Hallo,
Ich würde Dir auch professionelle Hilfe empfehlen um die Vergangenheit aufzuarbeiten und in der Gegenwart zu leben. Melde Dich sofort an.
Dein Kind ist nicht weg. Es ist bei seinem Vater. Ihr seid beide Eltern. Du bist nicht weniger Mama als vorher. Der Vater ist nicht mehr Vater als jetzt. Hör auf, Dich mit diesen blöden Phrasen zu quälen. "Üblicherweise" leben die Kinder bei der Mutter ist so ein dummes Konzept, darüber solltest Du lachen "lernen". Es wurde irgendwann im 19. Jahrhundert erfunden, weil es so praktischer war, einen gewissen Stand von Frauen ans Haus zu binden. Dann wurde es in Deutschland in den 1970er Jahren gesetzlich umgesetzt und jetzt geht es schrittweise wieder aus diesem Schlamassel für Kind, Vater und Mutter heraus.
Nimm alle Mamazeiten wahr und sprich bitte nicht mehr mit dem Kind über diese Thematik. Versuche auch nicht, es auszuhorchen. Was sie an Notlügen an den Haaren herbeizog um den Umzug zu untermauern, zeigt Dir doch, wie sehr sie Dich liebt und dass sie Dich nicht ablehnt. Das Kind hat, meiner Meinung, ganz instinktiv die Notbremse gezogen. Weil Du es nicht konntest. Das wird Euch immer aneinander binden. Irgendeinmal wirst Du vielleicht stark genug sein, Dich bei Deinem wundervollen Kind dafür zu bedanken.
Ihr beide könnt jetzt vieles korrigieren. Hör auf, von ihr Liebesbeweise zu verlangen und schreib nicht die ganze Zeit sms. Sie weiss, dass Du sie liebst. Schreibe, wenn es etwas zum Schreiben gibt. "Heute ging ich am Café X vorbei. Da haben wir mit Papa und Dir zum ersten Mal seit Deiner Geburt - Du warst ein Jahr alt - alle drei zusammen Kuchen gegessen". Das stellt eine Brücke dar.
Hör auf zu denken, dass Du in Deinen Betreuungszeiten immer irgendetwas grossartiges unternehmen musst. Nichtstun ist eine Tugend, welche gelernt sein will. Daher solltest Du Dir zu Liebe darauf verzichten, die Wochenden beim Vater und der Next zu kritisieren.
Hör bitte auf, Dich als Versagerin zu fühlen. Dein Interesse an Pferden, Deine ehemalige Zucht, die Reitstunden, welche Du gibst, Dein Islandpferd :), Dein grossartiges Organisationstalent, Dein Mut ... all das sind Kompetenzen, welche Du beherrscht.
Du hast versucht, wie andere Wege aussehen können. Und die wirst Du auch gehen. Gib der Zeit Zeit und Dir und dem Kind auch.
Übrigens, Medikamente stellen nicht nur die Symptome ab. Es gibt eine breite Palette von Antidepressiva , welche nicht abhängig machen, absolut keine Nebenwirkungen haben und insgesamt all das nicht tun, was Hobbymediziner ihnen zuschreiben.
Alles Gute,
tegami.