Menschen mit psychischen Störungen im SGB II

  • Ich finde es ein bisschen einseitig, zu behaupten, psychisch Kranke suchen die Schuld bei anderen oder bei den Umständen.


    Ja, das ist in der Tat einseitig, kann ich nur zustimmen. Es fehlte eigentlich das Wörtchen "manche". Ich wollte nicht alle psychisch Kranke über einen Kamm scheren, das wäre auch ein Vorurteil meinerseits. Trotzdem scheint es mir manchmal zum Krankheitsbild zu gehören, dass viele psychisch Kranke keine Verantwortung für ihr eigenes Leben übernehmen können oder wollen.

  • Ich habe Depris und bin durch den Jobverlust dazu gekommen.
    Dabei bin ich ja nicht komplett arbeitslos. Meine Situation hatte ich vor kurzem beschrieben hier im Forum. Ich bin also z. Zt. Aufstocker. Seit mehreren Jahren auf ein und demselben Job, immer anders für die Akten gemacht, ich verdiene so wenig, dass ich selbst bei 40 Std. niemals aus der Aufstockung rauskäme. Nie ein Licht. Das kann einen depressiv werden lassen. Und mancher wird es dann auch. Obwohl er weiterkämpft, morgens aufsteht usw.


    Beim ersten Mal Antrag auf Sozialhilfe (war nur für die Zeit des Erziehungsurlaubes, das wußte ich) habe ich dort geheult, so schlimm empfand ich das. Weil ich bis dahin immer für mich und meine Kinder selber sorgen konnte.
    Danach konnte ich das auch wieder. Bis zur Arbeitslosigkeit.
    Man wird nicht anerkannt, weder im Beruf, obwohl man schon Jahre auf dem Platz sitzt, noch in der Bezahlung, auch nicht bei der medizinischen Versorgung im Betrieb, da wird man einfach nicht mit eingeladen (das wäre dann ein weiteres Thema über die tatsächlich schlechtere medizinische Versorgung von HartzIV-Empfängern) usw. usf.


    Nie hätte ich gedacht, dass mich sowas treffen könnte. Und doch hat sich die psychische Erkrankung eingeschlichen, durch die Situation, durch das wenig-wert-sein in der Gesellschaft, durch das "sind-doch-alle-gleich"-Gedöns, durch die oft ungerechtfertigten Vorwürfe usw.
    Zudem ist es auch nicht so, dass man einfach durch eine "gute Fügung des Schicksals" einfach aus dem Loch hüpfen kann, und alles ist wieder gut. Es kostet mindestens genauso viel Kraft und Mut und Zeit, wie das reinkommen in das Loch gekostet hat. Das ist nicht mit einem ("Arbeitsstellen"~)Pflaster überklebt.
    Fragt man beim JC, ob sie einen Job vorschlagen könnten, mangelt es daran. Woher sollen wir denn dann Jobs nehmen, von denen man leben kann?
    Bei uns in der Tageszeitung stehen in regelmäßigen Abständen stets die gleichen Inserate drin. Da kann sich jeder seinen eigenen Reim drauf machen ...

    ... Verzeihen ist eine Eigenschaft des Starken.
    (Mahatma Gandhi)


    Es sind nicht die großen Katastrophen, die uns fertigmachen ... Das Herz bricht still zwischendurch an einem schönen klaren Tag.

  • Also ich finde einige Aussagen etwas stark verallgemeinernd.


    Ich habe selbst einen Bekannten, der Analphabet ist und Depressionen hat. Zudem sehr physisch krank, wie viele anderen in den stark körperlich fordernden Berufen. Betriebsrente klappt irgendwie nicht und so lebt er von Harz IV.
    Damit im zu Hause die Bude nicht auf den Kopf fällt, lässt er sich an 5 Tagen die Woche bei der Caritas betreuen.
    Jeder, der ihm Faulheit oder Vortäuschung einer Krankheit vorwerfen würde, bekäme was von mir zu hören.


    Und aus dem Umfeld weiß ich auch, dass diese Gruppen voll sind und damit die wirklich faulen nur einen geringen Anteil darstellen.

    Sei einfach Du selbst, alle anderen gibt es schon

  • TiMiDa: Das eine schließt das andere nicht aus. Bestimmt haben die von Charly beschriebenen 3 Frauen, die sich untereinander ausgetauscht haben, sich auch so vorbildlich engagiert wie Du, einen neuen Arbeitsplatz zu bekommen. Vielleicht auch schon jahrelang. DAss sie sich untereinander austauschen und in ihrer nicht privilegierten Situation auch mal traurig sein dürfen untereinander ihr Leid klagen, ist nur menschlich und zeigt auch Stärke.( Und im Übrigen ist das gut, denn es hilft für sie zu wissen, dass sie nicht allein in der Situation sind und es anderen auch mal schlecht geht. Daraus können neue Kräfte erwachsen und sie können sich gegebenenfalls untereinander motivieren und helfen und inspirieren.) Das heißt umgekehrt nicht, dass sie morgen nicht wieder bis in die Haarspitzen motiviert Bewerbungen schreiben. Vielleicht haben sie schon jahrelang die guten Ideen, die Du schilderst in die Tat umgesetzt und es hat noch nicht zum Erfolg geführt.