Studium in fremder Stadt - wenn die erwachsenen Kinder ausziehen (müssen)

  • Wer sagt, dass ich volles Bafög bekommen habe. Ich habe seinerzeit 3oo Mark bekommen. Für die Miete gingen 180 Mark drauf. Den Rest habe ich mir vorwiegend in den Semesterferien dazuverdient, wovon man mehr als genug hat. Natürlich gabs oft Milchreis und trockene Brötchen. In die Mensa bin ich aus kostengründen nicht gegangen und Urlaube waren sowieso nicht drin. Trotzdem war ich der Ansicht, dass meine Eltern auch ein Leben hatten. Sie hatten Hauskredite zu zahlen, die beim Bafög nicht angerechnet wurden. Als sie seinerzeit das Haus kauften, konnten sie aber nicht riechen, dass Töchterchen Abitur macht und dann auch noch studiert. Ich habe meinen Eltern ihr Leben gegönnt und hatte zwei gesunde Arme, um selber mit anzupacken.

  • Sie hatten Hauskredite zu zahlen, die beim Bafög nicht angerechnet wurden.


    Das Problem hatte ich auch. Anfangs 400,- DM und irgendwann 100,- DM. Natürlich soll und muss die Allgemeinheit nicht die Vermögensbildung der Eltern quersubventionieren. Aber windige Steuersparmodelle mit irgendwelchen Minusbeträgen, dass hätte wohl funktioniert *grml*
    Na, ich will mich nicht aufregen :-).


    Freut euch trotz aller Mühe, dass eure Kinder studieren können und wollen (!).
    Mein Sohn hat so garkeine Ambitionen seinen Kopf zu bemühen, der soll nur gut aussehen...

  • [...] Den Rest habe ich mir vorwiegend in den Semesterferien dazuverdient, wovon man mehr als genug hat. [...]


    du hast vor bologna studiert, oder?

    wer einem alles geben kann, kann einem auch alles nehmen.
    kettcar, "in deinen armen"

  • der bologna-prozess, in dessen rahmen ein großteil der studiengänge auf bachelor/master umgestellt wurde.

    wer einem alles geben kann, kann einem auch alles nehmen.
    kettcar, "in deinen armen"

  • Soll mir das jetzt sagen, dass mein Dipl.-Ing. nix wert ist? Wie auch immer. Trotz das es nun Master und Bachelor Abschlüsse gibt, gibt es nach wie vor ausreichend Semesterferien, in denen man sehr wohl arbeiten gehen kann, wenn man denn will.

  • ähm. nein, ich finde die alten strukturen sogar deutlich sinnvoller. was es dir sagen soll ist, dass man das "früher" nicht mit dem "heute" vergleichen kannst. ich weiß nicht, wen du kennst, der/die in den aktuellen strukturen studiert, ich kenn quasi niemanden, der jedes jahr mehrere wochen frei hat und problemlos viel arbeiten kann. das ist einfach nicht mehr mit bspw. vier modulprüfungen in der vorlesungsfreien zeit (es heißt aus gründen nicht "ferien") und einem praktikum. ich persönlich konnte mit kind immer nebenher jobben (über das ganze jahr gleichverteilt), aber das war, weil ich mir luxus leisten können wollte. ich hätte aber, egal ob kind oder nicht, nicht sämtliches geld in der vorlesungsfreien zeit verdienen können. weil die deutlich anders ist als vor 15 jahren. das ist einfach quatsch, dass es pauschal möglich wäre und alle, die das nicht können, anscheinend nicht wollen.

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    kettcar, "in deinen armen"

  • Ich möchte kurz einwerfen, meine Schwester studiert derzeit in Vollzeit und arbeitet nebenbei noch...jeden Abend...Nicht einfach, aber Sie macht es, denn Sie bekommt nur minimal Bafög und das Kindergeld...und in den Semesterferien erarbeitet Sie sich einen finanziellen Puffer, damit Sie zwischendurch auch mal ein zwei Tage frei machen kann...und Sie lebt in einer Stadt in der Mieten wahrlich nicht günstig Sind...meine Eltern können gar nichts dazu geben, selbst Wenn Sie wollten. Manchmal muss es auch so gehen
    ...

  • Ich will damit sagen, jeder muss wissen, wie er seine Kinder ins Leben schickt...und Wenn man seine Kinder unterstützen kann, dann ist das wunderbar. Aber so ein wenig Geldknappheit ist ein guter Charakterformer...das sollte man immer im Hinterkopf haben.

  • Hallo Aywa,


    Darf ich fragen warum sie denn nun minimal Bafög bekommt, wenn die Eltern nicht gut finanziell gestellt sind?

    Nicht auf das Leben kommt es an, sondern auf den Schwung, mit dem wir es anpacken. H. Walpole

  • na klar...weil meine Eltern allein vom Gehalt betrachtet her gut dastehen. Aber wir sind insgesamt 9 Geschwister wovon 5 noch zuhause leben. Meine Mutter ist Hausfrau und hat kein eigenes Einkommen ( auch keine staatliche Stütze ) und vermutlich wenig Chancen auf dem Arbeitsmarkt, dafür ist sie zu lange raus. Rein vom Gehalt ist mein Vater leistungsfähig, aber mit allen Verpflichtungen, von denen nicht alle anerkannt werden, bleibt nichts mehr zum unterstützen übrig. Bis auf das Kindergeld. Und da zahlt das Amt natürlich nur den Teil, den mein Vater rechnerisch nicht leisten kann ;)
    Also müsste meine Schwester meine Eltern verklagen, meine Mutter müsste nach 30 Jahren wieder auf den Arbeitsmarkt, damit wir studieren können...wer macht das schon...ich hab das nicht gemacht, also wird meine Schwester es auch nicht machen. Somit bleibt nur das, was wir alle gemacht haben bisher...nebenbei arbeiten...ich habe auch jeden Tag bis Nachts gearbeitet und einen tadellosen Abschluss geschafft...;) ich bin da auch sehr froh drüber, denn ich hab dabei ne Menge gelernt und vor allem meinen Horizont extrem erweitern können...ich habe seit ich 18 war, immer einen Nebenjob gehabt und verfahre auch heute noch so, dass man ein zweites Standbein haben sollte, falls eins mal wegbricht. Ich sag nicht dass es einfach war...ich habe oft nachts wach gelegen und gerechnet, wieviel im Monat noch bleibt, aber ich habe gelernt, mich zu drehen, auch wenn es aussichtlos aussieht. Aufgeben kenne ich nicht, egal wie finster es aussieht.

  • Somit bleibt nur das, was wir alle gemacht haben bisher...nebenbei arbeiten...ich habe auch jeden Tag bis Nachts gearbeitet und einen tadellosen Abschluss geschafft...;)


    Das waren noch die schönen Zeiten, wo es keine "Exmatrikulationsgrenzen" gab :platz Ich finde ja auch, dass es prinzipiell nicht schlecht ist während des Studiums auch andere Lebenserfahrungen zu sammeln, dann kommt man auch "besser vorbereitet" auf den Arbeitsmarkt, aber dafür fehlt seit Bologna einfach auch die Zeit... ich habe beispielsweise nicht jedes Seminar mit Klausur oder andere Leistung belegen müssen 8-) . Und wer von euch hat in Regelstudienzeit studiert :lach ?

    LG Campusmami



    Sonne muss von Innen scheinen :sonne


    Das Leben findet draußen statt :rainbow: .

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  • Ja, das mit den Grenzen ist schon saudoof,das gebe Ich zu...aber letztlich sollte man als Eltern dann nur soviel dazu geben, dass ein Antrieb zum selber arbeiten erhalten bleibt...also die Unterstützung sollte noch nichtmal alle fixkosten decken.. Ich habe viele Mitstreiter kennengelernt, welche das Geld zum Fenster rauswarfen, weil Sie wussten Mama&Papa zahlen schon alles notwendige...und das sollte nicht passieren...

  • In den Semesterferien gab es bei uns Famulaturen insgesamt 4 Monate plus 6 Wochen Pflegepraktikum...Dieses kann man übrigens VOR Beginn des Studiums machen...Als Tipp...Also frei hatte man in den Semesterferien nicht immer.


    Und Medizin ist ja nicht gerade mit wenig lernen verbunden.
    Vom Tagesablauf ist es so, daß man von 8 bis 13 Uhr Vorlesungen hat und von 14 bis 18.30 Praktikum. Montag bis Freitag.
    Dann muss man sich Abends durchaus ab und an hinsetzen und was tun.
    Arbeiten kann man zwar am Wochenende, aber VOLL arbeiten ist sicherlich nicht möglich.


    Plasma spenden einmal im Monat haben viele gemacht...Gibt 80€. Ich war Tutor in Physiologie...Das war gut bezahlt und man hat Wissen aufgefrischt. Dafür muss man den Kurs natürlich erstmal haben.


    Im Ausland studieren übrigens nicht Leute um Geld zu sparen. In Ungarn oder Rumänien kann man auf deutsch Medizin studieren. Kostet dann 2000€ pro Semester...Also 330€ im Monat. Da sind die Kinder reicher Eltern hingegangen, die hier keinen Studienplätze bekommen haben oder 3x durchs Physikum geflogen sind.
    3x nicht bestanden heisst nämlich Zwangsexmatrikulation und man kann in Deutschland nicht weiter studieren.


    Sich auf die Warteliste zu setzen und mit einer Ausbildung anzufangen kann übrigens bedeuten, dass man nach 2,5 Jahren einen Platz bekommt. Wenn man den dann nicht annimmt, weil man die Ausbildung beenden möchte, verfällt der Platz und die Wartezeit beginnt bei 0.