Umgang nach 11 Jahren...

  • Hi!


    Meine große Tochter aus erster Ehe kennt ihren leiblichen Vater nicht.
    Er hat den Kontakt komplett abgebrochen, weil er es für besser hielt.
    Alles reden half damals nichts, aber das ist ein anderes Thema.


    Sein Standpunkt: Wenn sie alt genug ist, kann sie den Kontakt zu ihm suchen.


    Nun erhalte ich seit knapp einem Jahr regelmäßig Unterhalt. Kaum zu glauben, denn so lange hat er nie gezahlt. Eher jahrelang nicht.
    Er scheint wirklich nachgedacht zu haben und es tut ihm leid uns nicht unterstützt zu haben (so sagt er).
    Er hat sogar tatsächlich aktuell zwei Mal mehr Unterhalt überwiesen als er müsste - für meine Tochter zum Shoppen.


    Nun möchte ich das Geld nicht als meins ausgeben (logisch) und habe das Gespräch zu ihr gesucht.
    Ihr die Situation erklärt und auch gesagt, dass sie Kontakt haben kann. Möchte sie.
    Und nun die Frage: Wie? Wie kann man so ein Treffen "gestalten"?


    LG
    Lilium

  • Erstmal telefonieren? Ich glaube, da hätte ich mich damals eher getraut was zu sagen.


    Frag sie einfach, was für sie ok wäre. Besser ist es, nicht einfach über sie hinweg irgendetwas auszumachen. Du solltest mit ihr zusammen planen.

  • Er scheint wirklich nachgedacht zu haben und es tut ihm leid uns nicht unterstützt zu haben (so sagt er).


    Hast Du Kontakt zu ihm ?
    Kannst Du abschätzen wie er derzeit "drauf" ist ?


    Das wäre dann die Ausgangsbasis für Dein Augenmaß.


    Eine 11 / 12 Jährige mit einem fremden Menschen telefonieren zu lassen finde ich jetzt weniger sinnvoll.
    Vielleicht besser ein reales Treffen zu dritt ?

  • Danke für Eure Antworten! :-)


    Telefonieren stelle ich mir auch schwer vor. Sie kennen sich nicht und dazu kommt, dass meine Tochter (hatte schon mal ein Thema dazu) sehr zurückhaltend besonders Erwachsenen ist.


    Treffen zu dritt hört sich gut an.


    Einschätzen kann ich ihn nicht. Wir haben uns vor 17/18 Jahren kennengelernt und immer war es so, dass er für nichts was konnte. Drogen, Arbeitslosigkeit und drohende Privatinsolvenz bzw. gescheiterte Insolvenz wechselten sich in den ganzen Jahren danach ab. Immer wieder mal zwischendurch (teils Jahre Pause zwischen uns) was gehört, aber Verantwortung war nie sein Ding. Sagt er selber.
    Nun seit 2-3 Monaten der "Wandel".
    Sowas hat er schon oft gehabt, aber so gut wie immer blieb es bei Versprechungen.


    Umso überraschter bin ich jetzt. Aber viel drauf geben tu ich nicht. Nicht böse gemeint. Es ist mir einfach egal geworden.


    Für meine Tochter sehe ich es als Chance ihren leiblichen Vater kennenzulernen. Das finde ich schon wichtig für sie.
    Für sie war es in der Vergangenheit nie ein Thema, sagte sie auch bei unserem Gespräch jetzt.
    Im Gegenzug war er auch nie Thema bei uns.


    Kontakt habe ich derzeit nur ganz lose zu ihm, sprich 4-5 WhattsApp im Monat. Gesehen hab ich ihn wohl das letzte Mal vor rund 5 Jahren.

  • Bei uns war es letztes Jahr das Thema gewesen, das meine Tochter (16) ihren Erzeuger kennen lernen wollte. Sie kannte ihn nicht, er hatte sie das letzte Mal gesehen da war sie paar Wochen alt, er zeigte absolut kein Interesse an sein ältestes Kind wie auch zu 2 weiteren Halbgeschwistern von ihr. Immerhin lebt er wohl jetzt mit seinem 4. Kind zusammen...
    Sie hatte ihn bei facebook angeschrieben, sie haben die Handynummern ausgetauscht gehabt, paar Nachrichten gingen hin und her von beiden Seiten (a la er wollte sie sehr gerne kennen lernen, hat soviele Fragen an sie....) Wow dachte ich, was ist denn nu los? So kannte ich ihn garnicht. Habe nach der Trennung den Kontakt zu ihm gesucht, das er seine Tochter sehen kann etc. was er aber abgelehnt hat und nun so? Habe sie aber auch im Vorfeld schon darauf vorbereitet, das es sein könnte, das er nicht so ist wie er ihr geschrieben hat, sie sich aber selber ein Bild machen soll.
    Dann stand das Treffen an, sie ist mit ihrer besten Freundin zum Treffen gegangen (mich wollten beide nicht dabei haben), haben sich draussen getroffen und sind dann aber ins Cafe gegangen weil es zu kalt draussen war...
    Das Treffen war nicht so schön gewesen, so toll wie er seine Nachrichten via Whatsapp verpackt hatte, war er garnicht gewesen. Es blieb auch nur bei diesem einen Treffen, dabei war sein Interesse angeblich so riesig, hatte sich nach dem Treffen nicht mal mehr gemeldet, wie sie das Treffen fand oder dergleichen. Die Nummer von ihm hat meine Grosse noch, mittlerweile hat er aber wohl eine neue Nummer, die er ihr natürlich nicht mit geteilt hat....


    Denke bei 11 Jahren würde ich sie aber nicht alleine gehen lassen oder mit der besten Freundin. Da würde ich als Mutter mit gehen, sofern du es denn magst? Kontakt besteht ja, wenn auch nur dürftig wie ich gelesen habe und dann würde ich das Treffen auch eher neutral verlegen damit beide Parteien sich auch ungezwungen fühlen können und auch aus der Situation schnell wieder raus können wenn es dann doch nicht so schön wird wie erhofft etc im Tierpark oder was deine Tochter gerne mag, vorweg mit ihr schon reden und hinterher auffangen wenn die Hoffnung denoch zu gross war, aber die Enttäuschung überwiegt.

  • Wen er ihr hat Geld zum Shoppen zukommen lassen, ist das doch ein Aufhänger: Eine kleine Karte mit einem kurzen Dank und ich habe mich gefreut. Kontaktaufnahme sollte sehr vorsichtig von beiden Seiten sein, da es oft ganz große und sehr unterschiedliche Erwartungshaltungen gibt. Gut ist, wenn beide ein bisschen via Karte oder Brief sich "vertraut" machen. Was man (er) gerade macht. Hobbys etc. von ihr, von ihm. Bei einem ersten Treffen, was dann irgendwann anstehen könnte, gibt es dadurch vielleicht ein paar kleine Gesprächsansätze. Sehr wichtig ist, dass bei allem ihr beide ein "gutes Gefühl" dabei habt.
    Hänge die Sache aber nicht "zu hoch", mach es nicht "zu wichtig". Dann kann man einfacher damit umgehen. Es ist eine Gratwanderung und vieles hängt von nicht von dir beeinflussbaren Faktoren ab. Das macht es schwierig. Aber es ist eine Chance, die man nutzen sollte. Da bist du ja dabei. Und das ist gut.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Wen er ihr hat Geld zum Shoppen zukommen lassen, ist das doch ein Aufhänger: Eine kleine Karte mit einem kurzen Dank und ich habe mich gefreut. Kontaktaufnahme sollte sehr vorsichtig von beiden Seiten sein, da es oft ganz große und sehr unterschiedliche Erwartungshaltungen gibt.


    Ich denke, ein Austausch per Brief (oder E-Mail) ermöglicht es Vater und Tochter, sich erst einmal zu "beschnuppern", so dass eine Basis für engeren Kontakt gelegt werden könnte: wofür interessiert sich mein Gegenüber, womit beschäftigt er sich - und wie sieht der Alltag aus ... ganz wichtig finde ich, dass Du Deiner Tochter auch zeigen kannst, dass Du damit nicht nur einverstanden bist, sondern sie auch unterstützt. Nach einer gewissen Zeit evtl. auch ein Gespräch über Skype, je nach Interesse der Tochter - aber auf jeden Fall ganz behutsam. Keinesfalls sollte der Vater jetzt irgendwie versuchen, das in 11 Jahren Versäumte jetzt irgendwie nachzuholen, denn der Zug ist abgefahren - aber immerhin ist es die Chance, sich näher kennenzulernen und eine Beziehung aufzubauen, die ganz anders sein wird als die zu einem Klein- oder Grundschulkind.

  • Lieben Dank für Eure Antworten.


    Ich werde wohl als Erstes in den nächsten Tagen mal ihren Vater anrufen um vielleicht im Vorfeld schon mal einiges abzusprechen.
    Ich halte ihn nicht für sensibel was das Thema angeht.
    Nicht das dann so Themen mit ihr kommen, warum er sie nicht sehen wollen. Ich denke, dafür ist immer noch Zeit, wenn sie es wissen will.


    Klar, die Beziehungsebene (wenn man das überhaupt so nennen kann) ist jetzt eine völlig andere.
    Und sich einer fast 12 jährigen Pubertierenden, die mit Erwachsenen eigentlich nichts am Hut hat / haben will zu nähern ist dann nochmal eine Herausforderung. Aber nicht für mich. ;-)


    Auf den Gedanken, dass es sehr enttäuschend enden KÖNNTE bin ich noch gar nicht gekommen. Da werde ich mich wohl zumindest etwas mit beschäftigen müssen für den Fall der Fälle.


    Ich sehe es im Moment einfach als Möglichkeit für sie ihn kennenzulernen. Einfach um zu wissen, wer ist ihr leiblicher Vater. Egal wie das Resultat ausfällt.
    Darüber mache ich mir seit über 10 Jahren Gedanken, denn so lange hat er sie nicht mehr gesehen.
    Und dabei wohnt er nur 15km weiter, aber er würde sie ja auch nicht mehr erkennen, logisch.


    Habe auch schon überlegt, ob ich beim Jugendamt nach einer Beratung frage. Haben die so Beratungen?

  • Habe auch schon überlegt, ob ich beim Jugendamt nach einer Beratung frage. Haben die so Beratungen?


    Das kann ich Dir nicht sagen. Aber was würdest Du Dir denn von so einer Beratung erwarten? Vielleicht wäre das eine Überlegung wert?

  • Also das Jugendamt hat uns damals weiterverwiesen an Caritas, Diakonie. Dort habe ich auch "Einzelgespräche" geführt und fühlte mich in meinen Gedanken und Überlegungen gut aufgefangen. Vielleicht kannst du dort mal anrufen?

  • Was würde ich mir von einem Gespräch erhoffen?


    Den Königsweg! ;-)
    Ich versuche momentan abzuschätzen, wie ein Kennenlernen am besten stattfinden könnte.
    Wie kann ich meine Tochter darauf vorbereiten - wenn das überhaupt geht.
    Vielleicht auch so Dinge wie vorher ein Gespräch mit KV und mir, was soll ich ihm raten, sagen usw.


    Bin einfach nur unsicher und will nichts falsch machen. Es soll positiv für meine Tochter sein, auch wenn das nicht einzig in meiner Hand liegt.
    Das ist alles.

  • Ich war mal so ein Kind...
    Mein Erzeuger hat ein Treffen, als ich so alt wie deine Tochter war, abgelehnt...dafür hab ich seine Eltern kennengelernt.
    Meine Mutter war dabei, wir waren bei ihnen zuhause, 1-2 Stunden, das wars.
    Dass ich begleitet wurde war gut und mir auch wichtig, dass ich wusste dass ich immer mit meiner Mutter über meinen Erzeuger reden kann auch, aber mehr auch nicht.
    Ich glaube viel Trara, Gespräche oder Fragen im Vorfeld oder hinterher wären mir eher zu viel gewesen.


    Mit 17 hab ich ihn dann doch noch kennengelernt, da bin ich alleine zu ihm hin, hab einfach angeklingelt, wir haben eine Stunde gequatscht, ich wusste nun also von wem ich abstammte und damit war das Thema dann auch erledigt. Ein Bedürfniss nach mehr Kontakt gab es bei mir nie.
    Ich muss allerdings auch dazu sagen dass ich schon von klein auf einen tollen Ziehvater hatte.

    If life fucks you, just lean back and enjoy! :brille

  • Ich würd auch nicht zu viel Zamtam machen.
    Die Chance, dass er es sich anders überlegt scheint ja nicht gerade klein zu sein.


    Im Übrigen muss er sich Fragen, warum er sich nicht gekümmert hat, durchaus gefallen lassen. IHN musst du nicht beschützen.


    Da das Kind "erst" 11 ist, würde ich vermutlich mitgehen.


    Treffen im Café, danach ne Runde shoppen/Eis essen gehen...irgendwas was Tochter gut tut und sie mit Dir reden kann.


    Wenn man jetzt anfängt mit JA Gesprächen und pipapo, dann baut das mE unnötig Druck auf. Man will ja alles richtig machen.


    Ein kurzfristiges Treffen...erstmal kurz...ist da vielleicht unkomplizierter.

  • Was Du jetzt machen kannst? Versuche, bei beiden Seiten eine zu große Erwartungshaltung zu verhindern. Wenn beide wollen, dann kann es ein erstes Treffen sein, mehr nicht. Ob daraus mehr wird oder nicht, hängt von ihm und Eurer Tochter ab. Du kannst der zurückhaltende, aber alles im Blick habende, neutrale Ruhepol sein. Wenn Du das schaffst, dann ist vielleicht allen am meisten geholfen.


    Und nochmal, alle sollten nicht zu viel von einem Treffen erwarten.

  • Versuche, bei beiden Seiten eine zu große Erwartungshaltung zu verhindern.


    Konkret: Ich würde zunächst versuchen, im Kontakt zu ihm zu erspüren, was denn seine konkrete Motivation ist und wie er sich das vorstellt. Da kannst Du Dich wohl darauf verlassen, was er dazu von sich aus sagt - ausgehend von einigen möglichst allgemein gehaltenen Fragen Deinerseits. Und natürlich solltest Du dazu im Gespräch mit Deiner Tochter bleiben, bis sie selbst das Bedürfnis hat, mit ihm in Kontakt zu treten und innerlich bereit ist, sich auf den Kontakt mit ihrem Vater einzulassen. Ob das so funktioniert oder nicht, hängt aber von beiden ab. Du kannst für Deine Tochter (auch weiterhin) ein sicherer Hafen sein. Viel Glück!

  • Als meine Große als erste den Kontakt zu ihrem Vater wollte, hab ich erst mal die Scheidungsunterlagen rausgekramt, gehofft, dass die Adresse noch stimmt, und sie eine Karte schreiben lassen, mit Rückrufoption. Das hat geklappt und die beiden konnten selbst was ausmachen.


    Wichtig ist Deine volle Unterstützung, das heißt, egal, was die zwei vereinbaren, Hallenbad, Eis essen, Pizza, Kino oder Hüpfburg... Du freust Dich für sie und bringst sie gerne hin :D

    Finde Dein Licht und finde Deine Schatten. Erst dann wirst Du zu Deiner Mitte finden.