gleich viel leisten. Aber das ist das Prinzip. Das geht uns Erwachsenen doch genauso. Warum wird denn von den Kindern immer viel mehr erwartet???
    Wenn Leistung erzwungen werden muss unter massiver Druckausübung, dann läuft was verkehrt.
    Die gehen mindestens 10 Jahre in die Schule und hätten eigentlich genug Zeit. Betonung liegt auf "hätten".
    Wie wohl fühlt man sich denn, wenn man einen neuen Job hat und der Chef macht einen nieder? Alles falsch, aber keine Zeit für die Einarbeitung usw. , die Kollegen kämpfen mit den Ellenbogen (wer ist der Beste?).. wie muss sich da ein Kind mit erst 6 Jahren fühlen.....
    Da schaut man sich schnell mal nach was anderem um.
    Den Kindern wird das aber abgesprochen? Die dürften nicht dahin, wo sie sich wohler fühlten?


    Es melden sich nie Eltern, deren Kinder gute Bewertungen haben und klagen über die anderen Kinder, über einen Mangel an Kind-sein.


    Weil diese Eltern keine Probleme haben in dieser Hinsicht. Warum sollten sie sich auch beschweren? Da wird doch genauso mit den Ellenbogen gekämpft. Gute-Eltern, schlechte-Eltern...lach
    Diese Eltern beschweren sich aber sehr wohl über Kinder und auch über deren Eltern, wenn Kind den Unterricht (u.a. durch Überforderung) stört. Und dass dann diese Kinder irgendwann - und so lange dauert das gar nicht - auffällig werden (Sozialverhalten, Störung usw.) und abschalten ist doch wohl klar! Oder sie haben ADS oder was auch immer. Wieder ein Stempel.


    Habe ich ein Kind, welches sich stark mit anderen mißt, welches es genießt, gut zu sein


    Und welches zu Tode betrübt ist bei einer schlechten Note wahrscheinlich. Der hat das und ich hab das, ich bin scheisse und der ist gut. Das nächste Mal umgekehrt. Dem einen mags vielleicht helfen, sich am anderen zu messen. Für den nächsten ist es ganz schlimm. Da kommts halt immer drauf an, welches Kind man hat.


    Ich fänds besser, die Kinder würden dahingehend erzogen, dass man auf sich selber schaut. Dass jeder was kann, der eine kann halt das besser und der andere das. Und das die Klassengemeinschaft steht. Das ist das nächste große Dilemma. Wo ist denn da ein Zusammenhalt, wenn jeder auf den anderen schielt, mal voller Neid, mal mit dem Zeigefinger *ätsch*
    Das ist die Ellenbogen-Gesellschaft über die sich eigentlich später dann beschwert wird.


    Es ist heute durchaus nicht ungewöhnlich, dass Kinder bereits eingeschult werden und alle Buchstaben können, lesen und auch schon schreiben, rechnen.


    Ja, dann sind diese aber in der 1. Klasse falsch aufgehoben. Denn der Stoff der 1. wird bereits beherrscht.
    Also entweder tut man da im Kindergarten etwas langsamer oder man schult in die 2. Klasse ein.


    Letztendlich wird die Lehrerin im Laufe der Grundschule eine Entscheidung treffen müssen und die lautet immer die schlechtesten Kinder auszusortieren um die besten Kinder nicht auszubremsen.


    Genau so wird es gehandhabt.
    Daher kommen die Bildungsverlierer. Diese haben von Anfang an keine Chance.


    :heul

    Grüsse Tani :wink



    Du bist nicht das was Du sagst, sondern das was Du tust!