Hallo,
ich melde mich anonym zum Schutz meiner Privatsphäre und der meines Sohnes und hoffe dennoch auf Eure zahlreichen Meinungen und Hilfestellungen...
Im Alter von 3-5 Jahren hatte mein Sohn im Kindergarten einen besten Freund, der auch in unserer Nachbarschaft wohnt. Dieser Junge ist im Gegensatz zu meinem Sohn ein schüchterner, zurückhaltender Junge, der eher in die Kategorie "Mitläufer" passt. Meiner hingegen ist ein selbstbewußter, aufgeschlossener Junge, der schon eher in die Rolle " Anführer" passt. Nun gut, Gegensätze ziehen sich an und so war es auch bei diesen beiden. Die beiden waren ein Herz und eine Seele und unzertrennlich - bis es zu einem unschönen Vorfall kam...
Mein Sohn (damals gerade 5) war dort zum spielen und kam abends wie gewöhnlich nach Hause - keine besonderen Vorkomnisse bis zum nächsten Mittag als die Mutter dieses Jungen aufgebracht in der Tür stand und meinte, wir müssten reden. Sie hätte auch schon den Kiga darüber informiert und sie müsse ihren Jungen nun vor meinem schützen und wünscht keinen weiteren Kontakt mehr. Da ich absolut keine Ahnung hatte, worum es ging, habe ich mir die Angelegenheit ersteinmal erklären lassen.
Mein Sohn hatte beim Spielen am Vortag ihren Jungen zu Doktorspielen aufgefordert und den Penis des Jungen in den Mund genommen. Dies erzählte dieser erst am nächsten Morgen seiner Mutter, was die "verspätete" Reaktion erklärt. Sie hat in meinen Augen damals ohne zuvor mit mir und meinem Sohn ein Gespräch zu suchen meinen Sohn im Kindergarten und hier in der Nachbarschaft an den Pranger gestellt und darauf jeden Kontakt zu uns abgebrochen. Ich habe das Thema lange mit meinem Sohn besprochen und versucht ihm zu erklären, warum er mit dem Jungen nicht mehr spielen darf und er hat es dann irgendwann "akzeptiert" . Auf meine Frage damals, warum es den Penis des anderen in den Mund genommen hat, antwortete er mir, dass er mal wissen wollte, wie der schmeckt.
Die Jungs spielten weiterhin im Kindergarten - bewacht von den Argusaugen der Erzieherinnen - aber wenn mein Sohn hier zu Hause draussen unterwegs war - und ist - ruft sie ihren Sohn hinein, damit die beiden nur nicht aufeinander treffen.
Meinen Sohn hat diese Geschichte, sehr mitgenommen, weil er in dem anderen Jungen einen wirklichen Freund sah.
Vorbelastet durch diese Geschichte komme ich jetzt zu meinem eigentlichen Problem. Dem heutigen... Mein Sohn ist mittlerweile in der ersten Klasse und es ist bislang nichts derartiges mehr vorkommen...
Nun sind wir seit etlichen Jahren mit einer Familie befreundet, deren Tochter ein Jahr jünger ist als der meine. Unser Verhältnis ist sehr freundschaftlich und familiär und unsere Kinder wachsen quasi wie Geschwister auf.
Vor ein paar Monaten sprach meine Freundin (die Mutter des Mädchen) mich an, dass unsere Kids Doktorspiele gemacht hätten und sie dies nicht wünscht, dass aber mit den Kindern geklärt hätte. Ich habe mir meinen Sohn daraufhin auch noch einmal "zur Brust" genommen und ihm erklärt, dass er seiner Freundin halt bei diesen Spielen auch weh tun kann und ich ebenfalls nicht möchte, dass die beiden dies fortführen.
Er schien verständig und versprach mir, dass es nicht wieder vorkommen würde. Zwischendurch haben wir auch immer wieder darüber gesprochen, dass sie keine Doktorspiele vornehmen sollten.
Heute kam er vom Spielen bei dieser Freundin nach Hause und ich hatte aus welchem Grund auch immer so ein Bauchgefühl und habe gefragt, was sie gespielt haben. Mein Sohn druckste komisch herum und ich bohrte nach.
Das Ergebnis war, dass sie heute erneut Doktorspiele gemacht haben. Sie haben sich ausgezogen und mein Sohn hat mit einer Spielzeugspritze versucht, an (nicht in... sondern an.. und das glaube ich ihm, weil er seiner Freundin mit Sicherheit nicht verletzten möchte und sich diesen Risikos auch bewußt ist) der Scheide eine Spritze zu geben.
Als ich ihn frage, warum sie dies getan hätte sagte er mir, es sei seine Idee gewesen und er habe aus Versehen vergessen, was er mir versprochen hatte.
Ich habe mit ihm gesprochen und ihn gebeten, darüber nachzudenken, warum er vergißt sich an diese Absprachen zu halten. Danach habe ich ihn bei der Mutter (meine beste Freundin) anrufen lassen und ihn gebeten, es ihr zu erzählen und sich zu entschuldigen. Nach diesem Anruf war er sehr niedergeschlagen und ich habe ihm gesagt, dass ich es toll finde, dass er mir a.) die Wahrheit erzählt hat und b.) bei der Mutter angerufen hat und es ihr erzählt hat und sich entschuldigt hat, dass er sich nicht an die Absprache gehalten hat.
So viel zu meinem Problem. Nun weiß ich nicht, wie ich da weiter mit umgehen soll. Nach Broschüren des Bundesministeriums für Familie und dem, was ich im Internet gelesen habe, bin ich nur noch mehr verunsichert.
Mein Bauchgefühl sagt mir, dass es sich hierbei um "normale" Doktorspiele handelt, wie sie im Kindesalter stattfinden und man dies nicht unbedingt überbewerten sollte. Hier in der Nachbarschaft, im ehemaligen Kindergarten etc. wird die ganze Geschichte jedoch recht hochgekocht und ich suche nach dem perfekten Mittelweg, wenn es ihn dann gibt.
Was ist sinnvoll? Ein vollkommenes Verbot? Bestrafung? Aufklärung findet - altersentsprechend - statt...
Gibt es weitere, sinnvolle Literatur zu diesem Thema? Wie kann ich mit den anderen Eltern umgehen ohne dass ich den Eindruck erwecke, dass ich die Sache auf die leichte Schulter nehme, aber dennoch klar machen möchte, dass ich es nicht als erwiesen sehe, dass ich mir hier einen poteniellen Sexualstraftäter heranzüchte...
Hach, es ist schwer, alle Gedanken hierzu in einem Thread unterzubringen und ich hoffe darauf, dass wenigstens der eine oder andere versteht, was ich meine und mir einen sinnvollen Tip geben kann.
Danke schon einmal für`s Lesen.