Scheidungstermin steht an. Was erwartet mich?

  • Hallo zusammen,


    ich habe heute die Vorladung zu meinem Scheidungstermin vom Familiengericht aus dem Briefkasten gefischt.
    Also ich habe die Scheidung selber beantragt und mein Mann auch. Nach vielen hin und her im Vorfeld waren wir uns da dann einig.
    Meine Anwältin ist ganz toll (auch persönlich richtig nett!) und ich fühle mich nicht alleine gelassen.


    Dennoch ruft dieses Schreiben so zwiespältige Gefühle in mir hervor.
    Einerseits sind es Sachen wie "Oh Mist, noch ein Urlaubstag opfern", dann "Endlich. Dann kann ich an diese Sache einen Haken machen." und "Ooohhhhh :( Mein Lebenstraum hat nicht geklappt! Ich bin so eine Versagerin und raube meinem Kind eine glückliche Kindheit!!!"


    Vor allem das letzte ist eigentlich quatsch, ich weiß.


    Ging/geht es euch ähnlich oder hab ich ein ziemliches Ding an der Waffel? Ich fühle mich manchmalso gleichgültig,dass ich ganz erschrocken bin...
    Könnt ihr das Verstehen?
    Wie geht ihr mit diesem Durcheinander um?


    Außerdem weiß ich nicht, was mich da bei gericht erwartet... Das macht mich unsicher.
    Kann da jemand Erfahrungen berichten?


    Liebe Grüße, Lise.

  • Wenn alles schon vorher geklärt ist dauert das ganze nur 10-15 Minuten. Jeder wird nochmal gefragt ob er wirklich die Scheidung möchte, wann die Trennung war und dann liest der Richter noch nen kurzen Text vor.


    Wenn du mit der Anwältin vor der Tür noch kurz sprichst wird sie dir bestimmt nochmal den Ablauf genau erklären.

    Oh Gott, wurde bei euch eingebrochen? :|
    Ich habe 2 Kinder, das muß so aussehen :S

  • Wie die anderen schon geschrieben haben, wenn alles geklärt ist, geht es ruck zuck.
    Das mit den versagen Gedanken kenn ich auch, ich wollte auch eine Ehe für das Leben. Es wird leichter aber ich hab mir jetzt auch Hilfe geholt.
    Drück dir die Daumen und alles wird gut, wirst schon sehen.

  • Diese Gefühle hatte ich auch damals, obwohl das quatsch ist....ich habe damals die Scheidung eingereicht. Innerhalb von 15 Monaten war ich geschieden. Es wäre auch schneller gegangen, wenn mein Ex-Mann zügiger seine Papiere beigebracht hätte. Aber letztendlich hat ihm das auch nicht geholfen. Er wollte sich nicht scheiden lassen, aber ich konnte die Richterin überzeugen, dass es für mich kein zurück mehr gab. Immerhin waren wir da ja auch schon 15 Monate in getrennten Städten.


    Ich habe es nicht bereut. Denn mein Sohn fühlt sich jetzt wieder viel besser und ist richtig aufgeblüht. Die negative Stimmung tat uns auf Dauer allen nicht gut.

    :hae: Denke nie gedacht zu haben, denn das Denken der Gedanken ist gedanken loses Denken :hae:


    :lgh :lgh :lgh

  • Wenn man die von dir beschriebenen Gefühle nicht hätte, dann wäre das schon sehr seltsam. Man trennt sich immerhin von dem Menschen, mit dem man mal geplant hat, das ganze Leben gemeinsam zu verbringen, Kinder zu haben. Man trennt sich von dem Menschen, der einem einmal am nächsten stand, für den man sein Leben gegeben hätte.


    Wenn das keine zwiespältigen Gefühle hervorrufen würde, wäre man schon ziemlich empathielos und/oder sogar von Hass verzehrt.


    Der Scheidungstermin ist zwar in der Praxis eine ganz formelle, sachliche Angelegenheit - der Richter liest den Scheidungsantrag vo, zitiert ein paar Gesetze, fasst die vorgerichtlichen Einigungen zusammen, fragt den Willen der Eheleute ab und spricht die Scheidung aus. Passiert in gefühlten fünf Minuten. Mn sitzt quasi kaum richtig auf dem Stuhl, dann kann man schon wieder raus.


    Mit meinen Gefühlen muss ich dann aber viel länger zurande kommen. Das geht meist kunterbunt daher. Angst, Ärger, Freude, Wut, Erleichterung, Sorge, Unsicherheit - Scheidung ist emotional die Rückabwicklung aller Dinge in einer Paarbeziehung. Auch die Gefühle der Verliebtheit, der Schmetterlinge im Bauch - all das muss irgendwie "rückabgewickelt" werden. All das durchlebe ich noch einmal. Fachleute sagen übrigens, dass die Bewältigung der Trennung ungefähr 50% der Ehezeit dauert (gerechnet bis zu dem Zeitpunkt, an dem man sich erste Trennungsgedanken gemacht hat).


    Wenn dir also jetzt ab und zu "ganz schummrig" ist, dann ist das völlig normal. Der Schidungstermin ist d ein Anlass. Andere Termine auch (Weihnachten,Kigeburtstage etc...

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Ja, ich glaube dieses eotionale Zurückwickeln ist der Knackpunkt.
    Ich war in den letzten Monaten oft erschrocken darüber, wieviel Abscheu ich für diesen menschen empfinden konnte. Immerhin habt ihr ja recht: Er war DER Mann für mich, mit allen Träumen und Hoffnungen die man eben so hat bei der Familiengründung.


    An manchen Tagen bin ich aber auch ganz cool damit und schaue lieber positiv in die Zukunft.


    Vor allem sehe ich, dass mein Ex total aufblüht, seit er "mich los ist". er macht wieder Urlaub, ist gar kein Miesepeter mehr, nimmt wieder Kontakt zu freuden auf, die wir zusammen aus den Augen verloren hatten.
    Wir haben uns mitte Juni 2014 getrennt und seit November 2014 hat er seine Next... aber er macht mir immernoch Vorhaltungen, dass ich ja seinen Traum zerstört hätte... macht das Sinn? Ich glaube nicht. Wenn man ihn so anguckt, denke ich manchmal, dass die Trennung das beste war, das ihm passiert ist.


    Anyway: noch gut drei wochen und dann hab ich diese Episode meines Lebens abgehakt.


    Danke für euren Zuspruch!

  • Mit meinen Gefühlen muss ich dann aber viel länger zurande kommen.


    Mir ging es so, dass ich das Trennungsjahr über bereits konfrontiert wurde mit ganz unterschiedlichen Gefühlen - eine große Herausforderung. Ich weiß noch, dass ich mich zuerst - trotz allem - gar nicht scheiden lassen wollte. Viele Gespräche, viel Unterstützung haben mir geholfen, meinen Weg zu finden. Und da ich am Ende des Prozesses nicht nur wusste, dass ich mich der Kinder wegen scheiden lassen muss, sondern das auch so empfunden habe, war das, was zwischen uns Eltern stand, nicht ausschlaggebend.


    Überwindung der Trennung ist das Eine. Damit zurechtzukommen, mit dem anderen Elternteil noch bis zu 18 Jahre verbandelt zu sein - inklusive der damit einhergehenden Gefühle - und sich Mühe zu geben, die Kinder da nicht mit hineinzuziehen (ganz vermeiden lässt sich das wohl oft nicht), ist das Andere. Ich wünsche Euch, dass Ihr nach der Einigkeit, was die Scheidung angeht, auch Einigkeit erreicht, was die Kinder angeht.

    Wir haben uns mitte Juni 2014 getrennt und seit November 2014 hat er seine Next... aber er macht mir immernoch Vorhaltungen, dass ich ja seinen Traum zerstört hätte... macht das Sinn? Ich glaube nicht. Wenn man ihn so anguckt, denke ich manchmal, dass die Trennung das beste war, das ihm passiert ist.


    Naja, er ist wohl jetzt auf seiner rosaroten Wolke - das würde mir seine gute Laune erklären. Ob die Trennung für ihn gut oder schlecht war, kann er am besten beantworten, darum brauchst Du Dich nicht zu kümmern, denke ich. Relevant ist, ob die Trennung für Dich und Dein Kind das Richtige war bzw. ist. Und sobald Du das weißt, ohne zu zweifeln, wird es sich (hoffentlich) einfacher leben.


  • Wir haben uns mitte Juni 2014 getrennt und seit November 2014 hat er seine Next... aber er macht mir immernoch Vorhaltungen, dass ich ja seinen Traum zerstört hätte... macht das Sinn?



    Irgendwie schon, er hatte mit Dir diesen einen Traum - Familie, Ehe. Der ist nun kaputt gegangen und obwohl da die Neue ist und ihn mit neuem Leben füllt, sein altes Leben hinkt nach und da gehörst halt du dazu.


    Liebe und Abneigung trennt nur ein schmaler Grat und ich denke das die Expartner die schnell was neues haben, trotz allem nicht vor dem alten davonrennen können und sich da doch mehr Gedanken drum machen als sie es je zugeben würden.


    Und da ist es leicht dem anderen Vorhaltungen zu machen. Das hat mit dem neuen Partner nicht viel zu tun. ;-)

    Es ist besser,
    ein eckiges Etwas zu sein,
    als ein rundes Nichts.

  • Liebe und Abneigung trennt nur ein schmaler Grat und ich denke das die Expartner die schnell was neues haben, trotz allem nicht vor dem alten davonrennen können und sich da doch mehr Gedanken drum machen als sie es je zugeben würden.


    Weil es erst einmal bedeutet, sich eingestehen zu müssen, dass der Wunsch, den man mit seinem (Ehe-)partner hatte, so nicht zu erfüllen ist. Und weil es Zeit und viel Kraft bedeutet, eine Trennung wirklich zu verarbeiten und damit klarzukommen, dass man als Eltern eines gemeinsamen Kindes in der Regel immer miteinander zu tun haben wird - für Jahre. Sich wenige Monate später mit jemand anderem zusammenzutun, ist für mich gleichbedeutend damit, vor seiner Verantwortung davonzulaufen. Die Schuld dem anderen zu geben und damit (vermeintlich) das Thema abgehakt zu haben, funktioniert nicht.

  • Meine Scheidung war auch erst vor kurzem. Ich glaube es waren knapp 10 Minuten. Wir mussten nicht mal was unterschreiben.


    Das Gefühlschaos wird wohl noch etwas dauern. Viele Gedanken an früher, wieso weshalb warum und immer wieder Angst, daß ich das nie hinter mir lassen kann.


    Aber es wird schon werden. Hier im Forum liest man so viele schöne Geschichten, das baut auf und lässt hoffen.


    Alles Gute

  • "Der Hauptgrund für alle Scheidungen ist und bleibt die Hochzeit".



    Am 24.8.15 war es bei mir so weit und es hat auch keine 15 Minuten gedauert... da auch alles im Vorfeld geklärt war.
    Wir waren danach sogar Kaffee trinken... war selber sehr erstaunt darüber.


    Gefühlsmäßig war ich vorher und nachher auch etwas am Schwimmen.
    Ist wohl normal... und gehört einfach dazu.
    Gedankenkarussell... hätte... wäre... wenn... usw.
    Es lässt nach und sortiert sich mit der Zeit.
    Ablenkung hilft... wir hatten sogar eine kleine "Scheidungsparty"... ohne Ex.

    Einmal editiert, zuletzt von Marian14 ()

  • Danke für euren Zuspruch, ich denke auch, dass ich das gut hinbekommen werde.
    Leider reicht das Verhältnis nicht, um noch einen Kaffee zu trinken. Aber da hab ich im Moment auch noch kein Interesse dran.


    Mein Termin wurde übrigens verschoben: vom 7.10. auf den 21.10.
    Jippii, ich hab zwei Wochen länger Zeit mir Gedanken zu machen ^^


    Aber immerhin weiß ich schon seit Wochen, was ich anziehen werde. Das gibt mit immer sehr viel Sicherheit. Ist schon ziemlich bescheuert und oberflählich, aber das Klären der Klamottenfrage ist mein rettungshalt, bei ungewissen Situationen (Ich war auch völlig gelassen, als ich dann endlich wusste, welches Hemdchen ich im Kreißsaal tragen würde ^^)

  • So, morgen ist es endlich so weit.
    Ich habe schon ein bisschen Angst vorm Termin. Nicht, weil ich denke, dass was schlimmes passieren könnte. Ich hab eigentlich nur Angst vor meinem schlechten Gefühl, weil ER mich die ganze Zeit mit seinem vorwurfvollen Blick (oder gar nicht) angucken wird.
    Wahrscheinlich gibt es nichtmal ein Hallo oder ein Tschüß. Bestenfalls ein Kopfnicken.


    Okay, all das bestärkt mich in meiner Entscheidung zur Trennung. Aber ich hab trotzdem nicht so wahnsinnig viel Bock da drauf... meh.


    Lichtblick: Hinterher bin ich mit meinen beiden besten Freundinnen zum Mittag veranredet. Das wird helfen. Wahrscheinlich werde ich denen den Ablauf in verteilten Rollen vorspielen müssen. Die haben so viel mit mir gelitten, sie hätten es verdient ;)

  • Ich drück dir die Daumen das alles ruhig und schnell abläuft
    Mein ex kam nach der Scheidung wieder mit den ganzen Vorwürfen, das ich an dem ganzen Sche... schuld bin usw. Er hat dann noch Geld verlangt für den Kfz Brief den er verschlampt hat und für das Auto das er sich dann doch behalten hat. Nachdem ich ohm dann gesagt habe er solle doch seine Zugangsdaten für sein Konto ändern, weil ich da immernoch Zugriff drauf hätte, hat er mir gleich wieder mit Anwalt gedroht usw.
    Danach wollte er auch noch auf einen Kaffee mit mir gehen.
    Nein danke, darauf hatte ich keine Lust.

  • Ich habe schon ein bisschen Angst vorm Termin. Nicht, weil ich denke, dass was schlimmes passieren könnte. Ich hab eigentlich nur Angst vor meinem schlechten Gefühl, weil ER mich die ganze Zeit mit seinem vorwurfvollen Blick (oder gar nicht) angucken wird.


    Kann ja sein, dass er Dich ignoriert oder vorwurfsvoll anguckt. Versuche, selbstbewusst da drüber zu stehen (bzw. zu den Gründen FÜR die Scheidung). Das hat mir zumindest damals sehr geholfen, weil für mich die Gründe nicht mit dem zusammenhingen, was zwischen der Kindesmutter und mir stand, sondern damit, dass ich diesen Schritt für unerlässlich angesehen habe, damit es meinen Kindern gutgeht. Und dazu stehe ich nach wie vor, deshalb ist es mir auch ziemlich egal, was andere darüber denken.


    Wie geht es Dir heute (nach dem Termin)?

    Einmal editiert, zuletzt von musicafides ()

  • Na kann man schon anstossen?


    ich weiss noch wie glücklich ich war als ich aus dem Gericht kam. Ich habe mich unendlich erleichtert gefühlt.


    Und von heute an beginnt einfach ein neues Kapitel. Positiv in die Zukunft schauen!!

  • Ihr seid ja lieb :)
    JAAAAAA, man kann anstoßen (hab ich Mittag schon mit meinem Mädels gemacht ^^)
    Der Termin ging richtrig gut über die Bühne, es hat 4 (in Worten: vier!!) Minuten gedauert.


    Ich war zu früh da und er auch. Er kam in Jeans und Strickjacke (ein scheußliches Teil in beige. Da sollte sich seine Next was schämen,ihn so rausgehen zu lassen xD) und mit seinem neuen schrecklichen Oberlippenbart. brrrr. Ich war super chic in schwarzem Kostüm und roter Bluse (Das ich an dieser Stelle sehr pberflächlich bin hatte ich oben schon erwaähnt, oder? Sorry dafür, Leute :rotwerd )
    Wir haben dann Smaltalk gemacht und bei jeder zweiten Aussage hab ich mir innerlich an den Kopf gefasst, weil es so haarsträubender unfug war. Die frage danach, ob ich eine Möglichkeit zur Weiterführung der Ehe sehe konnte ich dann mit guten gewissen mit "nein" beantworten.


    Als ich dann aus dem Gericht kam, hat für 5 Minuten die Sonne geschienen... wo es seit einer Woche nur Grau in grau in Nieselregen ist.Wenn das mal kein Zeichen ist :D


    Ich bin so mega froh, dass ich das geschafft habe. Und ich glaube: Er auch.
    Mal sehen, was dieser Termin im Tonfall zwichen uns verändert. Freitag ist wieder Kindübergabe am bahnhof.Wir dürfen gespannt sein ^^


    Danke für eure Unterstützung und euren Zuspruch und Trost. Es ist sehr sehr sehr viel Wert, wenn man das Gefühl hat nicht alleine zu sein. Auch wenn das hier "nur" das www ist, ist es mehr udn echteres Verständnis als ich von meinen zumeist unverheirateten nicht-Mami Freundinnen erwarten kann (sie unterstützen mich eben anders)


    Kusshand an alle :-*