... manchmal komm ich mir vor, wie eine dauerwiederkauende Kuh.
Ich komme über so manche Dinge der letzten Jahre einfach nicht weg. Mal gehts mir gut, mal ganz bescheiden. Dann holen mich all die schlimmen Erlebnisse ein und ich muss alles wieder und wieder durchleben und durchkauen, immer mit den gleichen schlimmen Gefühlen und Schmerzen.
Das endet dann meistens in einem totalen Tief, in dem ich mich frage, ob ich überhaupt zumutbar bin, und nicht lieber auf eine afganische Burka zurückgreifen sollte, damit mich keiner anschaun muss. Und ich halte dann mein Kind in den Armen, wie gestern und frage mich, ob dieser kleine Engel nich besser bei einer netten Adoptivfamilie augehoben wäre, wie bei einer so verkorksten Seelenkuh, wie mir.
Anlass war diesesmal ein Entwurf zu einem Brief, den mein Vater ein Jahr vor seinem Tod geschrieben hat, der mich vollkommen nieder macht. Das Problem daran war, dass ich mit ihm beruflich auf´s engste verwoben war und er den Inhalt des Briefes faktisch und praktisch voll umgesetzt hat, mit fatalen Folgen.
Jedenfalls bin ich mal wieder total verwirrt und schaffe es nichtmal für die nötigen Schritte überhaupt Energie aufzubringen, den Fuss zu heben.
Zu allem Überfluss meldete sich gestern der Vater unserer Tochter und fragte an, ob er mich ( von unserer Kleinen sprach er nicht), kommenden Mittwoch besuchen könne. Er ist grad bei seiner Dauerlebensgefährtin und könne an dem Tag vorbeikommen, ob das möglich sei.
Ich habe mich spontan gefreut. Auf der andern Seite hinkt mein Gefühl den Realitäten ganz gewaltig hinterher. Ich bin noch immer verletzt, über sein Verhalten seit Bekanntwerden der Schwangerschaft. Da war so viel Zurücksetzung. Alles was die Qualität unserer Freundschaft ausgemacht hatte , hat er ausradiert und weggeredet. Ich kam nicht dagegen an.
Zudem hat er immer wieder betont, dass er seeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeehr lange bräuchte, um sich an diese neue Rolle des alternden Vaters überhaupt zu gewöhnen. Er nimmt sich ganz selbstverständlich das Recht, sich die Dinge so zu organisieren, wie er das braucht. Ich habe die Lasten des realen Lebens mit all den mir noch anhängenden Schlamasseln alleine.
Ich bin alleine. Mein Fruendeskreis brach vor zwei Jahren vollkommen auseinander. Letztlich bin ich hier total verbrannt. Ich fühle mich auch so, als wäre ich ein wandelndes entstelltes Brandopfer, dem man den Horror schon Meilen gegen den Wind ansieht.
Natürlich klagt der KV auch, dass er Unterhalt zahlen muss... daran stör ich mich echt nicht mehr. Das wird formell, im schlimmsten Fall per Gericht geregelt.
Nun will er also am kommenden Mittwoch hier erscheinen. Ich habe ihm geantwortet, dass ich das schön finde, ihn aber nicht bei mir zu Hause treffen will. Vor ziehmlich genau einem Jahr hat er hier eine Vorstellung gegeben, die mich dazu veranlasst hat, ihn zu bitten vorzeitig abzureisen.
Seither haben wir uns nicht mehr gesehen. Natürlich hat ihn das Kind auch nicht gesehen. Kontakt zu seinem Kind hat er eigentlich nur über das Geld und drei kleine Geschenke, die er ihr zu Weihnachten, Geburtstag und Ostern geschickt hat. Alles mit Verspätung. Ich schicke ab und an Fotos, die ihn dann "rühren".
Ich habe ihn in meiner Antwort ebenfalls gebeten, zu brücksichtigen, dass unser Töchterlein ihn nicht kennt und zu viel Nähe, sprich Umarmungen, Herzen etc erstmal überfordern würden. Auch habe ich ihn gebeten behutsam zu sein. Ich hab einfach Angst um mein bisher so unversehrtes und gut behütetes Herzel. Es soll ihm keiner weh tun....
Ich bin in meiner Naivität davon ausgegangen, dass er das Kind wohl auch sehen will.
ICH will von ihm eigentlch keinen Besuch mehr. Mir tut das nämlich noch immer viel zu weh und ich hab immernoch so eine Sauwut auf den Kerl, dass ich ihm am Liebsten meinen ganzen Frust an den Hals werfen würde.... Den Kontakt zu Vater und Tochter würde ich niemals unterbinden, oder nicht fördern... schliesslich ist er ein Teil ihrer Wurzeln.
Damit hab ich wahrscheinlich schon wieder viel zu viel gesagt und er wird das sicherlich als von mir "typisches" Drohgebaren missverstehen. Da er in seinen Mails an mich immer sehr minimalistisch ist, kann ich nun nicht wirklich sagen, was er denn will.
Ich weiss nun wirklich nicht, wie ich mich zur Ruhe bringen soll mit all dem Gefühlschaos und der Wiederkäuerarbeit, um am Mittwoch die Situation zu managen. Gibts dagegen Medikamente?
Ich fühl mich so im Stich gelassen... Ich weiss auch nicht, wie dieser Mann auf mich zukommen müsste, damit das ganze eine gute, runde und für das Kind schöne Sache werden könnte.
Mit Sicherheit werde ich die Fassade wahren, aber im Nachhinein wieder Nächte lang brauchen, bis ich mich wieder eingekriegt habe und alles wieder zur Ruhe gebracht habe.
Reden würde helfen, aber das will er ja nicht... jedenfalls im Moment nicht.
All das löst bei mir grad wieder eine Lawine alter Shice aus, die mich weggreisst und unter der ich erstmal wieder vorkriechen muss. Das ist verdammt hart und jedes neue Mal wirds härter.
Wahrscheinlich ist das alles sehr belanglos... ich schreibs hier einfach mal rein, weil ich mir ein wenig Luft machen muss.....Derweil kau ich den ganzen Mist eben wieder durch... Muh.