NRW: 11.500 Kids und Teens aus den Familien genommen

  • Noch nie haben die Jugendämter in Nordrhein-Westfalen so viele
    Kinder und Jugendliche vorläufig aus ihren Familien herausgenommen wie in 2012. Das ist den Zahlen des
    Statistische Landesamtes (Düsseldorf) zu entnehmen, die am 24. Juni veröffentlicht wurden. Danach stieg die Zahl der Inobhutnahmen im Vergleich zu 2011 um
    8,6 Prozent auf 11.533. Vor fünf Jahren lag sie noch bei 8.499. Häufigste Ursache dafür waren laut
    Landesamt Überforderung (5.116 Fälle), dann Beziehungsprobleme der Eltern (2.003), am dritthäufigsten die
    Vernachlässigung des Kindes (1.265). In in Zweidrittel der Fälle (7.355) ging die Maßnahme vom Jugendamt aus (ob in Zusammenarbeit mit den Eltern ist statistisch nicht erfasst worden). In 2.535 Situationen riefen die Kinder oder Jugendlichen selbst
    um Hilfe. Darüber hinaus kamen die Hinweise beispielsweise von Lehrern, Ärzten, Verwandten
    oder Nachbarn.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Oh man wenn man die Zahlen hört das ist ja schon ganz schön heftig. Wenn man das mal runterrechnet auf den Tag sind das fast 32 Kinder täglich.


    11500 (im Jahr): 12 Monate= 958,33 im Monat : 30 Tage= 31,94 am Tag.



    Das sind viele.

    :flenn

    :flenn

  • 31 Kinder pro Tag inkl. Sonn- und Feiertage. Und das sind nur die aus NRW! Erschrechend!


    Worin liegt der Anstieg von 8,6% der Herausnahmen bei gleichzeitig sinkender Geburtenrate begründet?


    Auch wäre es interessant zu wissen, wie die einzelnen Ursachen sich entwickelt haben. Trauen sich mehr Kinder den Gang zum JA, sind Nachbarn oder Lehrer wachsamer, oder steigt einfach die Anzahl der Überforderten?


    Oder liegt das an den JAs selbst, die jüngst stark in die Kritik gekommen sind weil Kinder, die unter ihrer "Aufsicht" standen sterben mussten?

  • Wow, das ist eine traurige zahl. Ich habe zwar keine Ahnung was "normal" ist, aber ich hätte es schon für das ganze Land zuviel gefunden.


    Leider sagen Zahlen wenig, mich würde auch interessieren, wieviel Prozent davon Teenager sind. Die sind ja etwas schwerer zu bändigen.


    Fürs laufende Jahr kann man nur hoffen, dass alles besser wird, für alle!

    Das Leben ist wie Brot, irgendwann wirds hart :nawarte:

  • Ich habe das auch gestern im Radio gehört .
    Wenn ich daran etwas ,, gut ,, finden kann ist es das , daß die Kinder / Jugendlichen selbst Hilfe holen und sich hoffentlich immer seltener die schlimmsten Situationen gefallen lassen .


    Trotzdem alles zum :kotz !

    choose not a life of imitation

    Das Leben ist kurz-Breche die Regeln-Vergebe schnell-Küsse lang-Liebe ehrlich-Lache unkontrolliert-und bedaure nie etwas was Dich zum Lachen gebracht hat-oder zum Weinen.

  • Das ganze hat nicht nur mit den Versagen der Eltern zu tun, sondern ist auch begründet dadurch, dass immer mehr Kinder durch Familienpädagogische Betreuung (z. B. durch dem LWL) erfasst werden. Da passiert es teils, dass Kinder voreilig vorübergehend oder für immer aus der Familie herausgerissen werden.


    Bei 17 Mio. Einwohner hätte ich mit noch mehr gerechnet.

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    Die Vergangenheit fallen lassen. Die Gegenwart leben und die Zukunft auf sich kommen lassen...
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  • In Hessen waren es nur 3000 Kinder im Jahr 2012. Ok das nur ist darauf bezogen was in NRW passiert ist. Also bitte nicht falsch verstehen. Aber heftig sind diese Zahlen schon.

  • Fast die Hälfte (5000) "Überforderung", dazu nochmal gut 2000 "Beziehungsprobleme".


    Sicherlich spielen hier Krankheiten, Alkoholabhängigkeit etc. von Eltern eine Rolle. Andererseits mag man sich nicht vorstellen, wie oft durch eine einfache Anfrage nach Familienhilfe, durch den Hinweis eines Nachbarn, durch einen Verdacht, etc. ein behördlicher Automatismus in Gang gesetzt wird, durch den die Eltern dann wie von selbst schrittweise oder plötzlich unangemessen aus der Verantwortung herausgedrängt werden.


    Auch Fachkräfte haben gern den Drang bei Kindern selbst die Verantwortung übernehmen zu wollen. Sind Kinder erst einmal in einen behördlichen Automatismus gelangt, dann sind die Räder kaum noch zu stoppen und nur schwer zurückzudrehen.

  • schade ist, dass das Alter der Kinder nicht dabei steht....


    hier bei uns in der Stadt handelt es sich bei über 2/3 um Teenies ab 15 aufwärts-


    aber schlimm genug, wie hoch die Zahlen sind :kopf bzw. sein müssen-

    Lieber Gruss


    Luchsie


    Dein Denken kann aus der Hölle einen Himmel und aus dem Himmel eine Hölle machen.


    Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug. (Epikur)

  • Stimmt schon die Zahlen sind wirklich schlimm Und eigentlich ist es auch egal wie alt die Kinder sind. Ich finde so was dürfte es nicht geben. Ich meine damit nicht die arbeit vom JA die finde ich gut. Aber das sie Kinder aus den Familien nehmen müssen. Das sollte nicht sein.

  • Ich habe das auch gestern im Radio gehört .
    Wenn ich daran etwas ,, gut ,, finden kann ist es das , daß die Kinder / Jugendlichen selbst Hilfe holen und sich hoffentlich immer seltener die schlimmsten Situationen gefallen lassen .

    Hab ich gestern im Radio auch gehört.
    Jedes 5. Kind bat selbst darum :hilfe



    ein behördlicher Automatismus in Gang gesetzt wird, durch den die Eltern dann wie von selbst schrittweise oder plötzlich unangemessen aus der Verantwortung herausgedrängt werden.

    Nein, das glaube ich nicht, ich hab ja selbst jahrelang im Kinder/Jugendwohnheim gearbeitet und zuerst wird immer geguckt, dass häusliche Hilfen zum Tragen kommen.
    Ist billiger, denn ein Platz in einer Wohngruppe kostet im Schnitt 3000,- € pro Monat



    Sind Kinder erst einmal in einen behördlichen Automatismus gelangt, dann sind die Räder kaum noch zu stoppen und nur schwer zurückzudrehen.

    Hier in einer "Problemsiedlung" hat es jetzt in 3 Fällen sehr lange gedauert, bis endlich mal erforderliche Schritte passiert sind.
    In der Regel wird versucht, zuerst SPFH anzubieten, intensive Zusammenarbeit mit der Familie und nur, wenn es eskaliert, werden die Kinder erst einmal in Bereitschaft im Kinderheim aufgenommen.
    Oft hatten wir wirklich erschütternde Notfälle z.B. übers Wochenende und nach ein paar Tagen sind die Kinder/Jugendliche wieder in die Familien gegangen.



    Ich finde nicht, dass die Mühlen der öffentlichen Hilfe wie JA die Kinder nicht mehr loslassen. Es müsste noch viel mehr früher und präventiv passieren

  • Finde es auch sehr erschreckende Zahlen. Noch erschreckender finde ich aber , dass es trotzdem zumindest hier bei uns ne Menge Fälle gibt, wo sich nix tut. Habe beruflich mit Kids zutun auch viel mit Problemfamilien und Pflegekids. Leider ist es sehr unterschiedlich was passiert. Einerseits wird in einigen Fällen vorschnell gehandelt in anderen wieder viel zu langsam bis gar nicht.

  • Lotte
    Ich kann zur Statistik nicht sagen, da gebe ich dir recht.


    Natürlich prägen sich mir gravierende veröffentlichte Einzelfälle von unangemessenen Behörden-/Jugendamtszugriffen besonders ein und natürlich habe ich es im persönlichen Hinterkopf, wenn ein Anwalt mir (natürlich anonymisiert) von einem Fall erzählt, bei dem es nach Zugriff der Behörden, ausgelöst durch einen Hinweis, unglaublich schwierig ist, die Kinder wieder zu den Eltern zurückzuführen, selbst wenn der auslösende Verdacht längst ausgeräumt ist. Menschen/Behörden gestehen sich ungern Fehler ein, wenn es um Kinder geht.

  • Ixh sehe es wie Lotte.
    Die Kinder werden idR erst aus den Familien genommen, wenn es nicht mehr anders geht. Normalerweise wird erstmalc versucht, mit den Eltern gemeinsam daran zu arbeiten, dass die Kinder bleiben können. klar gibt es extreme Situationen, wo Kinder aus diversen Gründen von der Polizei oder dem JA sofort aus den Familien genommen werden müssen (akute Gewalt, verdreckte Wohnung, Kinder alleine zuhaus, etc), aber das sind die Notfälle. Durch SPFH und andere Hilfsangebote wird zunächst versucht, die Situationen daheim, in der Schule oder wo auch immer zu entschärfen. Erst wenn da mangelnde Mitarbeit vorliegt oder der erstellte Schutzplan nicht eingehalten wird, kann es zu Inobhutnahmen kommen.
    Und wenn Jugendliche selbst sagen, dass sie von zu Hause weg wollen, ist das ja nochmal ne ganz andere Hausnummer...

    Ich schmeiss jetzt alles hin und werd Prinzessin




    Zeit heilt keine Wunden. Man gewöhnt sich nur an den Schmerz