Wenn die Liebe nicht reicht...

  • Lauf mal viele Jahre lang über Maulwurfshügel und räum gleichzeitig lauter Steine aus dem Weg, auch das wird Dich irgendwann erschöpfen und niedergehen lassen.


    Genau das sagt der Spruch ja.
    Es sind nicht die riesigen Probleme .... sondern die kleineren, schleichenden, oftmals übergangenen und zu wenig beachteten Themen die sich so einschleifen.
    Der Versuch diese Sachen aufzurollen wird vermutlich daran scheitern, dass zu lange zu viel zu unbeachtet (nicht) passiert ist.


    Wenn ihr es aber Beide schafft diesen Effekt zu erkennen und gemeinsam Gegenmaßnahmen (gegen den Effekt - nicht gegen den Partner) zu entwickeln ... dann könnt ihr da gestärkt herauskommen.


    :tuschel Es gibt tolle Bücher dazu z.B. von Hans Jellouschek

  • Ich sehe als Voraussetzung, dass jeder Partner sich seiner Einschränkungen bewusst ist und dafür auch selbst Verantwortung übernehmen kann und das auch tatsächlich tut. Wenn einer davon dies nicht kann (und gar immer andere, also incl. den Partner, als schuldig ansieht), dann kann Beziehung nicht auf Dauer funktionieren.


    Es gibt durchaus viele chronische Krankheiten, mit denen man gut leben kann. Das würde ja alle von einer Partnerschaft ausschließen, welche eine solche Erkrankung haben. Oder sehe ich das falsch?



    Das ist genau der Punkt - wenn man sich der Einschränkungen bewusst ist.


    Bei uns ist es so, dass ich chronisch krank bin und dies die Partnerschaft mit Sicherheit beeinflusst. Aber ich weiß um meine Defizite, kann sie benennen, auch was ich brauche oder was momentan vielleicht nicht geht.
    Da gehört als Partner nicht nur Liebe, sondern auch Respekt und Akzeptanz dazu, um damit gut umgehen zu können. Den anderen auch aushalten zu können, wenn man sich selbst fast nicht aushalten und ertragen kann.
    Oft habe ich mich gefragt, wie eine Liebe das aushält, und wie lange.


    Eine beginnende Liebe sehe ich wie eine Pflanze oder einen Baum. Am Anfang noch sehr empfindlich und instabil, mit der Zeit dann doch kräftiger und robuster. Insofern man diesen "Baum" auch hegt und pflegt und gießt. Wenn er von Anfang an verwahrlost und schief oder einseitig wächst, wird das meistens nix.



    Und natürlich kann in einer Liebe nicht nur einer immer der Motor sein und der andere sich treiben lassen, wie hier schon geschrieben, es sollte ein Gleichgewicht herrschen, und keine Abhängigkeit.




    LG Jona

  • Vor einiger Zeit habe ich das Buch "Joni und Ken: Deine Liebe schenkt mir Flügel" von Joni und Ken Eareckson-Tada gelesen. Joni Eareckson war bei ihrer Heirat bereits querschnittgelähmt. Die beiden sind im vollen Bewusstsein der Probleme ihre Beziehung eingegangen. Und es hat wunderbar geklappt. Die ersten Jahre. ... Dann gab es riesige Probleme. Eigentlich wollte der Mann schon gehen. Als dann noch Krebs bei der Frau hinzu kam, mussten sie miteinander reden. Und über dieses Reden, das Arbeiten an der Beziehung sind sie wieder zusammen gekommen.


    Krankheit, Unterschiedlichkeit muss nicht zur Trennung führen. Besondere Belastungen auch nicht. Aber wenn spätestens in schwierigen Situationen ich nicht ins Gespräch komme, dann ist alles höchst problematisch.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Mein Ex-Mann und ich haben uns vor vielen Jahren mal gefragt, warum unsere beider Eltern aufgehört haben, eine liebevolle Beziehung zu haben, wann die Unbeschwertheit verloren ging und das Lächeln einfror. Wir haben uns damals so sehr gewünscht, dass es uns einmal anders gehen würde.


    Aber dann kam das Leben und dann kam der Alltag... und mit ihr die Verpflichtung für so viele Dinge und die Herausforderung der Reife: die Belastung des Jobs, die Arbeit eines Hauses, der ständige Blick auf das Konto, die schwindende Jugend, die Gewohnheit der Partnerschaft, der Verlust von Gemeinsamkeiten, die ersten Alterswehwehchen und Krankheiten, das unsagbare Glück und damit gleichzeitig die unglaubliche Verantwortung für ein Kind, das langsame Sterben der älteren Generationen um einen herum und das langsam einsetzende Wissen, dass man irgendwann der/die Nächste sein wird....


    Wir haben dagegen angekämpft, miteinander geredet, aneinander festgehalten, viele Jahre, und wir sind weder schwach noch depressiv, aber unsere große Liebe zueinander und zu unserem Sohn allein hat nicht gereicht. Irgendwann war die Unbeschwertheit weg und wir standen an demselben Punkt, an dem auch unsere Eltern einst irgendwann gestanden haben müssen: ernüchtert, erschöpft und unsagbar traurig.


    An dem Tag, an dem mein Ex aus dem gemeinsamen Haus auszog, standen wir fest umschlungen am Bett unseres schlafendes Kindes und haben gemeinsam geweint. Heute sind wir Freunde mit großer gegenseitiger Wertschätzung und Zuneigung, nur die Liebe, die ist irgendwann einfach auf der Strecke geblieben.


    Nein, ich glaube, manchmal reicht Liebe einfach nicht aus.... :-(