Ungefähr im gleichen Alter ist mein Sohnemann auch jeden! Abend aus dem Gitterbettchen geflankt* und hat sich bis ca. halb elf in die offene Küchentür gestellt (das war damals noch in der 1-Raum-Wohnung), um zu schauen, ob nicht noch ein interessantes Abendprogramm läuft. Denn wer weiß schon, was alles noch geschieht, wenn man als armer, bemitleidenswerter Zwerg endlich im Bett ist!
"Schon" nach vier bis fünf Wochen habe ich seinen Beweggrund erkannt und danach gehandelt.
Also keine aufregenden Schimpfausbrüche mehr, keine netten Nervenzusammenbrüche oder gar spannende Appelle an seine erst in Ansätzen vorhandene Vernunft. Nein, gähnende Langeweile ist das Gebot der Stunde.
Statt fernzusehen habe ich die Füße hochgelegt, ihn ignoriert und gelesen. Nachdem ihm das Programm nicht gefiel, hat er intensiv, aber vergeblich versucht, mich doch noch zu einer sehenswerten Aktivität zu provozieren. Dafür ist er nach und nach bis in die Küche gekommen, wo ich ihn sofort wieder rausgeschmissen habe; nur um ihn dann wieder komplett zu ignorieren.
Selbstverständlich braucht man trotzdem einen langen Atem. Aber irgendwann, so nach zwei, drei Wochen kam der glorreiche Moment: Mein Kind mußte gähnen vom Brustbein bis zur Stirn, ist noch ein Weilchen von einem Bein auf's andere getreten und schlich sich dann zurück ins Zimmer. Ich habe natürlich nichts von alledem mitbekommen (wichtig wegen der Wahrung seines Gesichtes!) und sicherheitshalber trotz meiner Neugier noch eine halbe Stunde gewartet, bis ich nachsehen ging. Und siehe da - meine kleine Nervensäge lag allerliebst im Bett, tief schlafend.
Nach diesem Abend gab's noch ab und an mal eine Kontrolle, ob Mama abends immer so uninteressant ist, dann hatte sich das Problem endlich, endlich erledigt.
... und ich konnte mich mit dem nächsten befassen.
*Nachdem ich ein einziges Mal zufällig gesehen habe, wie er sich beim Raushüpfen mit seinen rutschigen Schlafanzugfüßen am Querlauf abstützte, habe ich freiwillig die beiden dafür vorgesehenen Stangen aus dem Gitter genommen. Mein Sohn soll schließlich nicht sein Leben lang Sopran bleiben.