Heimweh nach Deutschland

  • Hallo,


    entschuldigt bitte, dass ich hier gleich mit einem Problem ankomme ohne mich gross vorzustellen. Ich bin seit einigen Jahren geschieden und lebe seit fast 13 Jahren im Ausland (Kanada). Habe das alleinige Sorgerecht fuer meine Tochter. Jetzt mein Problem: ich habe solches Heimweh nach Deutschland, nach meinen Verwandten, Freunden etc. Komme hier zwar ganz gut zurecht aber seit meine Mutter verstorben ist will ich einfach nur noch zurueck nach D. Waere nach der Beerdigung am liebsten in D. geblieben, war todungluecklich als ich wieder in den Flieger nach Kan. stieg. Mein Vater ist bereits 2009 verstorben. Meine Tochter ist jetzt 17 und hier aufgewachsen. Sie spricht zwar deutsch, ist aber nur hier zur Schule gegangen und will auch hierbleiben, hier in Kan. ihre Ausbildung als Sozialarbeiterin machen und hier arbeiten. Was soll ich bloss machen???? Ich will umbedingt zurueck, fuehle mich aber mies wenn ich mein einziges Kind hier im Stich lasse. Wir haben hier keine Verwandten bzw. einen Onkel, "um drei Ecken" der aber immer anstrengender wird und uns mit seiner negativen und zynischen Einstellung eher runterzieht als hilft. Bekomme hier eigentlich keine moralische Unterstuetzung sondern bin auf mich allein gestellt. Wer die Nordamerikaner kennt, kennt auch die Oberflaechlichkeit die hier herrscht, wahre Freundschaften sind eher selten. Vielleicht sind wir auch zu verschieden von der Mentalitaet her. Das ist der Hauptgrund warum ich wieder zurueck moechte.


    Ich arbeite hier selbstaendig im Gartenbau und weiss dass ich mit ende 40 in D. kaum noch einen Job finde, trotzdem will ich unbedingt zurueck.


    Bitte schreibt doch mal was Ihr an meiner Stelle tun wuerdet! Zurueckgehen oder Euch "opfern" und hierbleiben?


    Liebe Gruesse, Heidi :winken:

    2 Mal editiert, zuletzt von Heidi66 () aus folgendem Grund: Ergaenzung

  • Hallo Heidi,


    herzlich Willkommen hier im Forum!


    Das stelle ich mir auch nicht so leicht vor.... Ich lebe nur 80km entfernt von meiner Heimat, wo Freunde und Familie sind und selbst das fällt mir stellenweise schwer, da hier das Freundschaften knüpfen auch nicht so einfach ist (naja, liegt vielleicht auch an mir....)


    Jedenfalls, die Frage die sich mir stellt, was ist denn mit dem Vater? Und dessen Familie? Oma, Opa?
    Kannst Du Dir vorstellen, Deiner Tochter noch ein paar Jahre zur Seite zu stehen um dann erst zurück zu kommen?
    Weiß Deine Tochter von Deinem Heimweh und Deinen Rückkehr-Plänen?


    Viele Grüße,
    Fio

  • Auch wenn du das jetzt nicht lesen magst, ICH würde bei meiner Tochter bleiben,
    zumindest noch ca. 3, 4 Jahre und wenn sie eine Lehre abgeschlossen hat, dann würde ich nochmal über eine Heimkehr nachdenken.



    Alles Gute für dich!

    Beste Grüße von SUMMER :strahlen

  • lebe seit fast 13 Jahren im Ausland (Kanada). Habe das alleinige Sorgerecht fuer meine Tochter. Jetzt mein Problem: ich habe solches Heimweh nach Deutschland, nach meinen Verwandten, Freunden etc.


    Du bist 13 Jahre weg. Meinst Du nicht, auch hier hat sich viel verändert? Die alten Freunde sind auch älter geworden, vlt. verheiratet, geschieden, weggezogen, verbittert,... jedenfalls haben sie sich verändert. Du wirst nicht mehr an dem anknüpfen können, was vor 13 Jahren mal war.
    Von Ferne sieht das alles rosig aus. Aber ist es das auch, und v.a. bleibt es das auch, wenn Du mal wieder hier leben würdest?
    So mancher der hier lebt, träumt vom Auswandern nach Kanada...


    Meine Tochter ist jetzt 17 und hier aufgewachsen. Sie spricht zwar deutsch, ist aber nur hier zur Schule gegangen und will auch hierbleiben, hier in Kan. ihre Ausbildung als Sozialarbeiterin machen und hier arbeiten. Was soll ich bloss machen???? Ich will umbedingt zurueck, fuehle mich aber mies wenn ich mein einziges Kind hier im Stich lasse.


    Du hättest sicher große Sehnsucht nach deiner Tochter. Kannst Du dir vorstellen, so weit von ihr weg zu sein? Sicher steht sie in wenigen Jahren auf eigenen Beinen, aber jetzt, wo sie gerade erst mit der Ausbildung anfängt, noch nicht. Was ist wenn sie jemanden braucht, ist da wer außer dir?
    Ich würde mir das sehr gut überlegen, und vor allem auch deine Tochter mit einbeziehen und mit ihr reden. Was hält sie davon?

    _________________________________________________________________________
    keks3


    life is a tale told by an idiot, full of sound and fury, signifying nothing (shakespeare)
    'Does anybody remember laughter?' (R.P.)

  • Probier doch mal einen Urlaub in Deutschland.


    Die Leute, die ich kenne, die mehr als ein Jahr in anderen Kontinenten lebten, konnten gar nicht mehr in Deutschland leben.
    Ich war nur 9 Monate weg und habe sehr lange gebraucht mich hier wieder halbwegs heimisch zu fühlen.


    Und dann die Vorstellung, dass das Kind weit weg ist .....


    Probier es mit Urlaub

  • Hallo Heidi


    Ich selber habe deutschland vor fast 15 jahren verlassen und kann dir dein heimweh sehr gut nachvollziehen.


    Es ist nicht so leicht eine integration hinzubekommen, eine fremde mentalitaet aufzunehmen und diese dann auch noch zufriedenstellend zu leben.


    Es ist nicht so einfach dir zu etwas zu raten. Heimweh kan schlimmer als zahnschmerzen sein.
    Deine tochter wird, so sie denn in Kanada aufgewachsen ist, ein funktionierendes soziales umfeld haben und dort sicxherlich auch ein netz finden das sie auffaengt. Sie darauf vorzubereiten muss deine vorrangige aufgabe sein wenn der gedanke wieder in die heimat zu gehen dich nicht los laesst.
    Sie wird ja bald vollkommen auf eigenen beinen stehen und ihre eigenen wege gehen. Du also im umkehrschluss noch einsamer werden.


    Im umkehrschluss, es wird auch nicht so einfach werden einfach wieder in deutschland neu zu beginnen. Ganz unabhaengig der arbeits situation. 13 Jahre sind eine lange zeit, deutschland hat sich sehr veraendert genauso wie auch du dich dem kulturkreis in dem du lebst angepasst hast. Ein paar wochen urlaub mit wiedersehen von alten freunden und familie kaschiert das ganz gut.
    Ich habe aber einige familien gesehen die ueber jahre hier waren und nach rueckkehr nach deutschland in ein vollkommen kulturelles und mentales loch gefallen sind. Sich einfach nicht mehr zurecht gefunden haben. familien samt kindern haben nach 12 bzw 18 monaten in deutschland wieder die koffer gepackt und sind zurueck gekommen. Das gefuehl die heimat ist nicht mehr deutschland war einfach zu gross.


    Letztendlich kann nur eine vollkommene integration in die gesellschaft in der du dich bewegst helfen. Christliche gemeinden , los geloesst vom kirchenleben, folkloristische gruppierungen und auch landestypische sportvereine bieten recht gute moeglichkeiten in so etwas einzutauchen.
    Im grunde genommen kann aber nur dein heimweh der ausschlaggeber sein was du in zukunft machen wirst oder kannst. Neue emotionale bindungen in deinem jetzigen umfeld aufzubauen evt sogar eine neue beziehung koennen ganz bestimmt helfen, eine abschliessende loesung sind sie aber auch nicht.


    gruesse
    Johann

  • Hallo,


    vielen Dank fuer die netten Antworten. Ja, ich kann meine Tochter nicht einfach so im Stich lassen und ich weiss schon dass sich D. veraendert hat, ich lese fast taeglich den Spiegel online u.a.. Nach ein paar Monaten haette ich sicher Heimweh nach Can. und vor allem nach meiner Tochter. Sie meint zwar dass ich ohne sie zurueckgehen kann aber ich glaube nicht dass sie sich hier alleine wohl fuehlen wuerde. Fast alle unsere Verwandten leben in D. und sagen dass sie uns gerne in der Naehe haetten - wahrschienlich wuerde die Herzlichkeit mit der Zeit abflauen. Wir haben hier schon Anschluss auch ueber unsere Kirche (Heilsarmee) Ich voluntiere da auch oefters, so gute Freunde wie in D. habe ich hier aber trotzdem nicht.


    Werde mal eine zweimonatige Auszeit nehmen und nach D. gehen, vielleicht hilft das. Bei frueheren Deutschlandreisen kam es vor dass ich Heimweh nach Can hatte...


    Liebe Gruesse, Heidi




    PS: Wer Kanadatipps braucht kann mir gerne schreiben.

  • Liebe Heidi,


    ich habe selbst fast zehn Jahre in den USA und UK gelebt und hatte es immer sehr schwer zurückzukehren.


    Meine Antwort zum Thema Heimweh ist, dass das Heimweh nur ein Resultat von etwas anderem ist. Sprich Du bist grade nicht glücklich und Heimweh ist nun Dein Symptom aber die Ursache ist nicht das Heimweh.


    Man kann überall auf der Welt glücklich sein, aber es muss erst im Herzen erfolgen. Und Du wirst merken, falls ich mit meiner Einschätzung richtig liege, wirst Du in Deutschland Heimweh nach Kanada haben.


    Wie sieht es mit Freunden aus? Ich weiß, dass die Nordamerikaner anders ihre Freundschaften pflegen aber auch dort gibt es lebenslange Freundschaften, die nicht nur oberflächlich sind. Vielleicht hast Du die falschen Freunde? Wenn es Dir gut geht, geht es Dir überall gut.


    Fühl Dich gedrückt und hoffentlich nicht von mir weiter unter Druck gesetzt.


    PS Auch Deine Freunde haben sich verändert aber das merkst Du im Urlaubsmodus nicht so sehr.

  • ich habe selbst fast zehn Jahre in den USA und UK gelebt und hatte es immer sehr schwer zurückzukehren.


    Das meinte ich ...



    aber auch dort gibt es lebenslange Freundschaften, die nicht nur oberflächlich sind. Vielleicht hast Du die falschen Freunde?


    ... und das kann Dir überall passieren - auch in Deutschland. ( ich meine die falsche Leute zu treffen)
    Ich denke immer öfter, dass dieses Land hier einfach nicht mehr das ist, was es mal war. Hat schon schwer nachgelassen.


    :strahlen

  • Ich kann da Loewe nur zustimmen!!!
    Ich war auch nur ein Jahr fort und habe ewig gebraucht um wieder Fuß zu fassen!
    Deine Idee, zwei Monate nach Deutschland zu kommen, hört sich doch klasse an! Wer weiß, vielleicht bist du froh, wenn du wieder zurückkehren kannst! :D

  • Bei mir waren es nicht ein paar tausend, sondern nur ein paar hundert Kilometer, aber ich kann dein Heimweh verstehen. Ich lebe seit rund 15 Jahren im Rheinland, wirklich "zu Hause" habe ich mich hier aber nie gefühlt. Es war immer ein Quentchen Fremdsein mit dabei - obwohl ich hier sehr gute Freundinnen und einen durchaus "akzeptablen", prima Bekanntenkreis habe. Und auch die Landschaft, die Gegend mit der Eifel und dem Rhein ist an sich wunderschön und bietet sehr viel. Und dennoch...


    Ich hatte über die Jahre hinweg immer Heimweh nach "meinem" Niedersachsen. Jede Fahrt zurück nach NRW war "nicht schön", ich habe oft geheult...


    Ca. 1 Jahr nach der Trennung war ich aktiv auf "Jobsuche" in Niedersachsen. Ich habs dann doch nicht gemacht, weil ich irgendwie das "Bauchgefühl" hatte, dass ich hier noch nicht "fertig" war, dass es hier noch so viel zu erledigen gab und vor allem: dass es eine Flucht, meine ganz persönliche Flucht gewesen wäre. Die Entscheidung, noch hierzubleiben, war aus heutiger Perspektive gut und vollkommen richtig!


    Hast du das Gefühl für dich, dass du wirklich bereits mit allem in Kanada abgeschlossen hast? Was ist der tatsächliche Auslöser für dein Heimweh? Was zieht dich ganz konkret nach Deutschland? Was gibst du in Kanada - abgesehen von der beruflichen Perspektive - auf? Du brauchst nicht antworten, ich frage nur, weil sich mein Heimweh sehr deutlich verringert hat, nachdem ich mit vielen, was ich hier in NRW erlebt habe, für mich selbst ins Reine gekommen bin. Eigentlich habe ich kein Heimweg mehr... denn mein "zu Hause" Niedersachsen ist nicht mehr so, wie es mal war. Es ist auch schön, keine Frage, aber mein Wunsch, dorthin zurückzugehen, ist kaum noch vorhanden.


    Auch in Deutschland gibt es keine Garantien für Freundschaften. Ich bin innerhalb Deutschlands mehrfach umgezogen und ich habe immer 2-3 Jahre mindestens gebraucht, um Freundschaften schließen zu können. Es ist sicherlich auch eine Frage, in welche Gegend du dann ziehen möchtest.


    Aber es ist ein Riesenschritt und ich meine, dieser sollte sehr gut überlegt sein... zumal deine Tochter auch "erst" 17 Jahre alt ist.


    Alles Gute!


    PS. Vor 20 Jahren hätte ich fast alles dafür gegeben, über den großen Teichen in Richtung Washington State / British Columbia ziehen zu können... ging aber damals nicht. ;-)

  • Hallo,


    ich nehme auch an dass ich mich in D. nicht mehr wirklich wohl fuehlen wuerde. weil vieles so anders geworden ist, die Enge hat mich frueher auch oft genervt, hier haben wir wenigstens viel Platz. Mit Can. abgeschlossen habe ich nicht, nur habe ich hier nie bekommen was ich wirklich wollte: eine Farm (in D. war es ein Bauernhof!). Ich habe wegen meiner Tochter immer Kompromisse gemacht anstatt das zu tun was ich immer schon wollte, das ist der zweite Grund warum ich hier nicht richtig gluecklich bin. In D. haette ich wenigstens meine Familie - oder was davon uebrig gebleiben ist und meine alten Freunde mit denen ich immer noch ein sehr gutes Verhaeltnis habe und ueber alles reden kann.


    Naja, jetzt gehe ich mal 2 Monate nach D. und dann sehe ich weiter.


    Herzlichen Dank nochmal fuer Eure netten Antworten!


    LG Heidi

  • Hallo Heidi,


    ich bin nach sieben Jahren im Ausland und drei Jahren pendeln (wegen unserer Tochter) seit fast acht Jahren wieder in Deutschland und fühle mich hier wieder sehr wohl. Tochter lebt bei mir, war aber zwischendurch 1.5 Jahre bei ihrem dad und ist auch noch jünger als deine.


    Nach dem Ende meiner Ehe war meine Sehnsucht nach meiner Familie sehr groß, der Kompromiss war damals das pendeln...so konnte ich auch häppchenweise feststellen, ob ich in D wieder Fuß fassen würde.


    Hätte die Richterin damals anders entschieden, wäre ich für meine Tochter in NZ geblieben...würde sie sich heute oder später entscheiden, dort zu leben, würde ich erneut überlegen, aber sie hat auch eine sehr gute Bindung an die Familie ihres dads und momentan tendiere ich eher dazu, sie dann nur zu besuchen.


    However, ich finde deine Idee mit der zweimonatigen Auszeit auch sehr gut...so kannst du dein Heimweh etwas stillen, Familie und Freunde treffen, eventuell auch einfach mal den Arbeitsmarkt scannen - aber einen Einblick in das normale Alltagsleben back in ol' germany wirst du dadurch nicht bekommen. Vielleicht helfen aber regelmäßige Auszeiten über die Zeit, bis deine Tochter ganz flügge ist und du kannst bis dahin genauer schauen, welche Lebensziele du dir (neu) stecken willst.
    Alles Gute!
    smiles

    Am Ende stellt sich die Frage: Was hast du aus deinem Leben gemacht? Was du dann wünscht getan zu haben, das tue jetzt. - Erascus von Rotterdam