Kinder sind (manchmal leider) unsere Spiegel

  • Manchmal erkennen wir uns in unseren Kinder wieder, lauter kleine Kopien von uns: Ecken und Kanten, Humor, Einstellungen, Wesenszüge etc. Alles normal und auch gut so. :love:


    Was aber wenn Ihr erkennt, dass Kind auch die Seiten von Euch annimmt, die Ihr an Euch fei selber nicht mögt? Die Ihr unbedingt vermeiden wolltet aber dennoch ungewollt weitergebt. Eigenschaften, die einem Steine in den Weg legen können? Die Ihr an Euch selber nicht in den Griff bekommt?


    Die Lösung scheint einfach: Selber besser machen.


    Manchmal ist die Lösung...eben einfach net so einfach. :rolleyes2:


    Kennt Ihr das? Wie geht Ihr damit um?

    Wer sich den Gesetzen nicht fügen lernt,

    muß die Gegend verlassen, wo sie gelten.

    (Johann Wolfgang von Goethe)

  • hmm ich geh da relativ normal mit um..weil wir Menschen eben jene Ecken und Kanten haben, ich erfreue mich dann umso mehr an den positiven dingen die sich in meinem Sohnemann dann wieder spiegeln. Des weiteren denke ich sollte man seine Kinder nicht allzu arg mit sich selber vergleichen..und wenn es nicht die eigenen Ecken und Kanten sind die sie sich angeignen..ist es irgendwas anderes..wir sind eben nicht perfekt und es ist wie es ist für mich. Und sollte es doch zu arg stören... versucht man sich das gemeinsam ab zu gewöhnen.

  • Mein Sohn ist mir in einigen Punkten ähnlich. Ich mag z.B. seinen trockenen Humor, mit einem Hauch von Fiesheit, kann nicht jeder, v.a.: kann nicht jeder verstehen. Könnt ich mich immer beömmeln, selbst wenn ich das Opfer bin :-). Aber das hat er von uns beien, Mama und Papa.


    Aber er ist auch sehr unordentlich -wie Mutti- und treibt mich damit in den Wahnsinn. Aber wenn ich mal ganz ruhig drüber nachdenke: Warum sollte ich ihn deswegen verurteilen :frag? Das einzige was ich von ihm erwarte ist, das er sich bemüht, so wie ich das tue. Weil abgewöhnen kann ich es mir auch nicht, nur versuchen das Chaos zu kontrollieren. Mehr erwarte ich nicht. Und das er selbst anfängt zu suchen.

  • Ich suche beim Junior noch nach mir. Er scheint eine 1:1 Kopie seines Vaters zu sein. Auf Fotos, die beide im selben Alter zeigen, kann man die beiden kaum auseinander halten, Junior entwickelt immer stärker Charakterzüge, in denen auch unser Umfeld den Vater ganz stark erkennt. Manches ist richtig unheimlich. Vererben sich "Sprüche" oder Mimik? :lach


    Nicht mal die mangelnde Strukturiertheit, die Unordnung kann ich mir zuschreiben (und ich hätte ihm ja gerne was leichteres für's Leben mitgegeben), denn der Vater hat mir mal erzählt, er sei erst bei der Army so stark strukturiert geworden. Vorher habe er da große Probleme gehabt.


    Gruß

  • Oh ja, ich habe gerade in so einen Spiegel geschaut und gesehen, was ich vor 10 Jahren durchgemacht habe - mein Sohn (27) ist gerade durch dieselbe Hölle gegangen, der ich damals entkommen bin.
    Das tut weh. Und zwar aus mehreren Gründen: Es tut einfach weh, einen geliebten Menschen leiden zu sehen, es tut weh, nicht in dem Ausmaß helfen zu können, wie man es sich wünscht, und es tut weh, sich klarzumachen, dass man selbst einen erheblichen Anteil daran hat als Mitverursacherin - unschuldig schuldig geworden sozusagen.
    Kein schöner Blick in den Spiegel in diesem Fall.
    Wie damit umgehen?
    Es bleibt mir nur, das zu akzeptieren, ohne mir Vorwürfe zu machen, und so gut ich eben kann zu unterstützen.
    Immerhin hat er, ganz im Gegensatz zu mir damals, eine Mutter, die sich wirklich viele Gedanken macht, die so gut sie kann versucht zu helfen, die einfach da ist.
    Den Rest muss er selbst schaffen...

  • und es tut weh, sich klarzumachen, dass man selbst einen erheblichen Anteil daran hat als Mitverursacherin - unschuldig schuldig geworden sozusagen.
    Kein schöner Blick in den Spiegel in diesem Fall.


    Ein guter Beitrag Sonne, danke Dir dafür.


    Genau dieser zitierte Absatz oben trifft den Nagel auf den Kopf. Der Anteil, der Teil "Schuld" den man trägt, macht es so schlimm.

    Wer sich den Gesetzen nicht fügen lernt,

    muß die Gegend verlassen, wo sie gelten.

    (Johann Wolfgang von Goethe)

  • Aber "Schuld" ist dabei immer ein sehr relativer Begriff.
    Denn wir alle wollen das Beste für unsere Kinder, wir geben uns große Mühe.
    Wir können aber nur das tun, was uns selbst aufgrund unserer eigenen Geschichte möglich ist.
    Deshalb nenne ich es "unschuldig schuldig".
    Zudem entzieht sich einiges ja auch unserer Kontrolle, wie zB ererbte Anlagen oder ungünstige Umstände.


    Kein Kind hat etwas davon, wenn sich die Mutter (oder der Vater) schuldig fühlt und mit sich hadert, egal, ob berechtigt, oder nicht. Was ich mir aber ein Leben lang von meiner Mutter gewünscht habe, war ein Eingeständnis, ein "Ja, wir hatten schwierige Zeiten und ich hatte sicher auch nicht immer Recht mit allem.." Ich habe keine Entschuldigung auf Knien erwartet, lediglich Gesprächsbereitschaft....
    Deshalb bin ich immer gesprächsbereit bei meinen Kindern, auch und gerade wenn es um Kritik geht. Hatte mit meinem Sohn schon viele, lange Gespräche, musste Dinge einsehen, die ich früher nicht wahrgenommen hatte, habe andererseits Absolution erteilt bekommen für andere Dinge...
    Das ist wichtig. Nicht "Wieviel Schuld habe ich?", sondern "Wie gesprächsbereit und kritikfähig bin ich?"

  • Meine ist eine gute Mixtur aus uns beiden. Optisch und auch vom Charakter her.
    Ich finde sie sehr gelungen :D


    Was mich manchmal nervt ist, dass sie von ihrem Vater das Gen hat tausend Dinge mit Begeisterung anzufangen und genauso begeistert es wieder zu lassen. :hm... Und die Plapperei hat sie auch von ihm :nawarte:


    Was sie von mir hat ist die Pingeligkeit mit der ich selbst seit Jahrzehnten mich im Krieg befinde. Ich arbeite daran und merke trotzdem, dass meine Tochter da genau dieselben Ticks und Macken wie ich produziert. Dinge, die akribisch sortiert werden, imaginäre Fussel und Krümmel, die entfernt werden. Ich weiß, ein Luxusproblem, aber sie macht mich mit ihrer Sortiererei einfach manchmal fertig. Da ist der Tag schon gelaufen, wenn ich zu ihrer Brotdose nicht die passende Trinkflasche eingepackt habe. Ätzend.
    Je gelassener ich versuche damit zu sein, so akribischer wird sie jeden Tag.


    Das einzig gute daran: Suchen müssen wir hier nie. Alles an seinem Platz :D

  • Hallo.

    Manchmal erkennen wir uns in unseren Kinder wieder, lauter kleine Kopien von uns: Ecken und Kanten, Humor, Einstellungen, Wesenszüge etc. Alles normal und auch gut so.

    So gehts den meisten, denke ich. Sieh dich auf den Spielplätzen um, gehe mit offenen Augen und Ohren durchs Leben. Solange die Kinder niedliches machen, die Eltern Grund haben, stolz auf sie zu sein, sieht das Elternego doch gerne und viel in diesen Spiegel.

    Was aber wenn Ihr erkennt, dass Kind auch die Seiten von Euch annimmt, die Ihr an Euch fei selber nicht mögt? Die Ihr unbedingt vermeiden wolltet aber dennoch ungewollt weitergebt. Eigenschaften, die einem Steine in den Weg legen können? Die Ihr an Euch selber nicht in den Griff bekommt?

    Dann guckt man schon mal gerne weg, bzw. schiebt diese ungewollten Eigenschaften doch gerne der anderen Familienlinie zu. Aber: es ist auf jeden Fall viel wert, wenn man diese Wesenszüge am Kind sehen und annehmen kann und sie nicht von sich weist. Ein erster Schritt sozusagen, etwas ändern zu wollen. Das Können bzw. Müssen steht ja meist auf einem anderen Blatt...


    Gruß