Guten Tag, Ihr Lieben!
Hier meldet sich die „andere Seite“: Ich bin die „neue“ Freundin eines getrennt lebenden Vaters von zwei Mädels (10 und 12). Fein, dass ich dieses Forum gefunden habe, denn von Euren Erfahrungen kann ich sicherlich einiges lernen. Beim Stöbern hier habe ich oft gelesen, dass es Euch wichtig ist, neue Partner und Kinder langsam aneinander zu gewöhnen und den Bedürfnissen der Kinder Vorrang zu geben. Wichtig ist Vielen, dass der/die neue Partnerin nicht zu schnell in Euer Leben
hineindrängt. Das sehe ich genauso, aber trotzdem bin ich gerade total ratlos! Vielleicht habt Ihr ja den einen oder anderen Tipp? Hm, dann muss ich wohl erst einmal ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern, damit Ihr Euch ein Bild machen könnt?!
Alors:
Ich bin mit meinem Partner seit 2,5 Jahren zusammen. Er lebt seit fast 5 Jahren von seiner Frau getrennt, ich bin seine erste feste Beziehung nach der Trennung. Die beiden sind noch verheiratet, Scheidung ist aus organisatorischen Gründen nicht beabsichtigt. Das ist für mich okay und kein Thema. Wir wohnen alle in derselben Stadt. Die Kinder leben bei der Mutter, bei meinem Freund sind sie am Wochenende oder auch mal flexibel, je nachdem, was so ansteht. Mein Freund und ich wohnen ca. 10 Minuten zu Fuß auseinander. Wir kennen uns vom Sporttraining. Da die Mädels dort auch manchmal dabei sind, kannten sie mich schon, bevor ich mit ihrem Vater eine Beziehung eingegangen bin.
Da wir beide erst einmal herausfinden wollten, ob das überhaupt etwas Langfristiges wird, sind wir offiziell nicht als Paar aufgetreten. Nicht beim Training, wo sonst nur getratscht wird.. nicht in der Arbeitsumgebung, da seine Mitarbeiter sich nicht mit Flurfunk aufhalten sollten.. nicht seiner Frau gegenüber und vor allem nicht seinen Kindern gegenüber. Da ich bei den Kindern bekannt war, haben wir mit ihnen einfach öfter etwas unternommen, damit wir sehen konnten, wie sie mit mir klarkommen. Und dann haben die Mädels oft von sich aus gefragt, ob wir uns sehen. Ich habe viel mit ihnen unternommen - und das nicht, um mich bei ihnen „einzuschleimen“, sondern weil ich sie sehr gerne mag. Natürlich haben sie mich auch sehr kritisch beobachtet und genau geschaut, wie ihr Vater und ich miteinander umgehen. Für uns galt – und gilt – aber in der Öffentlichkeit und wenn die Kinder dabei sind „No touch!“.
Es ist mir wichtig, den Mädels zu zeigen, dass ich sie mag und dass ich gerne etwas mit ihnen unternehme - aber die Anregung dazu muss von ihnen ausgehen. Ich bin sehr zurückhaltend und versuche, mich nicht aufzudrängen. Ich glaube, dass sie mir vertrauen, denn sie fragen mich von sich aus z.B., ob ich ihnen den Kopf kraule (die Kleine hat manchmal ihre "überdrehten fünf Minuten" und mein Kopfkraulen findet sie beruhigend) oder sie ins Bett bringe. Die Große erzählt mir auch schon einmal kleine Sorgen, die nicht für Papas Ohr sind, weil man die von „Frau zu Frau“ bespricht. Als sie gesagt haben, ich sei wie eine große Schwester, hat mich das sehr gerührt.
Nach einem halben Jahr sind mein Partner und ich zusammen in Urlaub gefahren – offiziell (um niemanden zu stressen) war er alleine. Nach gut einem Jahr sind wir gemeinsam mit den Mädels in Urlaub gefahren, dann natürlich mit dem Wissen/dem Einverständnis seiner Frau, dass eine sehr gute Freundin (oder whoever, weiß nicht, was er ihr gesagt hat) mitkommt. Auch da galt für uns: Getrennte Zimmer und vor den Kindern kein Körperkontakt.
Nach 1,5 Jahren hat er mich seinem Vater und seiner Schwester vorgestellt. Das fand ich schon eine recht lange Zeit, bis er eine "offizielle" Haltung zu mir gezeigt hat – und ehrlich gesagt habe ich mich doch das eine oder andere Mal versteckt und verleugnet gefühlt. Ich habe mir aber immer wieder gesagt: "Du weißt, er steht zu dir und wir verstehen uns gut – also stell dich nicht so an! Was die 'Öffentlichkeit' weiß oder denkt ist doch nicht das Relevante!" Ihm war es wichtig, an keiner Stelle (Frau, Kinder, Familie) Stress zu erzeugen und vor allem eine natürliche Beziehung zwischen mir und den Kindern wachsen zu lassen.
Normaler Alltag ohne Kinder sieht so aus: Unter der Woche bin ich abends oft bei ihm – habe aber keine persönlichen Sachen dort, morgens gehe ich also so gut wie immer erst einmal zu mir und dann erst zur Arbeit (was für mich einiges an Zeitverlust bedeutet).
Die Ersatzmama habe ich nie gespielt - das kann und will ich nicht sein. Ihre Mutter kenne ich nicht, aber ich lasse die Kinder wissen, dass ihre Mama für sie natürlich die wichtigste Bezugsperson ist. Sie erzählen mir auch von ihr und ich gehe – hoffe ich jedenfalls - recht natürlich damit um. Ich quatsche mit Kindern über alles was zu ihrem Leben gehört und was sie mir erzählen wollen, halt auch über ihre Mutter – so versuche ich das zu sehen. Das ist nicht immer ganz leicht für mich, denn manchmal fühle ich mich befangen, weil ich ja nicht weiß, wie die Mutter das sieht.. aber eigentlich ist es okay.
Die Kinder verstehen also inzwischen, dass ich "irgendwie dazu gehöre". Da die Situation mit den Kindern so sehr gut läuft, meint mein Partner, es sei total unwichtig, welches "Label" man mir nun gebe. Dann aber hat mich letztens die Kleine total irritiert gefragt: "Warum hat xy gerade gesagt, du seist Papas 'Freundin'?" - "Wir sind doch 'Freunde'" habe ich geantwortet. Nun mache ich mir Sorgen und frage ich mich, was diese Irritation bedeutet. Macht das 'Label' für sie eben doch einen Unterschied? Meine Sorge ist, dass das Vertrauen der Kinder nun gerade durch zu langes "langsames Eingewöhnen" beeinträchtigt werden könnte. Ich selbst hätte mich als Kind in einer solchen Situation von den Erwachsenen total verarscht gefühlt und ihnen nicht mehr vertrauen können, weil sie mir nicht die Wahrheit gesagt haben!! Was meint ihr: Ist diese Sorge unberechtigt? Sie haben sich so sehr an die aktuelle Situation gewöhnt, dass ich mir nicht vorstellen kann, wie sie reagieren, wenn ich doch einmal in ihrer Anwesenheit bei meinem Partner übernachten sollte. Sie kennen uns als sehr vertraut miteinander – aber ohne Berührung, ohne Kuss, ohne gemeinsame Übernachtung. Sehe ich das zu besorgt?
Keine Ahnung: Was ist eine "langsame Eingewöhnungszeit"? Bin ich einengend, zu fordernd, egoistisch, wenn ich mir nach 2,5 Jahren wünsche, dass etwas mehr "offizielle" Klarheit herrscht? Macht es Sinn, die Mutter kennen zu lernen (Würd' ich eigentlich gerne, um ihr zu sagen, dass sie von mir echt Kooperation und keinen Stress zu erwarten hat, aber ich weiß nicht, ob das so gut käme?!)?
Über Meinungen und Anregungen würd' ich mich sehr freuen! Danke :-)!
Saenshi