Bin völlig überfordert, habe Fragen zur Sozialhilfe...

  • Huhu Souzanna,


    ich verstehe die Schuldnerberatung nicht ganz, und ganz ehrlich, ich habe nicht den Eindruck, dass die ganz genau wussten, was sie Dir da mit auf den Weg gaben...... :Hm


    Schulden muss man bezahlen, ganz klar. Aber es gibt auch, wenn man nicht zahlen kann, die Möglichkeit, darüber eine eidesstattliche Versicherung abzugeben (das berühmte "3-Finger-hochheben"). Darin erklärst Du, meistens beim Gerichtsvollzieher, dass Du nicht leistungsfähig bist. Hat man Dir darüber denn nichts gesagt??? :wow Für einen bestimmten Zeitraum kann diese Schuldforderung dann nicht weiter gegen Dich durchgesetzt werden, es sei denn Deine Einkommensverhältnisse würden sich zum Besseren hin ändern. Dann müsste neu geschaut werden. Wer nichts hat, der hat halt dann auch nichts.


    Meines Wissens nach solltest Du auch nicht komplett gepfändet werden können, da Dir und Deinem Kind ein Mindestbetrag (Pfändungsfreigrenze) gesetzlich zusteht. Diese Grenze besteht bei Gehalt wie auch sozialen Leistungen, also Elterngeld, Kindergeld bzw. auch vom KV gezahlten Unterhalt oder UVG. Also, es bleibt Dir Geld für Euch übrig und das in ausreichendem, wenn auch nicht üppigem Umfang.


    Und die Ersatzzwangshaft, die bei Forderungen als letztes Mittel genommen wird, wenn sich der Schuldner nun gar nicht rührt, kommt wirklich gaaaaaaanz, gaaaanz am Ende. Ich denke, das war mit "Gefängnis" gemeint, oder Trueffelchen???? Aber wirklich, das ist die letzte Möglichkeit und wird auch nur genommen, wenn Du Dich nun gar nicht um die Angelegenheit gekümmert hättest, was Du mit einer eidesstattlichen Versicherung machen und damit abwenden würdest.


    Sprich das bitte nochmal mit der Schuldnerberatung durch, nötigenfalls mit einer anderen in Deinem Kreis, gibt ja auch kirchliche und freie Träger, so wie z.B. hier bei uns im Umkreis. Eine zweite Meinung kann nie schaden.


    Weiterhin: Kopf hoch :knuddel


    Lieber Gruss

    It takes a fool to remain sane. (The Ark)

    Einmal editiert, zuletzt von stubenhai ()

  • Hallo Souzanna,
    Bleib mal gaanz cool und atme tief durch!
    Es wird tatsächlich nichts so heiß gegessen, wie's gekocht wurde. Und Du bist momentan ganz schön am kochen, scheint mir. :klimper
    Als ich erfuhr, daß ich schwanger war, habe ich ähnliche Panik geschoben wie Du jetzt. Bloß ohne das Zusatzproblem Schulden.


    Aber mal der Reihe nach:


    1. Warum willst gerade jetzt umziehen?
    Ich habe mit meinem Kind die ersten drei Jahre in einer Einraumwohnung - allerdings mit großer Küche - gelebt und es ging ganz gut. Ein Baby/Krabbelkind benötigt kein eigenes Zimmer. Es ist eh immer dort, wo Du bist.
    Wenn Dein Kind größer wird, brauchst Du vielleicht ein Kinderzimmer, aber überlege genau, die (anteilige) Miete dafür stellt einen beträchtlichen Teil der immer wieder angesprochenen hohen Kosten für die "Kinderaufzucht" dar.


    2. Warum willst Du unbedingt Zuhause bleiben, wenn dann das Geld nicht reicht?
    Ich mußte nach Ablauf der Mutterschutzzeit und meines Urlaubes wieder arbeiten gehen, sonst wäre meine Stelle weg gewesen (weniger als 15 Angestellte). Da war der Kleine 3 Monate alt. Und ich muß sagen, es tat mir sehr gut, wenigstens an einem Teil des Tages mit Erwachsenen zu sprechen und hintereinander arbeiten zu können - ohne dauernde Unterbrechungen.
    Dem Kind ist es übrigens auch gut bekommen, denn er mochte die Tagesmutter sehr und als es um Kindergarteneingewöhnung ging, kannte er immerhin schon mein Weggehen und Wiederkommen und andere Kinder. Ich glaube, das hat ihm das Leben sehr erleichtert.
    Also spare Deinen Jahresurlaub für die Zeit nach der Geburt auf.


    3. Kinderbetreuung
    Da kann ich natürlich nicht viel zur konkreten Situation in Deinem Bundesland sagen, deshalb erzähle ich, wie es bei mir war. Als Alleinerziehende wurde ich in dem Punkt absolut bevorzugt. Das Jugendamt hat mir eine von ihnen mehr oder weniger angestellte Tagesmutter empfohlen. Beim zweiten Vorschlag paßten dann die Betreuungszeiten.
    Die Tagesmutter war vielleicht kein Einstein, aber sehr lieb zu den Kindern, und als ich mal 3 Stunden im Stau stand, hatte mein Baby schon Abendbrot bekommen und war schlaffertig. Alles in der Freizeit der Tagesmutter!
    Da ich Wenigverdiener war und bin und die Betreuungskosten in Berlin nach Einkommen gestaffelt sind, mußte ich auch nur 48 € für die Tagesmutter inclusive Verpflegung bezahlen. Ähnlich wie jetzt beim Kindergarten.
    Also noch der Tip: Geh mal zum Jugendamt.


    4. Auto
    In der Schwangerschaft habe ich mir erst ein Auto gekauft; genau aus den Gründen, weshalb Du Dein Auto nicht abmelden möchtest. Das habe ich auch nie bereut.


    Mein Fazit: Wenn die Finanzen Dich jetzt schon (!!) um Deinen Nachtschlaf bringen, ist weiterarbeitengehen mit Sicherheit die schmerzfreiere Variante.
    Es nützt weder Dir noch Deinem Kind, wenn Du verkrampft und sorgenvoll mit ihm Zuhause sitzt. Nur glückliche Mütter können glückliche Kinder haben. Diese emotionale Übertragung ist unglaublich stark. Also versuch es Dir möglichst leicht und bequem zu machen, dann hast Du Kopf und Herz frei für Dein Kind.
    So unglaublich es klingt, der Rest ergibt sich dann schon irgendwie.


    Viele Grüße
    Simone


    PS: Nachdem die Zeit meiner Schwangerschaft die mit Abstand schlimmste Zeit meines Lebens war, habe ich jetzt ein ganz wundervolles Sonnenscheinchen und würde das allermeiste wieder genauso machen.

  • Zitat

    Original von stubenhai
    ich verstehe die Schuldnerberatung nicht ganz, und ganz ehrlich, ich habe nicht den Eindruck, dass die ganz genau wussten, was sie Dir da mit auf den Weg gaben...... :Hm


    Schulden muss man bezahlen, ganz klar. Aber es gibt auch, wenn man nicht zahlen kann, die Möglichkeit, darüber eine eidesstattliche Versicherung abzugeben (das berühmte "3-Finger-hochheben").


    Man hat mich über Insolvenz aufgeklärt.
    Meine Schulden beziehen sich auf drei Gläubiger.
    Unter anderem z. B. die Finanzierungsbank meines Autos. Diese Bank lässt nicht mit sich verhandeln. Sie bieten keine Stundung an, keine Reduzierung der Rate. Wenn man die Rate nicht aufbringen kann, holen sie das Auto ganz einfach ab und verwerten es, sie haben ja den KFZ-Brief. (Dafür ist diese Bank bekannt.)


    Bei einer anderen Geschichte sieht es ähnlich aus, nur dass sie dann kommen und Pfänden.


    Klar kann ich es wirklich darauf ankommen lassen, nichts mehr zu bezahlen, aber dann ist das Auto futsch, ich bekomme negative Schufa-Einträge, werde lange Zeit nicht mehr Kreditwürdig sein und werde die nächsten Jahre an kein Auto mehr kommen, weil ich es mir nicht mal ersparen könnte. Das bedeutet auch, dass ich meinen JOB los wäre, denn mein Arbeitgeber ist 30km von mir entfernt.


    Wenn ich Insolvenz beantrage, wegen Zahlungsunfähigkeit aller meiner Schulden, bräuchte ich auch bis zum 6. Lebensjahr nicht arbeiten gehen. Dann wäre das Problem Auto gelöst, ich bräuchte es ja nicht mehr, denn meinen Job bin ich dann los.


    Wie meine finanzielle Situation dann in den 6. Jahren aussieht, könnt ihr euch ja vorstellen..... Und nach 6 Jahren hätte ich auch kein Geld um mir wieder ein Auto anschaffen zu können. Wie hätte ich es in der Zeit zusammen sparen können, bei dem bisschen Geld? Wenn mir irgendwas im Haushalt kaputt geht (Waschmaschine, Kühlschrank etc.) hätte ich ja schon imense Probleme.


    Ist das denn wirklich eine tolle so Perspektive?


    Kein Geld, keine Arbeit, kein Auto, Insolvenz, jahrelang die Behörden abklappern, immer auf andere angewiesen sein (z. B. Eltern, die einen zum Amt fahren müssen, weil nicht im Ort)....


    Ich weiß, dass ich das SO machen könnte, aber wenn ich einmal in DEM Sumpf stecke, wie soll ich da die nächsten Jahre wieder raus kommen????


    Mir wäre es wichtig, wenn ich das irgendwie vermeiden könnte? Vor allem den Job möchte ich nicht verlieren und dafür ist das Auto in meinem Fall das aller, allerwichtigste.


    Dann meine Wohnung.... Mein Vermieter möchte keine Kinder im Haus (er könnte m ich aber auch nicht vor die Tür setzen!) Sie hat kein Kinderzimmer, hat nur 45qm, aber das schlimmste: Sie wäre zu teuer. Die würde mir das Amt nicht bezahlen. Und was sie darüber hinaus kostet, könnte ich mir nach der Geburt nicht mehr leisten.



    Die bei der Schuldnerberatung sagten mir, ich solle bis zur Geburt jetzt erst mal alles so weiter laufen lassen wie bisher. Noch verdiene ich ja um mein Lebensunterhalt zu finanzieren. Ratenzahlung etc., bis zur Geburt sehr sparsam leben, so vielleicht noch ein paar Euro an die Seite legen (was fast nicht machbar ist, aber vielleicht ja doch...) und wenn es dann so weit ist, dass nichts mehr geht, gehts richtig los mit Gläubiger anschreiben usw.

  • Ich denke, ich werde es so machen - wenn es geht ??!!??


    - Mir eine passende Wohnung suchen, die nicht teurer ist, als das Amt erlaubt (hatte sogar schon eine in Aussicht) und die auch gleichzeitig günstiger ist, als die die ich jetzt habe. Das schadet also so oder so nicht.


    - Die ersten zwei Monate nach der Geburt bekomme ich noch volles Gehalt, da bleibe ich zu Hause.


    - Dann werde ich 6 Monate Sozialhilfe beantragen und von dem Geld leben.


    - Zur Schuldnerberatung gehen und Gläubiger anschreiben lassen, damit wenigsten EINE Rate gestundet oder Reduziert wird (ist die größte Rate die ich habe und die Bank lässt zu 99% mit sich verhandeln)


    - Beim Jugendamt über Kinderbetreuung erkundigen


    - Wenn mein Arbeitgeber es zulässt, dann nach 6 Monaten Sozialhilfe, wieder 15 Stunden zusätzlich arbeiten. Vielleicht auch etwas mehr und vielleicht kann ich es von zu Hause aus machen....
    Die Sozialhilfe wird dann ja wohl sehr wahrscheinlich weg fallen, oder?
    Aber ich habe mir ausgerechnet, das ich ohne Sozialhilfe, also nur Gehalt und Elterngeld + Unterhalt + Kindergeld dann genau so viel hätte, wie in den 6 Monaten wo ich volle Sozialhilfe inkl. Miete bezahlt bekomme.


    Wäre dann sieben Monate zuhause geblieben.... hätte noch meinen Job, mein Auto und es würde irgendwie dann schon gehen...

  • Hallo Souzanna,


    gut, das sind doch schon mal wieder einige Infos mehr, die die Lage etwas anders erscheinen lassen.


    Ich bin weit weg davon, Dir die Insolvenz ans Herz zu legen oder Dich in Abhängigkeit von Sozialleistungen bringen zu wollen.... :nixwieweg
    Es ging mir nur darum, ein wenig Licht in die Situation hineinzubringen, gangbare Wege aufzuzeigen. damit vor allen Dingen das mit den Schulden ein wenig durchschaubarer wird. Wenn man mit der Tilgung erst einmal nicht hinterherkommt, heisst es ja nicht, dass man komplett in die Insolvenz gehen muss. Das ist doch auch eine Sache, die erst später kommen kann.
    .
    Dann mache das mal so, wie Du Dir das gedacht hast. Ist ebenfalls nicht leicht, aber durchaus machbar ;)


    Alles Gute

    It takes a fool to remain sane. (The Ark)

  • Die Lösung die Du gefunden hast klingt doch supi :)


    Sozialhilfe wirst Du dann vermutlich ergänzend zum Elterngeld bekommen... ich glaube 300€ werden sogar auf die Sozialhilfe nicht angerechnet.


    Aber wenn ich sowas schon höre: Vermieter die keine Kinder im Haus haben wollen...... :kotz
    Denen sollte man sofort die Rente streichen... schließlich bezahlen die die Kinder...

  • Tja, bleibt mir im Moment dann nur noch die Frage:


    Wir das Elterngeld dann neu berechnet, wenn ich dann nach sieben Monaten wieder stundenweise arbeite? Sprich: Würde dann das geringere Einkommen, dass ich 6 Monate vom Amt bekomme habe, mit zu Grunde gelegt werden?


    Wenn ich die 6 Monate vom Sozialamt lebe, würden mir 300 Euro vom Elterngeld bleiben, alles darüber behält das Sozialamt.


    Aber wenn ich dann wieder arbeite, bekomme ich dann wieder das volle Elterngeld, was ganz am Anfang berechnet wurde oder weiterhin nur 300 Euro? Oder wird es ganz neu berechnet?


    Weil ich kann mir nicht vorstellen, dass ich dann überhaupt noch Ansprüche auf Zuschüssen vom Sozialamt habe, wenn ich erst mal wieder arbeite.
    Glaube nicht, dass ich dann noch was zur Miete dazu bekomme und müsste wieder ganz von vorne anfangen mit rechnen... Miete selber zahlen und, und, und...

  • Sieh zu, dass du den Umzug vor der Geburt hinkriegst, da brauchst du noch nicht das Einverständnis vom Amt.
    Was das Auto angeht: die Finanzierungsraten werden eigentlich beim ALGII berücksichtigt vom Amt, du hast diese Schulden ja gemacht, bevor du in die Situation kamst, evtl. hilfebedürftig zu werden. Wie das verrechnet wird, weiß ich allerdings nicht.


    Außerdem ist es ein Unterschied für das Amt, ob du nur vorübergehend hilfebedürftig wirst (Arbeit ist ja da nach der Elternzeit), oder ob du ohne Aussicht auf einen Job in die ALGII-Schiene kommst.

    ... Verzeihen ist eine Eigenschaft des Starken.
    (Mahatma Gandhi)


    Es sind nicht die großen Katastrophen, die uns fertigmachen ... Das Herz bricht still zwischendurch an einem schönen klaren Tag.

  • Was die Sache mit der Sozialhilfe angeht, du bekommst Sozialhilfe, wenn du den Mindestbedarf nicht erreichts, sprich weniger hast, als womit du leben kannst. Naja, Schulden werden allerdings nicht mit eingerechnet.


    Schoen dass du ansonsten schon mal einen Plan hast. Das erleichtert die Situation sicher erst mal. Ich hoffe, dass alles sich einreckt ...