Hallo
Ich habe mich frisch angemeldet, weil ich einfach nicht mehr weiter weiß, ich kann nicht mehr und ich weiß nicht einmal wo ich anfangen soll zu erzählen. Ich muss wohl etwas weiter ausholen, damit ersichtlich wird in was für einem Dilemma ich tatsächlich stecke. Der Text könnte länger werden und vermutlich werden sich einige an den Kopf fassen und sich fragen, wie dumm man sein muss um sich so etwas bieten zu lassen.
Ich (in ein paar Tagen 23) habe vor etwa 7 Jahren einen Mann kennen gelernt, er war damals 18 und lebte auf der Straße. Er war schwer drogenabhängig, psychisch am Ende und hatte die Hölle hinter sich, bzw stecke immer noch mitten drinnen.
Ich dagegen, war 16, naiv und immer hatte immer schon das Bedürfnis Leuten zu helfen. Wir freundeten uns an, ich gewann langsam sein Vertrauen. Ab diesem Zeitpunkt sollte mein altes Leben aufhören und mein neues beginnen, ein Leben das sich nur noch um ihn dreht.
Ich habe, logischerweise noch zuhause gelebt, gerade eine Ausbildung als Fotografin begonnen und war voller Lebensfreude, optimistisch und, ich kanns nicht oft genug sagen ... naiv.
Ich habe mich in diesen Mann verliebt, mein neues Lebensziel war es ihn zu "retten". Anfangs schlief er ein paar mal die Woche bei uns, irgendwann zog er sozusagen einfach bei mir und meiner Mutter ein. Da meine Mutter das auf Dauer nicht duldete, stellte sie mich vor die Wahl. Entweder er geht oder wir müssen beide ausziehen.
Ein paar Wochen später sind wir ausgezogen, da ich immer noch fest entschlossen war, dass ich ihm helfen kann, das es ihm bald besser geht, wenn er sieht, dass es Menschen gibt die sich um ihn kümmern.
Zeitsprung
6 Jahre später. Es hatte sich nichts geändert. Unzählige Therapien, Nervenzusammenbrüche und täglich neue Kämpfe, aber nichts wurde besser. Er war nach wie vor Heroinsüchtig, depressiv, hoffnungslos.
Ich hatte alles für diesen Menschen aufgegeben, meine Freunde haben sich von mir abgewandt, meine Familie hat den Kontakt abgebrochen. Ich habe Schulden gemacht für ihn. Mein Leben drehte sich Jahre lang nur um ihn, ich war egal. Ich habe mich anschreien lassen, demütigen, benutzen, ausnutzen, einfach alles. Und immer noch wollte ich ihn "retten".
Das ich schwerst Co-Abhängig war wollte ich nicht einsehen, ich wollte es einfach nicht wahrhaben. Alles Blödsinn, ich wollte mich doch nur um meinen Freund kümmern, das ist doch ganz normal.
Er hat heimlich meine Sachen verkauft um an Drogen zu kommen, hat mich seelisch erpresst, mir Geld gestohlen und mich immer wieder dazu gebracht noch mehr Geld zu besorgen. Ich habe mir alles gefallen lassen, bewusst mein Leben aufgegeben um ihm eines zu ermöglichen.
Dann kam der verhängnisvolle Tag der alles änderte. Ich wurde schwanger, ich weiß nicht wie das passieren konnte, wir haben immer mit Kondom verhütet, da ich Angst hatte, dass er sich aufgrund seiner Heroinsucht mit irgendwas angesteckt haben könnte.
Trotzdem bestätigte mir der Frauenarzt, dass ich in der 10. Woche bin.
Ich stand vor der schwierigsten Entscheidung meines Lebens. Kind oder Freund? Er wollte nie Kinder, er könnte sich sowieso nicht darum kümmern. Ich habe über Abtreibung nachgedacht, ich habe nächtelang geweint und wusste nicht mehr weiter.
Er brauchte mich doch, ich war der einzige Grund warum er überhaupt noch am Leben ist, wenn ich ihn verlasse wird er das nicht verkraften, aber ich kann doch kein Kind in so eine kaputte Beziehung hinein wachsen lassen.
Dann fiel die Entscheidung, ich fing an umzudenken. Von einen Moment auf den anderen realisierte ich, dass es so nicht weitergehen kann, ich kann kein Unschuldiges Wesen töten, nur um meinem Freund Unannehmlichkeiten zu ersparen.
Ich trennte mich, fing eine Therapie wegen Co-Abhängigkeit an.
Jetzt bin ich in der 34. SSW und es ist die absolute Hölle. Seit Monaten terrorisiert er mich, steht ständig vor meiner Tür, verfolgt mich, randaliert, beschimpft mich auf übelste. Ich bin ganz allein, da ich meine Freunde und Familie für ihn aufgegeben habe. Ich sitze fast nur noch herum und weine. Ich kann einfach nicht mehr. Manchmal frage ich mich ob ich die richtige Entscheidung getroffen habe, ob es nicht einfacher gewesen wäre bei ihm zu bleiben. Aber dann fühle ich mich schuldig, da ich mein kleines Mäuschen doch liebe und mich so sehr auf sie freue.
Aber es wird immer schlimmer, durch den ganzen Stress mit ihm hatte ich schon öfter starke Blutungen und es gab Komplikationen. Ich muss höllisch aufpassen, da ich ab und zu bereits leichte Wehen bekomme, die Gefahr, dass es eine Frühgeburt wird ist enorm, aufgrund dieses psychischen Drucks.
Er will das Kind sowieso nicht, er wird auch keine Vaterschaft anerkennen und mir vermutlich nie einen Cent Geld zahlen, da er sowieso nichts hat. Ich weiß nicht einmal ob er eine Wohnung hat, aber ich glaube, dass er zur Zeit wieder auf der Straße lebt.
Wenn ich nicht hochschwanger wäre, würde ich meine Sachen packen und in eine andere Stadt, oder besser in ein anderes Bundesland ziehen und ich wünschte ich hätte das gleich nach der Trennung getan.
Wie soll das alles weitergehen? Was ist wenn er nicht aufhört, wenn das Kind da ist? Ich will nicht, dass meine kleine Maus in Angst aufwachsen muss. Ich erwarte nichts von ihm, ich habe nie etwas von ihm erwartet, alles was ich will, dass er sich komplett aus meinem Leben verpisst und mich und meine Tochter in ruhe lässt.
Ich weiß gar nicht was für Antworten ich mir erhoffe, aber es hat gut getan, sich das alles von der Seele zu schreiben, auch wenn es wohl etwas wirr ist und für die meisten Menschen absolut unverständlich sein dürfte.
Ich fühle mich einfach so hilflos, alleine, im Stich gelassen und verzweifelt. Ich kann mich nicht einmal richtig auf meine Tochter freuen, da ich weiß, dass danach alles noch viel schwieriger wird
Danke fürs "zuhören"
Lg Miss Sunshine