Kind vom neuen Partner

  • Hej :)
    Ich bin Katérin, 35 Jahre alt und habe einen 14 jährigen Sohn. Sein Vater und ich haben uns vor ca. 3 Jahren getrennt und teilen uns das Sorge- sowie das Aufenthaltsrecht, das heißt, er wohnt jeweils 4 Wochen bei seinem Vater oder bei mir und besucht abwechselnd jedes zweite Wochenende das andere Elternteil. Das funktioniert mittlerweile super. Mein Problem ist auch ein ganz anderes.
    Ich habe vor ungefähr 3 Monaten einen Mann kennengelernt, der eine 9 jährige Tochter hat, die nur bei ihm lebt.
    Ihre Mama ist an Krebs gestorben, da war sie 3 Jahre alt. Nach dem Tod der Mutter hatte er nur eine längere Beziehung, die auch seine Tochter mitbekommen hat. Sie ging knapp zwei Jahre und ist mittlerweile auch schon über zwei Jahre her.
    Beide wohnen übrings 250 km von mir entfernt. Wir führen also eine Fernbeziehung und haben nur die Wochenenden.
    Das bedeutet, ich musste seine Tochter ziemlich schnell kennenlernen, da er sie auch nicht immer irgendwo unterbringen kann.
    Ich weiß, dass mich seine Tochter mag, aber sie hat ein riesengroßes Problem mit der Nähe zwischen ihm und mir. Wenn sie sieht, das wir uns küssen oder ähnliches, wird sie traurig oder wütend.
    Sie hat auch gesagt, das sie Angst hat, er würde mich lieber haben als sie. Aber egal wieviel er ihr erklärt oder ich, sie kann einfach nicht aktzeptieren, das wir Zärtlichkeiten austauschen. Wenn ich die beiden besuche, dann schlafe ih in einem anderen Zimmer, weil sie bei ihm im Bett schläft. Das ist auch kein Problem für mich, aber sie sagt selber, das sie nachts nicht schlafen kann, wenn ich da bin, weil sie sich solch einen Kopf macht, was wir dann allein machen. Sie lässt uns keine Sekunde allein, damit wir uns bloß nicht zu nahe kommen.
    Wir haben das am Anfang vor ihr verheimlicht und dann ganz langsam angefangen in ihrer Nähe Zärtlichkeiten auszutauschen, aber das gefällt ihr gar nicht.
    Ich weiß dass das alles Zeit braucht, aber ich sehe auch, wie fertig es ihren Vater macht. Einerseits möchte er, dass es seiner Tochter gut geht, aber er möchte auch mir gerecht werden. Wir sind ja auch erst ganz am Anfang einer Beziehung und hatten so gut wie noch nie Zeit für uns allein. Eigentlich nur nachts, wenn sie denn dann mal schläft, was sie ja aber nicht wirklich tut, solange wir noch wach sind.
    Meine Frage nun: Hat jemand ähnliche Erfahrungen?
    Ich weiß weder, wie ich ihr ihre Ängste noch wie ich ihm den Druck nehmen kann. Natürlich bin ich manchmal traurig, wenn wir so gar keine Zeit zu zweit hatten, weil sie die ganze Zeit zwischen uns hing, aber vor allem möchte ich, dass die Zeit die wir haben für alle so angenehm wie möglich und eben nicht anstrengend wird.
    Ich wäre so dankbar für Ratschläge. Liebe Grüße von Katérin

  • meiner meinung nach ist es seine aufgabe mit seiner tochter zu reden da er das innige verhältnis hat wachsen lassen. seine tochter muss lernen dass sie keine symbiotitische lebenform darstellen sondern er immer noch ein individuum mit eigenen wünschen und auch rechten ist.


    ich habe meine drei auch einmal "auf den topf gesetzt" damit sie lernen, dass es verschieden formen von liebe gibt und die nebeneinander laufen können.
    manchmal braucht es eben ein gewitter damit die luft nachher rein ist. und bei dem gespräch solltest du nicht anwesend sein. das müssen die beiden untereinander klären.


    also "bon chance" :daumen

  • Guten Morgen,


    ich denke, da die Mutter gestorben ist, die beiden (mit einer Ausnahme) allein sind, hat sich ein sehr inniges Verhältnis aufgebaut, schon allein auch für die Tochter, da sie ja unter Verlustängsten leidet; was absolut nachvollziehbar ist - da die Mutter und danach eine Partnerin "weggebrochen" sind.


    Hat dein Partner mal über eine Therapie für sich und/oder die Tochter nachgedacht? Viele Kinder denken, sie müssen irgendwie den Part des Partners übernehmen und überfordern sich und den Elternteil damit sehr.


    Gibt es in der Nähe eine Beratungsstelle? An die sollte sich dein Partner wenden, die werden ihm und seiner Tochter bei dieser Loslösung sicher helfen können, "Hauruck" wird in dieser Situation nicht gehen, da wird sie unter Garantie psychosomatisch reagieren.

    :thumbup: Always look on the bright side of life! 8)

    Einmal editiert, zuletzt von Grace_99 ()

  • ich denke auch das eine Therapie die beste Lösung ist, allerdings kann es dann vielleicht noch etwas dauern bis sich die Situation bei euch verbessert und die Frage ist ob ihr/ sie das mitmacht.

    Stell dir vor, du wärst verzaubert.

    How to be an Artist-SARK

    Einmal editiert, zuletzt von frisko ()

  • Hat dein Partner mal über eine Therapie für sich und/oder die Tochter nachgedacht? Viele Kinder denken, sie müssen irgendwie den Part des Partners übernehmen und überfordern sich und den Elternteil damit sehr.


    Schläft die Tochter schon immer in seinem Bett, oder erst seitdem es Dich in seinem Leben gibt? Klar ist das nicht das Ausschlaggebende, aber es wäre für ihn hilfreich, zu verstehen, warum die Tochter ihn ganz für sich haben möchte, warum sie Verlustängste hat. Aber dies herauszufinden ist seine Aufgabe, z. B. bei einem kompetenten Kinder- und Jugendpsychologen.


    Hat Dein Freund eigentlich in der Vergangenheit auch mal kindfreie Zeiten gehabt? Für viele ein Luxus, das ist mir klar, aber es hilft dem Kind auch, wenn es verlässliche und enge erwachsene Bezugspersonen hat und nicht nur in diesem Fall den Vater.


    Gibt es Freunde von ihm, die Du kennst und mit denen Du mal sprechen kannst? Ein Blick von außen ist oft klarer, als wenn man selbst involviert ist und vielleicht das eine oder andere gar nicht wahrhaben möchte.

    Einmal editiert, zuletzt von musicafides ()

  • ich persönlich glaube, dass eine 9 jährige nicht direkt "so" (also sichtbarer Austausch von Zärtlichkeiten, Kuscheln, Küssen, gemeinsames Frühstück etc.) mit einer neuen Beziehung konfrontiert werden sollte...
    zumindest nicht nach "nur" 3 Monaten -


    da gibt es doch idR. erhebliche sexuelle Funken, die da fliegen :brille und Kinder merken sehr genau, ob sie "stören" (egal, wieviel Mühe man sich da gibt- und in eurer Lage besonders, da ihr ja mit diesen Dingen auf Eure gemeinsame Zeit, bei der das Kind dabei ist, mehr oder weniger "beschränkt" seit)-


    Vielleicht wäre es eine Idee, in einer Pension zu nächtigen, und dort weniger als Liebhaberin, und mehr als Freundin der Familie "aufzuschlagen"-
    tagsüber etwas gemeinsam unternehmen, und abends kann aus meiner Sicht eine 9jährige durchaus eventuell mal ein paar Stunden alleine bleiben, oder sich eine Freundin zu Besuch holen, oder halt mit einer grossen "Freundin" (Babysitter) verbringen....


    Zug um Zug wird sich die Lage dann aus meiner Sicht von selber "entschärfen".

    Lieber Gruss


    Luchsie


    Dein Denken kann aus der Hölle einen Himmel und aus dem Himmel eine Hölle machen.


    Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug. (Epikur)

  • "Viele Wege führen nach Rom", heißt es so schön. Klar solltet Ihr Euch machen, dass es ein "langer Weg" ist, den Ihr da gehen müsst. Die Ängste und Sorgen des Mädels, aber auch die (vielleicht so gar nicht bewussten eigenen) des Vaters sind sicherlich groß. Von Dir fordert das vor allem viel Verständnis für die seelische Situation beider.


    Vielleicht solltet Ihr zuerst einmal nicht "am Hauptthema" arbeiten, sondern über "gemeinsame Erlebnisse" einen Alltag herstellen. Es werden immer nur ganz kleine Schritte möglich sein. Und es wird auch Rückschritte geben, die euch als Erwachsene durchrütteln. Wenn Euch das bewusst ist, werdet ihr es aber schaffen.


    Wir - Frau Volleybap und ich - haben in ähnlicher Situation vorsichtig und ab und zu klassische Aufgaben des leiblichen Elternteils "ersetzt". Da ist, weil "nicht anders möglich" der andere mal losgezogen zum Klamotteneinkauf. Oder hat von der Sportveranstaltung abgeholt. Oder hat die Scherben vom vom Kind runtergeschmissenen Glas aufgekehrt. Oder hat Kind geholfen, ein Geburtstags- oder Weihnachtsgeschenk für den leiblichen Elternteil zu finden.


    Je nach Situation, das musst du einschätzen, könnte das zB sogar bedeuten, dass du mal vorschlägst (natürlich vorher längst mit deinem Mann abgesprochen) "gehen wir heute mal ans Grab von der Mama?" Und vielleicht pflanzt du dann was mit dem Mädchen dort ein. - Neues wird von Kindern oft als Bedrohung empfunden. Du musst also letztlich vom Fremdkörper zum Alltag werden. Und Positives mit dir verknüpfen. Das geht übrigens auch mit kleinen "Bestechungen": Ein kleines Mitbringsel bei jedem Wochenendtreffen. Nichts großartiges, aber ein positiver Verstärker. Ein Brief zwischendurch an das Mädel "und grüß den Papa".
    Es wird funktionieren, wenn Du sie als ein Stück des Lebens deines Mannes betrachten kannst und sie genauso lieb gewinnst. "Ihr müsst euch vertraut machen", würde der Kleine Prinz sagen ...

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • tagsüber etwas gemeinsam unternehmen, und abends kann aus meiner Sicht eine 9jährige durchaus eventuell mal ein paar Stunden alleine bleiben, oder sich eine Freundin zu Besuch holen, oder halt mit einer grossen "Freundin" (Babysitter) verbringen....


    Es geht ja darum, eine Beziehung zu beiden aufzubauen - ich würde also versuchen, ihr Vertrauen zu gewinnen, indem ihr tagsüber gemeinsame Unternehmungen macht, die ihr Spaß machen, wo sie spüren kann, dass sie nicht ausgeschlossen ist. Ich finde, ein neunjähriges Kind gehört ins eigene Bett und nicht in das des Vaters - das geht aber sicher nicht von heute auf morgen, da muss er sich schon Gedanken machen (und das mit professioneller Hilfe), wie er das hinbekommt. Das sollte er dann auch alleine zum Wohl des Kindes angehen - sonst wirst Du nie einen Platz an seiner Seite finden können, weil seine Tochter das nicht zulässt. Bevor mich jemand steinigt: das ist ja sicher keine böse Absicht, dahinter stehen Verlustängste, wie auch schon geschrieben. Und genau dort würde ich von ihm erwarten, dass er sich Hilfe holt, und das nicht nur halbherzig. Aber da muss er sich bewegen, und zwar nicht Deinetwegen, sondern um dem Kind zu helfen.

  • Das ist tatsächlich das klassische Patchworkthema und nicht so selten.


    Es ist auch ziemlich normal, dass Kinder auf neue Partner eifersüchtig reagieren (ähnlich wie bei neuen Geschwistern), da braucht es auch sicher keine Therapie, wie hier teils aus der Ferne diagnostiziert wurde....


    Da braucht es vor allem Zeit und Geduld und Geschick sowie Nerven bei Euch Eltern. Und 3 Monate ist noch nicht besonders lang. Wichtig für das Kind ist doch vor allem, zu ERFAHREN, dass die neue Partnerin vom Papa nicht nur Gefahr (diese Erwartung sieht sie in den Zärtlichkeiten bestätigt), sondern auch Gewinn darstellen kann:
    Dazu solltest Du Dich eine ganze Weile in den Alltag unauffällig integrieren, Dich selbst dabei etwas zurücknehmen, ihr solltet Zärtlichkeiten in Gegenwart des Kindes reduzieren und ggf. blöde Bemerkungen einfach aushalten (das wird Dich auch Kraft und Nerven kosten). Dann bist Du erstmal da.
    Im nächsten Schritt eine eigene Beziehung zur Tochter aufbauen, wie von Volleybap oben beschrieben.


    Mit der Zeit wird es besser. Aber es kann recht lange dauern und es wird auch nie so ganz weg gehen - wichtig ist es, hier auch die eigenen Erwartungen realistisch zu halten. Du wirst einen langen Atem brauchen. Patchwork kostet viel Kraft und Verständnis für die Gefühle der anderen.


    Mein Kind haben wir damals sehr behutsam mit meiner LG bekannt gemacht, wie oben beschrieben - es hat ca. 1 Jahr gedauert, bis die Eifersucht auf ein erträgliches Maß gesunken war. Ganz weg ist sie bis heute nicht gegangen, in wenigen Situationen ist das immer noch ein kleinwenig zu spüren.

  • Vielen Dank für die Antworten.
    Ich nehme ja bereits am Alltag teil und in ihrer Gegenwart so unauffällig wie möglich. Solange ich mich zurück nehme und bloß keine Nähe zu ihrem Papa zeige, ist auch alles wunderbar. Probleme gibt es immer erst, wenn sie mitbekommt, dass da mehr zwischen uns ist, als eine platonische Freundschaft.
    Und ja, sie hat schon immer im Bett ihres Papas geschlafen, das wird sich so schnell auch nicht ändern, was ich vollkommen okay finde.
    Am Anfang haben wir alles vor ihr verheimlicht, aber sie ist immerhin 9 Jahre und nicht dumm, sie hat sehr schnell verstanden, dass da mehr ist und ich glaube, als sie bemerkt hat, dass wir Geheimnisse vor ihr haben, hat das alles nur schlimmer gemacht. Aber jeder noch so kleine Blick von ihm zu mir oder umgekehrt kippt die Stimmung sofort. Normalerweise ist sie öfter bei ihren Großeltern, aber seit sie mich kennt, fährt sie da nicht mehr hin, weil es ja sein könnte, dass ihr Papa und ich uns dann allein sehen und ''sonstwas'' machen könnten :/.

  • Hallo Katèrin,


    ich denke da hilft nur - wie hier schon beschrieben - Kontakt zu ihr aufzunehmen... ihr ehrlich zu zeigen, dass Du ihr den Papa nicht weg nehmen willst und auch die Mama nicht ersetzt wird (etwas womit vermutlich viele Kids, wo ein Elternteil verstorben ist zu kämpfen haben... wenn da jetzt eine neue kommt, wird Mama vergessen werden... )


    Zeig Ihr, dass auch sie Dir wichtig ist und dass Ihr zusammen eine "Herde" werden könnt, wenn Ihr Euch alle bemüht... eine Herde im Sinne von Tierherden, wo auch andere Mama`s sich um verwaiste Junge kümmern... da gibt es genügend Bespiele aus der Tierwelt...


    Also los, mach Dich auf ihr Vertrauen zu gewinnen... ;-)


    Eure partnerschaftliche Beziehung sollte bis dahin nicht im Vordergrund stehen... das ergibt sich von alleine, wenn Ihr ein gutes Vertrauensverhältnis geschaffen habt... ;-)

    Liebe Grüße
    Dani




    Gefühle brauchen keine Rechtfertigung - sondern Verständnis