....und ich hatte den Faden doch durchgeschnitten....

  • Hi,
    es geht mir grad nicht so gut.
    Meine MUTTER hat bei mir auf den Anrufbeantworter gesprochen und mir mitgeteilt, dass es ihr schlecht ginge...
    Jetzt geht es mir auch schlecht, weil sie sich in mein Leben versucht reinzubarmen.
    Ich will keine schlechte Tochter sein, ich will gar keine Tochter von dieser Frau mehr sein, aber immer, wenn solche Dinge eben geschehen, laufe ich rückwärts....
    Und dann spult die Erinnerung Bilder ab, die ich seit 2 Jahrzehnten versuche, zu verarbeiten.
    Ja, ich bin Erfolgreich...., ich muß lachen, weil ich hier nicht erklären kann und will, wie erbärmlich mein Leben durch meine Vergangenheit war und wie unwürdig , herabsetzend und fast tödlich das Aufarbeiten war und ist...


    JA!
    Ich habe meine Kindheit überlebt!
    Im Heute kann ich mich auf das begrenzen, was HEUTE für mich gut und wichtig ist.
    Manche Sachen kann man nicht abschütteln wie ein nasses Handtuch, man kann auch nicht ewig davon laufen.
    Ich habe mich diesen Dingen gestellt und bin für Monate in die "Geschlossene" abgeliefert worden....


    Diese Mutter hab ich immer lieben wollen, aber ich hab es nie geschafft, dass Sie mich als das akzeptiert, was ich bin oder war.
    Ich war eine "nicht funktionierende Sache" und mit sowas gab sie sich nicht ab.


    Lach, man handhabte mich in der Rubrik "Bekloppt" und schob mich auch in diverse Schulen ab.
    Dort war ich zu still, zu ängstlich, zu traurig, aber immer auch zu gut im Lernen....
    Diverse Probleme kamen dann, als ich mich freigeschaufelt habe aus den Bergen der Vergangenheit.


    Damals sass ich des Nachts oft im offenen Fenster und hab überlegt, warum ich mir LEBEN antue.


    Nein..........nicht, weil ich es besser machen wollte
    aber doch, weil ich damals Kinder hatte, die ich liebte und die ich schützen wollte.


    Alleinerziehend mit Kindern.....manches lief schief, quer, daneben.......
    Aber es lief und ich mit und meine damaligen Kids lernen Heute am Gymnasium.
    ES kann nicht alles schlecht gewesen sein...


    Vor 3 Jahren hab ich mich mit der Situation befasst, dass ELTERN ja auch sterben können....
    Und ich hatte übelste Probleme damit, weil ich meinen ELTERN nicht erklären konnte, WARUM es so war, wie es eben war.


    Durch einen Freund lernte ich umzudenken und ich versuchte dadurch zu akzeptieren, dass es so war, wie es eben war...


    Ich suchte diese, meine ELTERN auf, erkannte für mich, dass es sinnlos wäre, über Details zu sprechen, und erlebte diese Menschen in ihrer Welt.


    ICH WAR NICHT MEHR KLEIN, ich war GROß geworden und erlebte die als ......................................................Zombies (sorry)


    Es gab noch 2 Erlebnisse.
    Ich hab für mich einen Frieden machen können und ich habe diese Personen vergessen.


    MUTTER rief dann immer mal an und pervertisierte sich auf ihre Art.


    Ich hab nicht mehr reagiert, aber es ging mir ziemlich schlecht...


    Fast ein Jahr Ruhe.
    Jetzt meint sie, dass Sie einen Herzinfarkt gehabt hätte und VATER todsterbendkrank im KH läge...
    Nein, ich hab sie nicht angerufen.


    Und : NEIN , gut geht es mir auch nicht...
    Jeanny

  • ich würde mir wohl die frage stellen, wie ich im todesfall meinen inneren frieden am ehesten finden würde -
    würde ich es mir verzeihen, sie nicht nochmal gesehen zu haben?
    würde ich es bereuen, ihnen nicht verziehen zu haben?
    was würde ich jetzt noch sagen wollen, was später nicht mehr ginge?
    nicht um der eltern, sondern meiner selbst willen.

  • Hallo Jeanny,


    Beim durchlesen merkt man, dass du einiges durchgemacht haben musst in der Vergangenheit.
    Irgendwann bist du zu dem Entschluß gekommen, dass dir deine Eltern nicht gut tuen und bist deinen eigenen Weg gegangen.


    Die Nachricht, dass es deinen Eltern nicht gut geht hat dich getroffen, und du musst jetzt "lernen", damit umzugehen. Entweder defensiv oder offensiv.


    Ich würde für mich abwägen, was für mich in diesem Moment und für die Zukunft das beste wäre.



    Das man bei solch einer Nachricht, trotz schlimmer Vergangenheit, nicht, gar nichts von sich hören lassen möchte, ist verständlich, und/ aber ich für mich würde wie gesagt abwägen, was mir für die Zukunkft das beste wäre.


    Ich wünsche Dir viel Kraft und die für dich beste Entscheidung!!! :troest:troest:troest



    Lena

  • wenn ich so zurückdenke, hatte ich es auch nicht immer einfach mit meinen ELTERN....aber wer hatte es auch schon immer leicht....???



    eine kindheit mit einem alkoholkranken VATER zu verbringen, kann man nicht als schön und empfehlenswert bezeichnen....bestimmt nicht...
    aber einen VATER mit stolz betrachten zu können, weil er seine sucht ganz ohne hilfe geschafft hat......dass schon....


    und ich war stolz auf ihn und wir haben uns trotzdem immer gut verstanden.....für ratschläge und tipps, für sorgen und kummer bin ich immer
    zu ihm als zu meiner MUTTER gegangen....


    in meinem leben gab es dann mal einen zeitpunkt, da wollte ich mit ihm über alles reden.....über das positive, wie über all das negative....
    über meine gefühle und vor allem ihm sagen: " Papa ich habe dich lieb "....


    aber WARUM..???....wollte ich dass.....
    ....ich wurde schwanger......die familie würde durch ein kleines wesen noch enger zusammengeschweisst werden....



    ich wollte dieses gespräch führen, aber die krankheit meines VATERS brachte so manches durcheinander und vieles
    wurde als nicht mehr so wichtig betrachtet...


    das gespräch wollte ich immer noch.....doch es war ZU SPÄT.....mein VATER starb 2005
    ...auf den tag genau 8 wochen vor der geburt meines sohnes...


    durch viele weitere bittere geschehnisse in meiner familie, darunter auch der tod meines freundes 2006 hat sich viel verändert ....


    ...auch meine MUTTER....leider...


    der verlust " unserer MÄNNER " hat sie sehr zu schaffen gemacht und auch geprägt....sie wurde gesundheitlich noch instabiler und ihre ansichten
    in bezug auf erziehung ( auch die meines sohnes ) lassen mir oft die haare zu berge stehen...


    es ist NIE schön kritisiert zu werden, schon gar nicht von seiner eigenen MUTTER....dass schmerzt noch mehr....aber ich habe - meistens- nicht
    viel dazu gesagt, eher immer runter geschluckt....


    und es ist nicht gut, so wie es ist.....und ICH möchte es ändern....die erfahrungen aus dem tod meines VATERS haben mir gezeigt, so werde ich es nicht
    mehr machen....es ist vieles unausgesprochen.....und es schmerzt mich nach 4 jahren immer noch....und NEIN, ich kann es mir nicht verzeihen


    WARUM es gerade jetzt wieder so hoch kommt....mein sohnemann hat bald seinen 4.geburtstag und erinnerungen an meinen VATER kommen wieder hoch
    ...schöne, wie auch traurige....


    UND ich habe mir geschworen.....bei meiner MUTTER mache ich es anders.....ich werde das gespräch suchen und mit ihr über alles reden,
    was mir am herzen liegt...auch wenn es schwierig sein wird, weiss ich das richtige dann gemacht zu haben....


    es sind / waren meine ELTERN, sie haben mich gross gezogen...es war nicht alles richtig, es ist vieles schief gelaufen....



    ...NA UND....wir alle sind menschen.....menschen machen fehler....und aus fehlern lernt man...( sollte man )


    ....ICH zumindest habe daraus gelernt...

    Das Leben ist wie ein Spiegel.
    Lächelt man hinein, lächelt es zurück.




    Einmal editiert, zuletzt von milka08 ()

  • Ich kann erahnen, was du fuehlst. Wenn es besser ist, keinen Kontakt zu haben, man aber aus "SChuldgefuehlen" heraus diesen Kontakt viel zu lang mitmacht (auch wenn er einem schon lang nicht mehr gut tut), weil es ja ein Familienmitglied ist.


    Eltern sind auch nur Opfer. Warum sind deine Eltern so, wie sie sind... Kindheitsprobleme, psychische Probleme, ...? Das ist natuerlich nicht deine Baustelle (nur hilft diese Blickweise ein klein wenig, um zu verzeihen). Aber trotzdem macht das den Kontakt nicht angehmer und jeder Kontakt kann einen zurueck werfen, solang man selbst noch nicht voellig in sich ruht. Hoer in dich rein (nicht darauf, was deine Eltern jetzt erwarten), sondern was dein inneres Gefuehl ist. Vielleicht tut es dir am besten, wenn der Kontakt einseitig ist (z.B. ueber einen Brief, Karte etc.).


    Egal, wie du entscheidest: du brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben. Du bist nur fuer DICH und deine psychische GEsundheit verantwortlich und an 2. Stelle stehen deine Kinder. Wenn du dich damit ueberfordert fuehlst gerade, dann wuerde ich es mit einem Therapeuten durchsprechen. LG

  • milka: es kommt darauf an, was vorgefallen ist.


    Nimm als Beispiel: es sind schlimme Dinge in der familie passiert und sie passieren noch, aber sie werden tot geschwiegen, man wird selbst als Luegner dargestellt, es ist kein Rankommen, jeder Diskussion oder Gespraech darueber fuehrt in ein Drama (damit meine ich das aeusserste wie Suizidversuche oder oder oder). Bis man sich nichts mehr zu sagen hat. Worte wie: du bist nicht mehr mein Kind, Gelaestere hinterm Ruecken, bei jedem Gespraech als Therapeut hinhalten muessen, .... bis man ausgelaugt ist, nicht mehr kann, die eigenen Kinder auf der Strecke bleiben, bis man beim Therapeuten landet und am liebsten aufgeben will.... der einen muehsam wieder aufpaeppelt. Endlich fuehlt man sich stark und gut und ein Telefonat oder ein Traum ueber Geschenes wirft einen wieder Jahre zurueck in der Aufarbeitung. Ich lese eher DAS aus den Zeilen oben!


    Ich glaube nicht, dass es um eine Mutter geht, die sich zu sehr in die Erziehung einmischt, nicht praesent ist, oder ab und an "ausgeflippt" ist, sondern um weit weit mehr.

  • Ich seh das wie "die anderen" hier... wir können dir nicht sagen was richtig und falsch ist.. du musst in die rein hören- saramelie hat das in meinen augen richtig geschrieben. entscheide was besser ist- ihnen nie wieder in die Augen gesehen zu haben oder sie nochmal gesehen zu haben??


    Ich bin ja ohne Vater aufgewachsen- und mit 18j hab ich entschlossen ich will wissen ob der Kerl so ist wie ich ihn von erzählungen kannte- schlechter Ehemann, schlechter Vater, faul und und und... ich "fand" ihn und war ENTSETZT! Alkolicer mit eigenen Eckkneipe, Saufkumpels, Freundinnen die mein alter kaum überstiegen... Ich wollte nicht das das mein Vater ist- aber ich konnte nicht mehr zurück- er war so stolz auf mich.. präsentierte mich überall- also "spielte" ich mit... fast 10jahre! Er rief ständig an, fragte wann ich ihn besuche. Als mein Sohn da war wollte er sein Enkel sehen. er war 18jahre kein Vater für mich- warum wollte er Opa für meinen Sohn sein... Meine Mutter, die immer für mich da war und ist- leidete schrecklich unter der Situation- und ich saß zwischen den Stühlen und wußte nicht wie ich aus der Sache raus kam.. letztes Jahr, in einem starken moment rief ich ihn an und sagte ihm ich möchte nicht so einen Vater, ich hab besser ohne gelebt, ich will nicht das es meiner Mutter schlecht geht deswegen- auch wenn sie NIE was gesagt hat- und ich möchte keinen Kontakt mehr zu ihm... er war geschockt, traurig.. ich weis das es nun ihm schlecht geht, und ich weis nicht wie es mir geht wenn er mal stribt- er hat ja keine Familie.... aber mom geht es mir SO besser...


    Tu nur das was dir gut tut.


    lg raMONA



    P.S.: Haben die Kids keinen bezug zu "Opa und Oma" ?

    :Flowers In ein Herz passen viele Menschen :Flowers


    :brille Wenn das Universum unendlich weit ist - wer weiss dann ob ich nicht doch der Mittelpunkt bin? :D

  • @downunder...


    ich weiss schon auch, dass es in vielen familien wirklich sehr " krass " zugeht.....und bestimmt auch viel viel schlimmer, als in meiner eigenen....


    ....und dass man da von " familie " bestimmt auch nicht mehr sprechen kann....



    ICH habe MEINE geschichte erzählt....und ich habe sehr viel nicht reingeschrieben, da es für mich persönlich auch nicht hier ins forum


    reingehört...weil ich es auch nicht erzählen möchte....


    ...und es ist rein mehr, als nur, dass sich meine mutter zu sehr in die erziehung einmischt....



    ich möchte auch in keinster weise die TS angreifen oder sonstiges....sie soll für sich entscheiden, was für sie das beste ist...


    ...und sie wird die richtige entscheidung auch finden....

    Das Leben ist wie ein Spiegel.
    Lächelt man hinein, lächelt es zurück.




  • milka: so hab ich das auch verstanden... der Satz mit dem: na und, Menschen machen Fehler... war der, der mich bewogen hatte, meine Antwort zu schreiben. Ja, stimmt, Menschen machen Fehler (manchmal schwerwiegende, manchmal staendig und manchmal ohne draus zu lernen... ). Aber es geht natuerlich darum, wie man selbst damit leben kann. Ich wollte deine Geschichte auf keinen Fall "schmaelern" oder bewerten. Sorry.

  • milka: so hab ich das auch verstanden... der Satz mit dem: na und, Menschen machen Fehler... war der, der mich bewogen hatte, meine Antwort zu schreiben. Ja, stimmt, Menschen machen Fehler (manchmal schwerwiegende, manchmal staendig und manchmal ohne draus zu lernen... ). Aber es geht natuerlich darum, wie man selbst damit leben kann. Ich wollte deine Geschichte auf keinen Fall "schmaelern" oder bewerten. Sorry.


    ...habe ich auch gar nicht so aufgenommen.... :blume

    Das Leben ist wie ein Spiegel.
    Lächelt man hinein, lächelt es zurück.




  • Hallo,
    ich danke Euch für die vielen geteilten Gedanken.
    Meine Kinder haben keinen Kontakt zu diesen Menschen, weil ich das "Seil" zerschnitten habe- zum Schutz meiner Kinder.
    Und auch, wenn mir die Tränen am Hintern hängen, bin ich stolz, dass ich dieses kranke Leben von ihnen nicht mehr mitgemacht habe.


    Mein Leben lang hab ich in mir drin eine Trauer, die Trauer, dass ich es NIE geschafft habe, die liebe Tochter zu sein....
    Ja, ich bin erwachsen und habe eigene Kinder und auch das macht es nicht leichter.


    Vor Jahren, als der innere Druck zu groß wurde, hab ich versucht, diese Eltern zu hassen um irgendwie damit umgehen zu können.
    Es hat nicht funktioniert...
    Ich wollte Sie nicht hassen, aber ich wollte endlich verstehen.


    Natürlich hab ich wieder und wieder in den letzten Jahren versucht, bestimmte Dinge anzusprechen.
    Sinnlos...
    Dann bin ich von hier auf sofort wieder die "Schl...." und "Hure" und das "dreckige Schwein".


    Das, was Sie mir in solchen Momenten an den Kopf knallen ist das, was Sie wirklich sind.


    Man schliesst mit so etwas wohl nie richtig ab.


    Vor ca. 3 Jahren ist mir dann bewußt geworden, dass ich nicht mehr lebe, sondern eher funktioniere.
    Und LEBEN empfand ich damals als echten Ballast, ich wollte das nicht mehr...
    Nicht mehr diese Alpträume, nicht mehr ewig Therapie, nicht mehr diese Trauer.


    Ich habe mich überwunden und bin mit flatternden Organen zu diesen Menschen hin gefahren.
    Wollte wohl sehen, wie mein ICH reagiert...


    Als Erwachsene sah ich da nun 2 Häufchen Mensch, die in ihrer gestalteten Lügenwelt funktionierten.


    Ich in mir drin hab bei diesen Besuch beobachtet, wie heil ich war und wie kaputt Sie waren.


    Es ging mir von da an besser.


    Ich werde keinen Kontakt zu denen suchen, ich hab mich auf meine Art damals von denen verabschiedet.
    Es klingt hart, aber gestorben sind diese Personen schon lange.


    Mit den Klumpen in meinen Bauch werde ich immer leben müssen.
    Aber nicht mehr mit dieser Angst.
    Nein, gut geht es mir nicht, aber ich habe die richtige Entscheidung für mich getroffen.
    Jeanny

  • Ich werde keinen Kontakt zu denen suchen, ich hab mich auf meine Art damals von denen verabschiedet.
    Es klingt hart, aber gestorben sind diese Personen schon lange.


    So geht es mir mit meinem Vater - seit 8 Jahren habe ich den Kontakt abgebrochen, vieles war vorgefallen. plötzlich ging es mir so gut, mit dieser Klarheit. Immer wieder bin ich erstaunt, dass er wirklich keine Rolle mehr spielt, ich nichtmal an ihn denken muß, ich aber auch die schönen Erinnerungen meinen Kids erzählen kann - ohne irgendwie innerlichen Bezug zu ihm zu haben...


    Schwierig wird es nur, wenn andere versuchen mich zu "bekehren". ich habe keine Lust mich zu rechtfertigen dafür, dass es mir jetzt gut geht. Er ist tatsächlich für mich längst gestorben. Spielt keine Rolle mehr, weder im guten noch im Bösen.


    Letztes Jahr hat er mir ne mail geschrieben, ich hab sie gelöscht und gut wars. Natürlich hat er das Umfeld davon in Kenntniss gesetzt, dass er ja auf mich zugegangen sei und ich es ja nicht nötig hätte zu antworten. Das war das wirklich nervige und verletzende, dass mein Bruder z.B. mir dann Vorwürfe gemacht hat oder mein Neffe zu meiner Tochter sagt: deine Mutter braucht sich ja nur mit dem Opa versöhnen, dann kriegst du auch immer Päckchen mit 100,- € drin" (es erübrigt sich euch zu sagen, dass in der mail natürlich was anderes stand, als was er rumerzählt hat. )


    Ich kann dich gut verstehen, man soll eine Rolle einnehmen als gute Tochter, das Umfeld und die Moralvorstellungen, die uns eingeimpft worden sind, erwarten es von uns, aber es ist nicht gesund. Es ist nicht die Rolle, die wirklich unsere ist.


    Du weißt genau, was dir gut tut. Und du sollst das leben, was dir gut tut, nicht was andere von dir erwarten!

  • hey Jeanny lass dich erst einaml ganz lieb :troest:troest:troest



    ICH WAR NICHT MEHR KLEIN, ich war GROß geworden


    mir ist aufgefallen, dass du dies in grossbuchstaben geschrieben hast (ich bin keine psychologin)...dies sagt mir, dass du dir und sogar ihnen klar und deutlich machen willst, dass du "gross und selbstständig" geworden bist...


    JA! Jeanny, dass bist du auch! du bist nicht mehr das kleine maedchen und darfst auch deine entscheidungen selber treffen! wenn du der meinung bist es ist besser für dich kein kontakt zu deinen eltern zu haben, wirst du deine gründe haben, es soll dir dabei nicht schlecht gehen! eltern haben pflichten gegenüber ihren kindern und kinder gegenüber ihren eltern, aber keine "pflicht" sollte erfüllt werden im wissen, dass es einem danach schlechter geht und man evt. den eigenen pflichten als mutter (seinen kindern gegenüber) nicht nachkommen kann....


    egal was du machst, mach nichts was dir nicht gut tut! das ist nicht egoistisch sondern notwendig um im leben leben zu können....


    lieben gruss


    lulum :-)

    Das Glück ist im Grunde nichts anderes als der mutige Wille, zu leben, indem man die Bedingungen des Lebens annimmt. :-)
    - Maurice Barrès (1862 - 1923), Schriftsteller-

  • Liebe Jeanny,


    die bedingungslose Elternliebe - es gibt sie nicht überall. Deine Abgründe erahnen wir hier, es gibt hinter jedem Deiner Erlebnisse Welten, die wir nicht kennen. Du hast die schwierige Entscheidung, willst Du für Deine Eltern dasein, getroffen: Du willst nicht, es sträubt sich alles in Dir dagegen. Sollst Du? Musst Du? Musst Du wollen? Ich persönlich meine nein. Doch darauf kommt es nicht an, mir ging aber ein historisches Beispiel durch den Kopf. Jim Morrison, der Gründer und Sänger der "Doors". Er war ein durch und durch exzentrischer Mensch, der sehr konsequent und kompromisslos sein Leben gestaltet hat. Jim schrieb
    seinen Eltern und teilte ihnen die Entscheidung, Rockmusiker zu werden, mit.
    Sein Vater, der mittlerweile den Höhepunkt seiner Karriere erreicht hatte,
    distanzierte sich auf dass schärfste. Er hielt das für "Bullshit" - Stierscheiße. Jim beendete daraufhin den Kontakt zu
    seinem Elternhaus. In allen Interviews sagte er, dass seine Eltern tot seien. Dass sie nur für ihn gestorben waren, erzählte er nicht.


    Und weil ich das so interessant fand / finde, noch die Fortsetzung:
    Er sang das Lied "The End" - in dem Lied gibt es eine wichtige Stelle zur Eltern-Kind-Beziehung. Sprechgesang:


    The killer awoke before dawn, he put his boots on
    He took a face from the ancient gallery
    And he walked on down the hall
    He went into the room where his sister lived, and...then he
    Paid a visit to his brother, and then he
    He walked on down the hall, and
    And he came to a door...and he looked inside
    Father, yes son, I want to kill you
    Mother...i want to...fuck you


    Das "fuck" wurde zensiert und war auf den Musikalben nur ein lauter Schrei, aber in seinen Konzerten hat er es gesungen.
    Auch ich schließe mich meinen Vorrednern an und wünsche Dir Kraft. Und ich gratuliere Dir zu dem, was Du aus Dir gemacht hast.

    Ich denke, ein vollkommener Mensch wird man erst, wenn man gute und schlechte Erfahrungen gemacht hat, wenn man wundervolle Momente erfahren und großes Leid durchlebt hat

  • Ach Süße... Ich sitze hier grad mit Tränen in den Augen, weil ich sehr mit Dir fühlen kann. Nach einer "heilen" Kindheit mit einem Stiefvater, der mich jahrelang missbraucht hat und einer Mutter, die mich, als ich hilfesuchend zu ihr kam, Lügen strafte und damals wie heute alle Probleme wegredet und nichts dunkles in ihre Gutmensch-Welt lassen kann, durchlief ich genau diesen Horror.
    Das Bedürfnis, man selbst sein zu können, ohne sich dauernd FALSCH zu fühlen. Das Bedürfnis, ein "gutes Kind" zu sein...


    Noch heute bereitet mir Vertrauensfähigkeit zu Männern krasse Schwierigkeiten, noch heute weiß ich selten, wie ich mit meiner Mutter umgehen soll und erst meine Kinder gaben mir die Kraft, mich zu lösen - einfach, weil ich für sie kämpfte, nicht für mich.


    Wenn ich mich frage, was wäre, wenn meine Mutter todkrank wäre... Nein, ich würde mit ihr nichts mehr klären wollen. Ich will nicht mit dem schlechten Gefühl leben, sie kurz vor dem Ende noch "belastet" zu haben. Ich versuche, für mich mit mir Frieden zu schließen und lasse sie da außen vor. Ich liebe meine Mama - auch wenn ich vor der Frau, die mich geboren hat, keinen Respekt habe. Schizophren, vielleicht, aber so fühle ich.


    Ich glaube, Deine Entscheidung ist für Dich die richtige und beste. Denn Aussprachen laufen auch nicht immer so, wie man sich das denkt, und was, wenn der Mensch stirbt und man dann wieder mit lauter geöffneten "Päckchen" dasteht?


    Wenn Du sagst, sie sind für Dich schon lange gestorben, dann ist das so. Und dann hast DU auch die Trauerarbeit unbewusst schon teilweise hinter Dir, glaube ich.


    Ich fürchte, die Trauer darüber, WIE alles war und WARUM es nicht anders sein konnte, wird uns immer bleiben; aber wenn wir akzeptieren, dass wir es nie in der Hand hatten und nur für uns selber einstehen konnten, können wir uns vielleicht davon lösen...



    Ich denk an Dich.


    Anna

  • Hallo,
    mein eigentliches Problem war immer, dass ich Niemanden an irgendeinen Pranger stellen wollte, sondern endlich verstehen mußte um weiterleben zu können.
    Sicher, man reimt sich dann 1 und 1 zusammen, aber das ist eben nicht der Satz aus Mutters Mund.
    Noch Heute rieche ich den Duft ihrer gestärkten Schürze oder höre Vaters Geschnalze, wenn er den Kühen befahl...
    Die Sehnsucht als Kind hab ich ins Heute mitgenommen...
    Erschütternd für mich heimlich und leise ist, dass ich gern das zu Hause von meinen Kindern bin und diese Geschöpfe liebe und ehre.
    Und das ist ja auch irgendwie mein jetziges zu Hause, aber sehnen tu ich mich nach MAMA und PAPA, die es eigentlich nie wirklich gab.
    Und ich hab auch mitunter ein schlechtes Gewissen gegenüber meinen Kindern, aber in mir kratzt sich was die Finger wund und schubst und weint und
    will einfach nach Hause...


    Irgendwie bin ich einfach irgendwo ausgerissen von wem auch immer und habe die Wurzeln verloren.
    Ohne Wurzeln gehen Pfanzen ein, ohne Grundstein steht kein Haus lang.
    Wann kommt man an und merkt man sein eigenes Ankommen noch wirklich?
    Jeanny

  • Ja, dieses Nach-hause-zu-Mama-Wollen habe ich auch des öfteren. Statt immer Trost zu spenden, möchte man auch selbst welchen.


    Ob man wirklich jemals richtig ankommt, weiß ich nicht... Ich weiß nur, dass auch entwurzelte Pflanzen wieder Wurzeln schlagen können. Nur - dazu braucht es Zeit, Ruhe, die richtigen Bedingungen und Nährstoffe...

  • @ Jeanny
    Das sind sehr berührende und nahegehende Worte. Jeder kennt diese Gefühle aber so gut ausgesprochen habe ich sie noch nicht gehört. Jetzt wo Du das ausgesprochen hast, diesen Faden eröffnet hast (den mit dem durchgeschnittenen Faden), bringst Du richtig viel Bewegung in Dein Herz, ich wünsche Dir dabei auch die Kraft, einmal kraftlos sein zu dürfen. Das ist für mich das Bedürfnis der "Tochter". Und das bringt auch voran.


    Alles Gute

    Ich denke, ein vollkommener Mensch wird man erst, wenn man gute und schlechte Erfahrungen gemacht hat, wenn man wundervolle Momente erfahren und großes Leid durchlebt hat

  • Es ist offensichtlich leichter Schuld zu verdrängen als sich Schuld einzugestehen.Und jeder,das Opfer sowieso,das diese Verdrängung stört oder an ihrer " Oberfläche " kratzt, ist der Feind.Wird abgewiesen oder mit Schuldgefühlen belegt.


    " Schau her wie schlecht es uns geht..."," du machst alles kaputt mit deinen ständigen Vorwürfen .."


    Es gibt zwei Möglichkeiten damit umzugehen.Entweder man bricht den Kontakt komplett ab oder man spricht über alles-nur nicht über die Vergangenheit.Bei uns wird beides " gelebt ",Mutter so-Vater so.

  • Obwohl das eigentlich das ist, was man sich wuenschen wuerde: mal in den Arm genommen werden, eine Entschuldigung zumindest zu hoeren und ein: wie koennen WIR jetzt gemeinsam ANDERS weitermachen... Aber sowas passiert nicht, darauf braucht man nicht hoffen, zumal aeltere Menschen starrsinnig werden. Am besten ist es, wenn man es schafft, unter das Hin und Her und krampfhafte immer wieder "Neu Versuchen wollen", was einen immer wieder fertig macht (in regelmaessigen Abstaenden) einen Schlusstrich zu ziehen. Wie der auch immer aussehen mag: oft wohl mit Kontaktabbruch oder aber wirklich mit nur sehr oberflaechlichem Kontakt. Letzteres funktioniert auch nur bedingt, weil man doch immer wieder in den Sog geraet und nach jedem Telefonat Schmerz/Aerger empfindet. Umso schwieriger, wenn es nur um EINEN Elternteil geht... Und man sich eigentlich engeren Kontakt mit dem anderen wuenscht.


    Es ist eine schwierige Sache, aber das wichtigste ist, dass man selbst dabei gesund bleibt und es einem gut geht - fuer sich selbst, fuer die eigenen Kinder.