Petition für Arbeitsvermittlerin Inge Hannemann

  • Vermutlich glaubst Du nicht wirklich, dass sich dadurch hier im Lande einiges bessert oder wenn man "die Segel streicht und das oder ein Land verlässt"

    Es ging bei meiner Frage nicht darum ob es im Ergebnis für das Land besser wird, sondern ob sich vielleicht etwas für Tex bessern würde.


    "Dann geh doch"


    Das habe ich nicht gesagt. Ich fragte "WARUM gehst du nicht?" Das ist ein Unterschied. Ich bitte darum korrekt zitiert zu werden. Danke.


    Mod.-Hinweis: Lieber PapaT, du bist nicht der Nabel der Welt. Wenn ich jemanden oder dich zitieren will, dann werde ich das auch ordnungsgemäß tun. Ich habe dich aber nicht zitiert und sehe auch keinen Grund dazu, auch wenn du mich darum bittest. Volleybap




    Warum ich nicht auswandere?
    Damit ich mich über solche tiefbegabten Fragen weiterhin aufregen kann....

    Wenn das wirklich deine ernstgemeinste Antwort auf meine Frage sein soll, kann ich dir versichern, daß du dieses Forum von jedem Internetanschluss der Welt (wahrscheinlich auch aus China) erreichen kannst.


    In meinem Fall, AE mit drei Kindern, wäre es finaziell gar nicht machbar, für die Kids ordentliche Schulen und ihre Therapien zu bezahlen.

    Aber hier im Land kannst DU es bezahlen?


    Nur wer die Dinge beim Namen nennt, die schief laufen, kann daraufhinweisen, dass da Sand im Getriebe ist.

    Wie Eich schon festgestellt hat ist Sand im Getriebe per se nix schlechtes "Seid unbequem, seid Sand, nicht Öl im Getriebe der Welt!"
    Das bedeutet aber nicht nur zu meckern sondern aktiv etwas zu tun.
    Ja, dein Engagement bei den Piraten. Solange die keiner (oder nicht genügend) wählt, können die munter vom Leder ziehen und tolle Ideen postulieren. In dem Moment wo die echte Regierungsverantwortung hätten wären die Outlaws plötzlich das Establishment und das ganze Spiel beginnt von vorne mit umgekehrten Vorzeichen. Ändern wird sich dadurch aber gar nix. Oder kommt Joschka heutzutage noch mit Turnschuhen in den Plenarsaal?


    @otr
    Daß die Supermärkte die unverkäuflichen Lebensmittel abgeben statt wegzuwerfen ist eventuell auch eine Kostenersparnis. Das macht die Tat aber nicht schlechter. Viele Firmen beteiligen sich nur deshalb an sozialen Zwecken, weil sie 50% der Spende von der Steuer absetzen können. Deswegen stinkt das Geld aber nicht.


    Gruß,
    PapaT

    .








    Wenn dich etwas nervt ändere es!

    2 Mal editiert, zuletzt von Volleybap ()

  • Und zu den Stasi - Methoden. Die Stasi lebt und heisst heute Arge.


    Darf ich Dich fragen, wie Du das meinst?


    Die Quelle zur "Systemumstellung" und der hohen Zahl an Betreuten hätte ich auch noch gerne. Danke schon mal im Voraus. Aber da Du gerne hinter die Kulissen guckst: Welches System ist denn umgestellt worden?


    Wenn Du die Arbeitsverträge gelesen hast: Stand denn die Erfüllung der statistischen Vorgaben im Arbeitsvertrag? Eine Abmahnung kann es nämlich nur dann geben, wenn er seine arbeitsvertraglichen Pflichten nicht erfüllt. Wenn er andere Kunden vernachlässigt hat: Würdest Du es gut finden, zu einem der Vernachlässigten zu gehören? Also nicht die gleichen Chancen zu kriegen wie dieser alleinerziehende Vater?


    Hab ich richtig verstanden, dass Du in fremden Unterlagen wühlst, wenn Dein Sachbearbeiter den Raum verlässt? (Zitat: "Die Arbeitsverträge kenne ich daher, weil ich mich nicht mit dem ersten Blick zufrieden gebe sondern gern auch mal neugierig hinter die Kullissen sehe, wenn ich eine Chance wittere. Auch dann wenn mein Sachbearbeiter mal sein Zimmer verlässt. Ich will wissen was gespielt wird. Und ich krieg es raus.") Find ich übrigens erstaunlich, keiner meiner Kollegen hat seinen eigenen Arbeitsvertrag am Arbeitsplatz liegen... Nun ja, ist ja bei Euch vielleicht anders.


    Zu dem Rest (Zitat Nordlicht32: Und wenn Du in dem Laden arbeitest ist klar, dass Du schreibst was Du schreibst. Wenn irgendjemand was anderes über Dich herausfinden würde hättest Du ein Problem. ) sag ich nichts mehr, denn es ist ein Totschlagargument, wenn mir unterstellt wird, ich dürfe ja nicht anders argumentieren, weil ich ansonsten abgesägt würde. Find ich übrigens auch ziemlich arm...
    Aber: Vielleicht argumentierst Du auch nur so, und nennst Frau Hannemann auch mit Vornamen, weil Du von ihr bezahlt wirst, um die Publicity zu steigern. Absurd? Ich finde Deinen Gedankengang, dass ich meine Meinung nicht offen sagen dürfte, auch absurd.


    Edit: Rechtschreibfehler korrigiert.

  • Ich will den Jobcentern nicht die Stange halten, und ich finde das was Frau Hannemann macht auch gut. Aber man kann Berlin oder andere Städte mit Brennpunktklientel nicht mit einer Nordsee-Insel vergleichen. Die Behörden arbeiten ja nicht im luftleeren Raum, sondern mit ihrem Gegenüber.

  • Es war kein Vergleich, den ich angestellt habe, sondern das war ein Vergleich sehr vieler deutscher Arbeitsgemeinschaften und die mit dem niedrigsten und mit dem Höchsten Abmahnungs-Prozentsatz wurden dann eben explizit befragt. Dass der Vergleich hinkt ist klar. So wie jeder Vergleich hinkt. Aber es deutet auf eine Tendenz hin. Wie ich das mit den Stasi - Methoden meine? Dass ich von Fällen weiss, wo Klienten unter der Hand bevorzugt wurden, wenn sie "schwarze Schafe" gemeldet haben, also ganz hart formuliert: Sag mir wo Deine Nachbarn der Arge gegenüber falsche Angaben machen und ich schau was ich für Dich tun kann. Einem Kollegen von mir wurde das sogar direkt so ins Gesicht gesagt. Auch hier sei gesagt: Ich will nichts pauschalisieren, aber er ist nicht der einzige, von dem ich dies gehört habe.


    Zum Argument: Wer seine Meinung sagt, bekommt Nachteile. Erfahrung macht klug. Und meine Erfahrung deckt sich immer und immer und immer wieder mit dieser These. Und die Gegenargumente sind leider vernichtend - wie man am Beispiel Inge sieht. Sie hat den Mund aufgemacht - und ist weg.


    Dass sie mich bezahlt? Ich kenne sie nicht mal persönlich, nur aus der Korrespondenz. Aber wenn mich jeder bezahlen würde mit dem ich per Du bin, dann bräuchte ich nie wieder arbeiten.

    Einmal editiert, zuletzt von Nordlicht32 ()

  • Zum Argument: Wer seine Meinung sagt, bekommt Nachteile. Erfahrung macht klug. Und meine Erfahrung deckt sich immer und immer und immer wieder mit dieser These. Und die Gegenargumente sind leider vernichtend - wie man am Beispiel Inge sieht.


    Entschuldigung, Frau Hannemann sagt nicht ihre Meinung, sie polemisiert, sie polarisiert und sie sorgt nicht für eine vernünftige Basis zwischen Jobcenter-Mitarbeitern und Arbeitslosen. Wenn ein Porsche-Mitarbeiter so über seine Firma reden würde, wäre er auch lange schon gekündigt. Aus welchem Grund soll der Arbeitgeber von Frau Hannemann sie weiter beschäftigen, wenn sie ihre Arbeit doch offensichtlich nicht weiter ausüben will? Sie hat ja nicht nur gesagt, dass sie keine Sanktionen mehr aussprechen will, sondern dass das gesamte System SGB II verfassungswidrig ist. Somit verweigert sie die Arbeit. Ich sehe da bei dem Arbeitgeber keine andere Handhabe. Denn die Kunden, die Frau Hannemann zuletzt betreut hat, müssen ja auch weiter betreut werden. Oder sollen das die Kollegen/innen übernehmen?


    Meine anderen Fragen hast Du nicht beantwortet:


    - Die Quelle für Deine Angaben zu Betreuungszahlen und Systemwechseln


    - Ob Du bei Jobcenter-Mitarbeitern auf dem Schreibtisch wühlst, wenn diese nicht im Raum sind


    Auch finde ich es sehr erstaunlich, wie schnell Du von Pauschalisierungen (Zitat: Die Stasi lebt und heisst heute Arge. ) dazu kommst, dass Du doch gar nichts pauschalisieren willst und dann von (angeblich) geschehenen Fällen der Denutiation sprichst.


    Sorry, das kommt mir alles schon sehr seltsam vor, was Du so alles aus erster Hand weißt. Ich bin mir auch sicher, dass "verschiedene Arbeitsagenturen" nichts besseres zu tun haben als mit Dir zu telefonieren um Dir zu bestätigen, welche Weisungen sie just aus Nürnberg bekommen haben. Dass JC-Mitarbeiter mit Dir über ihre Arbeitsverträge reden, über ihre Abmahnungen und darüber, wie sie Kunden zu Denuntianten machen.
    Und wenn Du dann aus erster Hand gegenteilige Aussagen von einem Jobcentermitarbeiter bekommst, wird das heruntergespielt, weil ich ja angeblich nichts anderes sagen darf.


    Entschuldigung, diese Argumentationslinie hat mich irgendwo am Wegesrand verloren... Ich glaube, George Orwell nannte das Doppeldenk...

  • ich möchte Deine Fragen gerne beantworten:


    Meine Quellen sind Ex-Mitarbeiter, aktuelle Mitarbeiter, Betroffene und eigene Erfahrungen sowie Dokumente die ich bekommen habe.
    Ich wühle bestimmt nicht auf irgendwelchen Schreibtischen. Aber es gibt durchaus auch Personen, die Akten bewusst oder unbewusst liegen lassen. Zudem habe ich auch schon Statistiken u.ä. in meinen Unterlagen "gefunden" nachdem ich die Arge verlassen habe, von den wenigen Sachbearbeitern (wie besagte 14 Tage - Sachbearbeiterin), die den Mut hatten (wenn auch möglichst unauffällig) Fakten offen zu legen.
    Die "Pauschalisierung" dass die Arge Stasi sei beruht auf meinen Informationen. Alles was sich ausserhalb meiner Informationen befindet ist mit meinen Aussagen folglich auch nicht gemeint. So sollten allerdings alle Aussagen von irgendwelchen Personen im Forum oder auf der Strasse gesehen werden. Jede Aussage beruht auf dem, was die Person, die die Aussage macht, weiß. Man sollte sich also nicht an Formulierungen festbeißen. Darum habe ich die so verstandene Pauschalisierung auch relativiert, weil ich nicht den Eindruck erwecken will alles zu wissen. Jedoch werde ich die Erfahrungen die ich gemacht habe gerne vertreten - überall und gegen jedermann.
    Ob die Argemitarbeiter nichts besseres zu tun haben als mit mir über Anweisungen von Nürnberg zu reden? Das weiss ich nicht. Aber es gibt genug Institutionen, die eng mit der Arge zusammen arbeiten und die von dort ihre Weisungen erhalten und über 3/4 Jahr gerne bereit waren mich mit Informationen zu versorgen.


    Ich mag sicher immer wieder sehr unbequem sein und sicher immer wieder mißverstanden werden, aber deswegen werde ich Dinge die ich gesehen, gelesen oder selbst erlebt habe sicherlich nicht tot schweigen.


    Nochmal: Ich weiss nicht alles und ich bin nicht über alles informiert. Aber wer keine Angst hat anderen auf die Füße zu treten und selbst vor den höchsten Beamten keine Angst hat, sondern gern jedem die Stirn bietet, der kann Dinge sehen und hautnah mitbekommen, die andere allzu leicht und gerne übersehen.

  • Noch immer weiß ich nicht, woher Du die Info hast, dass die Mitarbeiter 1000 Arbeitslose zu betreuen haben und von welchem Systemwechsel Du redest bzw. ob es dazu eine Quelle gibt.


    Ansonsten bin ich erstaunt, aber auch froh, dass Du von diversen Deiner eigenen Äußerungen abgerückt bist. Vor allem, wenn sie Deine Erfahrungen verallgemeinern. Ich lasse mich nämlich nicht gerne mit der Stasi gleichsetzen und würde da auch mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln gegen vorgehen. Trotzdem finde ich es bedenklich, dass Du zunächst so eine Aussage tätigst und sie dann auf Deine Erfahrungen herunterspielst. Gerade wenn Du Dich so vehement für die Rechte anderer einsetzt, solltest Du Dir darüber im Klaren sein, dass Du solche Aussagen nicht verallgemeinern darfst.


    Bezüglich der "Abmahnungen" bin ich noch immer der Meinung, dass sicherlich entweder gar keine Abmahnung vorlag oder der Grund in etwas anderem gelegen hat als darin, dass jemand kundenfreundlich agiert hat. Noch einmal: Wenn ich als Mitarbeiter - wie Du geschildert hast - einen alleinerziehenden Vater bevorzuge und durch diese bevorzugte Behandlung jemanden anderen benachteilige, dann ist das Willkür im Amt. Also genau das, wogegen Du wetterst und was Du den Mitarbeitern im selben Atemzug vorhältst. Nämlich dass jemand seine Macht ausübt und das Recht beugt. Stell Dir diese Willkür mal folgendermaßen vor: Ich habe z.B. in meinem Haushaltsplan 1000 Euro für Bewerbungen zur Verfügung. Jetzt habe ich diesen hochmotivierten, alleinerziehenden Vater, mit dem ich mich so gut verstehe. Also gebe ich ihm die 1000 Euro für Bewerbungskosten. Meine übrigen Arbeitslosen (die vielleicht auch hochmotiviert sind und ein Recht auf Erstattung der Bewerbungskosten haben) gehen leer aus... sorry, dieser alleinerziehende Vater war doch so motiviert, da musste ich ihm doch helfen! Verstehst Du, was ich sagen will?


    Wenn jemand ne Akte liegen lässt, ist das im Übrigen eine ziemliche Dreistigkeit, da reinzugucken. Hast Du schon mal was von Privatsphäre gehört? Egal ob der Mitarbeiter die nun unbewusst oder bewusst hat liegenlassen, Dich gehen weder die Daten des Mitarbeiters, noch die eines anderen Kunden etwas an. Das mit den Statistiken find ich ... nunja... sorry, das hört sich für mich zu sehr nach Weltverschwörung an, dass Dir Mitarbeiter Statistiken zuschieben; also warum gerade Dir? Oder haben die die jedem untergeschoben? Das versteh ich nicht.


    Bezüglich der Anweisungen aus Nürnberg: Das hattest Du doch selber geschrieben; dass Dir von verschiedenen Arbeitsagenturen (das ist im übrigen etwas anderes als Jobcenter und Argen gibt es schon seit mehreren Jahren nicht mehr) bestätigt worden wäre, dass nach Deinem Brief nach Berlin an den Arbeitsminister (war das eigentlich vor 2009? Seitdem amtiert dort nämlich eine Frau...) diese Weisung gekommen ist... Nun sind es also Institutionen, die mit der (nicht mehr existenten) Arge zusammenarbeiten, von denen Du das hast... Entschuldige, dass ich so kritisch hinterfrage, aber wenn ich mit solchen... nun ja, es fällt mir kein passenderes Wort ein ... Weltverschwörungstheorien konfrontiert werde, dann frage ich schon genauer nach. Und dann frage ich mich, woher Institutionen, die mit den Jobcentern zusammenarbeiten, wissen sollen, welche Weisungen aus Nürnberg bezüglich der Umschulung zu Erziehern/innen kommen sollen...

  • Hallo Ihr Lieben, moechte nur mal anmerken, dass Deutschland schon LANGE LANGE nicht mehr Paradebeispiel ist, was die soziale Absicherung angeht. Schaut euch mal genauer Neuseeland, Kanada, Australien, die nordischen Laender an! Ja, es wuerde Deutschland ganz gut tun, mal ueber den Zaun zu schauen.


    Und "dann wandere doch aus" ist ein Totschlagargument. Mal abgesehen davon, dass das hier im Forum fast keiner kann (ein Visum fuer diese Laender wird einem als AE nicht hinterher geschmissen und ausserdem kostet ne Auswanderung Geld, was wir alle nicht wirklich haben!) aendern sich die Misstaende in Deutschland nicht dadurch, dass man alle Motzer raus jagt. ;)

  • PapaT
    warum ich nicht auswandere, habe ich in Post 27 dargelegt, teilweise auch mit Post 33 beantwortet.


    Ja, ich will Sand und nicht Öl im Getriebe sein...aber ich tue wenigstens etwas, und sitze nicht heulend in der Ecke.
    Ja, ich bin bei den Piraten... ich bringe mich, sowie es geht, in Dinge ein, die mich betreffen, wo ich mitten drin stehe. Das SGB II...
    Aber wir sind keine Spassvögel, die nur durch ihre Buntheit auffallen wollen. So haben wir zum Beispiel verschiedene Bezirke durch kleine Anfragen immer wieder gezwungen, Königswissen zu veröffentlichen.
    Ein kleines Beispiel:
    SGB XII Empfänger die durch mobile Pflegedienste betreut werden müssen werden nach so genannten Fallpauschalen abgerechnet. Im Berliner Senat gibt es anscheinend nur einen Mitarbeiter, der diese Fallpauschalen aushandeln kann/darf. Dieser Mitarbeiter ist jedoch seit geraumer Zeit dienstunfähig erkrankt, eine Vertretung scheint es nicht zu geben.
    Da nun die Kosten in den letzten Jahren explodiert sind, aber die Fallpauschalen nicht erhöht wurden, kamen einige Bezirke auf die Idee, einfach die Fallzahlen zu erhöhen, um die Differenz abrechnen zu können. Diesem Trick kam der Landesrechnungshof auf die Spur und verdonnerte verschiedene Bezirke zur Rückzahlung...so fehlen in bestimmten Bezirken im laufenden Budget auf einen Schlag knapp 40 Mio €. Aber in der Presse findet man von solch desaströsen Zuständen im "Management" der Stadt nicht viel, da man ja nur den Berliner Großflughafen fokusiert.


    Generell stelle ich mir die Frage, warum bei den schwachen Geld bei den Mietkosten sparen will. Weil die sich nicht wehren können? Warum braucht Berlin genausoviele Staatssekretäre, wie das größere NRW?
    Wäre der politische Wille da, könnte das Budget vernünftiger verteilt werden. Aber die Herrschenden behalten ja ihr Königswissen für sich.
    Die Piraten per se sind nicht die Heilsbringer am Horizont. Sie sind zerstritten, unerfahren und voller Enthusiasmus. Wir bekommen hier im Forum kaum 2 Meinungen unter einen Hut... bei den Piraten haben wir so viel Ideen und Vorschläge wie Mitglieder. Dennoch finde ich den Weg richtig: Veränderung durch Transparenz.


    Aber ich bringe mich nicht nur politisch ein: in der Schule meiner Kinder war ich Elternbeirat, ab August stelle ich meine Sprachkenntnisse der Schule für eine Nachmittags-AG zur Verfügung. Nenne es eine Art Hilfslehrer auf 160 €-Basis... mir geht es dabei nicht ums Geld...sondern damit die Kinder Übung in der Anwendung einer Fremdsprache bekommen.
    Wird dieses Engagement belohnt? Finanziell zum Teil, denn immerhin bleiben 100 € anrechnungsfrei. Aber leider kommen wir mit dieser rigiden Sparpolitik im Bildungswesen an ein System, das dem amerikanischen sehr ähnlich wird: staatliche Schulen haben immer weniger Mittel. Wer Bildung für seine Kinder will, schickt sie auf private Schulen. Wer seine Lehrer nicht ordentlich bezahlt, braucht sich nicht wundern, wenn die guten Lehrer in Länder gehen, wo gute Bezahlung und Beamtenstatus winken...


    Wir verrennen uns in unseren Diskussionen in einzelne Beispiele für ein fehlerhaftes System. Nicht der einzelene Betroffene wird es ändern können, ausser er zieht bis vor das Bundessozialgericht.
    Mir ist es eigentlich egal, welche politische Partei Änderungen in diesem fehlerhaften System voranbringen wird. Hauptsache es wird geändert.
    Nur eines ist klar: wenn wir einerseits die Hilfeempfänger mit immer niedrigeren Kosten der Unterkunft unter Druck setzen, aber hier als Beispiel die Stadt Berlin ihr Tafelsilber, nämlich die Sozialwohnungen der Stadt, bereits verscherbelt hat und somit der Mietmarkt der freien Spekulation überlassen wird, schaffen wir nur Grundlagen und Zulauf für Rattenfänger jedweder Coleur. Müssen erst Steine fliegen und Barrikaden brennen, bevor man hier einen Mißstand bemerkt? Mit mehr Geld für den Hilfeempfänger, sprich Übernahme der höheren Miete wird jedopch ein falscher Mechanismus gefüttert, der kontraproduktiv ist. Die Mieten werden dadurch nicht bezahlbarer, sondern werden steigen. Interessant, wie die Mietsteigerungen sich an den SGB II Leistungen orientieren.


    Was also tun?
    Das Geld, sprich die Einnahmen des Staates wird sich kaum merklich verändern mit dem bisherigen System. Baut man die Einnahmestruktur um, so dürften sich mehrere Effekte eröffnen: manche SGB II Empfänger würden gerne ihren bisherigen Lebensraum verlassen (wenn sie denn dürften), um sich in infrastrukturschwachen Gegenden niederzulassen. Ich glaube kaum, dass sich die meisten hier nur durchfüttern lassen würden. Viele würden die Infrastruktur und den dortigen Markt stärken. Sei es als Arbeitnehmer, Firmengründer oder einfach nur durch ehrenamtliche Tätigkeit... manche Dinge darf man einfach nicht in Geld messen. Genausowenig wie sich die Arbeit eines AE in Geld werten lässt, wenn er/sie Kinder aufzieht...


    So wie ich das gelesen habe, ist diese Dame dem BGE nicht abgeneigt. Ob nun das Whistleblowing gerechtfertigt ist, mag jeder differenziert sehen. Fakt ist, Druck aufzubauen macht Menschen kaputt, baut Aggressionen auf und vernichtet lediglich Geld (ich denke hier die so genannte Weiterbildungsindustrie, die sich ums SGB II gebildet hat).


    Was also tun?
    Uns hier gegenseitig zerfleischen oder mutig sein, Fehler aufzuzeigen oder tolerant sein, uns auch mal andere Ideen anzuhören und sie nicht gleich als Hirngespinst abtun?


    Es liegt an jedem einzelnen von uns, sich einzubringen und etwas zu ändern...

  • Egal wie ich was warum wem genenüber begründe, was ich jetzt auch nicht mehr tun werde, weil es zu nichts führt - für mich hat all das zu einem ganz entscheidenden ERgebnis geführt (und jeder der genug Kraft hat durch zu halten, sollte es ebenso machen): Ich bin 8 Monate lang von Amt zu Amt gerannt, habe Ämtern, Sachbearbeitern, Vorgesetzten und Rechtsanwälten solange auf den Nerven gesessen, bis auch das letzte bisschen Recht ausgeschöpft war. Und zwar mit dem Erfolg, dass ich nun OHNE H4 meine Ausbildung finanziert, meine Privatinsolvenz gemeistert und meine Kinder versorgt bekomme. Und obendrein bekomme ich sogar noch Schüler-BaföG mit 36 Jahren für eine Zweitausbildung. Es war ein richtig geiles Gefühl ins Jobcenter rein zu laufen und denen zu erzählen, dass ich ihr Geld und ihre Formulare nicht mehr brauche, weil ich es ohne sie hinkriege. Und damit finanziell besser da stehe als vor der Ausbildung, als ich H4 als Aufstockung bekommen habe.


    Was ich damit sagen will: Ob die Sachbearbeiter richtig oder nicht richtig, gut oder nicht gut arbeiten, ob das System funktioniert oder nicht ist eigentlich völlig zweitrangig. Wichtig ist, dass jeder einzelne genau prüft, was mit ihm gemacht wird, Augen und Ohren aufsperrt und zwischen den Zeilen liest und aufsteht und auf den Tisch haut, wenn er über selbigen gezogen werden soll. Denn das System macht mit uns nur, was wir mit uns machen lassen.

  • Ob die Sachbearbeiter richtig oder nicht richtig, gut oder nicht gut arbeiten, ob das System funktioniert oder nicht ist eigentlich völlig zweitrangig. Wichtig ist, dass jeder einzelne genau prüft, was mit ihm gemacht wird, Augen und Ohren aufsperrt und zwischen den Zeilen liest und aufsteht und auf den Tisch haut, wenn er über selbigen gezogen werden soll.


    Jein....oder ne...klares Nein :-)


    Das ich, wenn ich mir ein Elektrogerät kaufe, mittlerweile einen ähnlichen Wissensstand haben muss wie der "Fachverkäufer" ist so gerade eben noch zu ertragen.


    Bei Menschen, die in ihrem Arbeitsabläufen massiven Einfluss auf die Existenz haben, ist meine Erwartungshaltung da schon ne andere...
    Jeder KFZ-Mechaniker sorry Mechatroniker :D , steht mit einem Bein im Knast, wenn er eine Bremse nicht richtig montiert oder entlüftet.


    Von einem Sachbearbeiter der arge, kann ich also erwarten, dass er seinen Job richtig macht!!!


    Die Anzahl der Fälle, in denen pro aktiv auf Möglichkeiten hingewiesen wird, ist aus meiner Sicht zu gering.
    Es darf und sollte nie so sein, dass ich als Klient darauf aufmerksam machen muss, was mir "zusteht" , dass Arbeitslosen Vereine Bescheide nach rechnen müssen oder sie Lebenssituationen mit dem SB der Leistungsabteilung ändern.


    Susanne1970: Willst ernsthaft behaupten, dass die Abläufe und Prozesse der arge konsistent sind?


    lg von overtherainbow :rainbow:

  • overtherainbow: Nein, das will ich nicht behaupten. In meinem Job gibt es wie überall sonst engagierte, unengagierte, qualifizierte, weniger qualifizierte, empathische, weniger empathische Menschen wie in anderen Bereichen auch. Auch gibt es wie überall Sachgebiete, die nicht besetzt sind wegen Dauererkrankungen und dadurch Vertretunssituationen, die jeden Beschäftigten an seine Grenzen bringen. Das gibt es, das ist aber nicht der Normalfall.


    Ich gebe Dir auch Recht damit, dass Du ein Recht auf Beratung hast, dass Dir gesagt werden muss, was Dir zusteht und was nicht. Und es gibt da sicherlich Fehlinformationen aufgrund mangelnder Einarbeitung einzelner Mitarbeiter. Das alles streite ich nicht ab und sicherlich ist auch der SGBII-Bereich da sensibler als wenn ein unqualifizierter Verkäufer Dir das falsche Handy andreht. Das ist hier so sensibel wie in der Medizin, in den Schulen, in den Kindergärten, eben überall wo mit Menschen gearbeitet wird.


    ABER: Wo ich mich gegen verwehre, sind die Pauschalisierungen, die hier ins Rennen geworfen werden und die Unterstellungen, die vollkommen aus der Luft gegriffen sind:


    -> Stasi heißt heute Arge
    -> Die Mitarbeiter müssen Quoten in Sachen Sanktionen erfüllen
    -> Es gibt ein Ranking bei den Jobcentern, wer dei meisten Sanktionen verhängt
    -> Alle Mitarbeiter, die kundenfreundlich sind, werden abgemahnt
    -> und so weiter und so fort.


    Und ebenso verwehre ich mich dagegen, dass mir dann unterstellt wird, ich dürfe ja nicht anders argumentieren, da ich ansonsten abgemahnt würde.


    Interessant finde ich, dass wenn es ans Eingemachte geht, sich Nordlicht32 verpieselt.
    Seine Quellen gibt er nicht an. Einen Systemwechsel hat es meines Wissens nicht gegeben, er hat keine Quelle dafür. Waren die Informanten nun Arbeitsagenturen oder Organisationen? Oder passte es einfach so gut, hier irgendwas hinzuschreiben und es durch angebliche "Fakten" zu untermauern?


    Spannend fand ich auch seine persönliche Schilderung: Hat er nun am 1.4. in Hamburg Arbeit angenommen? Wenn ja, wieso hätte Nürnberg weiter Leistungen erbringen müssen? Es gibt auch eine örtliche Zuständigkeit und wer sich so gut auskennt wie Nordlicht32, der weiß das sicherlich auch. Dann stellt sich die Frage: Wenn er zum 1.4. Arbeit in Hamburg aufgenommen hat, aber erst zum 1.5. eine Wohnung hatte, wo hat er denn dann gewohnt und von wo aus gearbeitet? Das sind einfach offene Fragen, die das Jobcenter interessieren und die erstmal aufgeklärt werden müssen. Wenn er eine Meldeadresse gehabt hätte, dann hätte er in Hamburg auch Leistungen beziehen können.


    @ Nordlicht32: Die Umzugskosten hast Du aber gerne genommen vom Jobcenter in Nürnberg, oder? Du weißt schon, dass sie nicht verpflichtet gewesen wären, Dir die für eine nicht sozialversicherungspflichtige Stelle zu zahlen, oder? Dass hier kundenfreundlich agiert wurde, lässt Du unter den Tisch fallen. :hae: Ein Schelm, der Böses dabei denkt... Hauptsache, überall werden die negativen "Erfahrungen" (denn eigentlich sind es ja keine, Du hast ja alles von Mitarbeitern, ehemaligen Mitarbeitern und... "Organisationen") breitgetreten und damit Stimmung gemacht.


    Dadurch wird das "Feindbild Jobcenter" geschürt und die Folgen habe ich oben bereits genannt:
    - Die Menschen, mit denen der Fallmanager eigentlich vertrauensvoll arbeiten soll, kommen misstrauisch zu ihm. Egal was er vorschlägt, es ist ja vom "bösen Amt" und kann daher nichts sein.
    - Es kann noch so positiv sein, es wird negativ aufgenommen und dann nachher in den diversen Selbsthilfevereinen, -foren etc. auch so weitergegeben
    - Und der Kreis schließt sich.


    Und so sind die nächsten Todesopfer bei Jobcenter-Mitarbeitern eigentlich nur eine Frage der Zeit. Diejenigen, die hier mit solchen Verallgemeinerungen den Hass gegen die Mitarbeiter der Jobcenter schüren, sollten sich gut überlegen, ob sie nicht viel mehr dafür verantwortlich sind, wenn es zu Eskalationen kommt, als die Mitarbeiter, die - in der Regel - im Rahmen ihrer Möglichkeiten den Menschen helfen wollen.


    Der sadistische, machtverliebte Sachbearbeiter, der seine Kunden nur quält, um sich selber besser zu fühlen, ist die allergrößte Ausnahme. Dass Kundenquälerei von den Leitungsebenen vorgeschrieben würde, ist eine Lüge. Jeder, der anderes behauptet, ist ein geistiger Brandstifter, bei dieser Aussage bleibe ich.

  • "Der sadistische, machtverliebte Sachbearbeiter, der seine Kunden nur quält, um sich selber besser zu fühlen, ist die allergrößte Ausnahme. Dass Kundenquälerei von den Leitungsebenen vorgeschrieben würde, ist eine Lüge. Jeder, der anderes behauptet, ist ein geistiger Brandstifter, bei dieser Aussage bleibe ich." :daumen

    Ich kann, weil ich will, was ich muss.

  • physische Gewalt gegen Jobcenter Mitarbeiter ist ein absolutes No-Go... da bin ich ganz bei dir, Susanne...
    Ich erinnere mich dunkel an einen Fall aus der Pfalz, als ein Hilfeempfänger, ich glaube, es war 2007, verhungerte, weil er die Briefe des Jobcenters nicht verstand und seine Mutter auch nicht...
    Theoretisch hätte diese Familie unter Betreuung gestellt werden müssen...
    Mir ist auch ein weiterer Fall bekannt, als sich in Berlin-Hellersdorf ein behinderter Hilfeempfänger aus dem 10. Stock stürzte...
    Ein aktuellerer Fall ist die Frau, die in Berlin zwangsgeräumt wurde und 2 Tage später tot im Obdachlosenheim aufgefunden wurde...


    Ich will hier nicht anklagen oder gegen rechnen...
    Wenn aber Menschen in den Freitod oder in den Hunger getrieben werden, weil sie nur noch als Nummer geführt werden, wenn Menschen psychisch krank werden.... dann stimmt irgendwo was nicht im System...


    Wenn hier Mitarbeiter über Menschen entscheiden, die nur schlecht oder gar nicht ausgebildet wurden, dann halte ich das für äußerst fragwürdig. In den alten Sozialhilfezeiten sollen die Mitarbeiter nicht nur im Sozialrecht gut gebildet gewesen sein, sondern auch eine gewisse Grundausbildung mit Menschen erfahren haben. Ich kann mir nicht vorstellen, ob das heute in den Jobcentern auch der Fall ist.


    Ja, was soll man nun machen? Weggucken? Anprangern? Ich denke, die Wurzel des Übels ist das flickgeschusterte SGB II und SGB XII... hier gehört eine radikale Reform her...
    Doch es ist nicht einmal ein Reförmchen in Sicht. Anstatt sich hier Gesetzgeber mit Ausführenden und Betroffenen an einen Tisch setzen, wird halt mal wieder was ausprobiert...
    Frau Merkel beginnt den Wahlkampf mit dem Versprechen auf mehr Kindergeld...jedoch Kinder im ALG II Bezug wird diese Erhöhung nicht erreichen, da das Kindergeld als Einkommen gegengerechnet wird... wieder mal nicht zu ende gedacht.


    Ich finde es gut, Susanne, dass du die Quellen hinterfragst. Die von mir angeführten Beispiele zum Beispiel kann ich alle schriftlich belegen. Alles andere vorzutragen ohne nachhaltige Beweise halte ich für unseriös. Ja es gibt leider geistige Brandstiftung auf beiden Seiten.... einerseits die sadistischen Sachbearbeiter, andererseits die tiefbegabten Hartzies, die nur arbeitsscheu und liebestoll sind...


    Beides ist nicht gut...


    Deshalb macht es mir unheimlich viel Spass, im Bereich des SGB II politisch mitzugestalten...auch wenn wir dieses Jahr vermutlich wieder nicht in den Bundestag kommen werden...zumindest kann ich meinen Kindern sagen: ich habe was versucht und was dagegen unternommen....

  • Hi, Tex.
    Dass es in Deutschland schlimme Schicksale gibt, will ich gar nicht bestreiten. Dafür brauchen wir aber nicht auf die Jobcenter zu schauen.


    Aufgabe eines Fallmanagers ist es:
    -> Anhand eines entsprechenden Verfahrens sogenannte Vermittlungshemmnisse mit dem Kunden gemeinsam festzustellen
    -> An der Beseitigung dieser Vermittlungshemmnisse zu arbeiten und hierfür eine Strategie festzulegen
    -> Dadurch im Endeffekt eine Verbesserung der Integrationschancen auf dem ersten Arbeitsmarkt zu erreichen
    -> Und letztendlich eine Stelle für den Hilfeempfänger zu finden, so dass dieser ohne staatliche Unterstützung leben kann.


    Hier gibt es viele Dinge, die im Weg stehen, ich nenne nur einmal einige:
    -> Menschen, die aus meiner Sicht gar nicht mehr arbeiten gehen können, weil sie (z.B. körperlich) zu krank sind, die Rentenversicherung die Erwerbsminderungsrente aber ablehnt... zu den Gründen hierzu lasse ich mich hier mal nicht aus
    Vergleiche die Aufgaben des Fallmanagers (siehe oben) mit den Anforderungen, die hier z.B. in der Arbeit mit diesem Menschen gestellt werden müssten. Diesen Menschen kann ich nur auffangen, ihm erläutern, dass er beim Jobcenter nur "alimentiert" wird und ihm in relativ großabständigen Gesprächsterminen einfach ein Ansprechpartner sein
    -> Menschen die psychisch krank sind, die z.B. Wahnvorstellungen haben. Alleine in meinem Kundenstamm, der (durch die Aufteilung eines Sachgebietes wegen Mutterschutz bis zum Ersatz der Stelle) derzeit rd. 250 Leute beträgt, habe ich davon drei. Eine davon hochaggressiv, so dass sie nicht mehr eingeladen werden kann, um die Mitarbeiter unserer Dienststelle zu schützen. Einer (also ein Mensch mit Verfolgungswahn), der unbedingt für eine geplante Selbständigkeit mehrere 10000 Euro bewilligt haben möchte und daher sowohl die Widerspruchsabteilung als auch das Sozialgericht beschäftigt.
    -> hochgradige Alkoholiker, die ich noch nicht einmal an den Tisch bekomme, geschweige denn dass hier eine Bereitschaft ist, eine Suchtberatungsstelle aufzusuchen. Wenn dieser Mensch nun, wenn er zu meinen Terminen nicht kommt, stattdessen tot in seiner Wohnung liegen würde, findest Du wirklich, es wäre meine Aufgabe gewesen, ihn zu Hause aufzusuchen?
    -> Ein Gesetzgeber, der durch die derzeitige Gesetzeslage, gepaart mit der Anhebung der Minijobs auf 450 Euro unser Sozialsystem weiter aushöhlt und durch die fehlenden Mindestlohnstandards Lohndumping fördert. Hier berate ich z.B. meine Kunden in der Hinsicht, dass ich ihnen explizit sage, dass Dumpinglöhne für mich sittenwidrig sind und ich sie wegen der Ablehnung dieses Jobs eben nicht sanktionieren werde. Ganz aktuell ein Fall eines Pizzaladens, der einen Auslieferungsfahrer suchte. Im ländlichen Raum kommen hier pro Auslieferungsfahrt gerne mal 15 km zusammen. Voraussetzung für die Stelle war der eigene private Pkw, der hierfür genutzt werden sollte. Stundenlohn 7 Euro brutto und 80 ct. je Auslieferungsfahrt... :nanana
    -> und so weiter und so fort


    Zu Deinen Beispielen:
    -> Der 2007 verhungerte, weil er die Schreiben nicht verstanden hat: Wie hat er bis 2007 gelebt? Wenn er die Schreiben nur nicht verstanden hätte, wäre er zum Jobcenter gegangen, um es sich erklären zu lassen. Hier steckt also noch mehr dahinter. Geistige Behinderung? Psychische Erkrankung? Ich kann hier nur vermuten. Da hat aber das JC nicht versagt, sondern alle anderen Stellen, die originär für diese Menschen da wären: Hier in NRW z.B. der Landschaftsverband Rheinland, der die Integration von seelisch, geistig und körperlich behinderen Menschen zur Aufgabe hat. Hier ist das Jobcenter einfach die falsche Behörde. Wenn diese Familie unter Betreuung gehört, wer hat dann vorher geschlafen? Ärzte, Schulen, die restliche Familie?
    -> Warum hat sich der Behinderte aus dem 10. Stock gestürzt? Hier spielen häufig so viele Komponenten zusammen, dass man gar nicht sagen kann, wer alles daran beteiligt ist. Ich will das nicht runterspielen, es kann natürlich sein, dass er durch seinen Ansprechpartner im Jobcenter vor "unlösbare Aufgaben" gestellt wurde und daran verzweifelt ist. Es können aber auch ganz andere Gründe eine Rolle spielen. In der Zeitung wird hier auch häufig nicht tiefer hingeschaut, sondern eine möglichst plakative Überschrift gewählt.
    -> Aus welchen Gründen ist die zwangsgeräumte Frau zwangsgeräumt worden? Dafür müssen wahnsinnig viele Mietrückstände aufkommen. Sie ist dann vom Ordnungsamt im Obdachlosenheim untergebracht worden. Woran ist sie gestorben?


    Ich habe auch noch ein Beispiel: Einer meiner Kunden hat jahrelang seine Miete und auch seinen Strom nicht gezahlt. Zwangsräumung, nun sitzt er im Obdachlosenheim. Er hat nun von mir als integrativen Prozess die Aufgabe bekommen, sich eine Wohnung zu suchen. Jede Woche hat er Termin bei mir und soll mir seine Bemühungen nachweisen. Gleichzeitig verhandelt mein Kollege, der für die Leistungen zuständig ist, mit dem hiesigen Stromanbieter, dass die Stromschulden in Raten abbezahlt werden dürfen und der Mann bei Neuanmietung einen erneuten Stromversorgungsvertrag erhält. Also, hier wird z.B. ganz kleinschrittig nach den Bedürfnissen dieses Mannes geschaut und ein "Vermittlungshemmnis" nach dem anderen angegangen. Als zweiter Schritt wird ein Beratungsgutschein für die Schuldnerberatung ausgestellt. Wenn das angegangen ist, denken wir über seine Qualifikation nach. Und kommen so langsam dem Ziel näher.


    Nochmal: Ich sage nicht, dass in den Jobcentern keine Fehler gemacht werden. Dafür sitzen hier auch nur Menschen, bei denen nach acht Stunden Arbeit die Konzentration auch am Ende ist. Es gibt Mitarbeiter, die unmotiviert sind und nur den Tag rumkriegen wollen. Das ist schrecklich und ich finde das nicht gut. Das wirst Du aber nicht ändern können, da es diese Menschen überall gibt. Auch bei der Polizei, in den Gerichten, in OP-Sälen, in Schulen, in Schuldnerberatungsstellen, bei Jugendämtern und auch in vielen Privatunternehmen, in Telefonkonzernen, in Autowerkstätten, in Elektrofachbetrieben (auch nicht toll, wenn Du dann am Stromschlag stirbst, weil Dein Elektroinstallateur Schei** gebaut hat).


    Ich finde es gut, wenn sich engagiert wird und in den jeweiligen Einzelfällen eine Beratung stattfindet. Der VdK macht das ja z.B. Hier kann Menschen geholfen werden, denen wirklich - aus welchen Gründen auch immer - Unrecht geschehen ist. Ich finde es auch gut, wenn bei Gesetzen hingeschaut wird, wo Nachbesserungsbedarf besteht und wenn diese Nachbesserungen eingefordert werden.


    Ich finde nicht gut, wenn diese einzelnen Sachverhalte zu einer Grundsatzproblematik stilisiert werden und den Mitarbeitern solch schreckliche Dinge vorgeworfen werden, wie es Inge Hannemann tut oder wie es Nordlicht32 auch getan hat.


    Die Mitarbeiter der Sozialämter übrigens waren und sind ganz und gar nicht speziell ausgebildet. Das waren ganz klassische Verwaltungsmitarbeiter. Dort findet und fand dadurch, dass ja kein "Ziel" erreicht werden muss, gar keine persönliche Betreuung mehr statt. Es werden Leistungen ausgezahlt und gut ist.

  • Ein leitender Mitarbeiter eines JC hat sicher keine Angst vor einer Aussage eines Menschen das unten ein abgedunkelter Bus steht der Abhörtechnik beinhaltet.
    Abgesehen davon das dies Strafbar ist dies zu machen stellt sich die Frage wem die Technik gehört und warum man dann in H4 ist.





    Meine Meinung zum Ausgangsthread.
    Eine Mitarbeiterin einer staatlichen Stelle hat genauso wenig das Recht Gesetze zu hinterfragen und nicht zu vollziehen wie der Räuber, welche den Raum§ hinterfragt.
    Beide haben sich an die Gesetz zu halten. Tun sie das nicht gibt es Konsequenzen. Das lernt übrigen schon meine Tochter das jedes Handeln Konsequenzen hat.
    In Deutschland haben wir eine Institution um Missstände aufzuzeigen.
    Man Demonstriert bzw. man geht wählen.
    Man kann natürlich auch Jura studieren und in die Politik gehen. Dort kann man selbst an Gesetzen mitwirken.
    Man muss sich aber auch klar sein das Gesetze und regeln nie für den einzelnen gemacht wurden sondern für die Masse.
    Gesetze ermöglichen uns erst das Zusammenleben.
    Man kann sich nicht aussuchen welche gut und schlecht sind und nur die guten befolgen.
    In Somalia gibt es keine Gesetze. Möchte wer diese Zustände?

    2 Mal editiert, zuletzt von vatertochterduo ()

  • Hallo Susanne,
    so weit ich weiss, mussten früher die Sozialamtsmitarbeiter Sozialpädagogik studiert haben. Wenn man den Berichten einiger Medien Glauben schenken darf, wurden speziell hier in Berlin teilweise Mitarbeiter aus dem öffentlichen Dienst in die Jobcenter versetzt. So soll es Leute aus dem Gartenbauämtern und der Post nun in den Jobcentern geben. Den Wahrheitsgehalt dieser Meldung kann ich allerdings nicht verifizieren.
    Die Dame, die zwangsgeräumt wurde, scheiterte an der Berliner WAV, die mittlerweile im Rahmen der Normenkontrollklage vom Landessozialgericht Potsdam für rechtswidrig erklärt wurde. Es wurde auf die angemessene Miete abgesenkt, die Frau hatte kein Geld, die Differenz aus dem Regelsatz zu bezahlen, da sie das Geld für ihre Medikamente brauchte. Hier in Berlin wird nach dem Berliner Modell geräumt, das bedeutet, wenn Mietschulden von zwei Monatsmieten aufgelaufen sind, kann Räumungsklage erhoben werden und dann wird innerhalb von vier Wochen geräumt. Das Jobcenter hat die Dame durchs Widerspruchsverfahren geleitet, das über drei Monate dauerte. Die WAV, die die Höhe der angemessenen Miete regelt, bringt viele AE und vor allem alte Leute in arge Bedrängnis. Ich bin auch davon betroffen. Was will man als AE mit drei Kindern machen, wenn es keinen verfügbaren und bezahlbaren Wohnraum im Rahmen der Angemessenheit gibt? Der Berliner Senat spielt auf Zeit und geht in Revision vor dem BSG. Erfahrungsgemäß kann das zwischen 8 Monaten und 2 Jahren dauern. Bis dahin wird weiter der Druck auf die Hilfeempfänger ausgeübt. Meine Kids haben Angst, an den Briefkasten zu gehen, weil sie schon wieder die nächste Katastrophe befürchten... die Todesursache der alten Dame würde nicht geklärt, zumindest wurde es nicht öffentlich.
    Den Rollstuhlfahrer kannte ich über monatelangen Internetkontakt. Er wurde pflegebedürftig. Er wurde des Öfteren aufgefordert, sich zum Laub- und Papierchen sammeln zu melden. Immer wieder machte er darauf aufmerksam, dass er durch einen Unfall beide Beine verloren hatte. Er wurde dennoch sanktioniert. Als das Jobcenter ihn und seine Kinder anschrieb und nach dem Verdienst seiner Angehörigen fragte, um an den Pflegekosten sich zu beteiligen, wollte er für seine Familie keine Belastung darstellen (so schrieb er im Abschiedbrief) und stürzte sich aus dem Fenster.
    Bei dem jungen Mann, der verhungerte, wusste das Jobcenter wohl, dass er Analphabet war und seine alte Mutter auch nicht die hellste Kerze auf der Torte. Hier hätte der Hinweis, mal sich bei einer Beratungsstelle zu melden, sei es nun AWO oder Caritas, sicherlich geholfen... aber es gab so gut wie keinen persönlichen Kontakt...immer nur schriftlich...hilfreich für jemanden, der nicht lesen und schreiben kann und deshalb sowohl Sanktionen nicht verstand, wie auch den Folgeantrag nicht stellen konnte.


    Ja, es mag schwierige Kunden geben. Menschen, die sich kritisch äußern aber mit dem Mittel des Hausverbotes zu konditionieren, finde ich gewagt...ja, ich habe einen Lebenslauf, der militärisch sehr eingefärbt ist, ja ich habe auch eine psychische Beeinträchtigung durch eine verschleppte PTBS... aber daraus zu schließen, ich würde eine Gefahr für das Jobcenter darstellen und mir erst die Polizei und dann ein Hausverbot ins Haus zu schicken... jedes Schreiben des Jobcenters , das (leider wie so oft) falsche Berechnungen, rechtliche Fehler oder unerfüllbare Auflagen enthält, löst eher eine existenzielle Bedrohung für meine Kinder und mich aus....andere, die weniger Kenntnis von der Materie haben und sich nicht so gut im Griff haben, mögen hier vermutlich ein Ventil suchen...die menschliche Seele kennt eben nur zwei Verarbeitungsstrategien bei Bedrohung: Flucht oder Angriff....also zieht sich einer in seine (alkoholisierte) Welt zurück oder greift den Sachbearbeiter des Jobcenters an...Ursache und Wirkung....
    Ganz ehrlich? Ich bin auch schon am suchen nach eine bewohnbaren Gartenlaube im Umland, weil es keinen Wohnraum gibt. Da werde ich wohl nicht sehr weit von den Menschen sein, die ich gestern in einer Reportage bei Phönix gesehen habe...ALG II Empfänger, die aus lauter Not auf dem Campingplatz leben...
    Fakt ist nun mal, das Prozedere im SGB II nimmt den Menschen die letzte Würde ...
    Kommen dann noch fehlerhafte Berechnungen und verzögernde formaljuristische Bearbeitungszeiten hinzu, dann geht es um die nackte Existenz...


    Hier ist dann nichts polemisiert oder geistig in Brand gesteckt...das sind die nackten Fakten...
    Nur, wer traut sich, das öffentlich zu machen?


    Ach ja, das Argument, abgedunkelter Bus: wer hat hier denn rechtswidrig gehandelt? Der Jobcenter-Leiter, der durch seine Sekretärin, die Begleitung abdrängen ließ? Wie war das mit der vorbereiteten Unterlassungserklärung? Unterschreiben oder 100% Sanktion? Schon mal was von Erpressung und Nötigung gehört? Ja, nee, is klar...ich bin der böse...

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  • Der Jobcenter-Leiter, der durch seine Sekretärin, die Begleitung abdrängen ließ?


    Wenn es ein Recht auf Begleitung gibt dann muss man dies nicht akzeptieren. Hier war es ein Gespräch und somit kein Recht auf Beistand.
    Hättest Du auf Begleitung bestanden dann wäre vermutlich kein Gespräch gewesen. Ist das gute Recht eines Gesprächspartners. Hättest Du auch machen können.


    ich habe einen Lebenslauf, der militärisch sehr eingefärbt ist, ja ich habe auch eine psychische Beeinträchtigung durch eine verschleppte PTBS.


    Wenn früher jemand in Militäruniform mit einem Knüppel vor mir gestanden und gedroht hat dann war die einzige Möglichkeit der Waffengebrauch der Schußwaffe. Danach wurde gefragt warum der Knüppel.


    Das gleiche gilt nun auch im JC mit Dir. Wenn Du von deinen "militärisch sehr eingefärbt" redest und vermutlich sonst noch anstalten gemacht hast dann ist es klar das man sich schützt. Lieber einmal mehr Eigenschutz als einmal zu wenig.
    Wenn man Argumente hat dann muss man sowas wie "militärisch sehr eingefärbt" nicht erwähnen.

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