Alkoholkranker Vater-wie damit umgehen?

  • Hallo,
    ich bin neu hier im Forum, habe eine 8 Jährige Tochter, die bei mir lebt, von ihrem Vater bin ich geschieden. Die Trennung ist jetzt 2 Jahre her. Ich habe mich von ihm getrennt da er mehrmals untreu war und das gerne mit Frauen die ich auch kannte und denen ich vertraute. Dies versuche ich auch immer noch aufzuarbeiten. Trotzdem haben wir es weitestgehend geschafft diese Dinge von der Elternebene zu trennen. Meine Tochter geht gerne zu ihrem Vater. Sie ist da alle 2 Wochen. Bis vor kurzem hat sie auch noch einmal unter der Woche bei ihm geschlafen, dies geht jetzt nicht mehr da er einen neuen Job angenommen hat der noch vor Schulbeginn anfängt.
    Schon in der Ehe hatten wir häufiger Diskussionen, da er für meine Begriffe zuviel Alkohhol trank. Aber ich muss zugeben das mir das ganze Ausmaß damals noch nicht klar war. Nach der Trennung habe ich bei Aufräumen im Gartenschuppen 80 leere Weinfaschen gefunden. Ich war geschockt und frage mich bis heute, warum ich das nicht gemerkt habe, bzw. ob ich es einfach nicht sehen wollte.
    Als die Probleme dann richtig bei uns anfingen ging er jeden Morgen mit Restalkoholfahne vom Vortag zur Arbeit. Auch damals konnte ich nicht mit ihm darüber reden, denn er hat ja kein Problem meint er. Leider ist seine ganze Familie dem Allkohol sehr, mal vorsichtig ausgedrückt, zugetan. Seine Mutter sagte mir auch mal das er mich ja nach ihrer Meinung nur betrogen hätte, da er ja nicht entspannt Wein in meiner Gegenwart trinken konnte.
    Mein Problem ist jetzt, das meine Tochter damit aufwächst, das ihr Vater sich schon recht früh am Tag Wein einschenkt. Im Moment sieht sie das aber nicht oder findet es normal da sie es ja nicht anders kennt. Ich versuche sie da aber schon zu sensibilisieren, da es eben nicht normal ist. Er hat sie jetzt aber schon zweimal nach seinem Umgang zrückgebracht und roch nach Alkohol. Beim erstenmal hab ich ihn darauf angesprochen, da er direkt von seinen Eltern aus Kiel kam, da meinte er, es war nur ein Glas Wein. Danach hatten wir wegen einem anderen Problem eine Mediation. Als die Sprache darauf kam meinte er, er hätte ja nur ein alkoholfreies Bier getrunken. Ich gehe von dem was ich gerochen habe leider von mehr aus. Aber nach meiner Meinug sollte man sowieso, wenn man mit seinem Kind unterwegs is,t gar nichts trinken.
    Letzte Woche war sie dann unter der Woche bei ihm, da ich durch den Sturm in Norddeutschland später von der Arbeit kam.. Er brachte sie mir dann, es war kurz nach 20.Uhr..und wieder roch ich den Alkohol. Es macht mich so sauer und wütend das er, egal was ich sage und an seiner Verantwortung seinem Kind gegenüber appeliere, die er ja über alles liebt, nicht vernünftig ist. Ich habe Angst um mein Kind. Er ist nicht gewalttätig oder sonstiges. Im Gegenteil, man merkt ihm nichts an, egal wieviel er getrunken hat. Aber er ist halt mit dem Auto unterwegs und das macht mich so hilflos.
    Wir haben das gemeinsame Sorgerecht. Selbst wenn ich versuchen würde das alleinige zu bekommen würde das ja nichts am Umgang ändern. Zum Jugendamt möchte ich ehrlich gesagt nicht, Es gibt den Fall einer Schuilfreundin meiner Tochter. Die Mutter hat das alleinige Sorgerecht, der Kindsvater ist aktenkundig, alkohol und kokainsüchtig. Die Mutter hatte letztens da einen Termin und Anwort war sie muss iht Kind zum Umgang zwingen. Da fällt mir nichts mehr zu ein.
    Auch möchte ich nochmal klarstellen das ich den Umgang zum Vater ja auch gar nicht verhindern möchte da meine Tochter sehr an ihm hängt. Ich würde einfach gerne wissen was ich tun könnte. Bin da sehr ratlos im Moment.


    Ich hoffe, es ist für meinen ersten Post nicht zu lang und wirr geworden. Vielen Dank fürs lesen.
    Mimi




  • gibt es bzgl. der vermutlichen Alkoholkrankheit schon von aussen bekannte Probleme (also nicht "nur" aus Deiner Sicht) ?


    Z.B.: Ausnüchterung im KH oder bei der Polizei?
    ggf. entsprechende Reha´s oder Kuren oder Therapien?
    Führerscheinentzug?
    Probleme auf der Arbeit?


    so etwas ist immer hilfreich, wenn man etwas wirklich "greifbares" haben möchte-


    ansonsten würde ich auf jeden Fall das Gespräch mit ihm suchen-
    möglichst ohne Vorwürfe- auch, wenn das natürlich schwer fällt :troest

    Lieber Gruss


    Luchsie


    Dein Denken kann aus der Hölle einen Himmel und aus dem Himmel eine Hölle machen.


    Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug. (Epikur)

  • Hallo Mimi,



    kurz vorab eine Frage... läuft die Mediation noch (wegen dem anderen Problem?)... ?


    Wenn ja.. könnte man hier das Anliegen aufgreifen und besprechen... :Hm
    Nicht als "Vorwurf" sondern dass Du dort Deine Bedenken in einem äußern kannst..



    LG


    *Viele Grüße Susayk*



    _____


    * Lass los, dass Du nicht ändern kannst*


    *Träume sind wichtig, sie gestalten Dein Leben u. Dein Handeln*


  • susayk:
    Bei der Mediation waren wir nur 1mal. Da bringt mich auch keiner mehr hin. Ich hatte mit der Beratungsstelle schon mal bei der ersten Eheberatung schlechte Erfahrung gemacht. Dort wurde damals gesagt das mein Mann ja für seine Untreue nichts kann, das ist genetisch beim Mann so (Eros hat er es genannt), das wäre ein neuzeitliches Problem das man treu sein muss..etc. Da ich letztes Jahr keine andere Stelle für eine Mediation gefunden hatte, sind wir da wieder hin, allerdings forderte ich jemand anderen dafür. (Leider)wieder ein Mann, dort wurde mir wortwörtlich gesagt das mein Exmann doch atraktiv sei, mir doch seine sexuelle Aktivität bestimmt gefallen hätte beim kennenlernen und ich vielleicht unbewusst gewoltt hätte das er mich betrügt. Es kam wie gesagt der Alkokol zur Sprache aber da wurde in keinster Weise drauf eingegangen. War in dem Miment auch sicher eine andere Baustelle aber für mene Begriffe war das keine neutrale Mediation.


    Luchsie


    Nein, gibt es nicht. Ich wurde nach der Trennung mal von einer Bekannten angesprochen, die uns beide nur flüchtig vom morgendlichen Zugfahren kennt, ob wir uns getrennt hätten wegen Alkohol. Auf die Frage wie sie darauf käme, meinte sie nur man würde es halt riechen. Ansonsten hat er sich erstaunlich gut im Griff. Er redet vielleicht mal etwas verwaschener und hat teilweise auch Gedächtnisaussätze. Verbindliche Absprachen sind sehr unsicher da er später oft nix mehr davon weiß oder anders abgespeichert hat. bei einer Freundin hat er unsere Tochter schon mal abgeholt und hat 5 Meter gegen den Wind gestunken. Sie war ensetzt, aber man merkte ihm nichts an und er war zu Fuß da. Etwas offiziell beweisbares hab ich ansonsten in der Hinsicht nicht. Das macht mich ja so hilflos. Und mit ihm reden ist schwierig. Hab ich oft versucht, teilweise sicherlich auch nicht immer ruhig aber egal wie er hat eine komplett andere Wahrnehmung zu der Situation.

  • Hallo,
    Alkoholsucht ist eine schwere Krankheit. Dem Kranken kann nicht geholfen werden, wenn er nicht selbst zu der Einsicht gelangt, dass er krank ist.
    Du kannst also deine Bedenken äussern, an seine Veranwortung appellieren etc. Und es wird nichts bringen. Im Gegenteil, je mehr du auf ihn einredest, dich ärgerlich zeigst, ihn verachtest, desto mehr wird er trinken.
    Auch Vorwürfe bringen nichts, denn die macht sich der alkoholkranke Mensch schon selbst.


    Was kannst du tun ?
    Falls du das Jugendamt etc. offiziell einbringst, wird es so kommen : der Vater trinkt weiter und letztendlich wird das Kind ihn nicht mehr sehen dürfen.
    Du solltest dich, wenn du es schon nicht getan hast, mit der Krankheit auseinandersetzen.
    Du kannst zu einer Selbsthilfegruppe gehen, wo du Tipps bekommst und wo du auch Unterstützung findest, wie du am besten vorgehen kannst.
    Falls du den Arzt deines ex-Mannes kennst, könntest du ihn aufsuchen und mit ihm darüber sprechen. Er wäre ein Ansprechpartner für den Vater des Kindes.


    Ich glaube nicht, dass das Kind nicht weiss, was los ist. Vor allem nicht, wenn du versuchst, es zu "sensibilisieren", wie du schreibst. Du solltest das unterlassen. Kinder von Alkoholikern leiden. Viel besser wäre es, falls du das Trinken des Vaters thematisierst, die Wahrheit zu sagen : es ist eine schwere Krankheit. Es hat nichts mit gut oder schlecht sein zu tun.
    Man muss sich auch nicht dafür schämen (man schämt sich nicht, wenn man Krebs hat) weder der Kranke, noch das Kind, noch du. Egal was Nachbarn, Freundinnen etc. sagen.
    Noch einmal : Ärger, Wut, Verachtung : all das hilft nichts.
    Viel Kraft.

  • Hallo tegami, vielen Dank für deine offenen Worte. Mein Onkel war auch Alkoholiker und er hat den klassischen Weg genommen bis er schließlich alleine in seiner Wohnung gestorben ist. Deshalb fühle ich mich ja so hilflos, da ich nicht möchte das meine Tochter dies bei ihrem eigenen Vater auch erleben muss. Ich habe mit ihr ehrlich gesagt noch nie darüber gesprochen das ihr Vater ein Alkoholproblem hat, ich sag eher so Allgemeinsätze, wenn es passt, nach dem Motto, wenn man Alkohol trinkt darf man kein Auto mehr fahren.
    Ich weiß nicht ob das der richtige Weg ist damit umzugegen, aber die Idee mit der Selbsthilfegruppe ist sicherlich nicht verkehrt. Gerade wenn man selber durch jemand aus dem engeren Umfeld betroffen ist hat man ja eher einen Tunnelblick und weiß sich nicht wirklich zu helfen.
    Mit ihm zu sprechen hab ich auch ehrlich gesagt schon aufgegeben da ich gemerkt habe das es nichts bringt. Den Vorfall von letzter Woche hab ich gar nicht mehr angesprochen, da doch nur Ausreden kommen würden.

  • ICh würde da ganz klare Worte finden und auch die Konsequenzen durchziehen. Entweder er verzichtet auf Alkohol vor und während des Umgangs oder er sieht das Kind nur noch unter bestimmten Voraussetzungen. Zudem würde ich mein Kind nicht mitgeben, wenn er alkoholisiert Auto fährt. Da gäbe es für mich auch keinen Kompromiss. Er kann sich ja gern alkoholisiert gegen den Baum setzen, aber ohne das Kind. So schwer es fällt, wenn das Kind seinen Vater liebt und sehen will, aber es bringt dir auch nichts, wenn dein Kind schwer verletzt oder gar tot ist, weil du es ihm mitgegeben hast. Der Preis wäre mir zu hoch. Und du bist nachher diejenige, die sich Vorwürfe macht.


    Alkoholismus ist eine Krankheit, die behandelbar ist, aber nur wenn der suchtkranke das selbst erkennt und will. Manche Menschen schaffen den Absprung erst, wenn sie ganz unten sind. Vielleicht wären Einschränkungen den Umgang betreffend (Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, nur bei dir, nur in Begleitung von einer dritten Person, nicht über Nacht,...) für ihn ein Grund, sich mit dem Problem auseinander zu setzen? Ich würde jedenfalls den Umgang so gestalten, dass das Kind nicht gefährdet ist. Wie genau das aussehen müsste, musst du dir dann überlegen, bzw richtet sich ja danach wie das Kind gefährdet ist. Nicht umsonst kann Alkoholismus zum umgangsausschluss führen. Er kann sich echt noch glücklich schätzen, dass du das so mitmachst.


    Hat er Freunde, die du mit ins Boot holen kannst oder vielleicht die Paten des Kindes(falls vorhanden)? Vielleicht lässt er sich zumindest für die umgangszeit von jemandem ins gewissen reden, dass er den Alkohol vor und während des Umgangs aus dem Kopf lassen kann. Das wäre für alle Beteiligten das beste.


    Lg

  • Hat er Freunde, die du mit ins Boot holen kannst oder vielleicht die Paten des Kindes(falls vorhanden)? Vielleicht lässt er sich zumindest für die umgangszeit von jemandem ins gewissen reden, dass er den Alkohol vor und während des Umgangs aus dem Kopf lassen kann. Das wäre für alle Beteiligten das beste.

    netter Ansatz aber der wird nicht funktionieren.
    Wenn jemand säuft dann säuft er richtig und nimmt keine Rücksicht auf Familie Freunde etc.
    Habe das selbst durch, da kannst du machen was du willst.
    Es KÖNNTE(!) erst klappen wenn er es selbst einsieht, von außen geht da garnix.
    Meine Ex hat es heute noch nicht begriffen und taumelt von einem steuerzahler finanzierten Entzug zum nächsten.

  • Ich wäre da sehr konsequent und würde die Polizei informieren, dass der KV Auto fährt, wenn er getrunken hat. Vielleicht ist es möglich, dass die ihn auf dem Weg zum Umgang mal abfangen und kontrollieren? Wenn er nachweisbar alkoholisiert ist, würde ich das Kind zu Hause behalten.

    Im Forum gängige Abkürzungen:
    ABR: Aufenthaltsbestimmungsrecht (kann sich auf das alleinige ABR beziehen) / ASR: Alleiniges Sorgerecht / GSR: Gemeinsames Sorgerecht / SR: Sorgerecht
    BU: Begleiteter Umgang oder Betreuungsunterhalt / KU: Kindesunterhalt / UHV: Unterhaltsvorschuss / WM: Wechselmodell / BET: Betreuungselternteil / UET: Umgangselternteil
    TE bzw. TS: Threadersteller bzw. Themenstarter / JA: Jugendamt
    KV: Kindsvater / KM: Kindsmutter / ET: Elternteil / GE: Großeltern