Umgang mit beeinträchtigten Kindern

  • Hallo zusammen,


    heute waren wir nur mal kurz auf dem Spielplatz. Dort war eine Mutter mit ihrer sowohl körperlich als auch geistig beeinträchtigten Tochter. Die Kleine, schätzungsweise so 7, lag in so´ner Nestschaukel (sieht aus wie ein Vogelnest an Seilen) und ihre Mama hat sie angeschubst, der Kleinen hat das riesigen Spaß bereitet.


    Was mir aufgefallen ist, alle anderen Mütter, die ebenfalls auf dem Spielplatz waren, haben einen großen Bogen um die beiden gemacht. Wollte eines der anderen Kinder auch nur in die Nähe, wurde es zurück gezogen oder "Schau mal, wir gehen lieber auf den Kletterturm".


    Wie kann denn diese Gesellschaft nur so ungerecht sein ? Was bringen diese Mütter bloß ihren Kindern damit bei ? Nach dem Motto: "Geh da lieber nicht hin...."


    Meine Tochter wollte auch auf diese Schaukel, also sind wir hin, und ich habe ihr erklärt, dass sie nach dem Mädchen schaukeln kann (wie ich es ihr bei jedem Kind erkläre). Es dauerte eine ganze Weile und meine Kleine quengelte "wann bin ich denn dran?"....da habe ich ihr dann gesagt: "Schau mal. Da hinten steht der Rollstuhl von dem Mädchen. Weil das Mädchen kranke Beine hat, kann sie eben nicht auf eine andere Schaukel und auch nicht auf den Kletterturm. Darum lassen wir ihr DIE Schaukel, so lange sie möchte, können ihr zuschauen oder wir spielen was anderes."
    Dann fingen natürlich die Fragen an....warum das Mädchen denn kranke Beine hat, etc. Und ich versuchte ihr kindgerecht zu erklären, dass es eben auch Kinder gibt, die krank sind, die nicht laufen oder auch nicht sprechen können, etc. Aber dass sie genauso ein Recht darauf haben, auf den Spielplatz zu gehen, wie alle Kinder auch. Denn was Dich glücklich macht, nämlich schaukeln, macht auch die Kinder glücklich, die eben irgendwelche Probleme beim Laufen, Sprechen, etc. haben."
    Meine Kleine, wie sie nun mal ist, meinte dann: "Weißt Du, Mama, was auch glücklich macht? Schokolade", strahlt mich an, nimmt eines ihrer Schoko-Ostereier vom KiGa (dort war der Osterhase schon heute) und gab es der Mama von dem Mädchen, "weil sie so toll schaukeln kann."
    Allerdings mit der Warnung: "Aber bloß nicht zuviel Schokolade essen, sonst werden die Zähne von dem Mädchen krank." :D


    Ich frage mich nur, warum immer und immer wieder andere Menschen so penetrant die Nase rümpfen müssen, nach dem Motto: "Sowas gehört hier nicht hin." Ekelerregend !!!

  • da muss ich mich nun mal melden


    ich selbst bin mutter eines "besondern" kindes ...
    ich liebe meinen sohn über alles und ich habe ihn in jungen jahren bekommen.
    zuerst musst ich selbst mit der situation umgehen können.
    nie hätte ich mir träumen lassen das die gesellschaft auf so ein besonders kind so abwärtend reagiert!


    ich habe versucht als mein kleiner 2 war in eine mutter-kind-turn gruppe zu gehen. das war spiessrouten lauf pur. keine der anderen mütter kam auf mich zu im gegenteil sie standen alle abseits und tuschelten.
    ich gab dann auf blieb der veranstaltung fern.


    als der kleine 5 war*nie vergessen werde* es war hoch sommer und meinem sohn steht es genauso zu wie anderen schwimmen zu gehen und spass zu haben.


    mein sohn trägt heute noch mit 11 jahren windeln damals also auch noch.
    es waren viele leute im schwimmbad und neben mir lag eine familie mit drei kindern. die kids fragten ihre mutter warum der große junge denn noch pampi anhat. die reaktion der mutter war: solche kinder gehören nicht auf die welt da waren die mütter böse das sie mit sowas bestraft werden.
    ich bin ein gutmütiger mensch ich gebe gerne antworten wenn man mich fragt was mein sohn hat warum usw. aber da setzte es bei mir aus. ich habe der mutter in einem ruhigen ton gesagt: liebe gute frau ich wünsche ihnen alles erdenklich gute. aber hoffen sie das sie niemals selbst in so eine situation kommen.


    ich gehe heute klar noch schwimmen mit meinem sohn sehr gerne sogar..und ich sehe die blicke anderer und sage mir dann in diesen momenten mein gott was bin ich stolz darauf das ich mein kind von herzen liebe und ich mich über das kleinste lächeln noch freuen kann.


    das habe ich vor jahren mal bekommen:
    Die Spezialmutter


    Die meisten Frauen werden durch Zufall Mutter, manche freiwillig, einige unter gesellschaftlichem Druck und ein paar aus reiner Gewohnheit. Dieses Jahr werden 100.000 Frauen Mütter behinderter Kinder werden. Haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, nach welchen Gesichtspunkten die Mütter behinderter Kinder ausgewählt werden?
    Ich stelle mir Gott vor, wie er über der Erde schwebt und die Werkzeuge der Arterhaltung mit größter Sorgfalt und Überlegung aussucht. Er beobachtet genau und diktiert seinen Engeln Anweisungen ins riesige Hauptbuch:
    "Amstrong, Beth: Sohn. Schutzheiliger: Matthias. Forest, Marjorie: Tochter. Schutzheilige: Cäcilie. Rutledge, Carrie: Zwillinge. Schutzheiliger? Gebt ihr Gerard, der ist es gewohnt, das geflucht wird."
    Schließlich nennt er seinem Engel einen Namen und sagt lächelnd: "Der gebe ich ein behindertes Kind."
    Der Engel wird neugierig: "Warum gerade ihr, o Herr? Sie ist doch so glücklich."
    "Eben deswegen", sagt Gott lächelnd. "Kann ich einem behinderten Kind eine Mutter geben, die das Lachen nicht kennt? Das wäre grausam."
    "Aber hat sie denn die nötige Geduld?" fragte der Engel.
    "Ich will nicht, dass sie zu viel Geduld hat, sonst ertrinkt sie in einem Meer von Selbstmitleid und Verzweiflung. Wenn der anfängliche Schock und Zorn abgeklungen sind, wird sie es tadellos schaffen. Ich habe sie heute beobachtet. Sie hat den Sinn für Selbständigkeit und Unabhängigkeit, die bei Müttern so selten und nötig sind. Verstehst du: das Kind, das ich ihr schenken werde, wird in seiner eigenen Welt leben. Und sie muss es zwingen, in der ihren zu leben, das wird nicht leicht werden."
    "Aber Herr, soviel ich weiß, glaubt sie nicht einmal an dich."
    Gott lächelt. "Das macht nichts, das bringe ich schon in Ordnung. Nein, sie ist hervorragend geeignet. Sie hat genügend Egoismus."
    Der Engel ringt nach Luft: "Egoismus? Ist das denn eine Tugend?"
    Gott nickt. "Wenn sie sich nicht gelegentlich von diesem Kind trennen kann, wird sie das alles nicht überstehen.
    Diese Frau ist es, die ich mit einem nicht ganz vollkommenen Kind beschenken werde. Nie wird sie ein gesprochenes Wort als etwas Selbstverständliches hinnehmen. Nie einen Schritt als etwas Alltägliches. Wenn ihr Kind zum ersten Mal "Mama" sagt, wird ihr klar sein, dass sie ein Wunder erlebt. Wenn sie einem blinden Kind einen Baum, einen Sonnenuntergang schildert, wird sie ihn so sehen, wie nur wenige Menschen meine Schöpfung jemals sehen. Ich werde ihr erlauben, alles deutlich zu erkennen, was auch ich erkenne: Unwissenheit, Grausamkeit, Vorurteile... Und ich werde ihr erlauben, sich darüber zu erheben. Sie wird niemals allein sein. Ich werde bei ihr sein, jeden Tag ihres Lebens, jede einzelne Minute, weil sie meine Arbeit ebenso sicher tut, als sei sie hier neben mir."
    "Und was bekommt sie für einen Schutzheiligen?" fragt der Engel mit gezückter Feder.
    Da lächelte Gott. "Ein Blick in den Spiegel wird genügen."


    (aus: Erma Bombeck "Vier Hände und ein Herz voll Liebe")


    ich liebe mein kind von ganzem herzen egal wie ich in unserer gesellschaft kämpfen muss

  • Das geht noch "besser" bei manchen Mitmenschen.
    Ich war mit dem geistig und körperlich behinderten Sohn meiner Freundin und meinen Kindern im Freibad.
    Im Schwimmbecken mußten wir uns dann sagen lassen, ob wir mit diesem Monster (das waren die Worte anderer Badbesucher) nicht woanders hin gehen könnten. Es sei ja wohl eine Zumutung, daß sie sich so einen angucken müßten. :hä
    Haben wir natürlich nicht gemacht!!! Wir sind noch ne Std länger geblieben.


    Ab und an bestehen meine Kurzen darauf, daß wir ihn irgendwohin mitnehmen.
    Ich bin froh,daß sie vollkommen normal mit ihm umgehen.
    Und wenn er mal etwas nimmt, was er nicht soll, nehmen sie ihm das genauso weg, wie sie das jedem gesunden Kind weg nehmen würden.


    Gruß Vera

  • Ich denke einfach, dass es sich leider immer noch viele Menschen einfach machen und sich nicht einmal die Mühe machen sich in andre hineinzuversetzen.... Leider.....


    Solange diese Menschen nicht selbst in dieser Lage sind, werden sie ihre Einstellung nur schwer ändern........


    Ihr macht das prima und dazu gehört ganz ganz viel... !


    *Viele Grüße Susayk*



    _____


    * Lass los, dass Du nicht ändern kannst*


    *Träume sind wichtig, sie gestalten Dein Leben u. Dein Handeln*


  • Wir haben in der Nachbarschaft zwei körperlich behinderte Geschwister (beide haben deformierte Beine und können sehr schlecht laufen). Auch das Reden fällt beiden sehr schwer, und man muss schon sehr genau zuhören, damit man die Kinder versteht. Das Mädchen ist 10 Jahre alt, der Junge 15 Jahre alt. Ich habe von Anfang an meine Tochter zum spielen in die Nachbarschaft gelassen, da ich weiß, was es heißt, ein "besonderes" Kind zu haben (meines ist ja auch eins ;)). Die Mädels haben sich von Anfang an sehr gut verstanden. Auch wenn es hin- und wieder mit der Verständigung Schwierigkeiten gab, war das für die Mädels kein Hinterniss. Man hat sich dann eben mit den Händen verständigt.


    Hier ist mir leider auch aufgefallen, dass diese Kinder ansonsten keine anderen Spielkameraden haben - und das finde ich so traurig. Das Mädchen hat eine schwere Gehbehinderung, was aber für uns kein Problem ist. Wenn sie zu uns zum spielen kommt, begleite ich sie die Treppen zum Kinderzimmer nach oben, und wenn sie nach unten möchte, auch wieder runter. Wo ist das Problem? Es gibt keins !!!Ich finde es nur schade, dass soviele Leute ein anscheinend ein RIESENPROBLEM daraus machen und darum ihre Kinder zum spielen nicht dorthin lassen. Ich kann so etwas beim besten Willen nicht verstehen.

    :amok: :amok: Out of controll :amok: :amok:


    :lgh :lgh :lgh :lgh :lgh :lgh :lgh :lgh

  • @ Sanny!
    Wow, wie kann man nur so arrogant und verachtend sein? Ich bin sprachlos. Die Dummen sterben nicht aus. :kopf


    Meine Tochter kann morgen einen Unfall mit ähnlichen Folgen haben, dann würde sie nicht weniger für mich wert sein als heute, wahrscheinlich sogar noch mehr. Während der SSW gibt es zigtausend Möglichkeiten, dass sich die Zellen anders bilden.


    Ich habe als Kind grosse Probleme mit meinen Augen gehabt und musste immer mit einem Augenpflaster herumlaufen. Ich kann mich noch sehr gut an die komischen Blicke erinnern, an die gemeinen Hänseleien und wie weh diese mir damals getan haben.


    Gerade heute beim Einkaufen haben wir neben einem besonderen Kind gestanden. Meine Tochter hat es angeschaut, man merkte, in ihrem Kopf passierte was, dann hat sie das Kind angelächelt, ein Lächeln kam zurück und wir sind weitergegangen. So einfach kann das sein.


    Mein :respekt für alle Eltern, die mit solch dummen Aussagen umgehen und die ihrem Kind erklären müssen.

    It takes a fool to remain sane. (The Ark)

    Einmal editiert, zuletzt von stubenhai ()

  • Also ich denke, es gibt 2 verschiedene Arten von solchen Leuten.
    Die ersten sind eigentlich nicht gegen "besondere" Kinder (ich mag diesen Ausdruck nicht) und traut sich aber auch nicht zu fragen und scheuen die Fragen ihrer Kinder.
    Die anderen sind einfach fies und ungerecht- meiner Meinung nach weniger vorhanden als die anderen-zum Glück.
    Denn man hat schon mit den ersten genug zu kämpfen.


    Durch Nico´s Erkrankungen weiß ich auch, wie Leute in der Öffentlichkeit einem gegenübertreten. Wenn jemand wüßte, wie oft ich über meinen Schatten gesprungen bin und mit meinem Kind so durch die Stadt gegangen bin wie er es wollte(z.B. als Hund an einer Hundeleine), und wenn jemand mal in einer solchen Situation ist- und wie schnell man auch reinkommen kann, sollten sich viele Leute mal Gedanken machen.


    Ich hoffe ihr kommt durch mein wirr-warr durch.
    Es ist für jeden, der ein "besonderes" Kind hat, ein harter Kampf jeden Tag, aber auch für die, die kein "besonderes" Kind haben, ist jeder Tag ein neues Erlebnis.

    Wenn Dir das Leben in den Arsch tritt,...nutze den Schwung um vorwärts zu kommen.
    Wenn Dir das Leben Zitronen bietet,...frag nach Tequila und Salz oder Ramazzotti ;)
    Wenn jemand zu Dir sagt: die Zeit heilt alle Wunden,...hau ihm in die Fresse und sag: "warte, is gleich wieder gut!!!" :-))

  • Ich habe gestern einen Bericht im Regionalfernsehen gesehen über zwei junge Männer die die tödliche Krankheit "Chorea Huntington" haben.Die Mutter der beiden Kinder , die bereits ihren Mann durch die Krankheit verloren hat, hat etwas gesagt, das mich total berührt hat und heute den ganzen Tag verfolgt.
    Sie sagte sie beziehe ihre Kraft aus dem Glauben und sie habe mal gehört, das
    Gott den Menschen niemals mehr aufbürdet als sie verkraften können. Sie meinte, der liebe Gott scheine ihr eine ganze Menge zu zu trauen und lächelte dabei.


    Ich habe davor den allergrößten Respekt.


    In meiner näheren Umgebung gibt es einige Mamas mit "besonderen" Kindern und ich höre oft, welche Probleme sie haben. Manche Menschen sind halt kalt und gefühllos, das wird sich niemals ändern.
    Dabei erlebe ich gerade bei den Müttern immer wieder, welch großes Geschenk gerade ein behindertes Kind sein kann.