In letzter Zeit ist mir vermehrt etwas aufgefallen, wenn ich mit meinen Söhnen Hausaufgaben mache oder übe:
ich habe Schwierigkeiten zu verstehen, wie die Kinder lernen. Es ist ein bisschen schwer zu erklären, aber vielleicht helfen ein paar Beispiele:
Englisch: ich habe gelernt: Personalpronomen sind: ich, du, er, sie, es, wir, ihr, sie
in Englisch: i, you, he, she, it, we, you, they
Einer meiner Söhne lernt in Englisch: i, you, he, she, it + he + she, we, you, they < genau so steht es im Lehrbuch.
"Hö?", hab ich gedacht? Wieso heißt es denn auch er und sie? Ich hab dann eine Weile das Unterrichtsbuch gewälzt und herausgefunden, daß es so gemeint ist: he + she beziehen sich in dem Fall auf den Artikel, der vor dem Wort steht. Also zum Beispiel:
Die Jacke ist neu. Sie ist grün. = The jacket is new. It is green.
Ausnahme sind Tiere, die eine Bezeichnung haben:
Die Katze kommt herein. Sie ist hungrig. = The cat comes in. She is hungry.
Bei Tieren, die keine Bezeichnung haben, ist es wieder anders:
Das ist ein Tier. Es ist schwarz. This is an animal. It is black.
Das ist zwar alles logisch, aber sehr umständlich gedacht. Oder?
Meine Jungs sind übrigens auf unterschiedlichen Schulen und mein anderer Sohn hat das so nicht gelernt.
Ein anderes Beispiel: im Matheunterricht wurde Bruchrechnen erklärt. Aber auf eine Art und Weise, die ich bis heute nicht verstanden habe (deshalb kann ich hier auch kein direktes Beispiel reinsetzen ). Mein Sohn hat es auch nicht verstanden und mehrmals bei seinem Lehrer nachgefragt - leider erfolglos. Deshalb habe ich es ihm so erklärt, wie ich es gelernt habe. Das Ganze hat höchstens 15 Minuten gedauert, bis er raus hatte, wie es funktioniert.
Soweit ist das ja auch in Ordnung - er kann es ja jetzt. Trotzdem bin ich immer unsicher. Müssen die Kinder nicht vor allem die Erklärung des Lehrers verstehen, weil darauf eventuell Anderes aufgebaut wird?
Noch komme ich ja ganz gut mit im Unterricht meiner Kinder ( ), aber wenn ich an Mathe, Physik und Chemie in der neunten und zehnten Klasse denke, gehe ich besser selbst noch mal zur Schule, um die manchmal für mich sehr umständlich erscheinenden Denkweisen der Lehrer nachvollziehen zu können...
Mich da ganz raus zu halten, ist für mich auch keine Lösung. Ich ärgere mich noch heute sehr darüber, im ersten und zweiten Schuljahr auf die Lehrer gehört zu haben, als es um die Rechtschreibung ging. Die Eltern sollten auf keinen Fall verbessern und die Kinder so schreiben lassen, wie sie wollten. Sie sollten so schreiben, wie sie die Wörter aussprechen.
Also sah das ungefähr so aus:
schue (Schuhe), kaze (Katze), fux (Fuchs), ich fare mit dem zuk in den zo unt kan dort file tire sen :schiel
Eingreifen und verbessern sollte man als Eltern nicht, um den Kindern die Freude am Schreiben nicht zu nehmen. Na ja, die Freude am Schreiben verloren meine Kinder dann ganz von alleine im dritten und vierten Schuljahr, als plötzlich alles falsch war und das falsch gelernte erst mal wieder raus musste.
Es gibt sicher Kinder, die damit gut zurecht kommen. Meine (und viele andere Kinder, die ich kenne) leider nicht. Sie schreiben "viele" immer noch mit "f", "Bahn" immer noch ohne "h" usw. Groß- und Kleinschreibung bereitet ihnen auch noch Probleme.
Die Rechtschreibförderkurse der Schulen sind überbelegt.
Wie macht ihr das? Erklärt ihr auf eure Weise? Oder denkt ihr euch rein und erklärt es so, wie es in der Schule gelehrt wird? Gebt ihr das ab an Nachhilfelehrer?
LG
ww