Schlechtes Gewissen, dass ich meiner Tochter zu viel zumute...

  • Das kennen hier doch sicherlich einige, und eigentlich weiß ich auch, dass ich nix schlimmes mache und sie sogar zur Selbständigkeit erziehe, aber so im Vergleich zu ihren Freundinnen komme ich mir öfter so unzulänglich vor.


    Momentan muss sie (8 Jahre, 3. Klasse) ca. 20 Minuten nach mir los, ist also morgens kurz allein.
    Und nachmittags komme ich auch mal 10 bis 30 Minuten später. Obwohl ich die Betreuungszeit in der Schule oft voll ausnutze.


    Während viele ihrer Freundinnen sogar noch zur Schule gebracht werden. Und abgeholt (was ich je nach ihrem und meinem Stundenplan auch mache).


    Irgendwie nagt das im Moment an mir, da ich auch derzeit komplett allein erziehend bin abgesehen von den kurzen Stippvisisten ihres Papas hier bei uns.
    Manchmal komme ich mir vor, als würde ich ihre Freundschaftskontakte dann auch noch ausnutzen, um alles gemanaged zu bekommen.
    Und wenn es hart auf hart kommt, werde ich sie am Montag sogar mitnehmen müssen, oder allein zu Hause lassen, wenn ich Elternabend habe.


    Dann kriecht mir anscheinend mal wieder ein grippaler Infekt durch die Knochen, von den üblichen Frauenwewechen ganz zu schweigen, sodass ich mich an diesem WE zu nichts aufraffen kann. Was auf ihre Kosten geht.


    Momentan fühle ich mich wie das wandelnde schlechte Gewissen, obwohl ich weiß, dass ich nicht dazu kann.


    Manchmal bin ich echt ganz schön neidisch auf so intakte Familien...

  • Wie empfindet es denn deine Tochter ? Sprecht ihr darüber ? Vieleicht stellt sich ja heraus das sie damit gar kein Problem hat,sich über das Vertrauen das du in sie hast freut und stolz ist deshalb schon mehr als andere zu dürfen.

  • Ich verstehe auch nicht wo das Problem ist, egal ob AE oder nicht. Auch wenn ich Mann, Haus, Kind und Hund hätte, also die sogenannte Bilderbuchfamilie, würde ich das Kind mit 8 Jahren allein zur Schule gehen lassen, wenn der Schulweg ungefährlich ist.
    Selbständigkeit ist wichtig. Ist doch ok wenn du später kommst, dann kann die Tochter doch in der Zwischenzeit ein Paar Haushaltsaufgaben erledigen und dir somit helfen.

  • ich fänds auch nicht schlimm wenn sie in der zeit tv schauen würde , meine fand das eigentlich immer ganz gut nen bissel zeit nichts zu machen und sich berieseln zu lassen

  • ich kenne viele mama-papa-kinder-familien bei denen es auch so läuft,weil mama eben auch arbeiten muss.
    das nur hausfrauen-dasein gibts fast gar nicht mehr...wie auch,der rubel muss rollen-da spielt die familienkonstellation keine rolle.
    meine tochter war in dem alter zwar nicht morgens alleine,aber mittags immer mal.
    mal weil ich noch arbeiten war,mal weil ich dinge zu erledigen hatte,zu denen sie entweder keine lust hatte oder ich sie nicht mitnehmen wollte.
    bei dir sind es ja nur wenige minuten,da würde ich mir keinen kopf machen.
    und es ist auch ein irrglaube,dass alle am we gemeinsam immer tolle ausflüge machen..
    der samstag wird bei vielen zum putzen und einkaufen genutzt und der sonntag zum ausruhen..
    klar werden auch mal ausflüge gemacht,aber nicht jedes we ...

    ...Wer immer nur der Herde folgt,braucht sich nicht zu wundern,wenn er nur Ärsche vor sich hat...

  • Komischerweise bekommen es die anderen Familien alle anscheinend so hin, dass Töchterchen zur Schule begleitet wird, die Betreuungszeiten nicht über das Maß ausgenutzt werden, die Muttis arbeiten natürlich nur Teilzeit (auch die getrennt lebenden) und die Haltung spürt man schon, dass soviel Fremdbetreuung oder Auf sich selbst gestellt sein nicht positiv ist- spürt auch meine Tochter.
    Morgens hat sie sich mittlerweile dran gewöhnt, ist ihr nicht mehr unangenehm, aber toll findet sie es nicht.
    Leider bekommt sie unsere Wohnungstür noch nicht immer aufgeschlossen, ist da etwas hilflos/ungeschickt, sodass sie letzte Woche bei den Nachbarn geklingelt hat, die ihr aufgeschlossen haben.
    Ist halt ein ungutes Gefühl meinerseits...
    Sie ist auch öfter noch nicht so selbständig, eher etwas verträumt und unbeholfen.


    Früher bin ich öfter mal Sonntags morgens gelaufen, während sie ferngesehen hat, aber im Moment klammert sie da total :frag


    Und mit Aktivitäten am Wochenende meine ich eigentlich schon eine funktionierende Mutter, die nicht den halben Tag verschläft.


    Ich habe das Gefühl, ich hetze mich nur ab. Habe ein schlechtes Gewissen gegenüber meiner Tochter, wenn ich meinen Job gut mache (dann kann ich den Stift nicht um ein Uhr fallen lassen...) und ein schlechtes Gewissen, wenn ich wegen meiner Tochter in der Schule improvisiere oder Sachen vor mir herschiebe.


    Und dass sie mit der Situation, dass sie ihren Papa derzeit nur sehr selten und kurz sieht und die Übernachungen bei ihm nicht stattfinden und sie seine neue samt Tochter seit Monaten nicht gesehen hat, macht es auch nicht einfacher. Alles bricht weg und es ist selbstverständlich, dass ich das zeitlich und emotional auffange.

  • Vielleicht brauchst du selbst ein wenig hilfe und Unterstützung, um für sie besser da sein zu können? Ich meine innerlich, denn in meinen Augen könen Drittklässlerinnen sehr gut alleine zur Schule gehen, alles andere ist ÜBerbehütung!


    Mein Kind hat es immer genossen, mit mir Wochenenden zu verbummeln, manchmal zieht sie sich erst am Nachmittag an und hat vorher stunden alleine mit Lego oder uppen gespielt... weil ich Ruhe brauchte. Braucht sie aber eben auch.


    Außerdem finde ich es ganz normal, dass man die Freundschaften der Kinder nutzt, um den Alltag zu organisieren. Wenn das andere Mütter beruflich bedingt nicht brauchen, heißt es doch nicht, dass sie es nicht verstehen? Lad doch Freundinnen regelmäßig ein, viellecht auch mal zum Übernachten (Pyjamaparty?) dann kannst du vielleich einfacher um Hilfe bitten, wenn es mal eng ist.


    Mach dir nicht so viel Gedanken :knuddel

    Liebe Grüße
    Die Elefantendame


    Umwege erweitern die Ortskenntnis

  • versuch mal einen gang runterzuschalten, dann brauchst auch keinen infekt zu fürchten. ich weiß, das hört sich unverschämt an aber mir geht es so besser und ich bin fitter!
    wenn du für den nachhauseweg mal 5 minuten länger brauchst, dann ist es auch ok. du musst auch luft holen zwischen durch!


    wenn deine tochter sonntags klammert, dann nimm sie doch mit zum laufen. sie kann doch mit dem rad daneben fahren :)


    ernährung spielt bei mir auch eine große stress-rolle. viel obst und gemüse, wenig brot, zucker und tierische produkte. ich fühle mich viel aufgeräumter!


    ich kann dein schlechtes gewissen gut verstehen, hatte ich auch lange! nur bringt es niemandem etwas sich deswegen fertig zu machen. deine tochter spürt es und klammert dadurch noch mehr. nimm es so hin, dass es einfach nicht anders geht und du wirst sehen dass es euch beiden damit besser geht. ich finde du machst das schon sehr gut und lieber alleine als in einer mindestens genauso stressigen, unglücklichen beziehung sag ich mir immer!

  • Das mit dem schlechten Gewissen kenne ich auch ...
    in den Sommerferien war meine große Tochter (12 Jahre) 3 Wochen alleine, da ich arbeiten mußte. Die Kleine (8 Jahre) ging in der Zeit in die Ferienbetreuung. Mein schlechtes Gewissen war riesengroß aber: die Große hat in der Zeit gelernt zu kochen (nichts dolles, aber es hat ihr viel gebracht) und sich selber zu verabreden. Zum Glück war / bin ich immer auf der Arbeit telefonisch erreichbar, so dass sie mich jederzeit fragen konnte.
    Jetzt, wo die Schule wieder angefangen hat, ist die Kleine die erste in der Schulbetreuung und wird als letzte wieder abgeholt ... auch hier ein riesiges schlechtes Gewissen, es geht aber nicht anders. Die Große verlässt morgens 10 Minunten nach uns das Haus und ist dann am Nachmittag gut 3 Stunden alleine ... aber sie kann mich ja anrufen, wenn etwas los sein sollte. Bisher hat das ganz gut geklappt.


    Bis vor einem Jahr hatte ich mir für nachmittags noch Unterstützung von einem Babysitter gesucht. Er hat meine Kinder nachmittags aus der Schule abgeholt (gegen 16 Uhr) und dann mit ihnen Hausaufgaben gemacht und ich war zwischen 17.30 Uhr und 18.00 Uhr zu Hause. So war ich, nachdem ich von der Arbeit kam, super entlastet.
    Jetzt brauche ich keinen Babysitter mehr, da ich den Job gewechselt und etwas bessere Arbeitszeiten habe, die ich mit der Schulbetreuung vereinbaren kann (ging vorher nicht) und da die Große jetzt schon viel selbständiger ist.


    Vielleicht wäre es auch eine Möglichkeit für Dich, dass Du Dir für z. B. zwei Nachmittage Unterstützung holst? Mein Babysitter war ein gelernter Erzieher, der keine volle Stelle bekommen hatte und sich so noch ein wenig Geld nebenbei verdient hatte. Die Empfehlung kam über "Vitamin B".


    LG
    Linx

    Gehe lieber durch die Wand, als immer durch die Tür - Durchbreche den Verstand, dann findest Du zu Dir!

  • Ich kann dein schlechtes Gewissen gut verstehen und auch nach voll ziehen, aber ich glaube da machen wir Eltern uns manchmal mehr Gedanken als die Kinder :knuddel:knuddel
    Und vor allem das schlechte gefühl weil andere Kinder werden zur Schule gebracht und auch wieder abgeholt. Hier ist das auch so. Aber ich finde das meine kinder dadurch etwas selbsständiger geworden sind und das tut ihnen gut.
    und das wird auch deinem kind gut tun. :-) Aber es dauert immer bis sich sowas einläuft. Und für den Abend....na ja da bin ich ja gluckig.... Habe gerade überlegt wie ich das einen Abend demnächst manage...und ich werde eine Nachbarstochter bitten aufzupassen...wäre das nicht auch noch eine Möglichkeit???

  • Vor lauter Terminen etc. war ich jetzt fast ne Woche nicht online...


    Und Ende der Woche habe ich echt richtig schlapp gemacht. Mi/Do Magen, Freitags gingen die Kopfschmerzen los und Samstag war ich komplett ausgenockt. Heute fühle ich mich noch "verkatert" und ich weiß, dass mir mein Körper letzte Woche rückgemeldet hat, dass es so nicht läuft. Er ist halt ein bisschen cleverer als ich :D


    Problem ist nur: Wie soll ich nen Gang runter schalten? Ich mach ja schon nur noch das nötigste. Ich werde versuchen, mir Zeiten frei zu schaufeln und wieder mehr auf mich zu achten, aber ich bin noch ratlos, wie ich das anstellen soll. Der Papa achtet momentan SEHR auf sich, hat er wohl in der Therapie gelernt, schade nur, dass das alles zu meinen Lasten geht...


    Ich habe tatsächlich öfter mal die Möglichkeit, andere Eltern einzubinden und ich habe schon das Gefühl, dass ich im Gegenzug auch sie entlaste, trotzdem mache ich mir grad so nen Kopf, kann ich halt nicht abschalten. Weil ich weiß, dass im Grunde ja der Papa fehlt, und das macht meine Tochter traurig, da habe ich das Gefühl, dass ich wenigstens für sie da sein sollte und sie nicht auch noch "abschieben" kann.


    Ich weiß, dass meine Wahrnehmung da gerade etwas schief ist, aber wie kann man sowas mal eben neu kalibrieren?

  • ich bin am ersten schultag alleine in die schule und war nach der schule weil sowohl meine eltern als auch ich die betreuung nicht mochten entweder alleine zuhause, hatte freunde dabei oder war bei denen. und ich war ein sehr glückliches kind. mach dir doch keine sorgen wegen ner achtjährigen; verantwortung überlassen ist auch erziehung und nicht gerade schlechte.

  • Erstmal ist es doch wichtig, dass es dir gutgeht. Wenn du nicht fit bist, kannst du auch nicht gut genug für deine Kinder da sein.


    Aber ich glaube, dein problem ist nicht der grippale Infekt und die Organisation, sondern die Tatsache, dass der Papa fehlt.
    Und ich weiss nicht, weshalb der Papa in Therapie geht, aber der Therapeut geht nun erstmal auf seinen Klienten ein und impft diesen, Dinge zu tun, die ihm gut tun. Das finde ich persönlich auch richtig so. Nur solltest du weniger auf ihn schimpfen, sondern die stattdessen die gleichen Rechte rausnehmen.


    Die Kinder leiden nicht zwangsläufig darunter, weil sie länger in der Betreuung sind als andere. Sie sind immerhin auch in einem Alter, wo du ihnen solche Umstände erklären und mit ihnen reden kannst.

  • Ich kann dich verstehen und ich hätte auch ein schlechtes Gewissen, hätte ich meine Kinder in dem Alter morgens oder mittags alleine lassen müssen. Ich war immer morgens für sie da und hab immer zugesehen, dass ich mittags zuhause war, wenn die kids nach Hause kam. Den ein oder anderen Freund haben sie auch oft mitgebracht und nicht wenige kids haben zu meinen Kindern gesagt, was sie für ein Glück hätten, dass die Mama immer da ist.


    Klar kann man sich viel einreden, wenn es nicht anders geht. Dass es Überbehütung wäre, für die kids da zu sein, dass die Kinder unselbständig werden. Ist aber Quatsch. Es ist nunmal das Schönste für die kids, wenn einer von den Elternteilen da ist. Meine Kinder sind auch nicht unselbständig. Im Gegenteil.


    Aber, es geht nunmal nicht anders. Manchmal muss man eben arbeiten und kann nicht immer da sein. Dein schlechtes Gewissen macht dich nur noch weiter fertig. Es lässt sich nicht ändern, also musst du das beste für dich und deine Tochter daraus machen.


    Morgens Frühstück richten, vllt noch einen Gruß hinlegen, dass du ihr einen schönen Tag wünscht und dass du an sie denkst und sowas als Ritual einschleichen lassen, so dass sie sich vllt schon auf die Zettel freut.


    Für mittags was richten, dass sie nach der Schule kurz was essen kann und dann Hausaufgaben macht. Wenn du dann heim kommst, bist du ja für sie da.


    Elternabend? Hast du Nachbarn, die mal aufpassen können?


    Nimm ruhig die Hilfe anderer Eltern in Anspruch ohne schlechtes Gewissen. Wenn es denen zu viel werden sollte, wirst du das schon erfahren.
    Gewisse Dinge kann man nicht ändern und sich darüber den Kopf zu zerbrechen, macht dich nur unnötig fertig

  • Zitat

    Aber ich glaube, dein problem ist nicht der grippale Infekt und die Organisation, sondern die Tatsache, dass der Papa fehlt.


    Und ich weiss nicht, weshalb der Papa in Therapie geht, aber der
    Therapeut geht nun erstmal auf seinen Klienten ein und impft diesen,
    Dinge zu tun, die ihm gut tun. Das finde ich persönlich auch richtig so.
    Nur solltest du weniger auf ihn schimpfen, sondern die stattdessen die
    gleichen Rechte rausnehmen.


    Seit Jahren impfen die Therapeuten ihm ein, auf sich zu achten, und obwohl wir seit über 2 Jahren getrennt sind, geht das meist zu meinen Lasten und vor allem zu Lasten meiner Tochter.
    Ich schimpfe echt nicht auf ihn, habe eigentlich den Eindruck, dass ich es mittlerweile ganz gut hinbekomme, das einzufordern, was ich von ihm in seiner Verfassung erwarten kann und ansonsten größtenteils gelassen zu bleiben, da ich die Situation eh nicht ändern kann. Die gleichen Rechte rausnehmen funktioniert nunmal nicht, wenn er nicht belastbar ist. Er kann dann Begegnungen nicht meistern oder muss sie abbrechen, versucht es sogar öfter mal, weil er seine Tochter ja auch über alles liebt.

    In seiner Wohnung ist Chaos, sodass ich mich einverstanden erkläre, dass sie sich hier sehen. Und irgendwie hinterlässt er einen Teil seines Chaos dann bei mir. Bleibt immer irgendwas übrig.