Merkt ihr euren Kindern an, dass sie darunter leiden, dass es keinen Umgang gibt?

  • Hallo,


    die Überschrift hat mir Kopfzerbrechen bereitet, hoffe aber, dass ich mich hier besser ausdrücken kann.


    Meine Kinder (17 und 13), haben keinen Umgang mit dem Erzeuger, kennen ihn auch nicht (2 Kinder = 2 Erzeuger, ich habe also quasi 2 x ins Klo gegriffen). Die große kennt ihren Erzeuger überhaupt gar nicht, er hat sie nie gesehen, nie nach ihr gefragt - etc. pp. Die Kurze hatte das "Glück" ihren Erzeuger die ersten 15 Monate zu "kennen", danach das gleiche wie bei Erzeuger 1.


    Beide Herren kommen bis dato damit durch, trotz Titel, trotz Beistandschaft, keinen Unterhalt seit fast 6 Jahren zu zahlen. Ich bin also zu 100 % allein erziehend.


    Nun meine Frage an euch, denen es ähnlich geht: Merkt ihr, dass eure Kinder darunter leiden, dass sie ihre Väter nicht kennen, es keinen Umgang / Unterhalt gibt? Wenn ja, woran macht ihr das fest?


    Da ja nun das neue Gesetz zum 01.07. kommt (bzgl. Unterhaltsvorschuss), habe ich mich wieder mehr mit dem Thema beschäftigt, auch mit dem großen Kind darüber gesprochen, die im Übrigen ihren Erzeuger nur Ars.chloch nennt - ihr gutes Recht, wie ich finde.


    Ich bin mir nicht sicher, ob die Entwicklungen der Kinder, besonders die echt krassen Vorgänge in der Pupertät bei der großen, damit zusammenhängen, dass es keinen Vater zuhause gibt oder ob es der "normale" Wahnsinn in der Pupertät ist / war, den der eine mehr, der andere weniger erlebt.


    Ich würde mich über eure Erlebnisse, Gedanken, Erfahrungen freuen.


    Gruß
    Grace

    :thumbup: Always look on the bright side of life! 8)

  • Situation bei uns:
    Der Sohn (bald 12) sieht den Papa sporadisch, obwohl dieser um die Ecke wohnt. Alle drei Monate pennt er mal dort, wenn der Papa mal all zu nölig und fordernd wird, aber rechte Lust hat er nicht.
    Er leidet also nicht, wenn er seinen Vater nicht sieht. Im Gegenteil: er ist manchmal ganz froh, dass er nicht hin muss, weil Papa mit seinen Depressionen ihm manchmal auf den Tünsel geht. So drückt das Kind es aus. Es ist halt alles wichtiger, vor allem die eigene Bequemlichkeit und das merkt das Kind natürlich. Er leidet eher darunter, wenn er seinen Onkel, seine Tante und die beiden Cousinen nicht alle zwei Wochen sieht...

  • Okay, aber er kann, wenn er will, er hat ja seinen Vater.


    Meine haben gar nichts, kennen nichts, wissen nichts - quasi als wenn da jemand ausm Nebel mal kurz kam und verschwand, bevor sie es / ihn greifen konnten.


    Sie haben eine enge Bindung zu den Pateneltern, Großeltern, da würden sie auch echt leiden, würden sie diese nicht regelmäßig sehen.

    :thumbup: Always look on the bright side of life! 8)

  • So einfach ist das nicht... er kann nicht, selbst wenn er wil... für seinen Papa ist alles andere wichtiger. Letztes brauchte der Muckel Hilfe in Mathe, er hat angerufen und Papa gefragt, ob er mal rüber kommen kann. Nö geht nicht, da er dringend mit Next shoppen gehen muss, die braucht neue Klamotten. Und so ist es mit vielen Sachen. Du kannst nicht kommen weil: ich muss einkaufen, mir geht es nicht gut, ich muss mit Rita da und da hin, ich bin nicht geduscht.... welchen Stellenwert er hat, merkt er da schon.
    Grundsätzlich ist es aber natürlich so, dass er seine Wurzeln kennt, der Papa ist also durchaus real greifbar. Das ist wirklich noch etwas anderes. Trotzdem ist es schon erstaunlich, dass er zu seinem Onkel eine tiefere und innigere Bindung hat, als zu seinem Papa.

  • Das Problem mit Nullkontakt ist nicht, ob resp. dass die Kinder unmittelbar am Mittwoch leiden, wenn sie am Mittwoch nicht zum Vater gehn/können/dürfen/wollen. Dazu müsste eine Bindung da sein, die Schaden nimmt. Dann leiden die Kinder unmittelbar darunter, dass sie diese Bindung nicht leben können. Zugegebener Maßen leiden sie dann wirklich fürchterlich und ganz akut.


    Aber auch wenn keine Bindung besteht, besteht ein viel größeres Problem - Kinder "bestehen" zu je 50% aus ihren Eltern, selbst wenn sie diese nie kennengelernt haben. Dass Adoptivkinder mit berechenbarer Zuverlässigkeit irgendwann ihre leiblichen Eltern kennen wollen, zumindest um zu wissen, "wo ihre Wurzeln liegen" ist kein Zufall. Die Kinder sind quasi 50% "A*loch", wenn der Vater als solches in der gedanklichen Realität des Kindes verankert ist. Daran ändert sich auch nichts durch gute Betreuung durch die Mutter, einen liebevollen Stiefvater etc. es bleibt unabwendbar so, dass 50% des Kindes vom Vater kommen. Und jede Ablehnung, jede Abwertung, Feindseligkeit und jede Verachtung, die das Kind gegenüber einem Elternteil entwickelt, fällt auf´s Kind zurück. Wenn der Vater der letzte Flachflieger ist und doof und überhaupt verantwortungslos und, und, und... dann bedeutet das, das Kind ist das zu 50% auch. Daraus können massive, teils lebenslang therapiebedürftige Konflikte mit dem Selbst entstehen, weil all die Ablehnung, die das Kind dem Vater entgegen bringt auch 50% des Kindes selbst betrifft. Es lehnt sich selbst ab.


    Deshalb sind ja auch böse Worte über den getrennten Ex/die getrennte Ex so schadhaft. Weil ein "dein Vater, dieser Penner" immer im Untertext für das Kind auch ein "du halber Penner" mit transportiert.

  • Gerade weil die Kinder 50 % auch vom Erzeuger sind, habe ich in deren Gegenwart nicht schlecht über diese Herren gesprochen, da fiel kein A.-loch, kein Penner o. ä., sondern neutral. Aber wenn mal Fragen kamen, habe ich die wahrheitsgemäß beantwortet.


    Ich hoffe, dass ich meinen Kindern vermitteln kann / konnte, dass sie zu 100 % perfekt sind, sie toll sind, sie so liebenswert etc. sind und es eben nicht an ihnen liegt, dass ihre Erzeuger solche Vollidioten sind.


    Ich hoffe sehr, dass sie so selbstbewusst als erwachsene Menschen agieren werden, sich den Schuh des jeweiligen Vaters eben nicht anziehen.

    :thumbup: Always look on the bright side of life! 8)

  • Die Chance haben sie nicht. Es gibt kein "du bist 100% perfekt, mit deinem Vater hast du nichts zu tun", denn sie haben unauslöschlich mit dem Vater zu tun. Das ist "eingewachsen", da ist nichts gegen zu machen. Wenn der Vater als unzulänglich empfunden wird, dann sind automatisch "unzulängliche Teile" am Kind, auch wenn das sehr abstrakt und wenig konkret empfunden wird. Man kann es nicht festmachen. Auch nicht an Eigenschaften oder Charakteristika. Besonders schlimm werden die Auswirkungen mitunter, wenn das Kind optisch Ähnlichkeit mit dem Vater hat. Dann werden auf diese Ähnlichkeiten die verhassten Attribute des Vaters noch zusätzlich projeziert.

    Einmal editiert, zuletzt von Tüftels ()

  • Die Chance haben sie nicht. Es gibt kein "du bist 100% perfekt, mit deinem Vater hast du nichts zu tun", denn sie haben unauslöschlich mit dem Vater zu tun. Das ist "eingewachsen", da ist nichts gegen zu machen. Wenn der Vater als unzulänglich empfunden wird, dann sind automatisch "unzulängliche Teile" am Kind, auch wenn das sehr abstrakt und wenig konkret empfunden wird. Man kann es nicht festmachen. Auch nicht an Eigenschaften oder Charakteristika. Besonders schlimm werden die Auswirkungen mitunter, wenn das Kind optisch Ähnlichkeit mit dem Vater hat. Dann werden auf diese Ähnlichkeiten die verhassten Attribute des Vaters noch zusätzlich projeziert.


    Nee, da geh ich nicht konform mit dir, das ist mir zu abstrakt.


    Meine Kinder haben ein gutes Selbstwertgefühl, gehen gut durchs Leben, haben viel Liebe bis dato in ihrem Leben erfahren. Es kann sie auch stark machen (in der Zukunft) gegen Widrigkeiten, da sie eine Widrigkeit ja bereits aushalten müssen.


    Mir geht's mehr darum, ob sich eure Kinder dazu äußern wie es ihnen damit geht? Äußern sie sich überhaupt? Wie verläuft ihre Entwicklung, sind sie "krasser" drauf als z. B. Freunde / Kinder von Paaren usw. usf.? Wie geht ihr damit um? Wie unterstützt ihr eure Kinder?

    :thumbup: Always look on the bright side of life! 8)

  • Die Chance haben sie nicht. Es gibt kein "du bist 100% perfekt, mit deinem Vater hast du nichts zu tun", denn sie haben unauslöschlich mit dem Vater zu tun. Das ist "eingewachsen", da ist nichts gegen zu machen. Wenn der Vater als unzulänglich empfunden wird, dann sind automatisch "unzulängliche Teile" am Kind, auch wenn das sehr abstrakt und wenig konkret empfunden wird. Man kann es nicht festmachen. Auch nicht an Eigenschaften oder Charakteristika. Besonders schlimm werden die Auswirkungen mitunter, wenn das Kind optisch Ähnlichkeit mit dem Vater hat. Dann werden auf diese Ähnlichkeiten die verhassten Attribute des Vaters noch zusätzlich projeziert.


    Diese Meinung kann ich nicht teilen. Ich habe sehr viel optische Ähnlichkeit mit meinem Vater, ich habe sehr viele Eigenschaften von ihm, Charkakterzüge, Mimiken und ähnliches.. Wenn meine Mutter manchmal genau diese Charaktereigenschaften bemängelt hat, das war schon blöd für mich. Allerdings hatte das nur bedingt etwas mit meinem Vater zu tun, sie hat sich ja dann auch über mich aufgeregt und nicht über ihn.


    Aber... jahrelang hat sie versucht, irgendwie den Kontakt zu fördern, meinem Vater hinterherzulaufen, damit er sich mal meldet, um mich bemüht, wenigstens mal zu Geburtstagen anruft. Sie hat versucht das alles schön zu reden oder neutral zu bleiben, je nachdem. Und immer habe ich mich gefragt, was ist falsch an mir, was reicht nicht an mir, dass mein Papa mich nicht sehen will. Was muss ich tun, um ihn von mir zu überzeugen. Das hat mir wirklich ein unzulängliches Gefühl gegeben. Es war wahnsinnig befreiend für mich, als meine Mutter irgendwann in der Pubertät mal explodiert ist und sich einfach nur noch über ihn aufgeregt hat, nachdem er zuerst mal wieder Geburtstag und anschließend den ersten Termin, zu dem er seit Jahren mal auftauchen wollte verpennt hat. Ich persönlich empfinde die Unzulänglichkeit in einer gestörten Beziehung da schlimmer, als die Unzulänglichkeit wegen irgendwelcher Gene. Ich sehe mich nicht als Produkt aus jeweils 50% meiner Eltern sondern schon als eigenständige Person....


    Zum Thema kann ich leider noch nicht so viel beitrage, mein Großer ist ja erst 5 geworden und bis jetzt ist er nur traurig, aber sonst zeigt sich da noch nicht viel.

  • Töchterchen hat keinen Kontakt und stellt auch kaum Fragen zu dem Thema. Meist bespricht sie sich mit seinen Eltern, zu denen haben wir regen Kontakt und die machen das prima.
    Inzwischen bin ich da total relaxed. Sie wird auch so glücklich groß. Ich sehe da keinen Sinn drin, diese Dinge stets für mich zu betrauern. Klar, wäre es schön, wenn sie Kontakt hätte, aber ob das ihr Leben wirklich schöner machen würde, kann ich nur raten. Inzwischen denke ich auch, dass einfach zuviel Zeit vergangen ist, um eine "gesunde" Vater-Kind-Bindung aufzubauen. Natürlich nur meine persönliche Meinung.
    Grundregel ist für mich, dass ich nicht schlecht über ihn rede. Inzwischen verspüre ich aber auch keinerlei Bedürfnis dazu.
    Die Tür steht offen für ihn, durchgehen...naja, ihr wißt schon.
    Ich versuche ihr -wenn das Thema aufkommt- ihr zu vermitteln, dass er es einfach nicht geregelt bekommt und das es mit ihr als Person nichts zu tun hat. Da der Rest seiner Familie sie liebt, ist das auch verständlich für sie.
    Ulkig ist es nur, wenn wir uns zufällig irgendwo begegnen. Das hat was von Slapstick...herrje. Da muss ich noch eine Lösung finden, wenn sie die Brücke schlägt irgendwann.



    Optisch ist sie ihm sehr ähnlich, ich habe da kein "Problem" mit. Ich habe diesen Menschen ja auch mal geliebt, so sehr, dass ich ein Kind mit ihm wollte. Er hatte immer ein sonniges Gemüt. Das hat sie geerbt und ich finde es gut.

    Liebe Grüße


    Friday

    Einmal editiert, zuletzt von friday ()

  • Bei uns ist es so, dass die Familien der Erzeuger auch keinen Kontakt zu den Kindern wollen, wie gesagt, von der Seite gibt es nichts, nada.


    Traurig bin ich persönlich darüber nicht (also für mich nicht) und ich komme mit der Situation total gut zurecht, ich denke an die Erzeuger auch kaum bis gar nicht, durch die Unterhaltssache ist es jetzt natürlich präsent, ansonsten sind die kein Thema bei mir.


    Meine Kinder hatten als Kleinkinder große Ähnlichkeiten, dass fand ich auch nicht schlimm, im Gegenteil, ich finde, die beiden haben mir das einzig gute aus ihrem Leben gegeben, meine Kinder. Mittlerweile sehen die beiden aus wie ich, aber das hat für mich auch keine große Rolle gespielt (also wem sie jetzt ähnlich sehen).


    Ich weiß halt manchmal nicht, ob ich mit meinen Kindern mehr über die beiden reden müsste (von mir aus) oder ob ich es lassen soll, wie es ist - kein Wort.

    :thumbup: Always look on the bright side of life! 8)

  • Meine Ausführung war keine Meinung sondern eine Zusammenfassung des aktuellen Standes der Wissenschaft in diesem Bereich. Sprich, Entwicklungspsychologie, Persönlichkeitspsychologie Heranwachsender etc.
    Das war u.a. Grundlage für die aktuelle Gesetzeslage und Gerichtspraxis nach der Umgang umgesetzt wird, sofern es nur irgend geht, selbst wenn dazu durchgehende Begleitung nötig ist.

  • Meine Ausführung war keine Meinung sondern eine Zusammenfassung des aktuellen Standes der Wissenschaft in diesem Bereich. Sprich, Entwicklungspsychologie, Persönlichkeitspsychologie Heranwachsender etc.
    Das war u.a. Grundlage für die aktuelle Gesetzeslage und Gerichtspraxis nach der Umgang umgesetzt wird, sofern es nur irgend geht, selbst wenn dazu durchgehende Begleitung nötig ist.


    Gibt es dazu einen Link?

    :thumbup: Always look on the bright side of life! 8)

  • Meine Kinder haben null Kontakt.


    Kind 1 kennt den Vater, hat ihn die ersten Lebensjahre erlebt und möchte keinerlei Kontakt. Mittlerweile können wir über die gemeinsame Zeit ohne Groll sprechen. Aber sie vermisst nicht ihren Vater, sondern jemanden der diese Vaterrolle ausfüllt.


    Kind 2 kennt den Vater nur aus den sehr wenigen kurzen Umgangskontakte. Vermisst nicht wirklich was, da es von Anfang an so war wie es ist. Da hoffe ich, dass er da nicht irgendwann eine Rechnung mit dem Vater offen hat.


    Der KV darf sich irgendwann sehr warm anziehen. Denn irgendwann werden sich die Kinder mit ihm auseinander setzen wollen.

  • Ich kenne es nur von meiner Nichte. Sie ist 14 (fast 15) und es besteht auch absolut kein Kontakt. Sie hat ihn noch nie gesehen. Als sie 13 wurde hat sie ein paar Mal nach ihm gefragt, sowohl bei mir als auch bei der Mutter. Wir haben beide unsere Ansicht der "Geschichte" erzählt. Seitdem ist der Vater kein Thema im Alltag.
    Das sie durch den fehlenden Kontakt anders ist als andere Kinder kann ich nicht behaupten. Ein lebensfroher, hilfsbereiter, größtenteils ausgeglichener Teenager mit einer gehörigen Portion an Sarkasmus :love:love

    Einmal editiert, zuletzt von Karamellka ()

  • Bei uns ist es ähnlich wie bei dir. Sohn hat seinen Vater das letzte Mal gesehen, da war er ca. 2 Jahre alt. Zusammen gewohnt haben wir nie, der Vater ist so roundabout 350km entfernt, je nachdem war er gerade dem JA angbit. Vor 4-5 Jahren hatte dieser auch so einen Flash er müsste sich telefonisch bei seinen Erstgeborenen melden. Ich vermute da mal private Hintergründe, u.U. ist er nochmal Vater geworden oder seine Freundin/Frau hat ihn in den Hintern getreten er möge sich doch mal mit dem spüßen Baby auf den Fotos in Verbindung setzen.


    Wie geht's Sohn dabei? Schwierig zu sagen. Ich habe ihn unlängst deswegen gefragt (weiß garnicht mehr wieso), es scheint im Wurscht zu sein. Andererseits: Sohn ist eine Wurst mit ordentlich Pelle, er macht eigentlich alles für sich allein aus.
    Das mit den 50% kann ich z.T. nachvollziehen. Bzgl. der Trennung habe ich jahrelang gesagt, wir hätten uns einfach nicht verstanden. Irgendwann als er älter war, kamen noch ganz konkrete Gegebenheiten dazu, die es mir unmöglich machten die Beziehung fortzusetzen. Ich habe ihm aber auch viel positives von seinem Vater erzählt, dass er gut zeichnen kann, Motorrad fahren usw. Strenggenommen ist es ja so: Er kennt mich auch mit all' meinen Schokoseiten und den weniger guten. Es gibt viele Dinge die wir teilen, andere nicht so, Interessen, Persönlichkeitsmerkmale. Von einem entfernten Elternteil darf man sich auch ein vollunfängliches Bild machen, inkl. der Negativen. Erscheint mir ehrlicher.
    Ein ehemaliger Freund war Halbwaise der hat seinen Vater nie kennengelernt. Für ihn stand er absolut auf einen Sockel, der schnittige, gutaussehende Militär-Pilot usw. Schwer, da ranzukommen.


    Also, alles in allem: Es geht Sohn nicht schlecht dabei. Er ist auch ein ganzer Kerl und ein recht interessanter Mensch geworden, mit Selbstbewußtsein, Humor und Rückgrat. Was will man mehr :frag?


    Edit: Okay, er könnte ordentlicher sein...

    Einmal editiert, zuletzt von butterblum ()

  • Wir haben uns getrennt als Tochter 8 war und anfangs war alles super.... gute Absprachen, jedes zweite Wochenende beim Papa und immer mal in den Ferien.... vieles auch flexibel nach Absprache..... viele haben uns beneidet, wie toll das klappt.


    Dann kam Tochter in die Vorpubertät und es gab Next, die grundsätzlich mit Kindern nichts anfangen kann.... da gingen die Probleme dann los.... Papa wurde nicht mehr angehimmelt, sondern es kam die "Null-Bock-Phase" mit gezicke.... dann sind Bemerkungen ihm gefallen, dass Urlaub und WE mit ihr ja keine Erholung sind, sondern nur noch anstrengend, darauf hat er keine Lust....
    Fazit: Tochter wollte nicht mehr hin und es war drei Jahre komplette Funktstille (inklusive Geburtstag und Weihnachten)


    Meine Tochter hat sehr darunter gelitten.... v.a. weil in ihrem Freundeskreis auch zwei Mädchen waren, deren Eltern getrennt sind und sie da mitgekommen hat, wie "toll" andere Väter sind. Klar, das kann auch in normalen Familien passieren, denn andere machen immer schönere Dinge, aber in dem Fall hatte sie ja recht....


    Und ich bin auch der Meinung, dass sich der fehlende Umgang, d.h. das Signalisieren der Abneigung, die Gleichgültigkeit dem eigenen Kind gegenüber, sehr auf sie ausgewirkt hat.... viele Wutausbrüche, Traurigkeit etc.


    Ebenso merkt man, dass sie sehr auf Zuneigung von Männern fixiert ist (sei es der Mann einer Freundin von mir, ein Nachbar....) und ich mache mir echt Sorgen, wo das noch hinführen soll......


    Viele UETs wissen garnicht, was sie mit ihrem Verhalten anrichten.

  • Das ist ja mal ganz besonders bitter, das Verhalten deines Ex, dass muss sehr hart für deine Tochter sein :(


    Besondere Nähe zu Männern suchen meine jetzt nicht (was man nicht kennt, vermisst man nicht), aber sie haben schon Spaß daran viel mit dem Patenonkel und Opa zu unternehmen, weil halt Männer, machen Dinge anders als Muttern.

    :thumbup: Always look on the bright side of life! 8)

  • ... ich pass jetzt nicht in dein "Profil"... aber da der Papa nicht immer so präsent ist wie es nach "meinem" empfinden und beobachten "gut" wäre... bin ich überzeugt... für die Kids ist es fast immer Thema.


    Ich bin einfach da... und signalisiere manchmal... man kann auch drüber reden... jederzeit und zum Glück kann ich mal etwas "einstielen"... kommt aaaaaaaber nie gut beim Papa an...


    Ich denke... allein die "besondere" Situation erfordert immer wieder neue Wege.


    Ich hab 2 Jungs... und sie vermissen oft ihren Vater auf unterschiedliche Weise.


    Man kann das nie pauschaliesieren.



    Ich bleib offen... und seh... wo ich "Hilfestellung" leisten kann.


    Grad Pubis machen noch viel mit sich selbst (Freunden) aus.


    Sicher werden deine Mädels... Fragen an ihre Väter haben... und sich ihre Antworten zu gegebener Zelt einholen... mit oder ohne KV.


    Ich glaube... das es sicher andere Erlebnisse mit Pubis gäbe in einer "normalen" Konstellation... aaaaber nicht unbedingt "einfacher/schmerzfreier".

    Einmal editiert, zuletzt von Marian14 ()

  • Zunächst: Nein. Tochter kennt Vater, hat aber seit 3 Jahren keinen Kontakt mehr, fragt auch nicht (mehr) nach, findet ihn doof, weil er den Kontakt letztlich abgebrochen hat.
    Sie ist ein nettes (soweit man das in der Pubertät sagen kann), vielseitig interessiertes Mädchen mit vielen Interessen, laut, wild und lustig, gut in der Schule, eigentlich schon immer ein Sonnenschein ohne dunkle Seiten. Charakterlich eine starke Persönlichkeit mit hohen moralischen Ansprüchen an sich selbst und andere.
    Ich will damit sagen: Ich finde sie recht geglückt und wenn sie sich so weiterentwickelt, dann wird sie später "auf der guten Seite" mitspielen. ;-)
    Es scheint ihr wirklich nichts auszumachen, dass sie keinen Kontakt mehr hat, das war nur so ein "Kontakt" ohne Bindung, aber manchmal lässt sie zumindest durchklingen, dass sie eine Art Vaterfigur vermisst oder zumindest eine zweite zuverlässige erwachsene Bezugsperson.


    Dazu möchte ich gerne noch was schreiben:


    Aber auch wenn keine Bindung besteht, besteht ein viel größeres Problem - Kinder "bestehen" zu je 50% aus ihren Eltern, selbst wenn sie diese nie kennengelernt haben. Dass Adoptivkinder mit berechenbarer Zuverlässigkeit irgendwann ihre leiblichen Eltern kennen wollen, zumindest um zu wissen, "wo ihre Wurzeln liegen" ist kein Zufall. Die Kinder sind quasi 50% "A*loch", wenn der Vater als solches in der gedanklichen Realität des Kindes verankert ist. Daran ändert sich auch nichts durch gute Betreuung durch die Mutter, einen liebevollen Stiefvater etc. es bleibt unabwendbar so, dass 50% des Kindes vom Vater kommen. Und jede Ablehnung, jede Abwertung, Feindseligkeit und jede Verachtung, die das Kind gegenüber einem Elternteil entwickelt, fällt auf´s Kind zurück. Wenn der Vater der letzte Flachflieger ist und doof und überhaupt verantwortungslos und, und, und... dann bedeutet das, das Kind ist das zu 50% auch. Daraus können massive, teils lebenslang therapiebedürftige Konflikte mit dem Selbst entstehen, weil all die Ablehnung, die das Kind dem Vater entgegen bringt auch 50% des Kindes selbst betrifft. Es lehnt sich selbst ab.


    Das klingt zwar an sich logisch und ich glaube dir auch, dass du das zusammengetragen hast aus zuverlässiger Quelle (also bitte nicht persönlich nehmen), aber ich halte das für ganz großen Quatsch. Das beschriebene Gefühl, zu 50% A.loch zu sein, entsteht vielleicht, wenn man wirklich mit niemandem drüber redet und dann vielleicht noch hört "du bist genauso bescheuert wie dein Vater!"
    Aber ansonsten klingt das wie eine Theorie aus längst vergangenen Zeiten, in der man die Gene über alles stellt. Dabei gibt es etliche andere Untersuchungen aus jüngster Zeit, die belegen, dass Umwelt deutlich mehr Einfluss auf einen Menschen hat als die Gene. (google: Gene oder Umwelt - viel aktuelle Artikel)
    Klar, nachgewiesenermaßen HAT man 50% seiner Gene vom jeweiligen Elternteil, aber wie man sich entwickelt und letztlich verhält, dass hängt viel entscheidender von der Umwelt ab.
    Und wenn einem das selbst klar ist und wenn man das z.B. auch seinem verlassenen Kind klar macht, dass man nicht automatisch (und das impliziert ja deine Theorie) zu 50% so ist wie das A.loch-Elternteil, dann muss man auch nicht in innere Konflikte verfallen.


    Mein eigener Vater war wirklich so ein A.Loch (allerdings auch nicht zu 100%), Kindsvater ist definitiv ein Loch (auch nicht zu 100%), aber beide sind unter völlig anderen, zum Teil sehr schwierigen Bedingungen aufgewachsen, mein Vater am Kriegsende im zerbombten Berlin, Chaos-Familie, Vater tot, Stiefvater Trinker; Tochters Kindsvater in der Hardcore-DDR mit vielen vielen Problemen, die sich schulisch und beruflich niederschlugen, Verfolgung, Enschränkungen, Stasi, Leistungssport, Probleme weil Christ, Komplexe ohne Ende auch noch heute. Beide Väter mit einer wirklich gestörten Sicht auf sich selbst und andere, sehr komplexbeladen, aber immer auf den äußerlichen Erfolg aus... schwierige Typen aus schwierigen Verhältnissen, viele Lügen und Vertuschungen, auch Bildungsdefizite.


    ICH und auch meine Tochter, wir wachsen ganz anders auf bzw. sind aufgewachsen. Andere Strukturen, unendlich viele Möglichkeiten, es ist nicht zu vergleichen, wir verhalten uns beide anders als unsere Väter, selbst optisch haben wir nicht viel von ihnen.
    Ich habe selbst überhaupt nicht den Eindruck, 50% Loch zu sein, ich bin aber auch nicht 50% meine Mutter, ich bin so ganz anders. ;-) Ansonsten wäre ich wohl zu 50% aggro (Vater) und zu 50% depri (Mutter) - tolle Kombi. ;-)
    Und mit dem Bewusstsein, dass ich jemand "ganz-ich-selbst" bin, erziehe ich auch meine Tochter. Daher braucht sie ihren Vater-Frust nicht auf sich selbst zu beziehen, das mache ich ja auch nicht. Nur weil er ein Loch war, bin ich nicht zu 50%.
    Ich denke, das muss man den Kindern vermitteln.