Wie Kindern eine Krebserkrankung erklären

  • Hallo liebe Foris,


    ich weiss gar nicht wie ich anfangen soll... es ist eine schwierige Situation aber ich brauche doch mal einen Rat oder vielleicht sogar "Eltern mit Erfahrung in der Thematik!"


    Bei mir wurde Ende Januar Anfang Feburar der Verdacht auf ein Tonsillinkarzinom und einer Struma Maligna geschöpft.


    Nachdem ich bei einem Facharzt war wurde der Tonsillinkarzinom bestätigt und ich innerhalb von 3 Tagen in den OP Plan einberufen, während der Op hat man noch zwei Knoten im Halsbereich entdeckt und diese entfernt.


    Struma Maligna wurde zwischenzeitlich auch festgestellt und nun warten wir auf den OP Termin. Nächste Woche beginnen die Beratungen für die Chemotherapie, die bald folgen wird. Es wurden auch Metatasen im Halsbereich unterhalb des Ohres gefunden, die Lymphknoten sind sehr angeschwollen und es wurden auf der Lunge kleine "Punkte" beim Röntgen entdeckt. Also es geht weiter ....


    Bisher geht es mir so einigermassen ganz gut, die erste OP verlief ganz gut, trotzdem habe ich noch Schmerzen und fühle mich schlapp, etc.


    Um das ganze abzurunden, möchte jetzt nicht ganz so auf diese Thematik eingehen, es ist schon schwer genug überhaupt darüber zu reden. :(



    Wir möchten die Kinder langsam einweihen und ihnen kindgerecht erklären was die Zukunft für uns alle bedeutet, ihnen die Ängste nehmen und einfach vorbereiten was kommen mag.


    Sie merken ja mit Mama stimmt was nicht, sie wissen Mama ist etwas angeschlagen, aber sie merken auch anhand meiner Stimme und Befassung es ist was anders. Ich bin ja seit 13.1. krank geschrieben das fällt natürlich auch auf.


    Einige aus unserem Bekanntenkreis sagen: "Nein Kindern erzählt man sowas nicht und schon gar nicht das es schlimm ist!"


    Andere wiederrum: "Sagt die Wahrheit, nichts ist schlimmer als Kinder vor vollendete Tatsachen stellen!"


    Wir möchten sie einbeziehen, ihnen erklären warum und weshalb und ihnen einfach den Halt geben und nicht sie im Regen stehen lassen.


    Gibt es vielleicht Bücher oder Ratgeber darüber? Bin selber noch im Trance und lasse alles mühselig über mich ergehen. :(

    Wir können unserem leben nicht mehr Zeit geben, aber unserer Zeit mehr leben :blume


    LG
    Finsche :Flowers

  • Finsche, erstmal :troest Ihr schafft es.


    Wir hatten vor einiger Zeit mit Püppi die Geschichte. Püppi hat alte Fotos von uns gesehen und sofort erkannt, dass Onkel C. nicht auf den Bild war, sondern ein anderer Mann. Mein Bruder sprich Onkel C. Zwilling Corvin ist mit Anfang 20 an Hodenkrebs gestorben. Naja, und wie Männer sind. "Onkel Corvin ist an Krebs gestorben" und damit hat sich die Sache für ihn erledigt gehabt. Ich habe mir dann auf anraten einer Bekannten das Buch "Was macht der Krebs mit uns?: Kindern die Krankheit der Eltern erklären - Sabine Brütting bestellt und versucht Püppis Fragen zu beantworten. Naja, sie ist erst 3Jahre und so "tiefgehend" waren die Fragen noch nicht.


    -Was ist Krebs?
    -Gibt es keine Medi, wenn ich krank bin bekomme ich doch auch welche?
    -Kann Onkel C. auch krank werden?
    -Kann ich krank werden?
    -Wieso ist man dann tot?


    Dennoch wollte ich ihr kein "trauma" verpassen oder das sie Angst bekommt, dass jetzt jeder von uns sterben könnte. ich habe jetzt nicht im Kopf wie alt deine Kinder sind. Wichtig ist glaube ich, nur die Frage zu beantworten nicht drum rum und ehrlich sein. Nichts versprechen, wo man nicht weiß, ob man es halten kann.


    Viel Kraft für euch

  • Erstmal möchte ich Dir alles Gute wünschen für die kommende Zeit und dass die Behandlung anschlägt und Du schnell wieder gesund wirst!


    Meine grosse Tochter hatte letztes Jahr Lymphdrüsenkrebs. Ich weiss nicht wie alt Deine Kinder sind, meine 2 kleinen waren 4 und 6 Jahre alt und ich habe mir auch die Frage gestellt, wie ich damit umgehen soll. Auf jeden Fall ehrlich sein war auch der Rat unserer Ärzte der sich am besten bewährt hat. Vor allen Dingen ist es für die Kinder wichtig, einbezogen zu werden. Du kannst ihnen erklären, dass Du sehr krank bist und dass die Medizin Dir hilft, Dich aber auch sehr schlapp macht und die Haare ausfallen lässt. Ich habe den kleinen erklärt, dass sie ganz vorsichtig sein müssen und immer gut die Hände waschen müssen. Sie dürften dann eine Zeitlang keine Küsschen geben oder wild toben, weil auch die Knochen sehr spröde werden mit einigen Medikamenten.
    Andererseits waren sie immer mittendrin, haben alles mitbekommen und waren auch ab und an bei der Chemo dabei. Kinder gehen viel selbstverständlicher mit solchen Situationen um und ich hatte nie das Gefühl dass es sie überfordert, die Schwester so leiden zu sehen. Natürlich war es eine schwere Zeit, aber Kinder gehen immer davon aus, dass alles wieder gut wird und vermitteln unheimlich viel Optimismus was Dich sicher auch über viele schwere Stunden tragen wird. Ich jedenfalls habe viel Kraft aus dem Mut meiner Tochter geschöpft.


    Alles Gute!

  • Liebe Finsche,


    auch von mir viel Kraft für die kommende Zeit und verliere nicht die Zuversicht, dass alles wieder gut wird...


    Ich würde ebenfalls sagen, den Kindern die Wahrheit zu sagen und es ihnen kindgerecht erklären, was mit Dir passiert ist sicher der bessere Weg, als Ihnen alles zu verheimlichen.


    Vielleicht können Dir Deine Ärzte hierfür einen Seelsorger/Sozialarbeiter des Krankenhauses mit an die Hand geben, die ebenfalls Fragen der Kinder beantworten können... frag da einfach mal nach...


    Alles Gute und schnelle Genesung...

    Liebe Grüße
    Dani




    Gefühle brauchen keine Rechtfertigung - sondern Verständnis


  • Gute Besserung :daumen:daumen:daumen


    Ich glaube Kindern reicht "Krebs" als Krankheit - wie genau das aussieht ist wahrscheinlich erstmal :frag
    ab dem Grundschulalter würde ich schon mit ihnen ausführlicher sprechen - gerade weil Freunde dann mal schnell sagen "daran kann man sterben"
    und damit würde ich die Kinder nicht alleine lassen wollen.


    Im Krankenhaus würde ich nachfragen, oft gibt es einen sozialen Dienst der mit Kindern einen rundgang macht und ganz locker Fragen beantwortet,
    deren Beantwortung dir wahrscheinlich deutlich schwerer fallen würde.

  • Finsche erstmal wünsche ich dir ganz viel Kraft, um das durchzustehen!


    Ich bin immer für einen ehrlichen Umgang. Eine altersgerechte Erklärung sollte für die Kinder schon drin sein. Ich kann aber auch verstehen, dass es Menschen gibt, die das gänzlich vor ihren Kindern verheimlichen, aber das kostet 1. noch mehr Kraft und 2. spüren die Kinder doch, das was nicht stimmt.


    Meine Freundin hatte letztes Jahr auch Krebs, sie ist immer noch in Therapie dagegen. Es gibt tolle Psychologen, die ihr auch helfen. Sie hat es ihre Tochter (4) so altersgerecht erklärt. Ihre Tochter ist verständlicherweise anhänglicher als sonst. Aber ansonsten gehen die beiden ganz gut damit um. Schwierig finde ich es nur, wenn es der Mama schlecht geht, dann finde ich sollte die Kinder noch jemand fürsorgliches haben, der sich kümmert, das ist sonst zuviel für die Kinder.


    Wir können unsere Kinder leider nicht vor Leid und Kummer schützen und du brauchst jetzt alle Kraft für die Besiegung der Krankheit.

  • Puh, dann rück ich an dieser Stelle mal mit der Sprache raus. Ich hatte als Kind (mit 9 Jahren) selbst einen bösartigen Tumor, der sogar "aufgeplatzt" ist. Meine Eltern sagten mir wortwörtlich: "Du musst operiert werden, ansonsten stirbst du". Meine darauf folgende Antwort war der Wunsch, mich sterben zu lassen. Ich konnte natürlich die entsprechenden Ausmaße in dieser Situation nicht erfassen. Viel mehr möchte ich dazu hier öffentlich gar nicht schreiben, gerne aber per PN.
    Da man mir die Folge der OP äußerlich durchaus deutlich ansieht, stehe ich bald selbst vor der Frage "Wie erkläre ich das meinem Kind irgendwann wenn sie (oder andere Kinder) Fragen stellt?".



    Ich bin selbst im Zwiespalt. Ich bin auch für die deutliche Wahrheit gegenüber den Kindern aber ich habe erst kürzlich gesehen, wie groß die Angst der Kinder werden kann, dass ein Elternteil sterben könnte. Ich glaube ein Kind könnte dadurch Verantwortlichkeiten übernehmen, die es noch nicht tragen muss. Ebenso muss es nicht in ständiger Angst groß werden.
    Ich würde versuchen ehrlich zu sein und auch klar zu sagen, dass die Möglichkeit besteht, dass man sterben kann. Jedoch würde ich gleichzeitig versuchen meine Kinder damit nicht alleine zu lassen und ihnen Sorgen und Angst zu nehmen damit sie trotzdem unbeschwert sein können. Ein Spagat, von dem ich selbst nicht weiß, wie er zu schaffen ist.
    Es gibt viele entsprechende Onkologische Foren, dort werden sicher auch ähnliche Themen besprochen. Vielleicht sind dortige Erfahrungen auch hilfreich.
    Von welchem Alter sprechen wir denn hier überhaupt? Da würde ich wohl auch deutlich differenzieren.


    Viel Kraft für dich! :blume

    Einmal editiert, zuletzt von anri ()

  • Hallo,


    danke für eure Worte. :thanks:


    Der Grosse wird im April 12, der mittlere der bei KV lebt ist 10 und die Kleine wird im April 6. Es sind alles verschiedene Altersklassen wo alle drei neue Sachen auch in ihrem Leben entdecken, der Grosse die Pubi, der Mittlere beim Grenzen austesten und Diva die wird im Sommer eingeschult :ohnmacht:


    Es ist ja schon ein sehr sensibles Thema und gerade für Kinder noch sensibler. Ich werde euren Ratschlägen nachgehen und mich morgen gleich auf die Suche machen.



    Die Kinder haben einen sicheren Halt, nämlich meinen Partner samt Familie die uns sehr unterstützen.


    Einen schönen Abend euch und bis morgen :brille

    Wir können unserem leben nicht mehr Zeit geben, aber unserer Zeit mehr leben :blume


    LG
    Finsche :Flowers

  • Eine Selbsthilfegruppe wäre auch eine Möglichkeit. Sowohl für euch als Erwachsene, als auch für Kinder. Ich habe eine kleine selbstorganisierte Gruppe in Berlin gefunden, für Kinder und Eltern einer bestimmten Krebserkrankung. Vielleicht findest du für euch auch ähnliches, einfach um Erfahrungen auszutauschen.

  • Liebe Finsche,


    auf dieser Seite -finde ich - sind grundlegende Sachen gut zusammengefasst:


    http://www.krebsinformationsdi…ndern-krebs-erklaeren.php


    In unserer Gegend gibt es Beratungsstellen (kirchliche und andere Träger, Onkologisches Zentrum), die oft nicht nur gute Informationen zu allen Bereichen der Unterstützung haben, sondern auch Kinder- und Jugendlichengruppen mit anderen betroffenen Kids anbieten.


    Ich wünsche euch allen viel Kraft und Stärke für die kommende Zeit!


    LG smiles

    Am Ende stellt sich die Frage: Was hast du aus deinem Leben gemacht? Was du dann wünscht getan zu haben, das tue jetzt. - Erascus von Rotterdam

  • Ich wünsche dir, dass alles wieder gut wird!


    Ich weiss nicht, wie es bei deinen Kindern ist, aber bei meiner Tochter ist es so, dass sie Schwingungen bemerkt und es sie am meisten verunsichert, wenn sie das Gefühl bekommt, dass man ihr etwas verschweigt. Ich würde deshalb mit den Kindern darüber sprechen. Darüber, dass du krank bist (auch, was du genau hast) und darüber, dass du dich nun viel ausruhen musst, um wieder ganz gesund zu werden. Die Option, dass es nicht gut ausgehen könnte, würde ich nicht unbedingt ansprechen, auch deshalb nicht, weil es für dich und die Heilung besser ist, wenn du davon ausgehst, dass alles gut wird.


    :troest

  • Darf ich mal vorsichtig nachfragen, wie es dir inzwischen geht? Bzw. auch euren Kindern? Welchen Weg habt ihr eingeschlagen?