Spiegel vor die Nase - Thread

  • Hi,


    mich beschäftigen immer wieder ähnliche Fragen. Selbstkritische Fragen, zum einen aus einem unbewussten Drang heraus "warum bin ich so", zum anderen aber auch lösungssuchend "was kann ich ändern".


    Manchmal hat man das Gefühl auf dem Fleck zu stehen, nicht vorwärts zu kommen. Man ärgert sich immer über die gleichen Dinge. Dieses Gefühl "alle anderen fahren auf dem Zug des Erfolges mit, nur ich häng hinterher"


    Ich würde gerne einen Platz schaffen für Gedanken darüber, weil ich glaube, daß Lösungen oder Erkenntnisse sich auf die psychische oder physische Gesundheit positiv auswirken.


    a) Was kann ich besonders gut? Wodrin bin ich besser als andere, was macht mich positiv speziell und kann ich diese positive Eigenschaft evtl. nutzen?


    b) Wo hänge ich im Hamsterrad fest? Welche Gedanken oder Handlungen, wahlweise welche unterlassenen Handlungen stören mich, machen mich wütend, verletzen mich.



    Ich hoffe, daß ich das irgendwie erklären konnte um was es mir geht.


    Ich versuch mal anzufangen. Punkt a) macht mir da am meißten Probleme. Ich kann vieles gut. Aber in nichts bin ich wirklich so RICHTIG gut, so daß ich das irgendwie vertiefen könnte. :S


    Punkt b) fällt mir leichter. Ich habe Probleme damit, meinen Unmut zu äußern. Zum Teil finde ich es nicht schlecht, weil ich finde es ist auch ein gewisser Teil Stärke, über Dinge hinwegsehen/hören zu können, sich nicht so leicht provozieren zu lassen. Linkes Ohr rein, gegenüber gleich wieder raus. Ich gebe anderen Menschen viel weniger Macht darüber, wie ich mich fühle, mir ist meine Zeit viel zu schade um mich zu ärgern.


    Gleichzeitig merke ich aber durchaus den Wunsch, den Mund häufiger aufzumachen. Weil ich mich den Dingen nicht so kampflos ergeben will. Beispiel Autofahren, ich weiß nicht, ob ich in den 15 Jahren wo ich den Führerschein habe, jemals auf die Hupe gedrückt habe. :rotwerd Oder mich über laute Nachbarn beschweren, über Hundebesitzer die ihren Hund auf den Weg kacken lassen und es nicht weg machen, all so was. Ich scheue die Konfrontation und habe auch nicht den Wumms, dann gegenan zu halten. Wie kriegt man das hin? :frag


    Würde mich freuen, wenn hier ein netter Austausch beginnt... :blume

    Wer sich den Gesetzen nicht fügen lernt,

    muß die Gegend verlassen, wo sie gelten.

    (Johann Wolfgang von Goethe)

  • Schöner Thread. :) Zuerst dachte ich, es geht um Pickel o.ä., weil er in "Gesundheit und Wellness" steht. ;) Aber Du hast Recht, es hat natürlich Auswirkungen auf die Gesundheit. Ich schreibe später noch etwas dazu; muss jetzt weg...

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • Wirklich schöner Thread :-)


    Das mit der Diplomatie kann ich gut verstehen, weil es mir ähnlich geht. Im Nachhinein bin ich eigentlich immer froh, dass ich so ruhig und besonnen wirke und keinen Streit vom Zaun breche, aber in mir brodelt es dann doch oft und ich würde es so gerne können ... so richtig auf den Tisch hauen ... eine Freundin meinte mal, sie würde sich für Situationen, in denen sie sich ärgert und bei denen sie schlecht den Mund aufbekommt, Sätze zurechtlegen, die sie dann raushaut. Zum Beispiel wenn sich jemand vordrängelt. Wenn man vorher weiß, was man sagen möchte, dann fällt es einem viel leichter (habe ich allerdings noch nicht ausprobiert :lach ).

    Ich arbeite aktuell daran, meine Eigenheiten zu akzeptieren und nicht mehr zu versuchen, ständig an mir herumzubiegen. Also nicht zu schauen, wie ich etwas bewältige, was mir völlig zuwider läuft, sondern mir zugestehen, dass ich dazu anscheinend nicht in der Lage bin. Hat den grandiosen Effekt, dass mir mehr Dinge gelingen.
    Und was ich richtig gut finde ist, dass ich endlich verstanden habe, dass es mit kleinen Schritten auch in die richtige Richtung geht und ich nicht immer alles sofort perfekt können und schaffen muss.

    Was mich total an mir nervt, ist meine Unordentlichkeit. Hier sieht es aus, als wäre eine Bombe eingeschlagen und da Mini-Jul auch immer alles fallen lässt, ist es gefühlt ein Kampf gegen Windmühlen. Wobei ich mich damit nicht rausreden kann, ich war schon immer der totale Chaot :rotwerd Hilfreich wäre es wohl, wenn ich über die Berge nicht einfach immer hinwegsteigen würde, aber ... naja. Ich gehöre zu der Fraktion, die das dreckige Geschirr auf der Spülmaschine abstellt.
    (Da fällt mir gerade auf: Das sollte ich wohl auch erstmal akzeptieren ... achja, es ist so schön, wenn man mit tollen Erkenntnissen prahlt, sie aber dann doch sinnlos verpuffen :lgh )


  • a) Was kann ich besonders gut? Wodrin bin ich besser als andere, was macht mich positiv speziell und kann ich diese positive Eigenschaft evtl. nutzen?


    Was machst Du so richtig gerne? Wobei geht Dein Herz auf, wobei vergisst Du total die Zeit? Was ist für Dich so selbstverständlich, was Du tust, was Dir so leicht von der Hand geht, dass Du es gar nicht als etwas besonderes betrachtest? Das sind so die Fragen, die man gestellt bekommt; auf der Suche nach der Berufung. Und dann folgt unweigerlich der Gedanke "Und wie soll ich damit jetzt Geld verdienen?" ;)


    Harmonisch, Friede-Freude-Eierkuchen finde ich auch toll. Das kollidiert allerdings gelegentlich wahlweise mit meinem Bedürfnis nach Gerechtigkeit (anderen Menschen und mir selbst gegenüber), mit meinen anderen Bedürfnissen und/oder meinem Temperament. Wenn jemand bestimmt Knöpfe drückt... Wobei ich mit dem Alter schon weniger arg aus der Hose springe als früher mal. Und versuche, die Dinge auf ruhigere Art und Weise anzusprechen. Manchmal warte ich damit zu lange; nehme mich zu lange zurück mit meinen Bedürfnissen – und dann knallt es doch schonmal, wenn es dann raus muss.
    Da bin ich dabei, das zu ändern.


    Ich denke, 95% der Leute meiner Generation (die davor sowieso) haben mehr oder weniger Probleme mit dem Selbstwert; dem Selbst-bewustsein. Ist ja kein Wunder. Wir haben das ja schon ganz früh gelernt, der eine mehr, der andere weniger – “So wie du bist, bist du nicht richtig. Du musst ruhiger/fleißiger/artiger/besser in der Schule/weniger quengelig/angepasster/ordentlicher.......... sein – dann haben Mami und Papi Dich lieb; dann gibt es keinen Stress zu Hause.”
    Also lässt man das schon ganz früh – das “ich-selbst-sein”. Und macht das, was die anderen, Mama/Papa/Erzieherin/Lehrer/Chef von einem erwarten.


    Nicht wenige Menschen, werden irgendwann “wach”. Oft durch einen Schicksalsschlag; ernstere Krankheit oder so. Und machen sich dann auf die Suche. Nach sich selbst. Nach ihrer Selbstliebe. Da gibt es tausend und eine Möglichkeiten, wenn man anfängt, sich damit zu befassen. Den einen Weg, der für alle passt, gibt es nicht. Was heilt, hat Recht. Man darf sich überall das raussuchen, was für einen selbst passt, was sich leicht anfühlt und damit stimmig. Wieder lernen, auf den Bauch zu hören; auf die Intuition – die wir eigentlich alle haben.


    Wenn man einmal damit angefangen hat, wird man meistens dahin geführt, was gerade für einen passt; das durfte ich auch gerade wieder erfahren.

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • Nachdem mir eine liebe Userin einen link geschickt hat, bei dem es um mehr Selbstliebe geht... (dankeschön!!! :bigkiss ) werde ich nun häufiger versuchen, für den Punkt a) was zu finden. Zwar nicht unbedingt "Dinge" die ich gut kann, aber Eigenschaften die ich gut an mir finde. Ich konzentriere mich momentan wieder so stark auf die Schattenseiten, daß ich einfach versuchen möchte, mich an das Gute zu erinnern. Ich hoffe sehr, daß nieman die Augen rollt und die Beiträge als eingebildet sieht. Vielmehr würde ich mich freuen auch EURE guten Eigenschaften hier zu finden.


    Okay, erste positive Eigenschaft von mir: Ich bin eine Frau mit einem riesengroßen Herz voller Liebe und Empathie.


    Jetzt Ihr... :Flowers

    Wer sich den Gesetzen nicht fügen lernt,

    muß die Gegend verlassen, wo sie gelten.

    (Johann Wolfgang von Goethe)

  • Das ist schön, liebe Nele. Sich auf das Gute zu konzentrieren und dankbar dafür zu sein. Ohne dabei die "Schattenseiten" verdrängen zu wollen. Die dürfen wir auch liebhaben. ;)


    Ich mache mal mit - und wer das eingebildet findet, darf sich fragen, ob er das vielleicht tut, weil er sich selbst nicht traut, sich mal selbst zu loben. ;)


    Ich habe auch ein riesengroßes Herz und viel Mitgefühl.
    Ich bin viel stärker, als ich je für möglich gehalten hätte, schon alleine, weil ich jeden Morgen wieder aufstehe, obwohl mein Kind tot ist.
    Ich erlaube mir auch, schwach zu sein.
    Ich habe ganz viel Humor.
    Ich bin zuverlässig. Und ehrlich.
    tbc


    Der Nächste bitte... :)

    LG
    CoCo




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    ~ Kalil Gibran ~

  • Dann mach ich auch mal mit beim eingebildet sein... Dinge, die ich herausragend gut kann, gibt es eigentlich nicht wirklich... aber einige Eigenschaften, die ich durchaus an mir schätze.


    Ich schaffe es sehr oft, dass mich Fremde auf der Straße anlächeln, wenn sie an mir vorbeigehen (vielleicht sehe ich einfach nur lustig aus, aber ich bilde mir gerne ein, dass es daran liegt, dass ich versuche, mit einem Lächeln durch's Leben zu gehen :-D )


    Ich habe mich aus meinem höchstpersönlichen "Loch" herausgearbeitet und ertappe mich immer öfter dabei, dass ich einfach so Dinge denke wie: "Das Leben ist schön", "Mir geht es sooo gut" oder auch "Ich bin zufrieden". Dazu gehört auch, dass ich mich, wenn ich an das vergangene Jahr denke, mich an viel mehr Sonnen- als Regentage erinnere (wenn es mir schlecht geht, ist das andersrum). Also: Im Moment geht es mir richtig gut :strahlen


    Auch wenn ich Gesellschaft natürlich schätze, bin ich auch sehr gerne mal mit mir allein.


    Irgendwie schaffe ich es meistens, auf den Füßen zu landen.


    Meine Freunde sagen, ich hätte ein ziemlich gesundes Selbstbewusstsein - auch wenn ich das manchmal nicht so sehe...




    Natürlich gibt es auch Schattenseiten (ist ja garnicht anders möglich bei so viel Licht :D )


    Ich bin manchmal so faul, dass es mich selber nervt


    Ich gehe Konflikten gerne mal aus dem Weg (auch wenn ich da schon viel besser geworden bin)


    Von meiner Figur und meinem Aussehen fange ich jetzt garnicht erst an... da habe ich die Hoffnung mittlerweile aufgegeben :lach



    Ich finde den Thread richtig gut, weil er mich dazu angeregt hat, mich mal ein wenig selbst zu reflektieren. Wirklich eine super Idee, Nele64 :thumbup:

    Man sitzt insgesamt viel zu wenig am Meer...

  • Ich stolpere jetzt zum wiederholten Male über diesen Thread und ich finde ihn extrem spannend und interessant. Vor allem, weil ich merke, dass es gar nicht so einfach ist, sich über sich selbst Gedanken zu machen. Dabei sollte doch ein jeder zuerst bei sich anfangen :rotwerd


    Bei dem Versuch, zwischen a) und b) zu unterscheiden, bin ich allerdings mehrmals gescheitert. Und zwar folgendermaßen:


    zu a)


    Ich habe viel Geduld.
    Ich verliere niemals jemals ein einmal gefasstes Ziel aus den Augen.
    Ich bin gerne für andere Menschen da.
    Ich kann andere zum Lachen bringen.


    zu b)


    Ich warte viel zu oft. Auf irgendwas, irgendwen, irgendwie, irgendwo...
    Ich beiße mich oft zu sehr an Ideen fest und kann nicht loslassen, möchte unbedingt durchsetzen, was ich mir in den Kopf gesetzt habe.
    Ich lasse mich leicht ausnutzen.
    Ich spiele oft den Pausenclown.


    Aber es gibt natürlich auch gute Seiten an mir, die ich nicht so extrem vertiefe, dass es schon wieder schlecht ist. Ich bin zum Beispiel schon seit einiger Zeit an jedem einzelnen Tag gut aufgelegt. Zumindest vorerst. Es passiert mir nämlich häufig, dass ich mich von der miesen Laune anderer anstecken lasse, oder mich dann zumindest mies fühle. Ich bin ordentlich und ich versuche, auch das nicht in ein extrem abschweifen zu lassen, denn ich neige schon zur Pedanterie :rotwerd Ich bin sehr gutmütig, muss auch hier aufpassen, dass niemand das ausnutzt.


    Grundsätzlich mag ich mich dafür, dass ich zuerst immer mal das Gute in den Menschen, Dingen und Vorkommnissen sehe. Auch wenn ich zuerst mal danach suchen muss. Ich versuche immer, allem das Gute daran abzugewinnen. Wenn es regnet, so what... muss ich nicht gießen (Schon Karl Valentin sagte: "Ich freue mich, wenns regnet, weil wenn ich mich nicht freue, regnet es auch.") Das kann ich mittlerweile auf viele Situationen im Leben schließen und darauf bin ich sehr stolz. Ich habe viel Ausdauer und ich kann vieles ertragen. Allerdings verliere ich mich und meine Bedürfnisse auch schon mal aus den Augen. Daran muss ich noch arbeiten.


    Im großen und ganzen gefällt mir aber das, was mir mein Spiegel zeigt. Audio-Aufnahmen wären da wohl nicht so gnädig. Ich kann eine extrem scharfe Zunge haben, mein zweiter Vorname ist Ironie und der dritte Süffisanz. Kann manchmal schon verletzend sein, wenn Frust dazukommt. Auch daran muss ich arbeiten. :rotwerd

    Finde Dein Licht und finde Deine Schatten. Erst dann wirst Du zu Deiner Mitte finden.

  • Woooowwww....


    Ich finde Eure Worte ganz toll, ehrlich!


    Wisst Ihr was ich vor allem fantastisch finde? Bis auf LeSoleil kenne ich von Euch viele Beiträge hier im Forum. Und dieser Eindruck, den ich von Euch dadurch habe, den habt Ihr größtenteils total super selber von Euch hier niedergeschrieben. Soweit ich das hier von dem bißchen Forum schließen kann, habt Ihr Euch richtig gut selbst reflektiert. Und das freut mich für jeden Einzelnen, weil es zeigt, daß Ihr Euch mit Euch selber beschäftigt, Euch sehen könnt, Eure Eigenschaften und Gedanken sortieren, erfassen und somit auch beeinflussen könnt. Um an sich arbeiten zu können, muß man sich selber erstmal wahrnehmen, und das habt Ihr anscheinend schon wirklich gut drauf!!


    So, und weil ich mich das gerade so fasziniert, daß mein Eindruck den ich von Euch habe anscheinend so passt, schreibe ich eine weitere gute Eigenschaft von mir auf.


    Ich kann sehr gut Menschen einschätzen und kann mich da sehr oft auf meine Intuition verlassen.


    Gute Nacht Ihr Lieben, freu mich schon auf weitere Spiegelbilder von Euch. :wink

    Wer sich den Gesetzen nicht fügen lernt,

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    (Johann Wolfgang von Goethe)