Gewalterfahrung

  • Hallo zusammen!


    Mich beschäftigt seit längerem die Frage, wann man seinem "neuen Partner" oder "neuen Freunden" über die eigene Gewalterfahrung in der Beziehung erzählt.


    Ich werde das Gefühl nicht los, daß ich, sobalt ich es erzähle, in eine Schublade geschoben werde....wo ich nicht hingehöre! So nach dem Motto: Die wird es selber Schuld gewesen sein! :kopf
    Denke mal, viele möchten mit dem Thema nichts zu tun haben und verdrängen es. :nixwieweg
    Andere sehen mich als "schwach" an.


    Oder trügt mich da meine subjektive Wahrnehmung ?


    Wie waren/sind eure Erfahrungen??
    Wie würdet ihr reagieren?


    Lg Lichtengel

  • zuerst: keiner ist schuld, der gewalt *erfährt"


    derjenige , der gewalt ausübt ist schuld!!!!


    ich hab meinem 2. mann manches ,aber nicht alles erzählt


    manches aus meiner 1. ehe hab ich verarbeitet, manches verdrängt, manches einfach abgehakt


    gewalt hat viele facetten


    gewalt wird nicht immer mit"faustschlägen" ausgeübt , sondern viel öfter sehr viel suptiler....


    schlafentzug bis hin zur bewußtlosigkeit , ist nur ein beispiel...............

  • gewalt wird nicht immer mit"faustschlägen" ausgeübt , sondern viel öfter sehr viel suptiler..


    ...........und es gibt die psychische Gewalt, wobei ich da denke, das diese Gewaltform so tief sitzen kann, das es ohne therapeutische Hilfe nicht zu verarbeiten geht.


    Gruß
    seni :wink

  • stimmt seni


    psyschiche gewalt nimmt man viel öfter hin


    ich hab lange ausgehalten


    hätte mein ex mir eine geknallt , wäre ich schneller weg gewesen........
    na ja , ich bin lange raus... ich hab gut reden :brille

  • wegen des Kleinen. Meine Ex hatte dort was angefangen....tut niks zur Sache, aber der Herr dort wollte auch mich kennenlernen.
    Und in diesem Gespräch wurde mir für mich im Rückblick bewusst dass monatelanges Schlafen auf dem Sofa, Entzug von Körperlichkeit und Wärme, Gewalt bedeutet.


    ich hab jetzt Menschen kennengelernt, die mir zeigen auf was für ein Niveau ich runterging und wie sehr ich dabei auf der Strecke blieb.


    Und ich rede nicht davon, die Frau wie Dreck zu behandeln und zu erwarten, dass sie 5mal in der Woche mit in die Kiste springt!!

  • ich war auch mal eine die gedacht hat"die scheint es zu brauchen sonst würde sie ihn verlassen...selbst schuld.sowas könnte mir nicht passieren."
    irrtum.
    es ist mir"passiert".für den absprung habe ich 12 jahre gebraucht.
    während dieser zeit habe ich mich geschämt.
    seit ich mich getrennt habe gehe ich ganz offen mit dem thema um.ist für mich ne art aufarbeitung und bewältigung.ich habe bislang auch nur positive reaktionen bekommen und erfahren,dass viele frauen ähnliches erlebt haben und sich dafür schämen.
    es ist schwer jemandem der nicht betroffen ist zu erklären warum man diese form der gewalt solange"mitmacht"weil die gründe sehr individuell sind.

    :Flowers Wo Gott dich hingesät hat,da sollst du blühen. (afrikanisches Sprichwort)

  • Das lässt sich nicht Verallgemeinern.


    Es spielen Überlegungen eine Rolle wie:


    - Was habe ich verarbeitet, was nicht.


    - Warum erzähle ich es? Möchte ich mein Fühlen/Verhalten erklären? Möchte ich, dass der Partner bei der Verarbeiteung hilft (da wäre ich vorsichtig)? Möchte ich meine Beziehung zum Ex erklären? Möchte ich es einfach erzählen als etwas von mir, das aber abgeschlossen ist? Ist der Neue Partner der Erste, dem ich davon offen erzähle (da wäre ich auch vorsichtig).


    Davon hängt ab, welche Bedeutung das Erzählte aus der Vergangenheit für die neue Beziehung bekommt.

  • ich denk jetzt drüber nach............


    ich bin soooooooo lange geschieden ...................... alles ist soooooooooooo lange her.... aber tief in mir, hab ich es..................


  • Und in diesem Gespräch wurde mir für mich im Rückblick bewusst dass monatelanges Schlafen auf dem Sofa, Entzug von Körperlichkeit und Wärme, Gewalt bedeutet.


    Habe ich auch erlebt. Mir hat man gesagt, das ich ein Opfer von seelischer Gewalt war. Bis dahin war mir nicht mal klar, das ich Opfer war.


    Ob ich es einem neuen Partner erzählen würde?


    Ich denke ja, aber nicht gleich in den ersten Wochen und Monaten. Ich würde es situationsabhängig machen.
    Es ist wichtig, denn es ist meine Vergangenheit und die macht das aus, was ich heute bin. Wie sonst könnte er verstehen, was mich bewegt, warum ich so reagiere, wenn er nicht weiß, das
    es da eine riesengroße Wunde gibt, die niemals ganz heilt und ich aus Selbstschutz manchmal total zumache?


    Ich würde aber großen Wert darauf legen, das ich kein Mitleid errege, denn Mitleid wäre das Letzte, was ich von einem Partner wollte.

  • Möchte ich meine Beziehung zum Ex erklären?

    Darum gehts mir momentan ....zb. ich bekomme Besuch und hier stehen immer noch seine Möbel rum.....? Erklärungsnotstand für mich. Und da kommt die Scham wieder hoch, daß man so inkonsequent ist..

    hätte mein ex mir eine geknallt , wäre ich schneller weg gewesen........

    habe ich füher auch gedacht.....aber man erträgt mehr als man denkt....

  • mein ex war ein experte in psychischer gewalt


    ich rede darüber mit niemanden

    Einmal editiert, zuletzt von rübli1211 ()

  • und sich dafür schämen

    und diese Scham kommt bei mir immer wieder hoch, obwohl ich relativ offen damit umgehe. Viele wissen auch, daß ich in seinem Fall nicht die erste war.....aber bei "neuen" Bekannten habe ich immer meine Probleme damit, diese als Teil meines Lebens offen zu legen....

  • die zeit der scham war bei mir vorbei als ich mich getrennt habe.
    als ich umgezogen bin habe ich ausser den kids nichts mitgenommen was an ihn erinnert.weder den fernseher noch die sat-anlage noch die möbel die er angeschafft hatte.
    zwar sassen wir einige wochen recht sparsam möbliert in der neuen wohnung aber mir war ein richtiger neustart sehr wichtig-halt ohne"altlast"in form von möbeln usw.
    für mich wird ne neue beziehung so schnell nicht in frage kommen weil ich noch zu viel zu verarbeiten habe und den gedanken ,nochmal wieder jemanden so nah an mich ranzulassen ganz weit von mir wegschiebe.
    wenn ich jemanden kennenlerne und es sich abzeichnet,dass diese person einen platz in meinem leben bekommt-sei es freundschaft oder beziehung-ist es mir wichtig dass diese person weiss warum ich mich in bestimmten situationen"komisch"verhalte.warum ich es z.b.nicht ertrabe,wenn mich jemand mit den füssen berührt-selbst wenn es nur zufällig ist usw.

    :Flowers Wo Gott dich hingesät hat,da sollst du blühen. (afrikanisches Sprichwort)

  • Nun ja, es interessiert die "Nachfolger" ja schon, warum man sich denn nun eigentlich getrennt hat.
    Ein kurzer Hinweis genügt, mehr muss ich nicht erzählen, es ist nur noch Vergangenheit und nicht mehr aktuell.


    So etwas wie mit meinem Exmann ist mir vorher nie passiert und passiert mir jetzt auch nicht mehr, also kanns ja wohl nicht an mir gelegen haben, oder?


    Nein , Mitleid will ich nicht, bekomme ich auch nicht, wäre auch absolut unpassend. Die Exehe ist absolute Nebensache in meinem Leben geworden.


    Das Leben ist viel zu schön, um sich zu grämen. :strahlen


    LG
    Freya :-)

  • Es ist schwierig dafür ein Patentrezept zu geben.
    Hast du Schwierigkeiten körperliche Nähe zuzulassen, dann sollte dein potentieller Partner schon die Gründe hierfür erfahren.
    Er würde das selbst persönlich nehmen und glaubt, dir nicht gerecht zu werden. Gib ihm dann die Chance direkt auf dich einzugehen.
    Wie du aber geschrieben hast, ist das nicht dein Problem. Du kannst es ja.
    Das nächste ist, glaube bitte nicht, dass Männer dir auf der Stirn ablesen können, dass du Opfer einer Gewalttat warst.


    Wir sind so einfach gestrickt. Wie sollen wir wissen was du denkst, wenn wir nicht hören was du sagst.
    Im Allgemeinen sagen wir was wir denken ohne zu hinterfragen, was du da eben gesagt hast.


    Die wenigsten Männer sind in der Partnerschaft gewaltbereit.
    Denke immer, dass dir so einer nicht sehr oft im Leben über den Weg läuft.
    Du kennst aber die Ansätze, falls doch und kannst dann entwprechend reagieren.


    Du bist nicht das Opfer, sie sind es. Opfer ihrer eigenen Triebe und das ist erbärmlich..


    Du solltest damit abschließen können und das geht nur, wenn es nicht zum Thema in der neuen Beziehung wird


    Liebe Grüße

    Als der liebe Gott die Ehemänner kreierte,
    versprach er den Frauen,
    dass ideale Ehemänner
    an jeder Ecke der Erde zu finden sein werden.
    Und dann machte Gott die Erde rund.

  • Und in diesem Gespräch wurde mir für mich im Rückblick bewusst dass monatelanges Schlafen auf dem Sofa, Entzug von Körperlichkeit und Wärme, Gewalt bedeutet.


    So lief unsere Ehe in den letzten Monaten - allerdings war ich diejenige auf dem Sofa. Der Entzug von Körperlichkeit und Wärme war auch das Hauptargument meines Ex, als er erklären musste, warum er letztlich gegen uns alle körperlich gewalttätig wurde. Wer also an seinen Ausrastern schuld war, lag für ihn auf der Hand.
    Verbale und andere psychische Gewalt in Reinform praktizierte er allerdings schon Jahre vorher und es gibt Sätze oder Ausdrücke oder auch Bewegungen, die ich nicht ertragen kann und dann meinerseits gereizt oder mit Rückzug reagiere, den andere nicht verstehen können.



    ...aber man erträgt mehr als man denkt....


    Leider, leider...




    Ob ich fähig wäre, mit irgendeinem potentiellen neuen Partner über das zu reden, was mir passiert ist, stelle ich sehr in Frage. Momentan eher nicht, lieber würde ich wohl alleine bleiben. Es müsste schon sehr viel Vertrauen aufgebaut sein, damit ich aus mir herauskäme...


    Als die Trennung noch ganz frisch war, fiel mir das Erzählen leichter - Inzwischen, nach viel Psychotherapie und dem wachsenden Verständnis dafür, warum das so passieren konnte, ist der Rededrang wesentlich geringer geworden...


    Ich stelle also für mich auch in Frage, ob das Erzählen über meine Ehe über ein paar grundlegende Dinge hinaus überhaupt notwendig wäre.

  • Ich werde das Gefühl nicht los, daß ich, sobalt ich es erzähle, in eine Schublade geschoben werde....wo ich nicht hingehöre! So nach dem Motto: Die wird es selber Schuld gewesen sein! :kopf
    Denke mal, viele möchten mit dem Thema nichts zu tun haben und verdrängen es.


    Ich habe sowohl psychische als auch körperliche Gewalt erfahren. Nicht in meine Ehe, sonder beim ersten Mal. Das ganze ging eineinhalb Jahre lang. Ich war 16. Habe danach nie wieder wirklich jemanden an mich rangelassen. Sex war für mich immer nur eine Pflichterfüllung.
    Nun war ich zur Therapie und dort wurde mir einiges klar. Ich genieße mittlerweile meine Beziehung und hoffe, das ich nicht wieder in den alten Klatsch verfalle und damit alles kaputtmache.
    Habe immer noch in einigen Situationen Angst, aber mittlerweile einen Partner an meiner SEite, der es versteht.
    Er weiss nicht alles, was passiert ist- muss er auch nicht, ich will ihm da nicht zuviel zumuten.


    Das ist aber auch ein Thema, wo man drüber diskutieren kann ohne Ende.
    Ich für mich habe die Angst noch nicht verloren und werde es auch nie- aber mein Partner kann damit umgehen.

    Wenn Dir das Leben in den Arsch tritt,...nutze den Schwung um vorwärts zu kommen.
    Wenn Dir das Leben Zitronen bietet,...frag nach Tequila und Salz oder Ramazzotti ;)
    Wenn jemand zu Dir sagt: die Zeit heilt alle Wunden,...hau ihm in die Fresse und sag: "warte, is gleich wieder gut!!!" :-))

  • Ich werde das Gefühl nicht los, daß ich, sobalt ich es erzähle, in eine Schublade geschoben werde.


    Dieses Schubladendenken entsteht meistens schon in deinem eigenen Kopf und was und wie du es in deinem Kopf hast, bringst du auch so rüber.


    Fang an, dir selber zu verzeihen warum du dir das hast gefallen lassen, warum du es so lange mitgemacht hast.
    Ist das Verständnis in deinem Kopf, kannst du es auch dementsprechend ausdrücken.
    Hab keine Scheu, denn du wirst ein gutes Gespür entwickeln, wem du dich anvertrauen kannst und wem nicht.


    Denk immer daran, du hast es aus eigener Kraft geschafft aus dieser Beziehung heraus zu kommen und das war ein gewaltiger Schritt nach vorne, denn du wolltest nicht mehr leiden, sondern leben.

    Es hört doch jeder nur, was er versteht.


    Johann Wolfgang von Goethe

  • Mein Mann war und ist auch immer noch sehr stark in psychischer Gewalt. Bei mir hatte er ständig bemängelt, wie "blöd" ich doch wäre, ihn ankotze etc. Nur um von sich abzulenken. Er gab keinerlei körperliche Nähe, kein gemeinsames Miteinander. Er übte Missachtung aus.


    Ich habe Jahre gebraucht um zu gehen.


    Ausschlaggebend war letztes, dass der psychische Druck auf die Kinder übersprang und ab und an in körperlicher Gewalt endete.


    Ich erzähl es Jedem, der es wissen will und Jedem, der es nicht wissen will. Nur Reden hilft.


    LG
    famberle

    liebe grüße
    famberle



    ... der wunsch nach einer tochter ward die mutter vieler söhne ... :sonne