Rauswurf - mach ich mich strafbar?

  • Hallo,


    Da waren wir. Das war eine Voraussetzung dafür, dass er nach seinem letzten Ausbruch wieder heim durfte. Er musste sich zuerst körperlich durchchecken lassen, um organische Ursachen für seine Empfindungen auszuschließen, und als er als pumperlgesund diagnostiziert wurde, gingen wir zum KiJuPsych.


    Er ging da eh schon nur widerwillig hin und er hat nach dem Erstgespräch gefragt, wie es denn nun weiterginge. Es wurde ihm erklärt, dass wir noch 4 Termine bräuchten bis eine Diagnose gestellt und ein Therapieplan zusammengestellt wäre. Daraufhin verkündete er, er würde weder eine Therapie machen, noch Medikamente nehmen.


    Wir haben einen zweiten Termin bekommen, der ist im Mai, aber ich weiß echt nicht, ob das klappt.


    Ich würde an Deiner Stelle mit dem behandelnden Nervenarzt (oder einem in einer Nervenklinik für Kinder und Jugendliche) reden, was Du jetzt noch für Möglichkeiten hast. Den Verdacht auf eine Neurologisch-Psychiatrische Erkrankung hat man ja anscheinend schon länger.


    Wenn nach den von Dir dokumentierten Vorkommnissen die Sache für euch nicht mehr aushaltbar ist, dann kann er - im äußersten Fall - auch eingewiesen werden; moderne Psychiatrien /sollten/ sich auskennen und wissen, wie sie zu Patienten wie Deinem Sohn durchkommen und was für eine Therapie - stationär, danach weiter ambulant - da sinnvoll ist.


    Klingt vielleicht hart, aber nach Deinen Beschreibungen stehen andere Hilfen (wie Jugendamt oder Freie Träger) nicht zur Verfügung, und ambulante Maßnahmen scheitern bisher anscheinend daran, daß er da nicht mitmacht.


    Es gibt auch den Verdacht, daß es eben NICHT nur eine "Phase" ist, die man mit verändertem Erziehungsstil etc.pp. schon "in den Griff kriegt", sondern evtl. da eine handfeste Störung beginnt oder schon da ist.


    Eine Beratung bei einem Arzt, der sich in der Richtung auskennt, dürfte Dir nicht schaden, im besten Fall Dir sogar weiterhelfen.


    Gruß
    diadem

  • Danke dass Du fragst, Summer.


    Nun ja. Wie geht es uns...


    Also, Sohn ignoriert uns im Moment vollkommen. Er demonstriert absolute Unabhängigkeit von uns, hat sich Tütensuppen gekauft, die er sich auf seinem Zimmer mit heißem Wasser aus der Leitung anrührt ect. Verbringt die meiste Zeit zuhause auf seinem Zimmer.


    Einerseits ist das gut so, so kann wenigstens nicht wieder ein Streit auflodern. Andererseits würde ein Streit die Sache beschleunigen...


    Wir haben nochmal große Familienkonferenz gehalten. Alle, außer meinen Eltern, sagen, es geht uns allen besser, wenn er die Familie verlässt. Meine Eltern sind immer kurz zu überzeugen, wenn ich ihnen zum Beispiel vor Augen halte, was sie mit mir getan hätten, hätte ich jemals meine Mutter derart beleidigt, sie bestohlen oder Anweisungen nicht befolgt... Ich würde mich heute noch nicht trauen, meiner Mutter zu raten, sie solle sich irgendetwas in den Arsch stecken...


    Auf jeden Fall schreibe ich gerade an meinem Antrag auf Sorgerechtsentzug und Inobhutnahme. Ich weiß nicht recht, wie ich es formulieren soll, schreibs immer wieder um... gleichzeitig warte ich darauf, dass mein Sohn einen "Ausraster" hat, seine Tasche ist gepackt, eine Telefonnummer und 15 Euro um dort hin zu kommen, liegen dabei...


    Ich schwanke... zwischen dem Gedanken, er hat eine schwere Zeit, er macht eine schwierige Selbstfindungsphase durch, er braucht Rückhalt, Unterstützung und mein Vertrauen in ihn


    und... ich kann nichts mehr für ihn tun, aber ich kann was für uns tun...


    Mir geht's besch***


    Am Montag feiert mein Freund seinen Geburtstag und ich hoffe, dass mein Sohn den Tag auswärts verbringt, ich möchte ihn nicht dabei haben, weil ich mich schäme, über sein Verhalten, sein Auftreten...


    Das tut mir aber auch wieder leid. Er ist doch mein Sohn, ich muss ihn so nehmen wie er ist.


    Es ist ein Drama...

    Finde Dein Licht und finde Deine Schatten. Erst dann wirst Du zu Deiner Mitte finden.

  • Jede Tiermutter wirft ihre Jungen aus dem Nest, wenn sie fähig sind, auf eigenen Beinen zu stehen.

  • wenn sie fähig sind


    Das ist ja genau der Punkt, der beim eigenen Kind so schwierig einzuschätzen ist. Der Knabe hier ist ja deutlich noch nicht in der Lage, erfolgreich sich durch die Gesellschaft zu bewegen. Er schafft es noch nicht einmal da, wo es am leichtesten ist: im Familienkreis.


    Für Eltern mit Empathie ist es ungeheuer schwer, diesen Schritt zu tun. Weil natürlich auch die allerallerletzte Sicherheit fehlt, ob der Weg der richtige ist. Und geht man den Schritt, wird man sein Leben lang genau darunter leiden ... und auch die Vorwürfe aufs brot geschmiert bekommen. Trotzdem ist es aber hier wohl die einzige gangbare Möglichkeit, den Knaben auf die eigenen Füße zu stellen und zu zwingen, selbst zu laufen ...

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Danke. Das ist ein interessanter Gedankenansatz. Wahrscheinlich mach ich mir wirklich zu viel Kopf.


    Das ist verständlich, denn gerade das Gewissen ist es ja, das uns Menschen vom Tier unterscheidet. Andererseits, ich weiß wirklich nicht, ob man einem Kind einen Gefallen tut, wenn man es immer wieder schützt.

  • da, wo es am leichtesten ist: im Familienkreis


    Da stellt sich mir die Frage: Ist es denn dort (für ihn) wirklich am leichtesten? Ist es nicht vielmehr so, dass gerade die enge emotionale Bindung es mitunter besonders schwer macht, sich zu öffnen?


    Ganz einfaches Beispiel, was bestimmt schon viele hier erlebt haben: Schule. Erklären Mama oder Papa die Mathesachen, wird Teenie bockig. Erklärt der Nachhilfelehrer mit denselben Aufgaben und denselben Worten, klappt es.

    Werden Hummeln von anderen Insekten gemobbt, weil sie dick sind?


    Ich gönne mir das Gefühl, durchgehalten zu haben.

  • Ich kann dich vollkommen verstehen,aber was ich dir wirklich ans Herz legen muß ist:"beeile dich!"Komm schnell zu deinen beschlüßen den ab 17,wirst du keine Hilfestellungen mehr bekommen, ganz besonders nicht vom Jugendamt*meiner ist 17 und haben auch das tamtam gerade*Sie können es auch nicht,schon alleine weil die ganzen Anträge Wochen dauern und die Zeit nicht still steht.
    Was wir gerade machen ist, das Sohnemann 1 mal die Woche zu einem Gespräch ins JA rein muß,vielleicht schaffen sie es ihn vernupft in die Birne reinzuquetschen.was anderes geht nicht mehr weil er in 8 wochen 18 ist.Allso, mach schnell,wen er nicht mehr tragbar ist für die Familie, muß er gehen,dann würde ich ihn wirklich ins Betreute Wohnen stecken

  • dann würde ich ihn wirklich ins Betreute Wohnen stecken


    Das wollte ich ja. Aber Jugendamt sagt, er ist 16, man kann ihn nicht einfach so "irgendwo hin stecken", wenn er das nicht will...


    Ich hab zwar keine Ahnung, was die dann machen, wenn ich ihn einfach nicht mehr reinlasse, aber ich denke, es ist schon so, er muss von sich aus auf sie zukommen, damit sie was machen können. Wenn er beschließt, obdachlos zu sein, können die auch nix machen, wenn er niemandem auffällt...




    Edit heult grad wie ein Schloßhund... anderen werden die Kinder ruckzuck weggenommen, die kämpfen, um sie wiederzubekommen, und ich kämpf und bettel drum, dass sie ihn mitnehmen... verkehrte Welt...


    Ich bin doch nicht ganz richtig im Kopf... :kopf

    Finde Dein Licht und finde Deine Schatten. Erst dann wirst Du zu Deiner Mitte finden.

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  • Ich hab "damals" erst mit Einrichtungen gesprochen und gar nicht mit dem Jugendamt. Die Psychiatrie hat meinem Sohn dann auch nen Kontakt vermittelt und er war dort, um sich umzuschauen. Vielleicht würde es Dir helfen, wenn Du Dich schonmal direkt erkundigst. Die Leute verstehen Dich besser, als das Jugendamt, weil sie täglich mit Jungs wie Deinem zu tun haben.


    Dade, bitte tu Dir einen Gefallen und such Dir Hilfe. Deinem Sohn hilfst Du am Besten, wenn Du jetzt auf Dich schaust. Ich wollte es damals auch nicht glauben, als mir der Rat gegeben wurde, aber das stimmt wirklich. Ich hab mir nen Psycho-Doc gesucht und der hat mich gut durch die ätzende Zeit begleitet. Ich hätte noch ein paar Stunden übrig, aber ich hab momentan nicht das Gefühl ihn zu brauchen. Ich merk heute noch im Alltag, dass er mich wirklich bereichert hat.

  • Liebe Dade erstmal :troest und Danke, dass du uns teilhaben lässt.
    Ich lese, du bist leider noch keinen Schritt weiter gekommen. Ich erzähl dir mal kurz, wie es Freunde von uns gemacht haben/machen mussten, um ihr Kind endlich wieder auf den Weg zu bringen.


    Trennung der Eltern, als Kind 8 Jahre war- einziges und sehr verwöhntes Kind-lebte bei der Mutter- Krieg zwischen den Eltern wegen jeder Kleinigkeit-Kind bekam wirklich jeden Wunsch erfüllt-
    Vater lockte Kind mit materiellen Dingen und echten Tieren (Hund, Pferd,Katze)- und eines Tages, Kind war da 12 Jahre, brachte er es nicht mehr zur Mutter-Krieg ohne Ende-Kind blieb beim Vater und
    als nach 2 Jahren die rosa Wolken verflogen waren und der Alltag einzog, drehte Kind nur noch am Rad-falsche Freunde, Pubi inzwischen 16 reißt immer wd aus, bleibt mehrere Tage weg, schwänzt Schule
    und hat nicht mal den Abschluss der 9.Klasse geschafft- kurz und gut, als Kind wiedermal auf Ausreißertour war und die Polizei Kind zurück bringen wollte, ignorierte der Vater das Klingeln an der Tür und
    die Polizei musste Pubi zwangsweise in einem "Heim" für Jugendliche unterbringen und da ist es immer noch und lebt seit 4 Monaten auch dort.


    Das Verhältnis zu den Elternteilen hat sich gebessert, sie sind beide trotzdem für Kind da, reiben sich aber nicht mehr an Kind auf. Und Kind geht es jetzt auch endlich besser (inclusive Schulbesuch)!
    Liebe Dade, du bist eine gute Mutter... für alle deine Kinder...lass es zu, dass deinem Sohn geholfen wird, bitte lass ihn los!
    Ich denk an dich!!!

    Beste Grüße von SUMMER :strahlen

    Einmal editiert, zuletzt von Summer ()

  • Er ist nicht verwöhnt, er wurde nie verwöhnt :flenn


    Er war ein Wunschkind, so erwünscht und erhofft... Und dann war er die Hölle... Ein kleiner Teufel, ein Thyrann, er hatte mit zwei Jahren schon Spaß daran, kleinere Kinder zu quälen... Ständig Ärger im Kindergarten, täglich "Gespräche" mit den Erzieherinnen...


    Ich war heillos überfordert, und ja, er hat auch Schläge bekommen. Einmal hab ich ihm seinen Hintern verklopft, weil er im KiGa wieder mal ein Kind geschlagen, gekratzt und gezwickt hatte, die Eltern und die Erzieherinnen auf mich einredeten und ich mir einfach vor Hilflosigkeit und Wut nicht mehr zu helfen wusste...


    Ich sehe ihn heute noch, meinen kleinen Jungen, heulend, ein Häufchen Elend.


    Ich habe mich schon 1000 Mal dafür entschuldigt. Aber kein Wort der Welt kann das wieder gutmachen.


    Er war immer der "Depp". In der Schule war er immer der Schuldige, und zuhause wurde es zunehmend schwerer, ihm zu glauben. Natürlich hat er auch zu lügen angefangen, aber bestimmt hat er nicht immer gelogen. Nur geglaubt hat ihm nach den ersten aufgeflogenen Lügen niemand mehr.


    Er hatte eine beschissene Kindheit mit diesem beschissenen ADHS. Wir haben nie den richtigen Weg gefunden.


    Ich habe praktisch alles falsch gemacht. Ich muss ihn "hergeben", aber für ihn wird es sein, wie eine Bestätigung. "Mich wollte eh nie einer"... :heul Ich kann dieses Gefühl nicht aushalten, dass mein Kind so leidet und ich schuld daran bin. :heul

    Finde Dein Licht und finde Deine Schatten. Erst dann wirst Du zu Deiner Mitte finden.

  • Bitte hör auf, dir die Schuld zu geben. Wir erziehen alle unsere Kinder nach bestem Wissen und Gewissen und alle machen wir dabei unsere Fehler. "Schuld" kann man nur an etwas haben, was man fahrlässig oder gar absichtilch gemacht hat. Also mach dir keine Vorwürfe. Mütter haben vieles in der Hand, aber nicht alles.

  • Ich habe praktisch alles falsch gemacht. Ich muss ihn "hergeben", aber für ihn wird es sein, wie eine Bestätigung. "Mich wollte eh nie einer"... :heul Ich kann dieses Gefühl nicht aushalten, dass mein Kind so leidet und ich schuld daran bin.

    :kopf :kopf



    Du bist nicht Schuld

    Du bist nicht Schuld

    Du bist nicht Schuld
    Du hast alle Dir bekannten und möglichen Wege gesucht um es besser zu machen und Ihn auf einen guten und richtigen Weg zu bringen.


    Wenn Schuld wärst wären deine anderen Kinder genauso.


    Das ADHS und die Kindheit sind Gründe wie es so gekommen ist, das kann aber keiner Vorhersagen.


    Deinen Sohn müssen jetzt andere zeigen wo die Grenzen sind und wie der Weg aussehen sollte.


    Und das wird nicht von Heute auf Morgen geschehen und auch ein langer schwerer Weg für Euch.


    Für Ihn wird es schwer und eventuell wird er noch tiefer sinken bevor Er die kurve bekommt
    und für Dich und die Familie wird es schwer weil Er dann wenn mal wieder ein tief Punkt kommt auch wieder bei Euch vor der Tür stehen wird.
    Denn die Familie hat Ihn bisher immer aufgefangen.


    Erst wenn das nicht mehr passiert und Er merkt das Er für seinen ganzen Mist alleine gerade stehen muss wird es langsam nach oben gehen.

    Probiers mal mit Gemütlichkeit mit Ruhe und Gemütlichkeit

    jagst du den Alltag und die Sorgen weg

  • Hier bietet zum Beispiel auch die AWO betreutes Wohnen für Jugendliche ab 16 Jahren an.Vieleicht gibt es bei euch auch andere Möglichkeiten wie das Jugendamt.


    Die gibt es bestimmt... wenn er denn wollen würde. Aber er will ja nicht. Also muss man ihn nunmal zwingen, und das geht nur mit der entsprechenden Kraft.


    Dade, ich schick dir mal ne ganze Portion Kraft und Mut rüber...

    Werden Hummeln von anderen Insekten gemobbt, weil sie dick sind?


    Ich gönne mir das Gefühl, durchgehalten zu haben.