"brauchen" und "gebraucht werden"

  • Hallo Vilette,


    das hilft dir jetzt natuerlich ueberhaupt nicht weiter, aber mir geht es ganz genauso und ich bewundere, dass du die Beziehung bisher so toll gehalten hast, dich ueberhaupt drauf einlassen konntest und weiter dran arbeitest. Ich denk manchmal, dass ich schon daran scheitere. Hab das gleich durch wie du (fruehkindlich und entsprechende Beziehungen danach). Verfolge diesen thread jedenfalls gespannt weiter.

  • Ich sehe das auch ein bisschen so wie paulaken und Alien, wenn es bei ihm extrem ist, helfen zu "müssen". Das sollte nicht Sinn und Zweck einer Beziehung sein, und vielleicht ist es bei Dir auch das gesunde Bauchgefühl, das sich dagegen wehrt, dass Du Dir von ihm helfen läßt. :frag


    Wie sag ich meinem übereifrigen, großen Sohn immer: "Hilf doch, wenn jemand nach Hilfe fragt, sonst ist es Bevormundung"....

  • "Kontrollerhalt" gegen "Kontrollgewinn".



    Ganz klar: Jein! :D



    Ist ein Stück weit wohl so, aber eben von meiner Seite aus viel rigoroser verteidigt, als von seiner Seite aus erkämpft.


    Ich kenne seine Geschichte im Groben (Feinheiten kommen scheibchenweise, wie bei mir auch). Ich sehe, wir können miteinander. Und dann kommt das große "Aber". Viel Mut ist von mir verlangt, und viel Verständnis von ihm.

    Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war,
    stets kannst du im Heute
    von Neuem beginnen.


    Buddhistische Weisheit

  • Er wird es machen, sogar sehr gerne, weil er eben weiß, daß er DIR damit einen Gefallen tut. Wahrscheinlich bleibt sein eigenes Auto dreckig, aber egal, er durfte etwas für DICH machen. Das macht ihn glücklich, und dich auch weil du die lästige Aufgabe abgeben konntest.



    Ja, richtig erkannt. So ist er! Und ich hab dabei Magenschmerzen :(

    Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war,
    stets kannst du im Heute
    von Neuem beginnen.


    Buddhistische Weisheit

  • "Hilf doch, wenn jemand nach Hilfe fragt, sonst ist es Bevormundung"....



    Er drängt sich ja nicht auf, ist aber immer da und freut sich, wenn er helfen konnte. Ein ausgeprägtes Helfersyndrom könnte ich nicht ertragen.

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    Buddhistische Weisheit

  • Hallo Vilette,


    vielleicht würde es euch helfen, das Thema Vertrauen von der abstrakten auf die praktische Ebene zu holen - "Learning by doing"...? Ich meine damit gemeinsame Unternehmungen wie z. B. Klettern, wo man Vertrauen einfach anwendet, sich auf den anderen verlässt / verlassen muss.


    Die anderen Vorschläge hier - in kleinen Schritten helfen, Dinge erledigen, die du nicht so gerne machst - finde ich auch schlüssig. Und vor allem: wenn er dir ein bißchen unter die Arme greift, habt ihr vielleicht auch mehr Zeit für Zweisamkeit ;)


    Ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass ihr das hinkriegt! Hört sich nämlich wirklich nach einem Lotto-Jackpot an! :daumen


    LG
    Yarisha

  • @Papa@We: Also Auto putzen lassen oder andere Sachen, die man selbst nicht gerne macht, empfinde ich dann eher als Ausnutzen. Ich würde es auf das beschränken, was ich einfach nicht kann.


    Ne, erstens macht er es gerne und zweitens soll Villette damit ja nur testen ob es ihr bei solchen Sachen gelingt mal die Kontrolle abzugeben.


    Ja, richtig erkannt. So ist er! Und ich hab dabei Magenschmerzen :(


    Es tut ihm gut gebraucht zu werden. Wenn du ihm etwas Gutes tun willst, dann lass das zu. Anfangs eben nur in Bereichen wo es dir leicht fällt auch mal die Kontrolle abzugeben. Das ist kein Ausnutzen, sondern du testet dich selbst! Wie weit kann ich aus meine Haut heraus und wie fühlt es sich an wenn ich alte Vorurteile über Bord werfe. Nicht jeder Mensch wird dein Vertrauen ausnutzen. Auch wenn das in der Vergangenheit vielleicht einige mit dir gemacht haben, projezier diese Erfahrung nicht auf neue Menschen in deinem Leben. Jeder Mensch ist einzigartig.


    Gruß,
    Papa@WE

    .








    Wenn dich etwas nervt ändere es!

    Einmal editiert, zuletzt von Papa@WE ()

  • @Yarisha: Vertrauen ist nicht das Problem. Danach zu handeln kriege ich nicht gebacken.

    Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war,
    stets kannst du im Heute
    von Neuem beginnen.


    Buddhistische Weisheit

  • Hallo Villette,


    ich kann Deinen Partner gut verstehen. Mir geht’s ganz ähnlich: ich brauche positives Feedback zum Leben mindestens genauso dringend wie Wasser. Und ich messe an der Menge des Positiven Feedback auch die Qualität einer Beziehung.
    Er sucht diese Bestätigung bei Dir offensichtlich auch. :rolleyes2:


    Es ist seine Art, sich die Blumen für seine Seele ab zu hohlen. Und, hey: Du kannst einen Orgasmus vortäuschen, um einen Typ happy zu machen: warum nicht ein bisschen Hilfsbedürftig wirken? :brille


    Und sei einfach froh, dass Du einen Typ hast, der Dir so klar sagt, auf welche Weise er seine Seelischen Streicheleinheiten gerne hätte. Und dann mach ihm einfach die Freude und lass Dir helfen! Lass Dir die Tür aufhalten, das Auto reparieren, etc. etc. Und lob ihn dafür. Sag ihm, was für ein toller Handwerker und Gentleman er ist! :winken:


    Lieben und Lieben lassen! :D


    LG


    Flo

    Mein Traum: automatische Fabriken die alles produzieren was wir brauchen. Niemand muss arbeiten und alle haben Zeit für Kinder, Eltern und Freunde.
    Mein Alb-Traum: diese Fabriken gehören den Reichen und wir Menschen leben abhängig in Knechtschaft.

  • das ist doch etwas sehr schönes, wenn er gerne etwas für dich tun möchte....und wenn du - soweit du es kannst- es zulassen würdest, dann besteht doch immernoch keine akute gefahr des kompletten kontrollverlustes deinerseits...


    klein anfangen, und vorallem : genieße es ..lerne es zu schätzen...



    liebe grüsse

  • Und, hey: Du kannst einen Orgasmus vortäuschen, um einen Typ happy zu machen: warum nicht ein bisschen Hilfsbedürftig wirken? :brille


    Ich will jetzt gar nicht mutmaßen wie du wohl ausgerechnet auf dieses Beispiel kommst...
    Darüber sollten wir uns in einem separaten Thread unterhalten...
    :nixwieweg:mussweg


    Gruß,
    Papa@WE

    .








    Wenn dich etwas nervt ändere es!

  • Wenn ich mal von mir ausgehe: ich waere das auch garnicht gewoehnt, dass mir jemand helfen will und das auch kann (ohne das alles in einer Katastrophe endet). Ich glaube, es ist auch dieses dem anderen nicht zutrauen, dass der es wuppt, weil in der Vergangenheit ging das ja immer gruendlich in die Hose, wenn man sich mal auf den Partner verlassen hat.


    Ich habe auch schon gehoert (und glaube auch), dass Maenner irgendwie eine Frau wollen, die "schwach" ist, aber deswegen schauspielern und mich verstellen: das ginge mir dann doch zu weit.


    Das muss in so einem Fall wohl einfach wachsen: dem anderen "genehmigen" zu helfen und dann einfach feststellen: hey, es geht ja und endet NICHT in einer Katastrophe. So kann man vielleicht nach und nach mehr loslassen.


    Viel Glueck.

  • Mir ist noch eingefallen, was frau auch schrecklich auf den Keks gehen kann:


    1. Der Typ "Tu Gutes und rede darüber" (dem man dann ständig sagen muss, welch ein toller Hecht er ja ist)


    2. Der Typ "Lass mich machen, armes kleines Weibchen, Du kannst das ja sowieso nicht"


    Ich gehe jetzt allerdings mal davon aus, dass Dein Freund in diese Kategorien nicht gehört. Ansonsten könnte ich verstehen, wenn Du Probleme mit seinen Hilfsangeboten hast.

  • @Yarisha: Vertrauen ist nicht das Problem. Danach zu handeln kriege ich nicht gebacken.

    Weißt Du, sowas muss man lernen wie Fahrrad fahren oder Kochen. Altes Verhalten, das Du automatisch als Reaktion an den Tag legst Schritt für Schritt ersetzen durch neues. Das ist wie Training, am Anfang fast unmöglich, dann mit jeder Menge Muskelkater verbunden, und nachher läuft es von selber.


    Es funktioniert etwas so: Verhalten vom Partner - Deine (erlernte) Reaktion - Dein Verhalten - ändern in: Verhalten vom Partner - Deine (erlernte) Reaktion spüren, annehmen, innehalten, ersetzen durch neues Gefühl - nach dem neuen Gefühl neu handeln.


    Ich hatte mal ne Zeit, wo ich extrem wütend auf alle war (während der Trennung) und sofort aus der Haut gefahren bin wegen Nichtigkeiten. Da meinte meine Therapeutin damals: Wenn Du dieses Gefühl spürst, mach etwas ganz Verrücktes. Hüpf auf einem Bein oder so. Seither habe ich immer, wenn das Gefühl kam (und Du spürst ja sehr genau, wenn es in Dir hochsteigt!), La Paloma oheeeeee gesungen. Darüber musste ich dann so lachen, dass das Gefühl einem anderen wich und ich dann entsprechend gelassener handeln konnte.


    In Deinem Fall (den ich von mir auch kenne), ist es das Gefühl: Ich kann mir nicht helfen lassen, denn wenn ich mich einmal abhängig mache, und es geht mit ihm schief, werde ich nie wieder zu meiner alleinigen Unabhängigkeit zurückfinden. Plus: Du machst Dir total den Druck, weil Du denkst, Du müsstest Dich zwischen totaler Abhängigkeit und totaler alleiniger Stärke entscheiden. Musst Du aber gar nicht!


    Wenn er Dir helfen will, dann weil er Dich liebt und Dir das so zeigen will. Wenn Du ihn liebst, nimm Hilfe an, soweit Du es zulassen kannst. Fang, wie die andern schon vorgeschlagen haben, mit kleinen Dingen im Alltag an. Schau, wie Du darauf reagierst, wenn er z.B. immer die Wasserkästen schleppt. Du wirst irgendwann sehen, dass die Abwehrhaltung einer Erleichterung weicht. Und selbst, wenn es zu einer Phase kommt, wo Du ihn mehr brauchst als er Dich, dann ist das eben so! Das heißt nicht, dass Du nie mehr alleine überleben könntest!


    Und sprich mit ihm, damit er weiß, warum Du ihn so zurückweist. Dass es Dir schwer fällt, das zu akzeptieren, weil Du immer für Dich alleine zuständig warst. Dass Du das erst wieder lernen musst. Das wird er verstehen.


    Am Anfang ist es schwer, Du fühlst Dich wie zerissen: Darf ich das jetzt annehmen? Nein, das ist doch falsch!! Irgendwann wirst Du sagen: Ach, und wenn, es ist doch schön so. Und danach wirst Du es auch fühlen, dass es Dich erleichtert, wenn Du Hilfe zulassen kannst. Jemanden in gesundem Maße zu brauchen und von jemandem gebraucht zu werden ist Wesen des menschlichen Miteinanders und hat nichts mit Macht oder Kontrolle zu tun. Sonst wären wir ja alle als Einzelgänger geboren, würden in unserer einsamen Waldhütte leben und auf dieses Forum hier pfeifen ;)


    Trau Dich!


    Bri

  • @rynn: richtig, ich schätze ihn sehr für seine Einstellung.


    Wie lernt man "loslassen" oder "sich-fallen-lassen"? Für mich ist das ein bisschen wie Bungeejumping. Würde ich mich auch nicht trauen. :(


    Wie lernt man "loslassen" oder "sich-fallen-lassen"? Für mich ist das ein bisschen wie Bungeejumping. Würde ich mich auch nicht trauen.




    Durch Liebe. Wenn ihr euch aufrichtig liebt, wirst du intuitiv mehr und mehr loslassen können.




    Ich bin so ähnlich wie du und mein Ex so ähnlich wie dein Freund. Am Anfang unserer Beziehung hab ich mir nicht mal ne Einkaufstüte tragen lassen ("Wieso?! Kann ich doch alleine! Brauch keine Hilfe! SElbst ist die Frau!!" Am Ende musster er mich schonmal erinnern, ihm beim Tragen zu Helfen. LOL.




    Nimms gelassen. Kein Stress - dann gehts eh nach hinten los. Man kann sich zu nix zwingen. Gib dir Zeit und es wird schon kommen.

    Wer hoch steigt, schlägt nirgends zweimal ein.


    Eigenlob heilt alle Wunden!


    Irren ist der erste Weg zur Besserung.


    Was man nicht im Kopf hat, das muss man auch auslöffeln.

  • Vielen Dank Bri. Das kann ich alles so stehen lassen. Du hast da völlig recht. Auch das mit dem "Muskelkater" trifft zu.


    Er weiß, wie es mir geht. Er lässt mir meine "Stärke" ja auch. Ich hätte nur so gern einen Weg für mich, auf dem ich mich sicher fühle, ohne mich irgendwo festhalten zu müssen (wie schon erwähnt: ich denke gern in Bildern). Aber eure Ratschläge sind bestimmt richtig! Sogar der von Florian (wenn auch etwas merkwürdig anmutend ;) ). Erstmal so tun, als ob und mit der Zeit merken und realisieren, dass alles gut ist.

    Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war,
    stets kannst du im Heute
    von Neuem beginnen.


    Buddhistische Weisheit

  • Ich andererseits habe auf Grund meiner Biographie "gelernt", dass es besser ist, niemanden zu brauchen.


    Ging/Geht mir genauso.
    Jedesmal schnürte es mir den Hals zu, wenn mir jemand behilflich sein wollte. :dribbel


    Aber ich mußte lernen, Hilfe zuzulassen. Dann stand ich total irritiert da und ließ es schmerzvoll über mich ergehen. ;) und sie da, es viel mir kein Zacken aus der Krone :pfeif
    Es geht! Und wenn dir eine Partnerschaft im Leben wichtig ist, dann solltest du dazu bereit sein, einen Schritt auf ihn zuzumachen.....ihm Vertrauen


    Lg Lichtengeö

  • Mich hat dieser Thread zum Nachdenken angeregt. :thanks: Wenn ein Mann, im gesunden Maß, uns seine Liebe (auch) dadurch zeigt, dass er uns helfen möchte, etwas für uns tun möchte, dann zeigen wir unsere Liebe dadurch, dass wir es in dem Moment zulassen, ne? ;)


    Also ich habe jetzt zwar gerade keinen Partner, aber ich merke, wie ich oft allergisch reagiere, wenn mein großer Sohn (13) mir etwas am Computer erklären will...Stolz? Trotz? Keine Ahnung, aber wahrscheinlich beides ein bisschen...Vielleicht könnte ich ihn auch mal glücklich machen, damit, dass ich mir etwas erklären lasse von ihm - da kann er der Mama zeigen, was er schon so drauf hat und ich kann mein, "kann ich selber, brauche keinen" ein bisschen loslassen. ;)


    Liebe Grüße

  • Ganz klar: Jein! :D



    Ist ein Stück weit wohl so, aber eben von meiner Seite aus viel rigoroser verteidigt, als von seiner Seite aus erkämpft.


    Würde aus meiner Sicht genau zur Situation passen.


    Der Helfer ist in der Regel der "passivere" Teil. Er hat Geduld, drängt sich nicht auf - ist aber nach Möglichkeit immer zur Stelle, wenn es was zum Helfen gibt. Er braucht die Möglichkeit zu helfen für sein Selbstwertgefühl, braucht die Bestätigung "gebraucht" zu werden.
    Du verteidigst dagegen deine Autonomie, deine Unabhängigkeit - und gleichzeitig ist es auch dein Schutz vor Ent-täuschung. (Der Bindestrich ist beabsichtigt!)


    Zitat

    Ich kenne seine Geschichte im Groben (Feinheiten kommen scheibchenweise, wie bei mir auch). Ich sehe, wir können miteinander. Und dann kommt das große "Aber". Viel Mut ist von mir verlangt, und viel Verständnis von ihm.


    Beziehungen sind nie die Sache eines Einzelnen Und jeder Partner hat seine eigene Sichtweise von den Dingen und von der Beziehung. Jeder hat seine eigenen Erwartungen - und die müssen nicht immer übereinstimmen! Deswegen ist es wichtig, auch die Sichtweise, die Motivation des Partners zu kennen - und die kann man immer nur durch offene Gespräche kennen-lernen. (Auch dieser Bindestrich ist beabsichtigt!)


    lg Uwe (aka Alien)


    P.S.: Verzeihung, wenn auch das vielleicht wieder sehr "klinisch" klingt... ;)

    Wenn du mit Gott sprichst, bist du religiös - wenn ER mit dir spricht hast du eine Psychose... (Dr.House, 2.Staffel, Folge 15) :devil:


    Zwei Dinge sind unendlich: Das Weltall und die menschliche Dummheit - Obwohl, beim Weltall bin ich mir nicht sicher... (Albert Einstein)


    "Ich bin keine Antisemitin - ich finde alle Religionen gleich irrational..." (Bones - die Knochenjägerin)