Hallo in die Runde,
ich schreibe euch, weil ich so ziemlich am Ende meiner (emotionalen) Kräfte bin. Nach einer sehr schmerzhaften, harten Trennung von meinem damaligen Mann habe ich mich in den letzten Jahren wieder aufgerappelt. Ich habe alles - mit viel Kraft - alleine bewältigt, einen Job gefunden, eine Wohnung eingerichtet, unser Leben wieder lebenswert gemacht. Ich hatte meine Höhen und meine Tiefen, am Ende schien wieder alles in geregelten Bahnen zu verlaufen - ich war wieder glücklich. Allein mit Kind, aber trotzdem mit mir und meinem Leben zufrieden, habe nichts bereut, war sozusagen mit mir und der Welt um mich herum wieder im Reinen. Zu diesem Zustand war es ein harter Weg, aber ich habe nicht aufgegeben, jeder Tag ist ein neuer Tag - es ging immer weiter und wurde wieder OK. Irgendwann auf diesem Weg beschloss ich, dass Männer in meinem (unserem) Leben nicht mehr dazu gehören. Eine Beziehung wäre gut, aber es ist genauso gut ohne. Mein beruflicher Erfolg nahm zu, ich habe einen gesunden Freundes- und Familienhintergrund, das Kind ist wundervoll, lieb und wirklich eine Bereicherung meines Lebens!
Ich hatte (eigentlich) mit dem Thema Beziehung für mich abgeschlossen.
Eines Tages jedoch- wie sollte es auch anders sein - traf ich IHN. Vom ersten Augenblick an PENG! - und zwar von beiden Seiten. Ich weiß nicht woher es kam, da war schlagartig hundertprozentiges Vertrauen, Gewissheit, Sicherheit, Liebe. Ich habe ihn verliebt und er mich. Es war perfekt, es war wunderschön, ich habe wirklich das Gefühl gehabt, dass es schöner nicht sein könnte. Vor allem auch deswegen, weil ich eigentlich immer davon ausgegangen bin, dass es so etwas für mich eigentlich nicht mehr geben würde.
Nach einigen Monaten kam der Vorschlag zusammen zu ziehen. Erst war ich skeptisch, solange kannten wir uns nun auch noch nicht. Mein Kind fand den Gedanken super, der kleine Mann mochte den großen Mann vom ersten Tag an. Wenn ich gesehen habe, wie liebevoll er sich um meinen Sohn gekümmert, ihn ins Herz geschlossen hatte, konnte ich einfach nur glücklich sein. Seine Eltern fanden mich toll, meine haben ihn sofort in unsere Familie aufgenommen. Seine Tochter, die immer am WE bei uns ist, hat uns lieb gewonnen - und wir sie auch- und wie!!!
Es wurde ein süßes Häuschen gesucht, zur Miete, und da es ausversehen bald eine andere Familie bekommen hätte, haben wir uns zügig entschieden. Waren aber beide auch der Überzeugung, dass die Entscheidung zwar schnell gefällt wurde aber total richtig war. Der Tag der Schlüsselübergabe kam, plötzlich stritten wir uns. Und zwar richtig. So richtig richtig. Worum es ging? Das liebe Geld. Am Ende kam heraus, man sollte mehr über brisante Dinge reden, damit niemand Dinge nicht anspricht aus Angst, dem anderen damit auf den Schlipps zu treten. Gerade beim Thema Geld... Ich bin keine, die versorgt werden will. Er ist jemand, der eigentlich immer gern ein bisschen mehr versorgen würde- auch das Einkommen dazu hat. Dennoch liefen da Absprachen ins Ungewisse und der Streit wurde fürchterlich. Aber wir versöhnten uns, sprachen lange und viel. Hatten gute Gespräche, das sieht er auch so.
Seitdem dieser Streit war, hatte ich immer das Gefühl, dass er irgendwie... nun ja.... mir wieder zugewandt war, aber nicht mehr so nahe wie vorher. Ich bemerkte Verhaltensänderungen an ihm, er auch an mir. Wir redeten wieder. Ich sagte, ich vertraue auf diese Beziehung, aber der Streit hat mir gezeigt, ich möchte auch vorsichtig sein. Alles gut, alles schön, nur irgendwie der Wurm drin. Letztes WE dann wieder eine Eskalation. Und wieder eine Aussprache. Er sagte, er sei sich nicht mehr sicher, ob er mich noch liebt. Ich bin mir sicher, dass ich ihn nicht aufgebe, dass ich ihn liebe, dass ich mit ihm an meiner Seite den Richtigen habe. Ich habe ihm gesagt, er soll sich die Zeit nehmen um alles zu überdenken, um die Leere aus seinem Kopf zu bekommen, sich zu ordnen und mir dann eine Entscheidung mitzuteilen. Im Grunde bin ich mir sicher, dass er mich auch liebt, es nur im Moment nicht richtig sehen kann. Ich kenne ihn, und etwas stimmt nicht. Er sagt, er empfindet gar nichts, deswegen ist er sich nicht sicher. Er empfindet weder Trauer, noch Wut, noch Enttäuschung, kein schlechtes Gewissen, keine Liebe, keine Reue, einfach gar nichts.
Er weiß nicht, wo er steht. Er weiß auch nicht, warum es so ist. Er kann sich nicht entscheiden.
Letzte Nacht habe ich viel geweint, ich habe dann gesagt, dass ich damit leben kann, wenn er uns keine Chance mehr gibt. Das kann ich - irgendwie werde ich es können- verkraften. Was mir aber Angst gemacht hat, und zwar richtig, ist meine Situation mit dem Kind. Der kleine himmelt den großen Mann an. Er liebt die Tochter, die jedes WE bei uns ist. Er liebt dieses Haus, sein Zimmer, seinen neuen Kindergarten. Ich so ziemlich alles aus meiner alten Wohnung in die Tonne geworfen als wir zusammen gezogen sind. Wir haben gemeinsam viele Neuanschaffungen getätigt. Ich habe solche Angst, es nicht zu schaffen, wenn er sagt, wir sollen hier aus dem Haus raus.
Für ihn steht fest, dass ER NICHT dieses Haus verlässt. Er denkt wahrscheinlich auch, dass ich es mir alleine nicht leisten könnte hier zu wohnen. Könnte ich aber. Es würde zwar an anderer Stelle Einbußen bedeuten, doch ich wäre - vor allem in Hinblick auf meinen Sohn bereit, diese in Kauf zu nehmen. Meine Familie hat mir notfalls finanzielle Unterstützung zugesagt (falls er beim Auszug Geld für die hier bleibenden neuen Möbel haben will usw.). Ich bin mir auch sicher, dass er da - wenn es wirklich so weit kommen sollte - mit sich reden lassen würde. Er ist ein grundsolider, vernünftiger und strukturierter Mensch.
Nun meine Frage an euch liebe Leser - habt ihr die Liebe für euch aufgegeben???? Gibt es nach einer solchen Geschichte die Chance darauf noch einen Menschen für sich zu finden, der - ohne wenn und aber - einfach in der Lage ist alle Dinge die bisher passiert sind anzunehmen, uns anzunehmen, mich zu lieben??? Gibt es für uns Alleinerziehende soetwas wie nochmaliges blindes Vertrauen, gibt es die Chance auf ein bisschen Glück?
Ich bin hin und hergerissen zwischen Angst, Verzweiflung, Hoffnung und Glauben.