Sich selbst völlig in Frage stellen

  • Hallo, ist schon sehr spät, ich hoffe es ist noch jemand wach.
    Ich fühle mich zur Zeit so furchtbar mies. Von morgens bis abends plagen mich Selbstzweifel. Im Umgang mit meiner Tochter werde ich in letzter Zeit so häufig laut und ungeduldig. Jeden Tag nehme ich mir vor anders zu werden und jeden Abend könnte ich heulen (tue es auch sehr oft) weil ich es wieder nicht geschafft habe so zu sein wie ich es gerne wäre: aufmerksam, einfühlsam, liebevoll und vor allem geduldig.
    Ich mag mich selber überhaupt nicht mehr. Es tut mir so leid für meine Kinder, dass sie mich als Mutter haben. Wie kann man seinen Kindern beibringen selbstbewußt ins Leben zu gehen wenn man sich selber nicht mehr sehen und hören kann?
    Sicherlich ist es eine schlechte Ausgangslage wenn man wie ich gerade in einer Trennung steckt, aber wer weiß wie lange die noch dauert.
    Vor allem dann eskaliert bei mir alles wenn meine kleine Tochter meinem noch kleineren Sohn wehtut. Da könnte ich so ausrasten!!!! Wenn ich ihr sage sie soll ihn in Ruhe lassen tut sie ihm nur immer noch mal extra weh. Ich werde dann so wütend auf sie, dass ich denke da kommt irgendetwas hoch, was da eigentlich nicht hingehört. So oft ich es mir auch sage, jedes Mal raste ich wieder aus. Zum Verzweifeln!
    Wie kann ich das bloß ändern? Erlebt jemand Ähnliches? :frag

  • Hey...
    nicht verzweifeln!!! Hör erstmal auf, dich selbst so unter druck zu setzen!!!
    hack nicht auf dir selbst rum, weil du vielleicht im moment genervt bist! Du bist nur ein mensch!!!
    wir haben alle mal so phasen!!! versuche dich selbst wie deine beste freundin zu betrachten und achte auf all die dinge, die du gut machst!



    deine tochter merkt,das es dir nicht gut geht und du mit dir selbst beschäftigt bist...sie versucht deine aufmerksamkeit zu bekommen, was ihr auch gelingt...schimpfen ist ja auch aufmerksamkeit.


    versuche was schönes mit den kindern zu unternehmen, lade ne freundin ein und bitte sie dir aufzuzählen, warum sie dich lieb hat!


    überlege jeden abend was gut war an dem tag und wenn es nur ist, das du dich bessern möchtest...ob das nötig ist,lass ich mal dahingestellt...
    meiner meinung nach brauchst du nur etwas erholung...du bist sicher eine gute mom!


    lass dir zeit...du wirst an der situation wachsen und deinen kindern alles nötige vermitteln...lass den kopf nicht hängen


    sende dir ganz viel :strahlen


    LG,
    Blondie

  • :troest


    na komm, sei nicht so streng mit Dir.


    Es gibt ein paar Ansätze.


    1. Du solltest ruhiger werden - in der aktuellen Situation sicher schwer. Es ist keine Schande, sich professionelle Hilfe zu holen, das kennst Du als Ärztin ja sicherlich. Nimm das an - hol Dir diese Hilfe. Zöger nicht länger; Du hast genug um die Ohren.


    2. Meine beiden Jungs sind 11 und 16 - die keifen und streiten auch. Ständig. Lass das zu einem gewissen Part zu. Klar hat man Verantwortung, dass man nach dem Streit nicht die Knochen einsammeln sollte - aber ein gesunder Streit tut beiden gut. Für wen immer Du einschreitest - Du verletzt den anderen. Auch hat der Ältere der beiden mehr das Sagen - ist doch klar. Aber so entwickelt sich auch eine gute geschwisterliche Verbindung, die nach Aussen hält - wo man füreinander einsteht.


    Natürlich:


    Klare Grenzen und Regeln. Versuchs mal.


    Und auch hier gibts Erziehungsunterstützung, die man annehmen kann.


    Also, nicht aufgeben - Du zuerst - und gestärkt kannst Du dann besser mit den Kids umgehen.


    Kopf hoch


    LG Cobra

  • Danke Blondie für Dein Mitgefühl.:thanks:
    Habe leider vor lauter umziehen keine Freundin, die mich wirklich kennt. Bin erst seit 2 Jahren hier in der Gegend. Es ist einfach so schwer immer wieder an sich selber zu scheitern. Kann es meinen Kindern ja schlecht erklären, die sind noch so klein (3 Jahre, 9 Monate). Ich sage ihnen immer wieder wie sehr ich sie liebe, was zählt denke ich ist aber wie man mit ihnen umgeht und nicht was man so brabbelt. Habe gestern abend in einem Buch geblättert in dem es um Achtsamkeit im Umgang mit den Kindern (und sich selber) geht. Wenn ich da mal hinkäme, achtsam zu sein, was wäre das für eine Erlösung. Gott sei Dank geht aus dem Buch hervor, dass es wohl nicht so einfach ist wie es sich anhört. Wünsche Dir eine Gute Nacht...

  • Hallo tudifrudi,


    du bist derzeit sehr unter Druck, da ist es normal, wenn du dünnhäutig bist. Deine Tochter ist in einem Alter, wo sie es leider immer wieder versuchen wird, Gewalt an Schwächeren auszuüben, sicher, weil das bei dir zu Reaktionen führt, aber auch, weil diese Phase bei ihr gerade dran ist. Ich wünsche dir, dass es dir möglichst oft gelingt, in solchen Situationen (Kleine piesackt den noch Kleineren) ruhig und klar zu bleiben. Jede Situation, die du sachlich löst, ist ein Erfolg für dich. Sag nicht, dass du schwach bist oder alles falsch machst oder dass andere es besser machen. Das sind alles dusselige, weil falsche und unlogische Annahmen, die dich und deine Kinder nicht weiterbringen.


    Regele Schritt für Schritt deine augenblickliche Situation. Mit jedem Schritt gehts dir bestimmt besser. Stelle immer wieder fest, wie gut du bereits Dinge geregelt hast - und dies weiterhin tun wirst. Schwäche ist dabei okay und auch völlig normal. Es ist sehr belastend, in einer Trennungssituation zu stecken und dabei zwei derart kleine Kinder zu haben. Du bist bereits jetzt eine Heldin, da du nicht einfach umfällst. Du schaffst euch da raus, auch, wenn es sich vielleicht gerade sehr quälend dahinzieht.


    Wer spricht dir derzeit Mut zu und ist für dich eine konkrete Hilfe? Halte dich an diese Personen. Die anderen ziehen dich runter, meide sie weitestgehend.


    Deine Überschrift lautet "Sich selbst völlig in Frage zu stellen". Sofern du das "völlig" (bitte!) streichen möchtest, halte ich das für ein wesentliches Element des Menschseins, jedenfalls das von Menschen, die Kinder erziehen. Durch Kinder werden wir oft auf unseren Charakter zurückgeworfen und fragen uns, ob wir eigentlich okay sind, ob wir eine gute Einstellung haben oder ob wir unsere Haltung in dieser und jener Sache vieleicht ändern sollten. Wir fragen uns, warum wir so wurden, wie wir sind - und wie wir vielleicht einige Charakterzüge bei unseren Kindern vermeiden können. Es ist eine enervierende Chance, Kinder zu erziehen - und kann uns an Grenzen führen, an denen wir plötzlich mit Zahnbürsten oder Rollschuhen herumwerfen.


    Du bist hart mit dir selbst, was im Moment ja auch sein muss, denn du brauchst diese Härte, um für deine Kinder und dich ein neues Leben aufzubauen. Du machst es richtig. Und du wirst es schaffen. Entlaste dich in Gedanken, du hast ein Ziel. Und wenn ihr euer neues Leben habt, kehrt die Gelassenheit zurück. Alles Gute - schreib, was du machst!

  • Hallo Cobra, ich denke, dass Du Recht hast wenn es um ältere Kinder geht. Der Kleine kann mit seinen 9 Monaten aber sehr wenig Gegenwehr aufbringen, er krabbelt ja erst. Und wenn ihm dann einer ins Auge piekt oder auf den Kopf haut, oder mit dem Fuß wegstößt, dann muss ich schon einschreiten. Ich habe wirklich Angst, dass den Kleinen mal Ernsthaftes passiert, was bestimmt nicht die Absicht meiner Tochter ist. Ich denke immer sie müßte doch wissen wie sehr soetwas wehtut??? Aber anscheinend weiß sie soetwas noch nicht? Als Eure klein waren, seid Ihr denn damals mit soetwas umgegangen, oder war das bei Euch anders?

  • Hallo Johanna, das gibt mir gerade sehr viel, was Du da geschrieben hast. Es ist wirklich so unglaublich schwer auf der einen Seite furchtbar endgültige und weittragende Entscheidungen zu treffen, unter denen ich auch selber sehr leide und die mir zum Teil auch sehr, sehr schwer fallen und auf der anderen Seite diese Außenwelt anzuhalten, meinen Kern hervorzuschälen und liebevoll und entspannt auf meine Kinder einzugehen, in ihre wunderbare Fantasiewelt einzutauchen...Hoffentlich ist das alles bald vorbei....

  • Du,ich kenne das von mir,vorallem in der Trennungsphase stand ich völlig neben mir und oft bin ich hoch wie ne Rakete und schon im selben Augenblick hat es mir wieder leid getan ,wenn ich in die erschrockenen Augen meiner Tochter gesehen habe.
    Nicht,dass ich wahllos rumgemotzt habe,aber doch eben zu heftig für gewisse Situationen.
    Ich habe oft abends im Bett gelegen und mir Vorwürfe gemacht.
    Ich bin ohnehin meistens wie ein Pulverfass,aber im Laufe der Jahre lernt man ja,sich zu kontrollieren,nur in dieser Phase ist mir das selten gelungen.
    Job,Haushalt,Kind ,die Trennung und die damit verbundene Angst vor dem was kommt,haben mich total aus dem Ruder laufen lassen.
    Erst als er weg war,ich hier einiges umgeräumt hatte und sich alles eingependelt hat,war ich wieder unten.
    Genauso wird es auch bei Dir sein.Etwas Zeit musst Du Dir geben und Deiner Kleinen auch.Sie merkt ja ,dass bei Euch alles anders ist (der Kleene ja wohl noch nicht so),Du mit Dir beschäftigt bist und auch sie muss das alles erst verpacken.Sie versucht einfach Aufemrksamkeit zu bekommen,auch wenn es natürlich nicht ok ist,wenn sie den Mini haut ...aber sie ist ja noch so klein und hat kaum Möglichkeiten,es anders zu machen .
    Besteht die Möglichkeit,dass Du mit ihr mal was alleine machen kannst und auch,dass Du mal was alleine machen kannst?
    Du bist keine schlechte Mutter...Du erkennst ja,was schief läuft und machst Dir Deine Gedanken...
    Von jetzt auf gleich kann man nicht alles abstellen ,das geht nur Schritt für Schritt.
    Kopf hoch.

    ...Wer immer nur der Herde folgt,braucht sich nicht zu wundern,wenn er nur Ärsche vor sich hat...

  • Hallo Trudi,


    solche Zeiten kenne ich auch.


    Mir hat ganz gut geholfen, dass ich mir alles was gut läuft aufschreibe. Dass ich sozusagen ein "positives Tagebuch" führe.


    Manchmal verlieren wir die Dinge, die in Ordnung sind und für die wir vielleicht sogar dankbar sein können aus dem Blick zwischen all den Belastungen und Sorgen, die auf uns einstürzen. Aber es gibt sie doch.
    Mir das wieder bewusst zu machen, das hat mir sehr weitergeholfen.

  • Hallo Trudi,


    wir alle sind keine Übermenschen, auch ich kenne die Zeiten, wo man nervlich sehr angespannt ist und bei Kleinigkeiten überreagiert. Wobei es nicht in Ordnung ist, wenn deine Tochter ihren Bruder drangsaliert. Versuch mit ihr in Ruhe darüber zu reden und sei konsequent. Dann muss sie eben eine Runde in ihr Zimmer und alleine spielen. Ruhe bewahren ist das aller wichtigste. Ich weiß, dass das leichter gesagt ist, als getan. Geht deine Tochter schon in den Kindergarten? Vielleicht wird sie ja dort auch gepiesakt? Rede mal mit den Erziehern.
    Es ist im Großen und Ganzen eine sehr schöne Zeit, wenn die Kinder noch so klein sind, versuch sie zu genießen, sie kommt nicht mehr wieder und lass sie dir nicht von Trennungsängsten, Schmerz und Kummer kaputt machen.


    Liebe Grüße
    ÜW

  • Hallo Trudi,wie ich das kenne :rolleyes2: .Kann mich den hier gegebenen Ratschlägen nur anschließen.


    Weiß aber aus eigener Erfahrung wie schwer es ist.Manchmal hass ich mich dafür,das ich nicht so für meine Kinder dasein kann wie ich es möchte :wand .
    Ich hab jetzt die Familien hilfe gewechselt und hoffe so für mich und meine Zwerge mehr stabilität zu bekommen.


    Aber es geht immer weiter und kann nur besser werden :-) .In diesem Sinne lass dich :knuddel

  • kann mich nur anschliessen-geh nicht so streng mit dir ins gericht.
    solche phasen voller selbstzweifel und heultage kennen hier bestimmt alle hier.
    ich geh auch heute manchmal noch hoch wie ne rakete.es gab ne zeit da war das an der tagesordnung.war ein weiter weg aber heute weiss ich zumindest,dass ich nicht perfekt sein muss.
    dass ich auch mal schlechte tage haben darf und heulen darf wenn mir danach ist.zum glück sind meine kids inzwischen in nem alter in dem sie verstehen wenn ich sage,dass ich gerade an etwas trauriges gedacht habe und deshalb weine.


    den rat,sich dei den erziehern im kiga rat zu holen was das verhalten deiner tochter gegenüber dem jüngeren geschwisterchen angeht finde ich gut.ruf doch mal beim elterntelefon an...die gegen auch ganz gute ratschläge und hören vor allem zu.


    gönn dir selbst mal wieder was...muss ja nix grosses sein-ein buch,ein"wellness"bad mit allem drum un dran wenn deine kids im bett sind,...ich habe mir heute morgen nachdem ich den kleinen in den kiga gebracht habe den luxus gegönnt in ner buchhandlung ein buch auszusuchen und mich dann für 3 stunden in mein lieblingscafe gesetzt und mich dafür belohnt,wieder eine woche unbeschadet überstanden zu haben :D .
    gut,das geht natürlich nicht jeden tag-würde dann wohl auch keinen spass mehr machen-aber es tat richtig gut und dementsprechend locker und gutgelaubt erleben mich dann auch meine kids.


    sei nicht so hart mit dir :winken:

    :Flowers Wo Gott dich hingesät hat,da sollst du blühen. (afrikanisches Sprichwort)