ADHS und nun?

  • Hi, Muckelmama. Die sozialen und aggressiven Probleme gehen häufig mit ADHS einher, müssen es aber nicht. Wenn es "nur" ein Konzentrationsproblem ist, dann wäre aus meiner Sicht der Leidensdruck so gering, dass ich erst alle anderen Therapieformen ausprobieren würde (Ergo, Lauth-Schlottke-Konzentrationstraining, mit dem Kind Strategien einüben zum Zurückholen der Konzentration etc.). Es gibt da viele schöne Bücher v.a. auch für Eltern, wie sie zu Hause viel machen können.


    Gedanken würde ich mir allerdings dann machen, wenn trotz dieser konzentrationssteigernden Therapien wie Ergo etc. der Muckel durch Träumerei etc. in der Schule weit hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt. Denn das führt zu Frust, den der Muckel dann aushalten muss. Dann solltest Du überlegen, was mehr Leid verursacht. Der Frust oder eine medikamentöse Behandlung.


    Wenn Du gute Bücher zu dem Thema haben willst, wo v.a. auch Infos zu nicht-medikamentösen Therapien und Tipps für zu Hause gegeben werden, hier:


    Cordula Neuhaus: Das hyperaktive Kind und seine Probleme
    Dieter Krowatschek: Alles über ADS
    Ettrich/Murphy-Witt: ADS-So fördern Sie Ihr Kind
    Döpfner/Schürmann/Lehmkuhl: Wackelpeter & Trotzkopf
    Freed/Parsons: Zappelphilipp und Störenfrieda lernen anders
    Lauth/Schlottke/Naumann: Rastlose Kinder, ratlose Eltern


    Lieben Gruß
    Susanne


    Edit: Blöden Rechtschreibfehler verbessert.

  • Er träumt nicht in der Schule. Er lässt sich nur leicht ablenken und ist ein wenig langsam... wenn er ein Ziel vor Augen hat, kann er sich durchaus konzentrieren und schnell arbeiten. Er bekommt den Stoff trotzdem mit.
    Er hat ein unheimliches Gedächtnis. Er schreibt sich seine Hausis nicht auf, weiß aber trotzdem, was Hausaufgabe ist. Er hat in zwei Schuljahren bisher nur ein einziges Mal seine Hausaufgaben vergessen. Das einzige, was er regelmäßig vergisst mitzubringen, ist sein Turnbeutel.

  • Hallo,


    jetzt muss ich doch mal was schreiben...


    Muckelmama, für mich beschreibst du einen GANZ NORMALEN Jungen!


    Wenn die Konzentration sein "größtes" Problem ist (ein wirklich großes ist es ja scheinbar nicht einmal), dann hat er scheinbar keins.


    Die Lehrerin kann sich das nicht vorstellen, Du selbst hast keine Probleme, er ja auch nicht. Ich frage mich schon lange in diesem Thread, warum Du Dir und dem Kind überhaupt das Gerenne antust? Wenn nicht mal die Schule Druck macht - das ist ja meist der Grund, warum die Eltern auf einmal genötigt werden, entsprechende Tests usw. machen zu lassen - würd ich da gar nix mehr machen. Gut, Ergo vielleicht - die schadet keinem.

    Grüsse Tani :wink



    Du bist nicht das was Du sagst, sondern das was Du tust!

  • Für mich hört sich das auch alles "normal" an!


    Es gibt eine Faustregel, was die Konzentration angeht....


    Ein Kind muss sich so viele Minuten am Stück auf eine Sache konzentrieren können, wie es alt ist.
    Das hört sich vor allem für Lehrer immer sehr wenig an, denn 8 Jahre alt heißt sich 8 Minuten am STück konzentrieren können.


    Ist natürlich ein Unding in unserer Leistungsorientierten Gesellschaft!


    Gute Lehrer in der Grundschule ziehen den Stoff deswegen nicht mit stupiden mittelalterlichen Unterrichtsmethoden durch, sondern gestalten eine 45 minütige Stunde kreativ.... da werden zwischen den Matheaufgaben mal Bewegungsübungen eingebaut oder gesungen...... wir lernen heut die 8..... erst schreiben wir sie, dann besingen wir sie und dann machen wir 8 mal Hampelmann...


    Das eigentliche Problem ist meist nicht ADHS oder mangelnde Konzentration, sondern einzig und allein der Blick der Gesellschaft und was diese einem versucht einzureden was "normal" ist!
    Ein weiteres Problem sind überforderte, unkreative Lehrkräfte.

  • Irgendwie mache ich immer wieder denselben Fehler, in solche Threads reinzulesen - das muss wohl daran liegen, dass ein ADHS-ler nur schwer aus Konsequenzen lernt... Was man hier manchmal/oft liest, ist richtig "böse".




    Zitat

    Dass das oft nicht wirklich eine Erleichterung für die Kinder ist, weil Medikamente wie Ritalin, Methylphenidat, usw. eigentlich IMMER zu gravierenden Persönlichkeitsveränderungen führen scheint nur wenige zu interessieren.


    Öhem: Methylphenidat ist der Wirkstoff von Ritalin. Ebenso von Concerta oder Medikinet.


    Eine Ergotherapeutin, die mit AD(H)S-Kindern arbeitet, sich jedoch mit den ensprechenden Medikamenten-Grundlagen nicht auskennt (ob man sie nun befürwortet oder ablehnt, sei dahingestellt - man müsste aber schon wissen, wovon man redet, wenn man dies denn tut), wäre für mich die längste Zeit die Therapeutin meines Kindes gewesen.


    Zu den Persönlichkeitsveränderungen mag ich gar nix sagen, hat meist eh keinen Zweck, wenn man so negativ eingeschossen ist.

  • Zitat

    Völlig überzogene Darstellung, die wenn überhaupt eher noch auf schwere Fälle von Kanner Autismus passen könnte.



    Hast Du das selbst erlebt? Bist Du von AD(H)S betroffen oder weshalb bist Du Dir so felsenfest sicher, dass das nicht stimmt? Ich als Betroffene bestätige das, was Ingeling schreibt! Aus eigenem Erleben, nicht durch Fachbücher, Vorlesungen oder ähnliches!




    Letztlich ist es eben mein Fehler, dass ich sowas immer wieder lese und mich mit solchen "Argumenten" beschäftige...




    @ Charly, ich kenne die Zweifel auch und das Grübeln... Schau doch mal in ein ADHS-Forum, auch dort werden Kinder nicht strikt mit Medikamenten behandelt, und es gibt nicht nur "Probleme"mit den Kindern...




    @ Muckelmama: Diesen Kraken"therapeuten" gehört nun wirklich der Marsch geblasen, das ist ja eine Anmaßung, das geht ja gar nicht!

    Ciao, Bonnie

    Einmal editiert, zuletzt von Bonnie ()

  • :thanks: Bonnie du sprichst aus, was ich auch schon gedacht habe




    Wenn jeder sich nur dazu ein Urteil erlauben würde, wovon er auch wirklich Ahnung hat, dann wäre es auch einfacher, sich durch so einen Thread durchzulesen...
    Ich lese ganz gerne, was andere dazu schreiben, denn wenn jemand kompetente Tipps geben kann, bin ich immer offen und hoffe, dazu zu lernen.
    Nur dieses "Schubladendenken" und das reiten auf Vorurteilen, das nervt ganz schön.


    Natürlich gibts oft vorschnelle Diagnosen, ABER... es gibt so viel gue Literatur zum Thema, wurde ja hier im Thread auch schon einiges aufgelistet.
    Da kann man lesen und sich weitestgehend schon mal selbst ein Urteil bilden, zusammen mit der gestellten Diagnose kann es dann ein stimmiges Bild geben und wenn nicht,
    muss eben weiter gesucht werden, woher das Problem kommen könnte, ich denke mal, ein guter Kinderpsychiater wird schon "alles abklopfen".
    UND noch eine zweite Meinung einholen ist auch ne Möglichkeit, um sicher zu gehen, wenn man zweifelt.


    Im Übrigen: die sogenannten "Träumerchen" sind meist unauffällig, was aber nciht bedeutet, dass sie keine Schwierigkeiten haben, und Hilfe brauchen!
    Außerdem können manche Kinder die Symptome mit ihrer hohen Intelligenz lange Zei kompensieren, so dass sie unauffällig bleiben, bis etwas geschieht, dass sie "aus dem Ruder wirft".
    Die Symptome und Verhaltensweisen der Kinder z.B. mit Hochbegabung und ADHS sind sehr ähnlich, können aber durchaus auch zusammen vorkommen,
    man kann nicht immer davon ausgehen, dass auf ein Kind nur eines davon zutrifft!


    liebe Grüße,
    Inge
    :Flowers

    Was nicht aus dem Herzen kommt
    , wird ein anderes Herz nie erreichen :-)

    (Phil Bosnans)

  • Sehr gut beobachtet. Highlight dazu eine Lehrerin, die mir erzählt hat, die Eltern müßten ihre ADHS-Kinder bloß richtig ernähren, dann wären sie sofort symptomfrei.

    Sehr übertrieben leider auch mit sehr viel Wahrheit , sofort Symptom frei sicher nicht


    Auch die Ernährung spielt eine wichtige Rolle, gibt ja genügend Kinder die bei Zucker extrem aufdrehen
    und andere Nahrungsmittel die sich negativ auf das Verhalten auswirken oder positiv


    :kopf ich kann immer nur Kopfschütteln wenn Kindergarten oder Grundschulkinder Cola oder Spezi bekommen


    Wir waren heute mit zwei befreundeten Familien am Badesee, zwei Jungs (8), ein Mädel. Die haben von heute Morgen um 11:00 Uhr bis heute Abend um 17:00 Uhr gespielt, gebadet und sich astrein vertragen (bis auf die kleinen Kabbeleien, die es unter Kindern nun mal gibt). Und dann lese ich von AD(H)S-Kindern, die sich nicht integrieren können,

    Das kannst mit den Schulalltag nicht vergleichen


    hat meist eh keinen Zweck, wenn man so negativ eingeschossen ist.

    Jepp das andere Extrem
    ADHS ist so negativ in den Schlagzeilen das Eltern sofort Medikamente damit in Verbindung bringen und sofort zu machen.
    Oder genauso schlimm meinen mit Medikamenten ist alles OK und sich wundern das nichts besser wird.
    Viele Probleme bei ADHS bekommt man mit den nötigen Wissen auch ohne Medikamente in den Griff wenn Elternhaus und Lehrer zusammen arbeiten.


    Hier scheint mir mehr das Problem das Lehrer über die Symptome von ADHS informiert werden und zu wenig wie man mit diesen Kindern umgehen muss

    Probiers mal mit Gemütlichkeit mit Ruhe und Gemütlichkeit

    jagst du den Alltag und die Sorgen weg

  • Danke luvi, was du schreibst, kann ich bestätigen, hab ich teilweise mit meinen Kindern "am eigenen Leib" erlebt


    Zitat von »Dr. Dolittle«
    Sehr gut beobachtet. Highlight dazu eine Lehrerin, die mir erzählt hat, die Eltern müßten ihre ADHS-Kinder bloß richtig ernähren, dann wären sie sofort symptomfrei.


    Sehr übertrieben leider auch mit sehr viel Wahrheit , sofort Symptom frei sicher nicht


    Auch die Ernährung spielt eine wichtige Rolle, gibt ja genügend Kinder die bei Zucker extrem aufdrehen
    und andere Nahrungsmittel die sich negativ auf das Verhalten auswirken oder positiv

    Was die Ernährung angeht, da haben Sohni und ich oft probiert, was da zutrifft.... er hat z.b. ziemlich stark auf Zucker reagiert, Koffein hat bei ihm eine "beruhigende" Wirkung.
    Eine Schulkameradin von ihm hat lange versucht mit einer phosphatfreien Ernährung symptomfrei zu werden, aber ohne nennenswerten Erfolg,
    das Mädchen musste letztendlich doch medikamentös behandelt werden.



    Zitat von »Muckelmama«
    Wir waren heute mit zwei befreundeten Familien am Badesee, zwei Jungs (8), ein Mädel. Die haben von heute Morgen um 11:00 Uhr bis heute Abend um 17:00 Uhr gespielt, gebadet und sich astrein vertragen (bis auf die kleinen Kabbeleien, die es unter Kindern nun mal gibt). Und dann lese ich von AD(H)S-Kindern, die sich nicht integrieren können,


    Das kannst mit den Schulalltag nicht vergleichen

    stimmt, kann man nicht vergleichen, mein Sohn (ADS ohne H) und sein bester Freund ADHS) konnten auch stundenlang wunderbar zusammen spielen, problemlos!!!
    Trotzdem bekamen beide in der Schule Schwierigkeiten und mußten dann Medikamente nehmen.
    ADHSler sind dann unauffällig, wenn sie etwas tun, was sie interessiert, bei Langeweile wird es dagegen nicht lange dauern, bis sie auffällig werden, denn Langweile können sie nicht aushalten.
    Diese Kinder haben eine sehr niedrige Frustraionsgrenze und auch da kanns zu Problemen kommen, wenn was entsprechendes vorfällt.



    Hier scheint mir mehr das Problem das Lehrer über die Symptome von ADHS informiert werden und zu wenig wie man mit diesen Kindern umgehen muss

    Jepp *voll zusimm* wir hatten das Glück in der ersten KLasse eine super tolle engagierte Lehrerin zu haben,
    die sich zum Thema ADHS informiert (sie besuchte Vorträge von Cordula Neuhaus) und ihr Wissen dann auch im Unterricht ungesetzt hat :daumen
    Meine Kinder hatten beide diese Lehrerin in der ersten Klasse und Beide Kinder brauchten bei ihr trotz Auffälligkeiten keine Medikamente!


    So eine Lehrerin ist unbezahlbar.... wäre schön, wenn die Schulen das endlich erkennen würde und entsprechende Fortbildung anbieten würden, an denen interressierte Lehrer teilnehmen könnten.
    Auch für die Lehrer ist das sehr hilfreich, denn was für ADHS-Kinder hilfreich ist, kann auch genausogut bei "normalen" Kindern angewendet werden und hilft auch denen.


    liebe Grüße,
    Inge
    :Flowers

    Was nicht aus dem Herzen kommt
    , wird ein anderes Herz nie erreichen :-)

    (Phil Bosnans)

  • ADHSler sind dann unauffällig, wenn sie etwas tun, was sie interessiert, bei Langeweile wird es dagegen nicht lange dauern, bis sie auffällig werden, denn Langweile können sie nicht aushalten.


    Klar. Aber das ist doch ganz normal!
    Auch bei Erwachsenen. Ist man nicht immer ganz automatisch aufmerksamer, wenn einen was interiessiert? Da muss man schon mal die Kirche im Dorf lassen. Das steht aber scheinbar den Schulkindern gar nicht zu. Man erwartet von denen sogar volle Aufmerksamkeit und Konzentration bei dem trockensten und langweiligsten Thema.
    In den allermeisten Fällen ist die ADHS-Problematik doch in der Schule auffällig. Warum setzt man da nicht an, wo das Problem besteht?
    Und da es immer mehr Blätterdschungel und schnösen, langweiligen Unterricht gibt, wundert mich das gar nicht, wenn die Kids da aufdrehen.


    Die einen hüpfen dann drum (das sind dann die Ruhestörer), die anderen schauen aus dem Fenster (bei denen ist es egal, warum sie nicht zuhören, stört ja niemand) und wiederum andere schreiben sich kleine Zettelchen (unterhält die Klasse).....aber dem Lehrer hört trotzdem keiner zu. Und dann gibts noch Unterricht bei einem anderen Lehrer und man kennt die Klasse nicht wieder...da hüpft keiner rum (weil vielleicht der Unterricht ohnehin aktiver gestaltet ist), da schaut auch keiner aus dem Fenster (weil es drinnen viel interessanter ist) und es schreibt auch keiner Zettel (weil die Klasse mit was anderem beschäftigt wird). Warum setzt man da nicht an?


    Wenn man daheim keine Probleme hat, das Kind nicht auffällig ist was Freundschaften betrifft, Kind gutes Sozialverhalten hat und NUR in der Schule gelangweilt ist, weil es z.B. ein Arbeitsblatt nach dem anderen ausfüllen muss, wäre für mich eine Medikation ausser Frage. Da würd ich dann mal lieber mit dem Lehrer quatschen wollen... das Problem ist dann nämlich in der Schule, nicht zuhause und nicht beim Kind!


    Nur nochmal zur Verdeutlichung: ich rede von den Kindern, die von der Schule aus zu AD(H)Slern gemacht werden. Von denen, wo mit der Angst der Eltern gearbeitet wird (aus dem Kind könnte ja sonst nix werden und es kommt später in der Gesellschaft nicht zurecht). Und nicht von Kindern, die auch ausserhalb der Schule so auffällig sind, dass sie z.B. keine Freundschaften schließen können usw. Die gibts natürlich auch. Aber ich glaube ehlich gesagt nicht, dass das die Mehrzahl ist.


    Mich wundert nur noch, woher diese Masse an ADHS auf einmal her kommt. Und ja, ich glaub das in der Form nicht.
    Es ist meiner Meinung nach vielmehr so, dass es um Kompatibilität zwischen Kind und Schule geht. Das klafft immer weiter auseinander.
    Und anstatt da mal schultechnisch was zu verändern, werden lieber die Kinder "krank geschrieben".
    Was nicht passt - wird passend gemacht.

    Grüsse Tani :wink



    Du bist nicht das was Du sagst, sondern das was Du tust!

  • Nur nochmal zur Verdeutlichung: ich rede von den Kindern, die von der Schule aus zu AD(H)Slern gemacht werden. Von denen, wo mit der Angst der Eltern gearbeitet wird (aus dem Kind könnte ja sonst nix werden und es kommt später in der Gesellschaft nicht zurecht). Und nicht von Kindern, die auch ausserhalb der Schule so auffällig sind, dass sie z.B. keine Freundschaften schließen können usw. Die gibts natürlich auch. Aber ich glaube ehlich gesagt nicht, dass das die Mehrzahl ist.


    Mich wundert nur noch, woher diese Masse an ADHS auf einmal her kommt.


    Hallo tanimami73,


    und ich wundere mich immer wieder, wie sehr Menschen ohne eigenen Leidensdruck meinen, über "zum AD(H)Sler gemacht" reden können.
    Inzwischen ist es so, dass man als Eltern eines dergestalt auffälligen Kindes gar nicht mehr von einem Verdacht oder einer Diagnose reden darf in der Öffentlichkeit "iiiiiiihhhhhhh ADHS! Du willst Dein Kind jetzt sicher mit Ritalin ruhigstellen! Das Kind ist doch nur lebhaft und eigentlich ganz normal!"


    Wie vielen Eltern wurde hier in der Vergangenheit der Gang zum Facharzt verleidet, weil sie natürlich keine so schrecklichen, Pillen-hörige Eltern sein wollen?
    Wie viele Eltern gehen ihre Kinder einfach noch strenger ("konsequenter") an und sehen noch konzentrierter von den Problemen der Kinder weg?
    Wie viele Eltern trauen sich nicht mehr über derartige Probleme zu reden weil sie sofort in die pathologische Kind-Vergifter-Ecke gestellt werden?
    Wie viele Eltern leugnen das AD(H)S weil sie ihrem Kind keinen Stempel verpassen wollen, bzw. selbst keinen haben wollen?


    Das Problem bei "nur in der Schule auffällig" ist:
    Ein Kind, das dauernd stört, das mit ungezügelter Impulskontrolle in die Klasse schreit, das bei Klassenarbeiten langsamer (blöder) daherkommt, ein Kind das kaspert und Blödsinn macht hat sehr schnell keine Freunde mehr. Daraus entsteht dann soziale Auffälligkeit, Verweigerung, quasi nicht mehr vorhandenes Selbstwertgefühl ... Die Ar***karte wird dann auch in's Familienleben getragen. Das soziale Gefüge gerät außer Kontrolle.


    Ich finde es äußerst wichtig, Eltern zu unterstützen, wenn sie derartige Auffälligkeiten bemerken, statt dauernd nur die Menge an Falschdiagnosen zu diskutieren und Probleme auf die Gesellschaft drumrum schieben zu wollen.
    Da wird freudig ein Professor zitiert, der ein paar höchst auffällige Kinder auf einer Alm mit beeindruckendem Betreuerschlüssel "therapiert". Das soll der Beweis sein, dass es auch ohne Medikation gehen kann.
    Toll. Wir haben ja auch alle eine Alm zur Verfügung und eine Privatbetreuung statt staatlicher Schule.
    Und noch toller: Wir haben die Diskussion wieder da, wo wir sie haben wollen: Bei den unfähigen Eltern, die sofort nach der Diagnose nach der Pille schreien.


    Wenn AD(H)S rechtzeitig erkannt wird (wenn Eltern rechtzeitig zum Arzt gehen) wird vielen Kindern die ach so verwerfliche Medikation erspart werden können. Ganz davon ab, kann den Kindern der extreme Leidensdruck erspart werden, den sie erdulden müssen, weil Eltern viel zu lange das ADHS leugnen und das alles lieber anders in den Griff bekommen wollen.
    Solche Kinder haben eine ruinierte Kindheit!


    Mich empört, dass das viel zu späte Erkennen des AD(H)s und die viel zu späte Hilfe für die Kinder mittlerweile nicht mehr auf die Blindheit der Eltern gegenüber der Verhaltensauffälligkeiten und Probleme der Kinder zurückzuführen ist, sondern auf die öffentliche Stigmatisierung von AD(H)S-Eltern! Niemand will zu diesem verantwortungslosen Pack gehören, das Kinder ruhigstellt. I bäh!
    Da wartet man und wartet man und macht ein bisschen Ergo, ein bisschen Nahrung, ein bisschen Sport ... und wundert sich, wenn das Kind dann irgendwann dermaßen am Rad dreht, dass es dann tatsächlich die Medikation erhalten muss weil es sonst gar nicht mehr zugänglich wäre.


    Und anstatt da mal schultechnisch was zu verändern, werden lieber die Kinder "krank geschrieben".


    Das ist ja alles schön und gut tanimami73, mit diesem frommen Wunsch ist aber den jetzt im Moment betroffenen Kindern nicht geholfen.
    Sie müssen jetzt im Moment mit genau dieser Schulform zurechtkommen, sie müssen sich einpassen.


    Niemand wünscht sich mehr eine "schultechnische" Veränderung als die ADHS-Eltern und ihre Kinder!


    Grüße
    FrauRausteiger, die es sehr begrüßen würde, wenn ein Themenstrang einer (vemrutlich) betroffenen Familie endlich ohne ideologische Diskussionen laufen dürfte!

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    •» Cave quicquam dicas, nisi quod scieris optime. :rauchen «•
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    3 Mal editiert, zuletzt von FrauRausteiger ()

  • Ich vermute schlicht, Du kannst Dir nicht ansatzweise vorstellen, wie es wäre, wenn tatsächlich "ALLE Eindrücke GLEICHZEITIG UND MIT GENAU GLEICHER INTENSITÄT" auf Dich einstürzen würden. Beschäftige Dich mal mit Berichten von schwerbetroffenen Autisten, deren Reizfilterung noch weit schwächer ist, als die von ADHSlern.




    OT: Zitierfunktion spinnt völlig, übergeht Schachtelung und macht nervige Kästchen um alles im Quellcode.

  • Ich glaube nicht, dass die Probleme von Kindern sich mit AD(H)S auf die Schule beschränken. Auffällig sind die Kinder auch in der Einzelsituation wie z.B. in der Ergotherapie, in der Logopädie.
    (Mal abgesehen von den Problemen zu Hause)
    Und ich kann mir vorstellen, dass viele Kinder bei denen später AD(H)S diagnostiziert wird, auch vorher schon Ergo oder Logo erhalten haben.
    Also:" Die haben nur Probleme in der Schule". Das stimmt so nicht.


    Ob es sinnvoll ist, dass ein Kind Medikamente nimmt, hängt -denke ich- von vielem ab:
    Wie hoch ist der Leidensdruck des Kindes/der Eltern?
    Gibt es eine geeignete Förderschule, in der besser auf das Kind eingegangen werden kann?
    sind andere Möglichkeiten bereits ausgeschöpft worden: Verhaltensänderung der Eltern zu Hause?
    etc....


    Aber da kann vielleicht auch Bäumchen, als Ergotherapeutin, mehr zu schreiben....

  • Also:" Die haben nur Probleme in der Schule". Das stimmt so nicht.

    :D Jepp die Schule hat ein Problem mit ADHS Kindern


    Schönes Beispiel ist mein Junior dafür
    Im Kindergarten hatten Ihn die Erzieherinnen mit konsequente Regeln gut im Griff
    nach Schulwechsel in eine kleine reine Grundschule (war pro Jahrgang eine Klasse ) wurde es auch besser
    In der Ausbildung Praktisch hatte Er auch keine Probleme

    Probiers mal mit Gemütlichkeit mit Ruhe und Gemütlichkeit

    jagst du den Alltag und die Sorgen weg

  • Ob Medis oder nicht... ob wirklich nötig oder nicht... ich glaube zu dieser AD(H)S-Sache gibts mehr Meinungen und Ansätze wie Sand am Meer.


    Bei UNS gibt es die Probleme überwiegend in der Schule und bei den Hausis... das muss ja man nicht überall so sein.


    Ich für meinen Teil denke einfach, jeder wird mit seinem Kind den eigenen Weg finden müssen. Ich hatte heute eine nette Begegnung. Wir waren am See, wieder mit der befreundeten Familie. Mein Kind spielte wunderbar mit deren 20 Monate alter Tochter im Sand/Wasser mit einer Ausdauer und einer Fürsorglichkeit :-) .... nicht weit weg von mir saß auch eine Mama, irgendwann sprach sie mich an... mein Sohn wäre ja wirklich super lieb, so wie er da mit der kleinen Maus spielt... wir kamen ins Gespräch und haben uns lange unterhalten. Ihr Sohn im gleichen Altern wie meiner. Im Gespräch kam dann raus: ihr Sohn hat "schlimm" ADHS. Ohne Medikamente würde da gar nichts gehen. Ein "normales" Leben: Fehlanzeige. Er war sogar schon stationär untergebracht, weil einfach nichts mehr ging. Völlige Fassungslosigkeit auf meinen Kommentar: Mein Sohn hat das auch. Die Leidensgeschichten dieser Familie hat wirklich was mit "Leiden" zu tun.


    Jedes Kind ist anders, bei den einen Kindern gehts ohne medikamentöse Unterstützung, bei den anderen Kindern ist es dringend nötig, weil sonst wirklich gar nix mehr geht.


    Vielleicht bin ich nach den Halbjahreszeugnissen auch bereit, meinem Sohn Medikamente zu geben, einfach um es ihm - nicht etwa mir - leichter zu machen.


    Des Muckels Freund hat das "Stickler-Syndrom" und ist auch "anders" und trotzdem ein "normales" Kind...


  • Öhem: Methylphenidat ist der Wirkstoff von Ritalin. Ebenso von Concerta oder Medikinet.


    Eine Ergotherapeutin, die mit AD(H)S-Kindern arbeitet, sich jedoch mit den ensprechenden Medikamenten-Grundlagen nicht auskennt (ob man sie nun befürwortet oder ablehnt, sei dahingestellt - man müsste aber schon wissen, wovon man redet, wenn man dies denn tut), wäre für mich die längste Zeit die Therapeutin meines Kindes gewesen.


    Zu den Persönlichkeitsveränderungen mag ich gar nix sagen, hat meist eh keinen Zweck, wenn man so negativ eingeschossen ist.


    Richtig. MPH ist der Wirkstoff von Ritalin.
    Ich habe lediglich handelsübliche Medikamentennamen und keine Wirkstoffe ansich aufgezählt. Wenn du so genau bescheid weißt, dann dürfte dir bekannt sein, dass MPH nicht nur die Wirkstoffbezeichnung von Medikinet, Captagon usw. ist, sondern auch als Medikamentenname einer bekannten Pharmafirma im Medikamentenregal auftaucht!


    Negativ eingeschossen sind die, die behaupten dass in jedem Fall Alternativtherapien zur Besserung führen ohne eine Medikamentengabe in Erwägung zu ziehen.... das sind Extreme, zu denen ich mich nicht zähle.
    Ich weiß, dass es in manchen (zum Glück recht seltenen Fällen) ohne Medikamente nicht funktioniert. Aber es darf einfach in KEINEM Fall sein, dass Medikamente das erste Mittel der Wahl sind!
    Und dass bei konsequenter therapeutischer Behandlung inklusive der Zusammenarbeit mit Eltern und Lehrern oft letztlich die Medikamente weggelassen werden können oder gar nicht erst zum Einsatz kommen müssen, ist einfach mal fakt.
    Das zeigen meine Erfahrungen aus dem ergotherapeutischen Praxisalltag. Die Eltern sind dankbar und die Kinderärzte und Kinderpsychologen immer offener für eine bessere Zusammenarbeit mit Erfahrungsaustausch und Einzelfallbesprechungen!


    Nicht umsonst fallen die erwähnten Medikamente unter das Betäubungsmittelgesetz.
    Und so ganz nebenbei werden oft die Nebenwirkungen einfach mal heruntergespielt, die oft nicht ohne sind. Es hört sich ja im Beipackzettel nicht soooo schlimm an, wenn da steht "Appetitlosigkeit" oder "vermindertes Hungergefühl", aber wenn dann eine 8-jährige mit 17 kg vor einem in der Therapiestunde steht, dann ist das mehr als erschreckend.