Hallo liebe Foris,
im Themenstrang Wechselmodell kamen auch Erfahrungsberichte von Trennungskindern (heute AEs bzw. UETs) auf.
Wir lernen m.M.n. auch in diesem Bereich von unseren Eltern, und aus ihren Fehlern. Oft wird projiziert, was viel mit der eigenen
Biographie zu tun hat.
Wie habt ihr die Trennung/Scheidung eurer Eltern erlebt?
Was haben sie aus eurer Sicht richtig oder falsch gemacht?
Habt ihr Kindesunterhalt erhalten?
Welche Umgangsmodelle hattet ihr?
Wie sieht es mit euren Kindern heute aus? Ähneln sich die Geschichten?
Ich fange mal an:
Ich war wohl eher ein Mama-Kind. Geliebt habe ich beide, aber bei Mama hatte ich den sicheren Hafen,
sie kümmerte sich um alles. Kindererziehung war eben Frauensache.
Ich war 8 bei der Scheidung und meine Eltern fragten mich bei wem ich leben wollte. Trotz Umzug und Schulwechsel wählte ich
Mama. Weniger Mama wäre für mich nie in Frage gekommen.
Ich hatte ja das Versprechen, wann immer ICH WILL kann ich Paps sehen. So war es auch.
Mein Paps hat mich zum Glück nie als Besitz angesehen und hat auch keine Besitzrechte geltend gemacht.
Meine Mutter ebenso wenig.
Es war schwer für ihn, als ich ausgezogen bin. Aber er hat gesehen, dass ich Mama mehr brauchte.
Dafür bin ich ihm sehr dankbar.
Er hat sein Ego aus Liebe zu mir zurück gestellt. Deswegen ist er für mich der beste Paps der Welt.
Mein Vater hat immer am 1. des Monats den KU bar gebracht und sich einen Kaffee abgeholt.
Sie unterhielten sich wie alte Freunde. Bei der Gelegenheit zeigte ich Klassenarbeiten und Zeugnisse und
wir besprachen gemeinsam die Paps-Wochenenden. Nicht Freitag nach der Schule, dass war mir zu stressig.
Sondern von Samstag auf Sonntag, ohne starre Uhrzeiten. Mal 2 Wochenenden nacheinander, mal
6 Wochen Pause. Mit zunehmendem Alter wurden meine Freunde wichtiger.
Ich wurde von Paps gefragt, ob ich mit ihm und seiner Freundin mit in den Urlaub will. Klar wollte ich.
Sie hatten GSR, aber es war klar, dass Muttern das Sagen hat, weil sie im Alltag alles managte.
Paps arbeitete Vollzeit und hatte einen Nebenjob.Er musste auch noch seine neue Familie finanzieren.
Meine Mutter arbeitete auch Vollzeit.
Meine Eltern haben einen freundlichen Umgang miteinander. Und auch mit den jeweiligen neuen Partnern.
Meine Familie ist gewachsen und ich habe noch 2 Halbgeschwister bekommen.
Meine Geburtstage feierten wir alle zusammen bei uns zu Hause, auch mit Eltern meines Vaters.
Ich bin meinen Eltern sehr dankbar dafür. Ich habe heute ein tiefes und freundschaftliches Verhältnis zu Ihnen.
Für meine Kinder hätte ich mir das auch gewünscht.
Der Vater meines Sohnes (17) hat leider kein Interesse an ihm. Vor kurzem wollte er ihn sehen, aber Sohnemann
will nun nicht mehr.
Bei Püppi ist der Umgang gerichtlich beendet.
Ich bin keine Feministin, doch bin bei einer starken Mutter aufgewachsen und wir lebten das klassische
Familienmodell. Das war gut so.
Heute bin ich glücklich verheiratet und habe mit meinem Mann zwei Kinder. Er arbeitet Vollzeit, ichTeilzeit.
Für meine großen Kinder ist er der Papa. Ihre leiblichen Väter hätten ihren Platz finden können.
Zwei Väter sind besser als keiner. Aber der eine wollte nicht und der andere kann nicht.
Ich denke, trotz Scheidung sind meine Eltern ein großes Vorbild für mich. Sie sind Eltern geblieben
und haben immer mich in den Mittelpunkt gestellt. Gern hätte ich es auch so gelebt, doch dazu braucht
man immer zwei.
Ich freue mich auf eure Antworten.
Liebe Grüße, Formi
die noch dazu sagen muss, dass mein Vater kein Recht auf Umgang hatte. Damals galt das Mutterrecht.
Aber meine Mutter wusste, dass ich ohne Paps nicht glücklich gewesen wäre.