Jetzt poste ich als NEXT mit Fragen zum Patchwork

  • Hallo Ihr Lieben,


    wir sind grade in den USA und patchworken mal wieder ordentlich. Soweit ist alles schön und friedlich. Mit zwei Teenagern im Haus ist es allerdings so, dass allgemeine Fragen aufkommen.


    Zum Beispiel: Teenager ALT wird vom Vater viel stärker kritisiert als Teenager JUNG. Teenager ALT bemüht sich wo er kann die Aufmerksamkeit (sprich Liebe) des Vaters zu bekommen, ist mir gegenüber äusserst aufmerksam, unterstützend und liebevoll. Vater liebt beide Kinder (da bin ich mir sicher, die Gespräche haben wir zu genüge geführt) aber Teenie Alt bekommt eine härtere Erziehung ab. Teenie Jung dagegen ist eigentlich liebevoll und lustig aber nimmt sich viele Freiheiten. U.a. Teller nicht abdecken, Küche nicht aufräumen wenn er darum gebeten wird. Das Thema Weiss versus Asiatisch kommt häufig auf und manchmal überschreitet es eine angebrachte Grenze. Das habe ich dem Vater dann schon das ein oder andere Mal gesagt und er hat sich darum gekümmert. Teenie Jung hat aber eine eigenartige Stellung. Es ist das Lieblingskind. Nicht von seiner biologischen Mutter aber ich denke von meinem Freund. Er hat eine andere Position - ja vielleicht sogar Macht - in dieser Familie und muss dafür nicht so viel tun.


    Wie geht Ihr mit der Erziehung um. Überlasst ihr es dem biologischen Elternteil oder mischt ihr Euch ein? Wenn ja, wo sind die Grenzen? Ich denke, dass ich da aktiver werden muss.


    Wie wird die Hausarbeit verteilt bei Kindern die nur jedes zweite Wochenende kommen? Übrigens dann fast jedes Wochenende wenn ich da bin - was mich ja sehr freut. Aber irgendwie ist es meinem Freund wichtig "gute Stimmung" zu haben. Mit dem Ergebnis, sich sich insbesondere Teenie JUNG mit nichts im Haushalt beteiligt und da ich nicht mit einer dreckigen Küche leben kann - ich es letztendlich tue. Bei meinen Eltern und deren/unserer Patchwork Situation war es so, dass jeweils der biologische Elternteil das Machtwort sprach. Aber da waren die biologischen Eltern auch immer da. Hier bin ich oftmals "alleine" in der Situation und zu einer Petze möchte ich auch nicht werden (Snitches get stiches).


    In der alten Familienkonstellation vor deren Scheidung war es bei meinem Freund aber so - Mutter hatte ein Problem. Meldete sich bei ihm und er übernahm Abends dann das Machtwort. Das finde ich grundsätzlich schon einmal blöd aber das deren Erziehungsstil. Wie macht ihr das? Wie erzieht ihr die Beutekinder?


    Zweitens: Mein Auto - ich habe hier ein Auto bin aber nicht ständig vor Ort. Zugegeben, bin da ein wenig Kontrollfreakig. Aber ich mag es irgendwie nicht, wenn andere als mein Freund mit meinem Auto fahren. Aber irgendwie fühle ich mich gleichzeitig ganz schön kleingeistig. Hier können die Teenies ja schon mit 15 anfangen zu fahren... Und nun habe ich gesehen, dass "mein" Auto das iPhone unseres Teenies gespeichert hat. Kann natürlich sein, dass er dies nur als Passagier gemacht hat ODER aber als Fahrer? Bin ich ein Kleingeist? Ich glaube nicht, dass ich meinen Freund fragen müsste wenn mein Sohn später fahren möchte. Aber gleichzeitig "wünsche" ich mir das...? Irgendwie nicht ganz richtig von mir.

  • Hier bin ich oftmals "alleine" in der Situation und zu einer Petze möchte ich auch nicht werden


    Du musst doch nicht petzen :hae:


    Meine Ex-Stieftochter war ein ganz schöner Feger, als ich dazu kam und die erzieherischen Qualitäten von meinem Ex..... NAJAAAAA.... *hust* Ich war oft mit ihr alleine, sie lebte bei uns und anfangs hatten wir ganz schöne Machtkämpfe. Sie hatte grundsätzlich nie Bock zu irgendwas und knallte mir das auch gerne so vor den Latz. Ich habe in einer Art gekontert, die sie verstanden hat und durch die viele Zeit, die wir einander ausgesetzt waren sind wir tatsächlich zusammengewachsen.


    Nach der Trennung verlor sich der Kontakt, nun ist sie erwachsen, kam von selbst wieder auf mich zu und wird bald immer wieder mal ein paar Tage bei mir wohnen, was ich als sehr gutes Zeichen werte, dass ich doch nicht alles falsch gemacht hab :platz


    Leider ist mir mein Ex nämlich permanent in den Rücken gefallen damals und so kam es, dass ich mich komplett herausgehalten habe, wenn er zur Tür rein kam und sie sich plötzlich wieder wie ein verzogener Mistkäfer verhalten hat :thumbdown: War hart für mich, denn ich wusste ja, dass sie gar nicht so war, aber Ex kam rein und es war, als würde ein Schalter umgelegt. Tut einer Beziehung nicht gut :kopf


    Wenn man eine Weile zusammenlebt, dann finde ich schon, dass man das nicht mehr so trennen kann in "Deine Kinder, meine Kinder" und wenn mich was stört, dann möchte ich mich auch drum kümmern dürfen. Ich sage auch fremden Kindern direkt, wenn mich was stört und gestehe das auch anderen zu, wenn meine Kinder sich daneben benehmen. Teller nicht wegräumen gehört für mich auch zu schlechtem Benehmen.


    Was sagt denn dein Partner dazu? Ihr habt euch doch sicher mal drüber unterhalten, wie ihr euch das so vorstellt. Es gibt ja auch Leute, die das ganz furchtbar finden, wenn andere sich einmischen, selbst wenn es der eigene Partner ist.


    Bei deinem Auto..... hm.... ich persönlich bin da auch eigen. Ich hab als junges Ding einmal mein Auto verliehen und der Typ.... diese elende Pfeife.... kam keine 500 m weit damit.... Totalschaden.... :flenn Mein derzeitiges Auto ist alt, damit bin ich lockerer, weil es auf eine Delle mehr oder weniger nicht ankommt. Bei einem besseren Auto würde ich mich abgesichert wissen wollen, dass Schäden reguliert werden. A bissel verstehen kann ich dich daher schon. Sprech es an.

  • Ich sehe das wie TiMiDa.
    Du gehörst nun als gleichberechtigtes Mitglied zur Familie und somit ist die Erziehung auch ein Teil deiner Aufgabe.
    Da braucht es kein Machtwort des biologischen ET. Deines sollte ebenso zählen und du solltest da von Anfang an einen klaren Kurs fahren.
    Setz dich durch.


    Die Amis sind in Punkto Auto, aber nicht nur da, lockerer als wir Deutsche.
    Diesen Teil wirst du "lernen" müssen.
    Wenn du es eine Zeit gelebt hast (die lockere Art), wird es dir gefallen, denke ich.


    LG

    Einmal editiert, zuletzt von bay-of-russel ()

  • Bei uns läuft es so...


    Erste Richtlinie ist die rein rechtliche Geschichte.


    Demnach hat laut Beratung der Caritas (wir hatten das mal in Anspruch genommen, weil mein Sohn und mein Mann komplett aneinander geraten sind) der Stiefvater oder die Stiefmutter de facto eigentlich keine "Erziehungsrechte" im engeren Sinne. Das heißt: das Stiefelternteil hat zwar durchaus Pflichten, aber letztendlich wenig zu sagen. Konkret heißt das bei uns: was bei meinen eigenen Kindern durchzusetzen ist, setze ICH durch. Es gibt aber auch Dinge, wo ich gerade meinem Herrn Sohn klipp und klar diktiere, dass sein Stiefvater in bestimmten Bereichen sozusagen "weisungsbefugt" ist. Am Anfang habe ich meinem Sohn z.B. ganz kleinschrittig klar gemacht, dass mein Mann ihm durchaus auch das Handy oder die Playstation abnehmen oder auch das Internet abklemmen darf, wenn das (vorher abgesprochene) Limit erreicht ist und ich nicht da bin. Genauso hat mein Mann letztendlich das Sagen, wenn es um Gesundheit und Sicherheit geht. Es gab Zeiten, in denen mein Sohn derartige Dinge von meinem Mann strikt abgelehnt hat und versucht hat, seinen eigenen Willen durchszusetzen. Bei leiblichen Eltern kein Thema, bei Stiefeltern kann es dann durchaus eskalieren.


    Im Lauf der Monate und Jahre normalisierte sich das Verhältnis zwischen Stiefvater und Sohn zusehends, mittlerweile haben sie sogar ein gemeinsames Hobby und von daher auch kaum noch Stress miteinander. Eine Zeit lang aber war es ziemlich übel - doch das nur nebenbei.


    Und genauso lasse ich den Sohn meines Mannes in Ruhe. Das ist dann Sache meines Mannes. Die KM hat mir eh vor einigen Monaten an den Kopf geworfen, ihr Sohn sei mir ja lästig. Ich habe wirklich KEINEN BLASSEN SCHIMMER, wie diese Frau darauf kam (doch, ich weiß es, ich habe mich nicht mehr von ihr manipulieren lassen....), sehe es aber nun als gegeben an und muss mir dann auch keine größere Mühe mehr geben, hier irgendwelche netten Events a la wir filzen oder basteln was Besonderes o.ä. auf die Beine zu stellen... Mittlerweile läuft dann hier auch Alltag.


    Thema Auto: Bei uns läuft es über die Versicherungen. Meine Tochter darf nur ihr eigenes Auto fahren - eben weil die Versicherungen für Fahranfänger irrsinnig teuer sind. Insofern hätte sich die Debatte bei uns eh von vornherein erledigt. Aber ich gebe zu: ich verleihe mein Auto grundsätzlich nicht an Fremde und auch nur höchst ungern innerhalb der Familie. Meine Erfahrung: wenn was kaputt geht, bleibe ich auf den Kosten hängen - und das brauche ich nicht.


    Fazit: Bei uns haben sich im Lauf der Zeit klare Grenzen und jeweils eigene Zuständigkeiten herauskristallisiert. Patchwork ist zumindest bei uns etwas ganz anders als eine "gewachsene" Familie und ich glaube auch, dass Patchwork viel schwieriger ist, als eine "normale" Familie - alleine schon deswegen (aber nicht nur!), weil da immer noch leibliche Elternteile im Hintergrund mit herumschwirren und dazusenfen.

  • Wir haben uns sehr sehr viel über Erziehungsziele und -konzepte ausgetauscht. Wir wussten also, wo der andere Patchworker hin will. Wo Grenzen sind. Unser Glück war, dass die Konzepte recht dicht beieinander waren.
    Aber klar: Hat man Teens, rutscht man als Bonuselter genau in die Abloesungsphase. Da bekommt man alles doppelt und höchst emotional ab. Normal gibt es da kaum. Und die Sachen laufen alle, wenn der Partner nicht da ist. Da braucht es viel Vertrauen in den Partner. Ganz wichtig ist das Signal, das die Patchworkeltern auf einer Linie sind. Sonst wird der Bonuselternteil ganz schnell demontiert.
    Wir haben den "Trick" angewandt, den jeweiligen Bonuselternteil jeweils so oft wie möglich einzusetzen. "Du könntest mal wieder eine Hose gebrauchen. Sollen wir mal eben los", hat Frau Volleybap meine Kids gefragt. Und ich habe meine Bonuskids von der Party geholt. Waren Elternabende in der Schule parallel, waren wir jeweils in den Bonuskids Klassen.
    Überweisungen für unsere Studis kommen, was für ein Zufall, meist vom Konto des Bonus Elternteils. Bestimmte positive Entscheidungen für die Kids werden vom Bonuselternteil gemacht ("Wir dachten, wir feiern deinen bestandenen Führerschein beim Italiener...") Die heisse Milch mit Honig für das furchtbar kranke Kind bringt das Bonuselternteil ... All das waren bei uns Puzzlestuecke, die geholfen haben.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • nur als Denkanstoss....


    wir sind Familie, wir putzen gemeinsam das Haus, wir haben/fahren das Auto :brille


    so sehe ich das :frag


    ist ja mehr eine grds. Frage, wie ich was definieren...
    wenn die Kids "Gast" am WE sind, dann verhält man sich auch so, und wird z.B. nicht an Regelaufgaben beteiligt-
    wenn man Familie ist, dann z.b. s.o.


    beides hat seine Berechtigung

    Lieber Gruss


    Luchsie


    Dein Denken kann aus der Hölle einen Himmel und aus dem Himmel eine Hölle machen.


    Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug. (Epikur)

  • Bap, ging das wirklich auf? Ich wäre als Kind im 3eck gesprungen und eäre sauer gewesen und hätte das Gefühl gehabt, dass mein Et kein Individuum ist und die neue Beziehung wichtiger ist als die Beziehung zu mir.

  • Ja. Es ist umgekehrt. Sie haben so gespiegelt bekommen, dass sie dem Bonuselternteil wichtig sind.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Wie geht Ihr mit der Erziehung um. Überlasst ihr es dem biologischen Elternteil oder mischt ihr Euch ein? Wenn ja, wo sind die Grenzen? Ich denke, dass ich da aktiver werden muss.


    Kommt auf die Definition von "Erziehung" an...


    Beim täglichen Zusammenleben entsteht ja immer ein Kompromiss darüber wer welche Pflichten übernimmt, wie man sich in der Gruppe verhalten muss damit das Zusammenleben funktioniert...
    Da würde ich nicht differenzieren, Du als Erwachsener bestimmst die Regeln in einem Konsens mit deinem LG, und die gelten für alle!


    Dann gibt es ja noch die Fragen von weitreichenderer Bedeutung in der Erziehung, da würde ich die Entscheidung dem biologischen ETen überlassen...


    Bei der Frage des Autos: Setz dich mit deinem LG zusammen und findet einen Konsens darüber, den teilt ihr den Kids mit und der gilt für alle!


    lg Thomas

  • Danke für Eure Rückmeldungen und Danke auch für Eure Tipps!


    Wir haben letztes Jahr und davor hauptsächlich daran gearbeitet, das Vertrauen der Kinder in den Vater wieder aufzubauen. Da ist wohl zu Ehe-Zeiten einiges vorgefallen. Ich kann das kaum kommentieren, da ich nicht dabei war. ABER letztes Jahr im Mai gab es ein grosses Tabula-Rasa Gespräch im Sinne von, dass man die Vergangenheit nicht ungeschehen machen kann aber er würde sich jetzt wirklich bemühen, in Zukunft die Dinge anders zu machen.


    Letztendlich waren die Resultate unglaublich gut. Und ich habe das Gefühl, dass mit der neuen Sicherheit gegenüber dem Vater auch ein Austesten meiner Person anfing. Es ist aber auch so, dass unsere Beziehung ja auch erst einige Weile halten/dauern musste bis mich die Kinder ernst nahmen (und quasi sich daran reiben konnten, dass ich nun länger im Leben bleibe).


    Meine Kinder haben die ersten Monate auch nicht richtig auf ihn reagiert sondern erst nach ca. 6 Monaten wurde ihnen klar "oh, der bleibt". Und er interessiert sich für uns.


    Bap, Danke für Deine Tipps! Die finde ich super.