Diagnose: ADHS

  • Hallo ihr Lieben,


    Vor einer Woche haben wir die Diagnose ADHS erhalten (also, eigentlich sie, aber es betrifft ja unser beider Alltag, drum sag ich "wir"). Ich bin grad dabei, mich etwas intensiver mit der Thematik zu befassen, mich zu belesen, mich mit meinem Ex kurzzuschließen, unseren Tagesablauf umzustrukturieren etc...


    Unabhängig davon hat mich die Klassenlehrerin am selben Tag in die Schule einbestellt, da ihr wohl auch einige Dinge aufgefallen sind, die für ADHS sprechen (sie wusste nicht, dass wir deswegen beim Psychologen waren, das war also wirklich komplett unabhängig. Wobei- sie musste natürlich auch einen Fragebogen ausfüllen, wahrscheinlich hat sie sich also schon so etwas gedacht). Mit beim Gespräch dabei war ein wirklich engagierter Kollege aus der Förderschule, der die Lehrer der Grundschule beim Umgang mit ADHS-Kindern unterstützt. Beide fanden es toll, dass ich das "von alleine" abklären habe lassen und dass ich auch schon einen Termin bei einer Verhaltenstherapeutin ausgemacht habe (ich habe es tatsächlich geschafft, in der einen Stunde zwischen Psychologe und Schule eine Therapeutin zu erreichen und auch noch einen Termin im Februar zu ergattern :wow - ich war selber ganz verblüfft). Wir hatten ein sehr konstruktives Gespräch, in dessen Verlauf wir uns überlegt hatten, wie wir den Alltag für meine Maus in der Schule stressfrei gestalten können. Ihr Hauptproblem liegt darin, dass sie in anderen Menschen nicht "lesen" kann und keinen Plan hat, wie sie z.B. positiven Kontakt knüpfen und auch halten kann. Außerdem ist es ihr einfach nicht möglich, Ordnung an ihrem Platz in der Schule zu halten. Der Lehrer hat gemeint, das liegt daran, dass sie einfach nicht in der Lage ist, Strukturen für sich zu erstellen und sich daran zu halten - sowohl innerhalb ihres Kopfes, als auch außerhalb.
    Zappelig ist sie natürlich auch, wobei sie neben der ganzen Hibbelei hervorragend im Unterricht mitarbeitet. Sie ist halt nur einfach immer irgendwie in Bewegung. Von den Noten her steht sie zwischen 2 und 3, da kann ich also auch nicht meckern.


    Somit sind wir also zunächst einmal auf dem Weg. Ich versuche mir klar zu machen, dass sie für manche Dinge einfach nichts kann, dass ich ihr keine großen Aufgaben geben darf, sondern diese in "kleine Häppchen" aufteile etc. Ich bin dabei, eine Mutter-Kind-Kur zu beantragen, dieses Mal allerdings mit meiner Tochter als "Behandlungskind". Drei Jahre sind eh schon um, bis alle Ärzte die Anträge ausgefüllt haben etc. dauert es eh noch ein bisschen, und ich hoffe, aufgrund dessen, dass bei meiner Tochter eine Neuerkrankung vorliegt, dürfen wir schon etwas früher wieder fahren; ich peile jetzt mal so grob den Oktober an, in einer Klinik im Schwarzwald; vielleicht ja sogar zu der Zeit, in der das Treffen im Europapark geplant ist? Das würde ja prima passen.


    Trotzdem fühle ich mich ein bisschen überfahren von der ganzen Situation. Vor allem die Frage: "Medikamente oder keine Medikamente?" treibt mich um. Einerseits habe ich (und auch mein Ex) extreme Bauschmerzen dabei, unser Kind mit einem Amphetamin vollzupumpen. Ich empfinde es nicht so, dass unser Alltag und vor Allem unser Kind durch das ADHS so eingeschränkt ist, dass dieser Schritt gerechtfertigt wäre. Vor Allem, wenn ich die gelisteten Nebenwirkungen bedenke: Gefahr des Minderwuchses, Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit, Bluthochdruck usw.
    Andererseits hat die Psychologin gemeint, dass es im momentanen Zustand vor Allem aufgrund ihrer Unstrukturiertheit aus ihrer Sicht unmöglich ist, dass sie aufs Gymnasium gehen kann, obwohl sie im Intelligenztest ein deutlich überdurchschnittliches Ergebnis vor allem im sprachlichen, aber auch im logischen Bereich erzielt hat, es "vom Kopf her" also könnte. Sie ist jetzt in der dritten Klasse, in ziemlich genau einem Jahr wird es sich für sie also entscheiden, welche Schulart sie besuchen wird. Das heißt, ab September gehen die Vorbereitungen für das "Grundschulabitur", wie es hier mehr oder weniger scherzhaft genannt wird, los. Es ist nun grundsätzlich nicht so, dass ich mein Kind mit aller Gewalt auf dem Gymnasium sehen möchte. Ich habe mir geschworen, keine Nachhilfelehrer etc. zu bemühen (auch das ist hier durchaus üblich). Unterricht, Hausaufgaben und maximal 1/2 Stunde zusätzliches Üben müssen reichen. Allerdings frage ich mich schon, ob ich ihr nicht eine Chance verbaue, wenn sie es mit Medikamenten vielleicht locker packen könnte. Das weiß ich aber erst hinterher. Und sie hat ja auch immer noch viele Möglichkeiten, ihr (Fach)Abitur nach der Regelschulzeit nachzumachen. Fos, Bos, das Spätberufenenkolleg im Nachbarort... da gibt es wirklich einiges. Ach, ich weiß es einfach nicht. Ich bin wirklich hin und her gerissen.


    Meine Mutter ist bei diesem Thema auch keine große Hilfe. Ihrer Meinung nach ist ADHS eine Modeerkrankung, die sich mit ausreichend Bewegung und Erziehung vermeiden lässt bzw. mit der die Lehrer lebhafte Kinder abstempeln und die Verantwortung weiterreichen wollen. Und außerdem erklärt sie mir, seitdem ich ihr von der Diagnose erzählt habe, dass ich ja auch nicht die Ordentlichste sei und das Kind das wohl "nicht gestohlen" hätte. Ja, das mag ja sein, aber nur, weil ich evtl. ein ähnliches Problem habe, heißt das ja nicht, dass ich meiner Tochter bei ihren Problemen nicht zu helfen brauche. Im Gegenteil - vielleicht sollte ich selbst mir auch Hilfe suchen.


    Meine Tochter selbst hat die Diagnose ganz schön mitgenommen, weil sie das Gefühl hat, "nicht richtig" zu sein. Ich habe mich, so gut ich konnte, bemüht, ihr die positiven Seiten näherzubringen - dass wir jetzt wissen, wo die Ursache vieler ihrer Probleme liegt, dass wir da ganz gezielt ansetzen können, um ihr zu helfen; dass sie in der Schule besser unterstützt werden kann usw. Und dass ich sie natürlich mindestens ganz genauso lieb habe wie vorher. Dass ich mir gar kein besseres Kind für mich vorstellen kann als sie. Dass das eben ein Teil ihrer Persönlichkeit ist, der zu ihr gehört und mit dem wir lernen werden, uns zu arrangieren. Trotzdem merke ich, wie sie grübelt und wie es an ihr nagt.


    Insgesamt fühle ich mich im Moment ziemlich ausgelaugt und verunsichert. Und auch ein bisschen wie eine schlechte Mutter (das sagt mir mein Bauch, obwohl mein Kopf mir erklärt, dass ADHS ja angeboren und nicht anerzogen ist).


    LG, JayCee

    Man sitzt insgesamt viel zu wenig am Meer...

  • Vor allem die Frage: "Medikamente oder keine Medikamente?" treibt mich um. Einerseits habe ich (und auch mein Ex) extreme Bauschmerzen dabei, unser Kind mit einem Amphetamin vollzupumpen. Ich empfinde es nicht so, dass unser Alltag und vor Allem unser Kind durch das ADHS so eingeschränkt ist, dass dieser Schritt gerechtfertigt wäre. Vor Allem, wenn ich die gelisteten Nebenwirkungen bedenke: Gefahr des Minderwuchses, Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit, Bluthochdruck usw.


    Hi,


    ich kann dir ein wenig aus unserer Erfahrung berichten.


    Mein Sohn war/ist auch ein ADHS-Kind. Er konnte auch nicht die Emotionen lesen. Das hat er aber durch verschiedene Trainigs und Verhaltenstherapien gelernt. Die Kehrseite ist nämlich auch, dass diese Kinder meist nicht nur die anderen "nicht lesen können", sondern auch die eigenen Gefühle nicht sortieren, benennen, einordnen können.


    Er hat auch für einige Jahre Medikamente bekommen (mir ist das alles andere als leicht gefallen). Aber nur so war er damals in der Lage alles andere tatsächlich zu lernen. Erst wenn sozusagen eine "erzwungene" Ordnung im Kopf ist (eigentlich es es komplizierter und schwieriger zu erklären. Aber stell dir vor, dass du alle Geräusche, egal ob wichtig oder unwichtig, gleich laut hörst und dich nicht auf ein Geräusch fokussieren kannst und das dann eben übertragen auf alle Sinne) dann sind diese Kinder in der Lage all das zu lernen und umzusetzen ,was unsere anderen Kindern sozusagen im "vorbeigehen" einfach so erlernen.
    Wenn sie sich konzentrieren wollun oder müssen kostet das sie schon so viel Kraft, das eben oft nicht mehr genügend für die eigentliche Aufgabe (z.B. rechnen) übrig ist.


    Meinem Sohn hat es geholfen. Er hat mit den Medis vieles erst mitbekommen". Das hat er auch so geäußert. Allerdings hatten wir auch eine super Therapeutin, die mit ihrem Team und begleitet hat. Es gab für ihn und uns Eltern verschiedene Angebote und es gab engmaschige Kontrollen von Blut, Gewicht, Größe etc. Auch ein EEG wurde zu Anfang gemacht. Mit Medi-Pausen in allen Ferien und auch an den WE, Kontrollkonzentrationstest (immer vor und nach den Sommerferien) wurde immer mal geguckt, ob es auch ohne geht und was sich verändert hat. Zum Glück gehörte mein Sohn zu den Kindern, bei denen in der Pubertät sich einiges getan hat. Und inzwischen ist er seit Jahren Medifrei. An der einen oder anderen Stelle merkt man die Erkrankung zeitweise duchaus noch ein wenig, aber nie mehr so auffällig.


    Wenn man verantwortungsvoll damit umgeht, ein gutes Auge darauf hat, mit dem Kind sprich und sich berichten lässt, wie es sich unter Medikamenten fühlt (man muss nicht so hochdosieren, dass das Kind wie ne wandelnde Schlaftablette durch die Gegend läuft), Therapie- und Verhaltenstrainings annimmt, dann ist es einen Versuch wert und das Kind kann durchaus davon profitieren.


    Allerdings würde ich keine Medis geben, wenn der Therapeut das als alleiniges "Heilmittel" präsentiert und keine begleitendenden Angebote macht

  • Junior bekam die ADHS-Diagnose in der 3. Klasse. Da war er dann massiv auffällig in der Schule. Davor schon viel er durch Konzentrationsprobleme auf und war in einer Konzentrationsgruppe. "So weit - so gut"


    Bei Junior kam so nach und nach noch mehr an Diagnosen dazu. Er hat eine sozial-emotionale Entwicklungsstörung und AWVS (Auditive Wahrnehmungs- und Verarbeeitungssstörung im Bereich Sprachverstehen). Im ersten Jahr ca. haben wir es erst einmal mit Therapien und ohne Medikamente versucht. Ebenso wurde ein Schulbegleiter beantragt. Junior bekam Ergotherapie und später dann Neurofeedback. Das hatte schon einiges gebracht. Nachdem ersten Jahr bekam er dann Ritalin und das war der Durchbruch.
    Kind fühlte sich damit deutlich wohler, konnte konzentrierter arbeiten und war nicht mehr so unruhig. Der Schulbegleiter blieb bis zum Ende der vierten Klasse.


    Seit dem Sommer geht Junior auf eine Sekundarschule, ohne Schulbegleiter und es klappt super. Er ist einer der besten Schüler der Klasse. Da er an 3 Tagen in der Woche bis 15.30 h Unterricht hat wurde lediglich sein Medikament von Langzeit auf retard umgestellt. Die Dosierung ist die gleiche geblieben wie zu beginn.


    Was unsere Kinder brauchen ist ganz viel Verständnis, feste Strukturen und ganz viel Liebe und Aufmerksamkeit.

  • Zitat

    Meine Mutter ist bei diesem Thema auch keine große Hilfe. Ihrer Meinung nach ist ADHS eine Modeerkrankung, die sich mit ausreichend Bewegung und Erziehung vermeiden lässt bzw. mit der die Lehrer lebhafte Kinder abstempeln und die Verantwortung weiterreichen wollen. Und außerdem erklärt sie mir, seitdem ich ihr von der Diagnose erzählt habe, dass ich ja auch nicht die Ordentlichste sei und das Kind das wohl "nicht gestohlen" hätte. Ja, das mag ja sein, aber nur, weil ich evtl. ein ähnliches Problem habe, heißt das ja nicht, dass ich meiner Tochter bei ihren Problemen nicht zu helfen brauche. Im Gegenteil - vielleicht sollte ich selbst mir auch Hilfe suchen.


    :motz: Entschuldige bitte, nichts gegen deine Mutter, aber das ist so eine ganz typische Reaktion von Menschen, die keine Ahnung haben.


    Noch netter ist dann ADS (die "Träumer-Variante"). Die Kinder hat man früher träumen lassen, alles gut, es ist doch völlig egal, ob die Kinder etwas mitbekommen oder nicht. Lass sie träumen und abschalten, sie fallen ja eh nicht auf. Überspitzt formuliert: lass sie dumm werden oder bleiben, die kriegen ja eh nichts mit. Entschuldigung, aber man kann es sich auch sehr leicht machen. Es ist immer einfacher, das Problem auf andere, auf die Erziehung, auf sonstwas zu schieben, statt sich zu informieren.


    ADS / ADHS ist laut Stand der Forschung vererblich. Es soll diverse, auch genetische Einflussfaktoren geben, die letztendlich Veränderungen in neuronalen Regelkreisen zur Folge haben. Bei ADHS-Kindern konnten Veränderungen im Neurotransmittersystem nachgewiesen werden. Wenn man das dann auf Bewegung und Erziehung reduziert, kann ich eigentlich nur noch mit dem Kopf schütteln.


    Ein Gedanke ist natürlich, auch mal bei sich selbst zu schauen. Seitdem ich mich mit der Materie etwas mehr auseinander gesetzt habe, sind mir auch bei mir selbst Dinge aufgefallen, die passen.


    Mach dir keine Vorwürfe und lasse dir auch keine machen! Ich denke schon, dass du auf einem guten Weg bist, da du die Probleme nicht verdrängst oder wegdrückst (so, wie es früher gemacht wurde...). Die Frage nach den Medikamenten kann dir jedoch niemand abnehmen. Mein Sohn bekommt sie, er ist wahrhaftig nicht klein, hat selten Kopfschmerzen, er ist nicht zu dünn. Im Gegenteil, seitdem er die Medikamente bekommt, habe ich endlich das Gefühl, er kommt bei sich selbst an. Wobei ich dazu sagen muss, dass er lange Zeit wohl eher zu der ADS-Fraktion gehörte, also zu den Kindern, die nicht auffallen, sich aber permanent "wegbeamen". Er sagte auch oft selbst: "Ich höre nicht alles, bekomme oft nicht mit, was andere sagen." Im Verlauf der Pubertät(?) "wurde" aus dem ADS mittlerweile ein aktuell recht stark ausgeprägtes ADHS-Syndrom (diagnostiziert in einer Kinder- und Jugendrehaklinik). Vielleicht war es bei ihm auch so, dass er immer schon ein ADHS'ler war, sich nur auf Grund meiner Erziehung und viel Bewegung jahrelang extrem zusammen gerissen hat. Im Kindergartenalter ging es meinem Sohn jedenfalls wunderbar. Er besuchte einen Kindergarten mit offener Konzeption und tobte sich 3 Jahre lang in der Turnhalle des Kindergartens aus. Auch nachmittags war er permanent in Bewegung und Aktion. Das Problem kam dann in der Schule... er musste ja still sitzen. Ich vermute jedenfalls, dass er sich dann selbst komplett verpackt hat, und die erste Diagnose in der 7. Klasse lautete dann ADS. In der Schule war er abgesehen davon, dass er ständig mit irgendwelchen Gegenständen spielte, unauffällig. Und das ist das Traurige: solche Kinder fallen nicht auf und dann wird auch weder hingesehen, noch reagiert. Ob meine These "wissenschaftlich haltbar" ist, weiß ich nicht. Es sind nur meine Beobachtungen über die Jahre hinweg.


    Jedenfalls bereue ich es nicht, dass wir (er entscheidet natürlich mit - man kann nur mit dem Kind arbeiten) uns für Medikamente entschieden haben. Mein Sohn nimmt sie nicht gerne, aber freiwillig. Er ist mittlerweile in einem Alter, in dem ich die Entscheidung ihm überlasse. Der Unterschied ist gewaltig.

  • Insgesamt fühle ich mich im Moment ziemlich ausgelaugt und verunsichert. Und auch ein bisschen wie eine schlechte Mutter (das sagt mir mein Bauch, obwohl mein Kopf mir erklärt, dass ADHS ja angeboren und nicht anerzogen ist).


    Warum, denkst Du, hast Du dieses Bauchgefühl? Ich denke, Du hast das Richtige gemacht und Deiner Tochter Positives vermittelt. Leider steckt im Namen "Schwäche", aber es ist eben wohl eher eine Einschränkung, mit der man - wie die anderen Berichte hier verdeutlichen - lernen kann, zu leben. Meine Tochter hat einen Mitschüler, bei dem ADHS diagnostiziert wurde, der eben so seine Eigenheiten hat, die aber von seinen Mitschülern akzeptiert werden. Dass er nicht stigmatisiert wird, ist sicher auch Verdienst der Klassenlehrerin.


    Wenn Deine Tochter nun aufgrund der Diagnose die Unterstützung bekommt, welche für sie gut ist (Schulbegleitung? Therapie?), abgesehen von der liebevollen Zuwendung, die sie von Dir erfährt, dann ist das doch eine gute Grundlage für sie, um das Ganze selbst positiver sehen zu können. Ich sehe es als äußerst positiv, dass sich die Klassenlehrerin da so engagiert und mit Dir zusammenarbeitet.


    Gut, dass Du Deine Tochter nicht wegen der weiterführenden Schule unter Druck setzt. Gut auch, dass Du Dir Hilfe geholt hast, damit Deine Tochter den Schulalltag als stressfrei erleben kann. Hat sie Freizeitaktivitäten, welche ihr Freude machen und bei denen sie ihre Stärken und Begabungen einsetzen kann? Wie ist der Kontakt zu ihren Mitschülern, wie gut ist sie in die Klasse integriert?

  • Junior steht übrigens nicht unter Dauermedikation. Er nimmt sein Medikament nur an Schultagen. Am WE und in den Ferien braucht er es nicht zunehmen außer er muss üben, denn das geht nicht ohne.


    So wurde das bei uns auch gehandhabt. Und nach Absprache wurde auch mal während der Schulzeit getestet, ob es ohne geht.


    JayCee:


    Du musst dich nicht als schlechte Mutter fühlen (das tust du, weil andere das evtl. so signalisieren)


    Ich hatte mir angewöhnt, den Menschen, die mich kritisiert haben, weil ich mein Kind mit Psychopharmaka "vollgestopft" habe, einen Vergleich zu geben: Ein Kind das Diabetis hat versorgt man mit Insulin. Die Erkrankung sieht man auch nicht, evtl. sieht man die Auswirkungen. Da würde niemand auf die Idee kommen, den Eltern zu raten einfach die Ernährung umzustellen oder den Eltern vorwerfen etwas falsch zu machen. Da gäbe es keine Diskussion, ob man die notwendige Behandlung dem Kind verweigert.
    Ähnlich ist es auch bei unseren Kindern. Es wäre fahrkässig ihnen die notwendige Behandlung zu verweigern, nur weil es Menschen gibt, die an der Erkrankung zweifeln (es gibt sicher Aluhutträger, die auch behaupten ,dass es keine Diabetis gibt)


    Mache das, was du für DEIN Kind als richtig empfindest. Und deinem Kind kannst du es sicher gut erklären. Jedes Kind ist anders und manche brauchen eben mehr oder andere Unterstützung als die Mehrzahl der anderen. Das ist nicht schlimmes, sondern einfach eine Hilfe.Genauso wie Fiebersaft, Impfungen, ein Pflaster oder die Nachhilfe für Mathe ;-)

  • Vielen lieben Dank für eure tollen, wirklich hilfreichen Antworten.


    Allerdings würde ich keine Medis geben, wenn der Therapeut das als alleiniges "Heilmittel" präsentiert und keine begleitendenden Angebote macht


    Das ADHS wurde in einer ambulanten Außenenstelle der Heckscher-Kliniken diagnostiziert. Im Abschlussgespräch wurden mir sowohl Verhaltenstherapie, als auch Medikamentengabe empfohlen, mit dem Zusatz, dass sie verpflichtet sei, mir beides zusammen nahezulegen. Ein wenig klingt das für mich so, als ob sie da selber nicht so 100%ig dahintersteht, was meine Hin- und Hergerissenheit nicht gerade verringert.



    Was unsere Kinder brauchen ist ganz viel Verständnis, feste Strukturen und ganz viel Liebe und Aufmerksamkeit.


    Das mit den festen Strukturen fällt mir selbst auch nicht gerade leicht - vor allem da wir durch meinen Job keine festen, jeden Tag gleichen Abläufe haben können. Jetzt in den Ferien habe ich damit experimentiert, mit ihr zusammen jeden Morgen einen "Stundenplan" zu schreiben, mit dem wir unseren Tag planen - inclusive Pausen und Kuschelzeiten. Das findet sie total super. Ich suche grade noch im Internet nach einer Lösung (am liebsten einen abwischbaren, magnetischen Wochenplaner, bei dem die Tage in Stunden eingeteilt sind und am allerbesten noch zweispaltig sind- eine für sie, eine für mich), aber ich fürchte fast, da muss ich mir selber was zusammenbasteln.


    Ein Gedanke ist natürlich, auch mal bei sich selbst zu schauen. Seitdem ich mich mit der Materie etwas mehr auseinander gesetzt habe, sind mir auch bei mir selbst Dinge aufgefallen, die passen.


    Da stimme ich dir zu, so geht es mir auch :lach


    Warum, denkst Du, hast Du dieses Bauchgefühl?


    Ich denke, dass da zum einen die schon beschriebene Einstellung meiner Mutter etwas damit zu tun hat, und andererseits auch Äußerungen aus dem Umfeld ("Da müsste man halt schon mal was im Elternhaus tun" - die Trainerin, ein anonymer Brief darüber, wie sehr Helikoptereltern ihren Kindern schaden - ich denke, von irgendeiner Mutter aus ihrer ehemaligen Klasse usw). Was mir auch sehr zu schaffen gemacht hat war, als sie mit ihrer besten Freundin mehrere Tage auf einem Ponyhof war und wir die Beiden abgeholt haben. die Mutter des anderen Mädchens bekommt gesagt, wie lieb und wohlerzogen ihre Tochter doch sei - bei meiner hieß es, dass sie schon häufig unangenehm aufgefallen sei, sich nicht an Regeln halten wollte und bei den anderen Kindern häufig angeeckt sei. Das summiert sich und hinterlässt eben - ein blödes Bauchgefühl.


    Leider steckt im Namen "Schwäche"


    Ehrlich? :hae: Ich dachte, das heißt Aufmerksamkeits Defizit Hyperaktivitäts Syndrom. Liege ich da so falsch? Wobei es ja eigentlich auch egal ist...


    Wenn Deine Tochter nun aufgrund der Diagnose die Unterstützung bekommt, welche für sie gut ist (Schulbegleitung? Therapie?), abgesehen von der liebevollen Zuwendung, die sie von Dir erfährt, dann ist das doch eine gute Grundlage für sie, um das Ganze selbst positiver sehen zu können. Ich sehe es als äußerst positiv, dass sich die Klassenlehrerin da so engagiert und mit Dir zusammenarbeitet.


    Für eine richtige, eigene Schulbegleitung ist sie nicht eingeschränkt genug.Es wird versucht, dass ca. 2x die Woche jemand ihr hilft, ihre Sachen in der Schule zu ordnen, mehr ist leider nicht drin. Dass die Lehrerin da so engagiert ist finde ich auch toll, ehrlich gesagt, hat sie mich damit ganz schön positiv überrascht.


    Hat sie Freizeitaktivitäten, welche ihr Freude machen und bei denen sie ihre Stärken und Begabungen einsetzen kann? Wie ist der Kontakt zu ihren Mitschülern, wie gut ist sie in die Klasse integriert?


    Sie macht Kampfsport, schwimmt und geht zu den Pfadfindern (Reiten liegt momentan auf Eis, aus verschiedenen Gründen), alles mit riesengroßer Begeisterung. Zusätzlich trifft sie sich noch ca. alle 2 Wochen einmal mit der Freundin, mit der sie auf dem Ponyhof war, und einmal die Woche kommt meistens unser Nachbarmädchen, mit der sie auch in die Klasse geht, zu uns, die beiden machen Hausaufgaben zusammen und spielen dann bis Abends. In die Klasse integriert ist sie nicht so wirklich, das ist eben eines ihrer Hauptprobleme. Allerdings ist es deutlich, deutlich besser als in ihrer alten Klasse (davon habe ich mal in einem anderen Thread geschrieben), den Schulwechsel haben wir beide keine Sekunde bereut.


    Lustigerweise wurde bei dem Nachbarmädchen auch gerade ADHS diagnostiziert. Trotzdem (oder vielleicht genau deswegen) verstehen die Beiden sich hervorragend, es klappt auch super, wenn die zwei zusammen Hausaufgaben machen - im gleichen Raum, aber an verschiedenen Tischen. Ich räume derweil meist die Küche auf, so dass ich die Beiden zwar im Auge habe, aber nicht so präsent bin. Meistens sind sie nach etwa einer halben Stunde fertig.




    Ich warte jetzt erst mal den Termin zum Erstgespräch bei der Verhaltenstherapeutin ab - der ist ja immerhin schon in einer Woche -, und versuche gleichzeitig, unserem Alltag ein gewisses verlässliches Gerüst zu geben. Und warte ab, wie es sich dann entwickelt. Die Angst vor den Medikamenten konntet ihr mir ein wenig nehmen, vielen Dank dafür. Trotzdem möchte ich erst einmal sehen, wie die Verhaltenstherapie anschlägt.


    LG, JayCee

    Man sitzt insgesamt viel zu wenig am Meer...

  • Ich dachte, das heißt Aufmerksamkeits Defizit Hyperaktivitäts Syndrom


    Oder Störung. Danke für den Hinweis, ich gestehe meinen Irrtum. Mit Schwäche hat das nichts zu tun, aber auch Störung empfinde ich als unpassend. So, als wäre man irgendwie gestört. Du hast aber recht, wichtiger als der Name ist das, was es im Praktischen für Euch für Auswirkungen hat.

    Sie macht Kampfsport, schwimmt und geht zu den Pfadfindern (Reiten liegt momentan auf Eis, aus verschiedenen Gründen), alles mit riesengroßer Begeisterung. Zusätzlich trifft sie sich noch ca. alle 2 Wochen einmal mit der Freundin, mit der sie auf dem Ponyhof war, und einmal die Woche kommt meistens unser Nachbarmädchen, mit der sie auch in die Klasse geht, zu uns, die beiden machen Hausaufgaben zusammen und spielen dann bis Abends.


    Das klingt doch überaus positiv, ich finde es toll, das zu lesen. Damit ist sie, glaube ich, sogar besser integriert als manch anderes Kind.


    Jetzt in den Ferien habe ich damit experimentiert, mit ihr zusammen jeden Morgen einen "Stundenplan" zu schreiben, mit dem wir unseren Tag planen - inclusive Pausen und Kuschelzeiten.


    Tolle Idee. Wie wäre es denn, auf Haftnotizen "generische" Aktivitäten (z. B. Essen, Kuscheln, Lesen, Vorlesen, Musikhören usw.) zu schreiben, welche sich dann in ein Stundenraster aufkleben lassen? Wenn Ihr morgens den Plan gemeinsam entworfen habt, könntet Ihr dann abends eine Rückschau halten, wie der Tag tatsächlich war, was besonders schön war usw. Und man müsste nicht alles neu schreiben.


    die Mutter des anderen Mädchens bekommt gesagt, wie lieb und wohlerzogen ihre Tochter doch sei - bei meiner hieß es, dass sie schon häufig unangenehm aufgefallen sei, sich nicht an Regeln halten wollte und bei den anderen Kindern häufig angeeckt sei.


    Nimm es Dir nicht so zu Herzen. Vermutlich hat die Frau vom Ponyhof keine Ahnung von ADHS und den damit verbundenen Schwierigkeiten, sich an Regeln zu halten. Aber ich denke, auch das lässt sich bis zu einem gewissen Grad einüben, damit Deine Tochter nicht ausgegrenzt oder gar gemobbt wird.


    Die Angst vor den Medikamenten konntet ihr mir ein wenig nehmen, vielen Dank dafür. Trotzdem möchte ich erst einmal sehen, wie die Verhaltenstherapie anschlägt.


    Finde ich sehr sinnvooll, zu schauen, wie weit man da therapeutisch kommt, und wo ggf. die Einnahme von Medikamenten erforderlich ist. Kommt vermutlich auch darauf an, welche Nebenwirkungen solche Medikamente haben. Ich denke, damit seid Ihr auf einem guten Weg.

  • Entschuldige bitte, nichts gegen deine Mutter, aber das ist so eine ganz typische Reaktion von Menschen, die keine Ahnung haben.



    Genau, da muss ich Maumau Recht geben! Es ist wirklich so, dass man nur mit wenig Leuten über das Thema ADS/ADHS sprechen kann, weil diese einfach keine Ahnung von der Thematik haben! :kopf:ohnmacht:


    ADS / ADHS ist laut Stand der Forschung vererblich. Es soll diverse, auch genetische Einflussfaktoren geben, die letztendlich Veränderungen in neuronalen Regelkreisen zur Folge haben. Bei ADHS-Kindern konnten Veränderungen im Neurotransmittersystem nachgewiesen werden. Wenn man das dann auf Bewegung und Erziehung reduziert, kann ich eigentlich nur noch mit dem Kopf schütteln.



    Genau so ist es, wie Maumau es schreibt. Ich spreche selbst aus Erfahrung.

    "Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar" (Antoine de Saint-Exupéry)

  • Die Kinder können nichts dafür, dass sie "anders" sind und anderen durchaus auch mal auf die Nerven gehen, weil sie Grenzen überschreiten. Oft merken sie es nicht mal selbst, stellen aber fest, dass sie anecken.


    Man muss aber auch bedenken, dass Ritalin unter der Batäubungsmittelgesetz fällt. Das heißt z.B.: für jeden Auslandsaufenthalt braucht man zunächst einmal eine Bescheinigung des Psychologen, dass das Medikament notwendig ist. Mit dieser Bescheinigung geht man dann zum Gesundheitsamt, die das Schreiben des Psychologen bestätigen.

  • Man muss aber auch bedenken, dass Ritalin unter der Batäubungsmittelgesetz fällt. Das heißt z.B.: für jeden Auslandsaufenthalt braucht man zunächst einmal eine Bescheinigung des Psychologen, dass das Medikament notwendig ist. Mit dieser Bescheinigung geht man dann zum Gesundheitsamt, die das Schreiben des Psychologen bestätigen.

    Und darf das Medikament nur genau abgezählt mitnehmen,
    ABER nimmt der Betroffene es nur an den Schultagen und nicht am WE und in den Ferien dann erübrigt sich das Prozedere. Und ist ein Kind so "auffällig", dass es das Medikament durchgehend nehmen muss, dann muss man sich eben drum kümmern.
    Und jetzt mal ganz ehrlich wir Eltern von ADHS Kindern sind es eigentlich gewöhnt Stolperssteine aus dem Weg zu räumen.



    @ JayCee
    Wir haben nur in sofern einen festern Tagesablauf, dass er in der Regel immer nach Schema F abläuft. Es gibt keinen Plan wan was erledigt werden muss. Vieles im Umgang mit meinem Sohn versuche ich mit Humor zu nehmen. Denn wir beide drüber lachen können ist es schon gar nicht mehr so schlimm. Und lachen wir, dann bockt er auch nicht wie ein wildgewordenes Pferd.
    Das ist bei uns tatsächlich der Schlüssel zu einem tollem Miteinander. Neben viel Liebe, Verständnis und Aufmerksamkeit.

  • Ich wollte nur kurz noch ergänzen, dass es neben Ritalin ja auch noch andere Medikamente gibt, die den ähnlichen Wirkstoff wie Ritalin haben. Aber ich denke, dass wissen die Meisten hier schon. ;-)


    Was ich nicht verstehe: Früher wurde Ritalin ja sofort bei den ersten Anzeichen verschrieben, sobald ein Kind durch Zappelei etc. auffiel. Heutzutage dagegen ist es ein wahrlicher Kampf, überhaupt das entsprechende Medikament zu bekommen in Kombination mit Verhaltenstherapie fürs Kind. Unsere Kinder leiden ja auch sehr darunter, weil sie ja schon merken, dass sie mit ihrem ungewollten Verhalten anecken usw. :(

    "Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar" (Antoine de Saint-Exupéry)

    Einmal editiert, zuletzt von Sonnenschein12 ()

  • Ich weiss nicht, ob ihr es kennt, aber es gibt da echt ein nettes Buch, welches die Vorzüge von ADHS ganz nett beschreibt. Leider weiss ich nicht mehr, wie das Buch genau heisst, so die Richtung "Glückwunsch, du hast ADHS!" oder so. Jedenfalls steht in dem Buch unter anderem drin, dass Menschen mit ADHS in der Steinzeit anhand ihrer Fähigkeiten super einsetzbar waren, wie z.B. alles Mögliche an Gefahren um sie herum aufzuspüren und und und... Leider sind einige dieser Fähigkeiten in unserer heutigen Zeit einfach nicht brauchbar. :(
    Das Buch ist echt toll geschrieben und beleuchtet die positiven Eigenschaften von Kindern und auch Erwachsenen mit ADHS näher. :sonne

    "Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar" (Antoine de Saint-Exupéry)

  • Was ich nicht verstehe: Früher wurde Ritalin ja sofort bei den ersten Anzeichen verschrieben, sobald ein Kind durch Zappelei etc. auffiel. Heutzutage dagegen ist es ein wahrlicher Kampf, überhaupt das entsprechende Medikament zu bekommen in Kombination mit Verhaltenstherapie fürs Kind.


    Das hat den Hinergrund, dass es sich in den letzten Jahren leider eingebürgert hat, dass beim kleinsten Anzeichen von "Zappeligkeit" die Eltern zum Arzt gerannt sind und laut nach Ritalin gebrüllt haben. Oft wurde es dann verschrieben und zwar ohne begleitenden Therapien (denn das KInd ist ja wieder ruhig und alles andere kostest Zeit). Ich kann dir auf Anhieb in unserem Kreis fast 1 Duzend Kinderärzte nennen, die ohne Diagnostik und "auf Zuruf" Ritalin/Medikinet verschrieben haben. Man sollte auch nicht aus den Augen verlieren, dass diese Medikamente auch als leistungssteigernd gelten (sind unter Studenten während der Prüfungsphasen sehr beliebt) und auch deshalb gerne von übereifrigen Elern gegeben werden.


    Auch war wohl auffällig, das eine Vielzahl der vermuteten AD(H)S-Kinder diese Auffälligkeiten erst nach einer Trennung der Eltern zeigten (womit ich nicht sagen will... na, ihr wisst schon)


    Ich finde es richtig, dass man erst eine ausführliche Diagnostik macht und auf begleitende Therapien besteht (um bei Diabetis zu bleiben. Insulin bekommt man auch nicht verschrieben, weil man dem Arzt sagt, dass man seit Wochen sehr viel Durst hat und ungewöhnlich viel abgenommen hat)


  • Heutzutage dagegen ist es ein wahrlicher Kampf, überhaupt das entsprechende Medikament zu bekommen in Kombination mit Verhaltenstherapie fürs Kind. Unsere Kinder leiden ja auch sehr darunter, weil sie ja schon merken, dass sie mit ihrem ungewollten Verhalten anecken usw. :(


    Genau SO erlebe ich es auch!!!

  • Leider kann ich auch nur aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis berichten, es werden erstmal lieber irgendwelche Tabletten verschrieben. Allein Ergotherapie zu bekommen ist oft ein Krampf oder auch Alternativen wie das Marburger Konzentrationstraining.
    Ansonsten hat man nur noch die Möglichkeit der Tagesklinik in einer KJP, Wartezeit bis zu 6 Monate und nur Betreuung durch diese (ist die einzige im Umkreis von 40 km). Bei uns gibt es keine niedergelassene Kinder und Jugend Psychiater.


    ADHS Kinder werden dann auch sehr gerne aus der Grundschule "gekickt" und solange mürbe gemacht, bis man freiwillig in die Förderschule wechselt.

  • Leider kann ich auch nur aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis berichten, es werden erstmal lieber irgendwelche Tabletten verschrieben. Allein Ergotherapie zu bekommen ist oft ein Krampf oder auch Alternativen wie das Marburger Konzentrationstraining.
    Ansonsten hat man nur noch die Möglichkeit der Tagesklinik in einer KJP, Wartezeit bis zu 6 Monate und nur Betreuung durch diese (ist die einzige im Umkreis von 40 km). Bei uns gibt es keine niedergelassene Kinder und Jugend Psychiater.


    ADHS Kinder werden dann auch sehr gerne aus der Grundschule "gekickt" und solange mürbe gemacht, bis man freiwillig in die Förderschule wechselt.


    Das hängt stark vom Bundesland ab. In einigen Bundesländern werden die Förderschulen abgebaut, die Kinder werden in den Regelschulen integriert. Wobei ich unsicher bin, ob das immer sooooo gut ist. In den Förderschulen ist das Lehrer-Schüler-Verhältnis viel günstiger als in den Regelschulen. Auch gibt es an den Förderschulen ganz andere Möglichkeiten, die Kinder so zu fördern, dass sie irgendwann wieder in der Lage sind, mit gutem Erfolg (das ist jetzt nicht als typische Zeugnisformulierung gemeint! :lach ) am Unterricht teilzunehmen.

  • Ich protestiere da mal ganz wehement! Ein Kind mit ADHS ist nicht automatisch an einer Förderschule besser aufgehoben als an einer Regelschule! Das sehe ich ganz deutlich an meinem Sohn!
    ADHS ist nicht gleich ADHS. Das gibt es in unterschiedlich starken Ausprägungen und eben auch Defiziten. Mein Kind wäre an einer Förderschule nicht richtig aufgehoben!


    Und ab und an muss man sich als Elternteil für eine ganz bestimmte Therapie wehement einsetzen um sie zu bekommen. Und man muss sich gut in die Thematik einlesen, denn je informierter ich bin um so besser kann ich meinem Kind helfen.

  • An der Förderschule meines Burschens (Schwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung) landen immer mehr ADHS Kinder.


    Ich habe nicht das Gefühl das diese Kinder da gut aufgehoben sind und (nun dürfen Steine fliegen) es gab schon öfters üble Situationen für meinen Sohn und auch andere körperbehinderte Kinder.
    Ich weiß es steckt keine böse Absicht dahinter, aber das macht die Auswirkungen nicht besser.


    Naja und auf den grössten Teil wartet das normale Leben ,da sehe ich den Besuch einer Förderschule nicht als ideale Lösung.


    Ausser es gäbe Förderschulen, die auf die Bedürfnisse von ADS ADHSlern zugeschnitten wären, das ist die Schule meines Burschens nicht, die ist ein Notnagel .


    Liebe Grüße


    Ute