Schule abbrechen kurz vor dem Abi, wie geht es weiter?

  • Hallo liebe Forengemeinde,
    ich brauche mal eure Hilfe.


    Meine Tochter hat nach der Mittleren Reife auf das Gymnasium gewechselt. Dort ist sie in eine Einführungsklasse gekommen und hat somit die 10. Klasse nochmal gemacht. (Schulmodell Bayern)
    Zu Anfangs lief es noch ganz gut, aber dann kam die Trennung und seitdem ist der Wurm drin. Sie hat sehr zu kämpfen gehabt mit der Trennung und ist seitdem psychisch angeschlagen. Egal wie sehr sie sich anstrengt, es läuft einfach nicht mehr. Ich denke sie schafft ihr Abi nicht und wiederholen will sie nicht. Ich bin auch nicht mehr dafür, weil sie die Situtation und der Druck am Gymnasium so runtergezogen hat, dass sie mittlerweile glaubt, sie ist eh dumm und kann nichts. Ihre Mittlere Reife hat sie mit einem Schnitt von 2,1 bestanden.
    Seit September letzten Jahres bewirbt sie sich nun, aber bisher ohne Erfolg. Sie glaubt es will sie eh keiner und ich kann sie gar nicht mehr aufbauern, weil mich das auch so runterzieht. Wir legen zwar immer das Abschlußzeugnis der Realschule bei, aber das neuste Zeugnis des Gym. auch und es kann natürlich sein, dass sie damit aus dem Raster fällt.


    Jetzt hat sie mir gerade geschrieben, dass sie in einer Klausur wieder 0 Punkte bekommen hat und sie will nicht mehr. Mein erster Gedanke war, komm heim und lass es, such dir einen Nebenjob und bewerbe dich intensiv weiter und sie zu, dass du einen Ausbildungplatz für September bekommst.


    Jetzt meine Frage:


    Was müssen wir unternehmen, wenn sie jetzt abbricht? Wo melden wir uns, bzw. wie geht es mit dem Kindergeld weiter? Müssen wir zum Arbeitsamt? Wie schaut es mit dem Unterhalt aus? Ich hab grad keinen Plan. Was passiert, wenn sie keinen Ausbildungsplatz findet?
    Eine Idee wäre auch noch ab September ein soziales Jahr zu machen. Dann kann sie mal Luft holen und sich neu orientieren.


    Was ratet ihr mir? Ich weiß grad echt nicht was das Richtige ist. Soll sie weitermachen und irgendwie durchhalten (immer mit dem Hintergedanken, sie lernt und lernt und schafft es dann doch nicht) oder ist ein Abbruch im Moment das Beste?


    Vielen Dank schon mal

  • Auweia :scared:knuddel:troest


    -beim Arbeitsam melden
    -Kindergeld melden, Veränderung mitteilen, Aussbildungsplatzsuche nachweisen
    - für ein FSJ/BFD jetzt bewerden (Notnagel - kann man immer noch absagen)


    Die Suche nach einem Ausbildungsplatz (welcher Beruf?) für dieses Jahr halte ich für
    sehr schwer - außer es herrscht ein großer Mangel an Azubis.


    Dann lieber im Herbst/Anfang Winter für 2017/2018 bewerben mit dem FSJ als Hintergrund-
    in der Hoffnung das dies irgendwie zum Ausbildungsplatz paßt.

  • Wirklich raten kann ich Dir da auch nichts, aber ich kann mir schon vorstellen, dass sich da weiter durchquälen nicht gut für die Psyche ist und Deine Tochter nur noch weiter runter zieht.


    Habt Ihr denn schon mal einen Termin bei der Schulberatung gemacht. Bei uns am Gymnasium (auch Bayern) waren die total nett und kompetent. Vielleicht können die Euch weiterhelfen?


    Problematisch könnte es natürlich mit dem Unterhalt und Kindergeld werden....
    Aber kann man zum FSJ nicht auch unter dem Jahr einsteigen?


    Ich finde auf jeden Fall toll, dass Du hinter Deiner Tochter stehst!

  • Wäre es eine Alternative, ohne Druck es schaffen zu müssen, das Schuljahr noch zu beenden? Würde sie damit vielleicht sogar ein Fachabitur erreichen?


    Wenn es ihr allerdings völlig zuwider ist, überhaupt noch einmal einen Schritt in die Schule zu setzen, dann würde ich sie dazu auch nie im Leben zwingen. Es gibt immer 2. oder 3. Wege, ein Ziel im Leben zu erreichen. Und sie muss kein Abitur erreichen, um im Leben glücklich und erfolgreich zu werden.

  • Das schlimme daran ist, dass sie glaubt, sie schafft auch eine Ausbildung nicht, weil ja alles lernen nichts bringt.


    Sie braucht ganz dringend wieder Erfolgserlebnisse im Leben um ihre Ängste zu überwinden. Das Gymnasium war der falsche Weg und bisher war ich dafür, den Weg zu ende zu gehen und danach neue Wege einzuschlagen. Aber jetzt glaube ich da weiterzumachen macht alles nur noch schlimmer.


    Sie hat in 2 Wochen ein Vorstellungsgespräch zur Kauffrau für Bürokommunikation.


    Beworben hat sie sich als Industriekauffrau, Kauffrau für Bürokommunikation und Immobilienkauffrau.


    Ursprünglich wollte sie mal was mit Biologie machen, aber am Gymnasium haben sie ihr jeden Glauben daran genommen, dass sie das kann. An der Realschule hatte sie in dem Fach immer eine 1 und in Chemie auch. Jetzt war das die 0 Punkte Klausur.


    Mir geht es darum ,dass sie wieder den Glauben an sich selbst zurückbekommt und eine Ausbildung schafft sie sicher. Danach kann man weitersehen.


    Was soll sie in den zukünftigen Bewerbungen schreiben, wenn sie jetzt abbricht. Wie bringt man das zur Sprache? Im persönlichen Gespräch ist sowas einfacher.

  • Wäre es eine Alternative, ohne Druck es schaffen zu müssen, das Schuljahr noch zu beenden? Würde sie damit vielleicht sogar ein Fachabitur erreichen?



    Wie soll das denn gehen???

  • Ich weiß nicht, wie das in Bayern ist, aber wenn man hier in HH das Abi nach 13 Jahren hat (z.B. an einer Stadtteilschule), dann hat man nach 12 Jahren automatisch ein Fachabitur, was zum Studium an einer Fachhochschule berechtigt. Und das ohne extra Prüfung.

  • Ich weiß nicht, wie das in Bayern ist, aber wenn man hier in HH das Abi nach 13 Jahren hat (z.B. an einer Stadtteilschule), dann hat man nach 12 Jahren automatisch ein Fachabitur, was zum Studium an einer Fachhochschule berechtigt. Und das ohne extra Prüfung.


    In Bayern ticken die Uhren anders. So was gibts hier nicht, leider...


    Aber studieren will sie jetzt eh nicht mehr.

  • Ursprünglich wollte sie mal was mit Biologie machen, aber am Gymnasium haben sie ihr jeden Glauben daran genommen, dass sie das kann. An der Realschule hatte sie in dem Fach immer eine 1 und in Chemie auch. Jetzt war das die 0 Punkte Klausur.


    Das ist so traurig, dass da wieder ein Interesse, etwas, was jemandem eigentlich liegt, zerstört wird. Wie es sich mit Kindergeld, Unterhalt & Co. verhält, weiß ich nicht. Aber gibt es die Möglichkeit, eine Art Praktikum zu machen; im Biologie/Chemie-Bereich, um zu sehen, ob das nicht doch ihr Ding ist? Und dadurch vielleicht auch einen Ausbildungsplatz zu bekommen?

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~


  • Das ist so traurig, dass da wieder ein Interesse, etwas, was jemandem eigentlich liegt, zerstört wird. Wie es sich mit Kindergeld, Unterhalt & Co. verhält, weiß ich nicht. Aber gibt es die Möglichkeit, eine Art Praktikum zu machen; im Biologie/Chemie-Bereich, um zu sehen, ob das nicht doch ihr Ding ist? Und dadurch vielleicht auch einen Ausbildungsplatz zu bekommen?


    Solche Vorschläge habe ich auch schon gemacht. Aber im Moment komme ich da nicht mehr an sie ran. Sie will gar nichts mehr. Deshalb überlege ich eben ob erstmal ein Jahr Auszeit als soziales Jahr das Beste für sie wäre.


    Sie glaubt nicht mehr an sich und deshalb traut sie sich nichts mehr zu.

  • Ich weiß nicht, wie das in Bayern ist, aber wenn man hier in HH das Abi nach 13 Jahren hat (z.B. an einer Stadtteilschule), dann hat man nach 12 Jahren automatisch ein Fachabitur, was zum Studium an einer Fachhochschule berechtigt. Und das ohne extra Prüfung.



    Sorry, aber das ist ja dann "geschenkt".


    Nein, das gibt es hier nicht.


    In Bayern gehst Du entweder aufs Gymnasium und hast dann nach der 12. Klasse das allgmeine Abitur oder NICHTS.... es wird nicht mal wirklich der mittlere Bildungsabschluss nach der 10. Klasse anerkannt, wenn man das Abi nicht schafft, weil man ja keine Prüfung geschrieben hat.


    Für das Fachabi muss man auf die FOS (nach der Real- oder Mittelschule) oder nach der 10. Klasse Gymnasium und dann dort nach zwei Jahren das Fachabi machen. Dort kann man dann, unter bestimmten Voraussetzungen noch ein Jahr dran hängen, um das allgemeine Abitur zu machen.


    Aber so von ganz alleine bekommt man hier garnix!!!


    Daher vorher auch meine "blöde" Frage.... weil unvorstellbar....

  • Ok, danke für die Erklärung. Das ist dann ja wirklich schade. Aber wenn sie eh nicht studieren will, ist das ja eh nicht interessant für sie.


    Und die Frage war ja nicht "blöde". :blume
    Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie unterschiedlich in D doch Schulsysteme sind und welche Folgen daraus resultieren können, je nachdem in welchem Bundesland man lebt. :schiel

  • Kannst du sie vielleicht erstmal krankschreiben lassen? So dass sie ein wenig Zeit hat, zur Ruhe zu kommen? Dann wird für dich eine Entscheidung auch eventuell leichter, wenn du siehst, wie es ihr dann geht?


    Könnte sie denn, wenn sie sich stabilisiert hat, dann doch evtl. auf die FOS? Gibt es sowas wie Gesamtschulen?


    Ich erinnere mich, dass in meinem Abijahrgang (NRW) einige von der Realschule übergewechselt sind - einer hat es dann bis zum Abi geschafft, die anderen wurden kategorisch abgesägt. Das war teils ein richtiges Lehrermobbing. Von einem, der als überaus dämlich von unserer zauberhaften Deutschlehrerin hingestellt wurde, weiß ich, dass er auf der Gesamtschule sein Abi mit zwei gemacht hat ...


    Ich selber habe aufgrund psychischer Probleme gute drei Monate in der 12 komplett gefehlt. Die Auszeit war verdammt wichtig für mich und danach habe ich es mit Feststellungsprüfungen auch noch bis zum Abi geschafft.


    Ich finde es toll, dass du keinen Druck machst!

  • Bitte Red unbedingt erst mal mit den betreffenden Fachlehrern. Ich habe das leider versäumt und meine Tochter hat wegen Mathematik und Chemie das Gymnasium abgebrochen. Ein Jahr später trafen wir durch Zufall ihren damaligen Lehrer der uns sagte wie schade er das immer noch fände,sie wäre ja nicht so schlecht gewesen. Vielmehr lagen ihre damaligen Kenntnisse in den zwei Fächern ÜBER den Anforderungen, was halt zwar in dem Jahr blöd gewesen sei,was sich aber bis zum ABI relativiert hätte.


    Ich hab damals wegen verschiedenen anderen Problemen einfach versäumt mich damit mehr auseinander zu setzen und meine Tochter hat es schon oft bereut nicht durchgehalten zu haben. Ich hätte nie von meinem Kind etwas unmachbares verlangt.


    So war das bei uns. Bei euch muss das natürlich nicht genau so sein.

    Finde Dein Licht und finde Deine Schatten. Erst dann wirst Du zu Deiner Mitte finden.

  • :knuddel


    Es sollte etwas Ruhe reinkommen für die junge Dame und sie sollte wieder mehr Zutrauen und Zuversicht finden können.


    Falls sie erstmal nicht mehr weiterlernen möchte, Praktika suchen zum reinschnuppern?
    Ausbildung zur Biologielaborantin?
    FSJ oder FÖJ sind gute Alternativen zum sich-selber-funden und entwickeln


    Ansonsten Berufskolleg, also Schulwechsel?


    toitoitoi :blume

  • Hallo


    Hier in NRW wird Berufsberatung durch Gymnasiallehrer gerade erst begonnen, entsprechend gering ist der Kenntnisstand.


    Ich würde einen Termin beim Beratungslehrer / Stufenleiter am Gymnasium machen, einen an einer Berufsschule, einen beim Jobcenter. Eventuell kann ein Soziales (Halb-)Jahr gemacht werden, oder ein ökologische,s ein wirtschaftliches...Bundesfreiwilligendienst. Irgendwas, was eben was anderes ist, als das, was sie derzeit erlebt. 0 Punkte sind wirklich ein Schlag gegen jede Psyche. Viele unserer Schüler wechseln mit massiven Schulproblemen an ein Berufskolleg und blühen dort wieder richtig auf. Ich denke nur, Du wirst aktiv werden müssen, Deine Tochter klingt so am Boden, die wird sich nicht kümmern oder entscheiden können.


    Gruß


    PS Biologie in der Mittelstufe ist ganz anders als in der Oberstufe. Auf einmal wird anders formuliert, geht es stark in die Tiefe, wird ein ganz anderes Arbeiten erwartet. Das macht vielen große Probleme.

  • Besteht nicht bis zum 18.Lebensjahr Schulpflicht?
    D.h. wenn sie jetzt mit der Schule abbricht und keine Lehrstelle (Berufschulpflicht) vorweisen kann, müsste sie trotzdem in eine Schule.
    Zu meiner Zeit gab es dafür in den beruflichen Gymnasien/Schulen extra Klassen mit diesen Jugendlichen. Die haben dann nicht nur schultheoretischen Unterricht sondern auch etwas Praktisches gemacht (je nach Ausrichtung der Schule). Damit sie für künftige Bewerbungen schon etwas Praxisorientiertes vorweisen können.


    Das ist/war jedoch in BaWü.

  • ... Biologie in der Mittelstufe ist ganz anders als in der Oberstufe. Auf einmal wird anders formuliert, geht es stark in die Tiefe, wird ein ganz anderes Arbeiten erwartet. Das macht vielen große Probleme.


    Jedes Fach wird (hoffentlich) anders gelehrt. Gymnasien sollen ja auch auf ein Studium vorbereiten....
    Im Gegenzug tun sich manche Gymnasiasten mit der "ordinären Lehre" schwer.

  • ich würde mir eigentlich eher Sorgen machen, dass mein Kind so gar nichts mehr will, vorallem Angst hat etc....


    und was dann mit Gymmi, anderer Schule, Ausbildung etc. ist, ist doch eigentlcih erstmal nebensächlich.....die Ängste, Nullbock, Minderwertigkeitsgefühle etc, wird sie dort auch haben.


    Ich würde erst das mit der Psyche lösen wollen - oder zeitgleich ....einen guten Kinder- und Jugendlichen Therapeuten suchen.


    DAS wäre mein erster Weg.

  • Ich plädiere auch für eine (vorübergehende) Krankschreibung mindestens bis Ostern. Dann kann sie sich neu orientieren.
    Wichtig ist es, ihr zu vermitteln, dass man Entscheidungen im Leben neu überdenken und ändern darf, ohne es als Versagen zu zählen.
    Außerdem gibt es ganz tolle Ausbildungsberufe und später kann man sich immer noch weiterqualifizieren. Die Bachelorstudiengänge finde ich persönlich eh nicht so prall.

    „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe." (1. Korinther 16,14) - Jahreslosung 2024


    „Mach‘s wie Gott - werde Mensch.“ (Franz Kamphaus)