Gut... so dramatisch ist es nun nicht, aber trotzdem... :ohnmacht:
Liebe Foris,
ich habe eine total kluge, strebsame und ehrgeizige Tochter. Sie geht in die 9. Klasse eines Wirtschafts-/Musikgymnasiums. Sie hat den Wirtschaftszweig belegt, hat aber viel Gelegenheit zu musizieren, was sie auch nutzt. Sie ist vielseitig interessiert und begabt.
Notenmäßig ist sie unter den Jahrgangsstufenbesten, nur in Mathe hapert es manchmal ein wenig, meiner Meinung nach würde Nachhilfe hier einiges bringen.
Sicherlich ist die Ausbildung am Gymnasium anstrengend. Sie muss viel lernen, hat aber merklich Spaß dabei, wenn sie die Ergebnisse bekommt.
Ich übe keinerlei Druck auf Sie aus, habe sie sogar ein Jahr zurückstellen lassen, sie wechselte erst nach der 5. Klasse Hauptschule ans Gymnasium.
Aber das Kind ist klug und ich wünsche mir schon, dass sie das auch nutzt. Und vor allem, dass sie die Chance nutzt, so viel Bildung wie möglich ins Leben mitzunehmen. Niemals mehr später in ihrem Leben bekommt sie Bildung und Wissen umsonst vermittelt...
Und jetzt möchte sie abbrechen...
Abbrechen im weitesten Sinne. Sie möchte das Gymnasium nach der 10. Klasse verlassen, was soviel wie Mittlerer Reife gleichkommt, aber eben den faden Beigeschmack des Gymnasiumabbrechers hat.
Ich bin ja generell nicht dagegen. Aber bei ihr zeichnet sich einfach ab, dass sie überhaupt noch nicht weiß, wo ihr Weg sie hinführen soll. Sie hat innerhalb eines Vierteljahres die unterschiedlichsten Berufswünsche (Hufschmiedin, Psychotherapeutin, Hippotherapeutin, Lehrerin für Deutsch und Geschichte, alternativ für Religion und Englisch, Pferdewirtin und jetzt ganz neu OP-Schwester...) geäußert und ich denke einfach, wenn sie schon die Möglichkeit hat, sich noch Zeit zu lassen und weiterhin zur Schule zu gehen, dann soll sie das auch nutzen...
Das Kind hat sich festgebissen. Eine Bekannte aus dem Reitstall ist OP-Schwester und hat ihr vorgeschwärmt, wie viel Zeit sie für ihre Pferde hat und wie toll sie verdient. Ich kann mir das zwar nicht vorstellen, wissen wir doch alle, dass Berufe aus dem Gesundheitswesen mehr als unterbezahlt sind und dass die Arbeitsbedingungen nicht die Besten sind, aber mein Kind glaubt eben dieser Bekannten mehr als mir, weil die muss es ja wissen.
OK, sie hat jetzt noch ein Jahr, bis sie die 10. Klasse durchhat. Vielleicht ändert sie in diesem Jahr ihre Meinung noch 10 mal und vielleicht bleibt sie ja doch auf der Schule.
Hat jemand von Euch damit Erfahrung? Wie motiviert man ein Kind dazu, die Schule durchzuziehen? Ich versuche wirklich mit Engelszungen zu erklären, wie wichtig Bildung ist, wie toll es ist, lange Zeit zu haben, bis man sich entscheiden muss für einen Beruf, dass sie die Chance doch nutzen soll, so lange zur Schule zu gehen, wie es geht, dass sie sich mit Mathe nicht den Abischnitt versaut, wenn sie frühzeitig Nachhilfe nimmt usw.
Was kann ich noch tun???