Wie geht Ihr mit dem "Makel" um?

  • Liebe Alleinerziehenden,



    ich wusste nicht, wie ich die Überschrift anders formulieren sollte. So langsam, aber sicher erfährt mein Umfeld von der Trennung meines Mannes und meine Gefühle sind so zweigespalten :hae:



    Bisher lief mein Leben immer in "normalen" Bahne: verliebt, verlobt, verheiratet und Kind :-)



    Nun auf einmal trennt sich mein Mann und ich habe Angst vor den Reaktionen meiner Umwelt. Oft ist es einfach nur Mitleid: "Ach Du Arme, das ist ja furchbar - wie kannst Du damit Leben? Ist es nicht schrecklich... :amok:



    Ich bin zwar nach außen gefestigt und cool, aber dann spätestens im Auto oder Zuhause kommen mir die Tränen und ich denke nur: was eine Sch... wie soll ich damit klarkommen :(



    Ein Glück ist, dass enge Freundinnen und die Familie hinter mir stehen; es tut nur so weh, jetzt am "Rand der Gesellschaft" zu sein (sorry, aber so fühle ich mich im Moment) :frag



    Traurige Grüsse von Nicole

    Alles, was Ihr also von anderen erwartet, dass tut auch Ihnen! Darin besteht das Gesetz und die Propheten Mt 7,12

  • Was für ein "Makel"? Ich erkenne keinen ;)


    AE zu sein, ist anfangs sicher schwer udn hart. Vor allem, wenn man diesen Weg nicht selbst gewählt hat, sondern vor Tatsachen gestellt wurde. Am Rande der Gesellschaft bist du nicht, das kommt dir (wie du auch sagst) im Moment nur so vor.


    Es wird von Tag zu Tag ein bisschen besser, versprochen :daumen

  • stimmt... selbst bei uns auf dem land ist es so... in der klasse meines grossen und meiner kleinen ist bestimmt ein prozentsatz von 10-25 % scheidungs oder trennungskinder und das ist (leider) inzwischen vollkommen normal...

    Ein Kind betritt deine Wohnung und macht in den folgenden zwanzig Jahren so viel Lärm, dass du es kaum aushalten kannst. Dann geht das Kind weg und lässt das Haus stumm zurück, dass Du denkst, du wirst verrückt.
    v. John Andrew Holmes, amerik. Publizist

  • hallo liebe nicole,


    vorab meine meinung : wer nach den wünschen/gerüchten der anderen versucht sein leben zu leben, der hat noch nie gelebt......


    meine psychologin meinte damals zu mir (kurz vor der trennung) frau.... es wird weh tun, wenn sie eine familie (vater, mutter & kind) sehen, aber mit der zeit wird nur noch ein kleiner piekser spürbar sein bei so einem anblick....



    und sie hat recht behalten, hin und wieder spüre ich einen kleinen piekser, wenn ich eine familie sehe (auch, weil ich ganz genau weiß, dass meine kinder dies nie wieder haben werden) ...


    also liebe nicole kopf hoch, bemitleide dich nicht selber, dann bekommst von dem mitleid der anderen weniger als wenig mit...


    lieben gruss


    lulum :-)

    Das Glück ist im Grunde nichts anderes als der mutige Wille, zu leben, indem man die Bedingungen des Lebens annimmt. :-)
    - Maurice Barrès (1862 - 1923), Schriftsteller-

  • Es ist blöd, zuerst sich selbst und dann der Umwelt eingestehen zu müssen dass man quasi "versagt" hat. Man hat nicht geschafft, was ja alle anderen wohl können.


    Das Schlimmste daran ist aber die Angst davor. Wenn's mal soweit ist, dass "es" offensichtlich ist, kommen oftmals Kommentare, die man so nie erwartet hätte: "Ja meine Güte, hast Du aber lange gebraucht, was bin ich froh, dass Du Dich endlich getrennt hast - das Elend konnte man ja nicht mehr mitankucken"
    Es kommen aber auch weniger hilfreiche Kommentare wie z.B. "... wärst halt öfters mit ihm in die Kiste gehüpft?" oder "... hab ich's nicht gleich gesagt?"


    Auch wenn Du es gerade nicht so sehen kannst: Es ist eine spannende Zeit des Umbruchs. Du wirst Freunde erkennen, von Freunden enttäuscht sein, neue Freunde gewinnen.


    Ich drück die Daumen!

  • Anfangs hab ich auch ab und an gedacht, "am Rand der Gesellschaft" zu stehen. Besonders auch im Kindergarten meines Sohnes, wo viele gutbetuchte Leute ihre Kinder hinbringen und da viele viele Friede-Freude-Eierkuchen-Familien dabei sind. Dann aber erfuhr ich, dass der Kieferorthopädenmann von der Bankkauffrau-Mutter des KiGa-Freundes kurz nach Neubau eines sehr pompösen Domizils dort ausgezogen und zur Arzthelferin gezogen war und dachte mir "Siehste, passiert auch den oberen 10.000!" :D
    Was ich damit sagen will - die Tatsache, dass Ihr Euch trennt, macht Dich nicht zu einem besseren oder schlechteren Menschen als andere und von dem Gedanken, dass Du jetzt "abseits" bist, musst Du ganz schnell weg, das macht Dich sonst kaputt.
    Eure Familie ist jetzt halt um eine Person kleiner, aber sie ist ja noch eine Familie (und für die Kinder/das Kind ist der Papa ja trotzdem nicht aus der Welt).


    Blick nach vorne, kümmer Dich um Dich und Dein Kind und lass die anderen reden, was sie wollen. Ohren auf Durchzug!

  • Auch wenn es für dich schwer vorstellbar ist.. aber ich bin inzwischen tatsächlich stolz auf meinen "besonderen" AE Status.
    Überlege sorgar, mir nen Aufkleber ans Auto zu machen: "Alleinerziehend - na und?!" oder sowas :lach

  • Meine Therapeutin hat mir mal als Hausaufgabe gegeben, die "100 Erfolge meines Lebens" aufzuschreiben, als ich in ähnlich "mangelhafter" Haltung war wie du jetzt. Dazu zählt alles, was du im Leben erreicht hast, also auch solche "Kleinigkeiten" wie Fahrrad fahren und laufen lernen, auch wenn es dir erstmal blödsinnig vorkommt weil ja sooo selbstverständlich.


    Tu das mal, dann schrumpft der "Makel" von ganz alleine :knuddel .

    :strahlen Je größer der Dachschaden, umso schöner der Ausblick in den Himmel! :strahlen

  • Mein Motto inzwischen - ja auch dazu musst ich erst kommen - Lieber ehrlich getrennt, als unehrlich zusammen!


    Wenn man bei den sogenannten Eierkuchenfamilien so dahinter schaut, da tun sich nicht selten "Abgründe" auf!


    Und es wird besser, jeden Tag ein bissi mehr!


    Ach und Du wirst bald stolz auf Dich sein, was Du plötzlich alles kannst! Ich hab erst gestern an der Steckdose herumgefummelt ohne eine gewischt zu bekommen. :D

    Es ist besser,
    ein eckiges Etwas zu sein,
    als ein rundes Nichts.

  • Ich kann das total nachvollziehen. Als meine Eltern sich 1983 getrennt haben und meine Mutter mit uns in ein Diorf gezogen ist, da durfte sich ein Mädchen aus meiner Klasse nicht mit mir verabreden, weil meine Eltern geschieden sind. Ich kam mir oft vor als wäre ich ein Exot, dabei konnte ich ja nichts dafür.


    Meinen Kindern wollte ich das so lange wie möglich ersparen, obwohl es heute ja schon wirklich "normaler" ist. Aber ich fühle mich heute auch nicht immer 100%ig wohl damit. Wie hier schon jemand schrieb am schlimmsten sind die Kommentare meiner Familie:
    Du hättest dich schon vor Jahren trennen müssen" bis hin zu meiner Schwester, die keinen Kontakt mehr zu mir hat, sondern nur noch mit meinem Ex rumhängt, den sie noch nie leiden konnte und von dem sie und mein Schwager immer gesagt haben, das ich mich trennen soll". Aber der Ex hat mehr Geld und es ist eben chicker mit dem Umgang zu haben.
    Komplett alle Freunde haben sich nach dem Wegzug nicht mehr gemeldet, geschweige denn ihre Hilfe bei Umzug etc angeboten. Auf meinen Geburtstagspartys feierten immer so zwischen 50 und 70 Leuten mit mir.


    Aber das Wichtigste habe ich ja behalten und das sind meine Kinder.!!
    Aber Frust schiebe ich ehrlich gesagt auch noft wegen diesem "Makel".

  • Ach und Du wirst bald stolz auf Dich sein, was Du plötzlich alles kannst! Ich hab erst gestern an der Steckdose herumgefummelt ohne eine gewischt zu bekommen. :D


    Elin, dann mußt du noch besser werden :D Steckdosen kannste noch nicht :lach



    Aber im Ernst, es ist zwar grundsätzlich heut kein Makel mehr, aber es gibt immernoch Vorurteile und Repressalien gegen AEs, das muß man nicht schönreden.
    Und ich denke, es kommt ganz darauf an, wo man sein Umfeld hat - in ner Stadt ist AE-sein sicher viel selbstverständlicher als in nem 300Seelendorf.


    Allerdings geb ich allen recht, dass es mit der Zeit sich besser anfühlt, und auch das Umfeld normaler wird. Die Vergleicherei kommt dann später wieder über die Kinder und ihre Freunde (und deren Eltern) - aber bis dahin steht frau ja schon ihre Frau!

  • Kann mich den anderen nur anschließen. Anfangs war es schrecklich andere Familien zu sehen, die scheinbar glücklich sind. Inzwischen weiß ich, dass ganz oft die Dinge anders sind als sie nach außen hin zu sein scheinen....
    Und auch das entgegengebrachte Mitleid ist nicht immer das, was frau braucht....
    Aber inzwischen bin ich mit meinem neuen Leben ganz glücklich, glücklicher als mit meinem alten und stolz, dass ich es ganz gut geschafft habe. Du wirst sehen, auch "Deine Umwelt" wird sich sehr schnell an Dein neues Leben gewöhnen ;-))
    Und wenn ich ehrlich bin: wäre die Trennung nicht gewesen, wären mir sehr viele schöne Momente in meinem Leben entgangen.

    Das Glück deines Lebens
    hängt von der Beschaffenheit deiner Gedanken ab.

    Marc Aurel

  • Viele Frauen meiden aber auch den Kontakt, weil eine alleinstehende Frau ja immer eine "Gefahr" darstellt für ihre eigene Beziehung.


    und besonders schön sind die Männer, die sich plötzlich melden mit" Wenn du mal Abwechslung brauchst......" :sabber :sabber


    Das sind so Situationen, die mich besonders an :kotz in meinem Status als AE.

  • das klingt gut, hast du dann auch Nachtarbeitsverbot und bist für den Besuch der Berufsschule befreit vom AE-sein? :D


    Jaaaa und die haben mir zwei Versuchsobjekte überlassen, männlich 9 und 7 Jahre alt. Die "versau" ich gerade ordentlich, ich glaub denen gefällts bei mir und die werd ich nicht mehr los. Der eine hatt heute gesagt - ich bleib bis ich 30 bin bei Dir. :scared

    Es ist besser,
    ein eckiges Etwas zu sein,
    als ein rundes Nichts.

  • ich bleib bis ich 30 bin bei Dir. :scared


    auweia - was ne drohung. Da mußte noch bissle üben, sonst sagt dein umfeld nachher: Mamasöhnchen, konnte ja nicht gut gehen bei ner AE (um aufs Thema geschickt zurückzulenken) :lach

  • wenn Du das Wort "Makel" nicht benutzt hättest, hätte ich niemals meine Situation damit in Verbindung gebracht- und habe auch die letzten 11 Jahre nicht so empfunden


    ?(

    Lieber Gruss


    Luchsie


    Dein Denken kann aus der Hölle einen Himmel und aus dem Himmel eine Hölle machen.


    Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug. (Epikur)