WAV das neue Regelwerk für Mieten bei ALG II Bezug in Berlin

  • Geneigte Leserschaft,


    allein erziehend bedeutet für viele vor allem in Berlin nackter
    Überlebenskampf. Da mache ich als allein erziehender Vater von drei
    schulpflichtigen Töchtern wohl leider keine Ausnahme.


    Trotz Universitätsabschlusses habe ich verschiedene Jobs mit der
    Kindererziehung nicht unter einen Hut bekommen. Nachdem meine alte Firma
    nach England ausgelagert wurde, habe ich mich in verschiedenen
    Aussendienstjobs bemüht, jedoch auf Grund der eingeschränkten
    Arbeitszeit nie die gewünschten Ergebnisse erreicht. Der letzte Job bei
    einem Energieversorger mit 1.000 € brutto Grundgehalt war da wohl
    bezeichnend für die Gehaltskultur in Berlin...


    Pay peanuts, get monkeys....


    Nach Arbeitslosengeld I kommt unweigerlich ALG II, auch Hartz IV
    genannt. Diesen Ausdruck mag ich gar nicht, ist doch der Namensgeber in
    über 40 Fällen der Untreue rechtskräftig verurteilt worden. Ich mag da
    nicht in den Topf des Generalverdachts geworfen werden.


    Ein Zuckerschlecken ist das ALG II ohnehin nicht. Früher gab es im
    Bereich Kosten der Unterkunft für Berlin das Regelwerk AV Wohnen. In der
    ursprünglichen Fassung durfte das so genannte Kostensenkungsverfahren
    bei vermeintlich zu hoher Miete bei Alleinerziehenden mit mehr als 2
    Kindern nicht angewendet werden.


    Seit 01.05.2012 gelten nun neue Regelungen, WAV genannt.


    Diese werden dem Bürger über die Medien als Erhöhung der Kosten der
    Unterkunft verkauft. Doch das Gegenteil ist der Fall. In der alten AV
    Wohnen gab es eine Warmmiete, gemessen an der Kopfzahl der
    Bedarfsgemeinschaft. Die Sachbearbeiter der Jobcenter hatten gewisse
    Ermessensspielräume, die es jetzt nicht mehr gibt. Grund dafür ist der
    Wandel einer Verwaltungsvorschrift in ein Landesgesetz. An dieses Gesetz
    haben sich also nicht nur die Jobcenter zu halten, sondern auch die
    Sozialgerichte. Klagen sind also nicht mehr möglich.


    Das neue Regelwerk limitiert nun nicht mehr nur die Höhe der
    Bruttowarmmiete, sondern auch die m², die Nebenkosten und bei
    Neuvermietung hat nun der ALG II Empfänger Informationen bei
    Antragsstellung beizubringen, die kaum ein Vermieter weiss, nämlich die
    zu beheizende Gesamtfläche aller vermieteten Einheiten.


    Gleichzeitig wurde das gesamte Berliner Stadtgebiet als homogene
    Mietgegend angesehen, in der nur einfachste Wohnlagen mit dem Berliner
    Mietspiegel berücksichtigt wurden. Das bedeutet, dass im Endeffekt der
    einfachste Mietspiegel aus Hellersdorf oder Mahrzahn nun auch für
    Bezirke wie Steglitz oder Charlottenburg gelten soll.


    In meinem Fall bezahle ich für eine ehemalige Sozialwohnung im Bezirk
    Steglitz 1.112 € warm. Innerhalb von 5 Jahren gab es 5 Mieterhöhungen,
    ohne dass die alten zugigen Fenster erneuert wurden oder eine
    Strangsanierung durchgeführt wurde.


    Nach dem neuen Regelwerk sind lediglich 684 € Warmmiete angemessen, sowie 85m² für mich und meine 3 Töchter.


    Das höchste Sozialgericht, das BSG hat meines Wissens nach
    festgelegt: 50m² für eine Person, sowie 15m² je weitere Person. Als
    allein Erziehender wurde sogar ein fiktives Zimmer/Person als Mehrbedarf
    zugestanden. Also stünden mir laut BSG 105 m² zu. Die neue WAV erzeugt
    hier also eine Unterdeckung von rund 20m².


    Nimmt man nun eine online Wohnungssuche vor, die dem Rahmen der
    Angemessenheit unterliegt, so findet man nur Wohnungen die am östlichen
    Stadtrand lägen.


    Prompt erhielt ich am 03.05.2012 vom Jobcenter die Aufforderung zur
    Senkung der Mietkosten. Das bedeutet für mich ab 01.12.2012 entweder
    Zwangsumzug in den Osten der Stadt mit einfachen Schulwegen für meine
    Töchter von fast 1,5 h (bei 41 Unterrichtsstunden in der Woche) oder dem
    Aufbau von Mietschulden, was letztendlich zur Zwangsräumung und
    Obdachlosigkeit führen würde. Im Falle einer drohenden Obdachlosigkeit
    sieht die übliche Verfahrenspraxis allerdings vor, dass das Jugendamt
    automatisch wegen Kindeswohlgefährdung ermittelt, sprich der
    Alleinerziehende wird obendrein noch kriminalisiert. Oder man bezahlt
    die Mietdifferenz aus seinem Regelsatz. Dann blieben im Monat also noch
    282,- € für 4 Personen für Strom, Telefon, Fahrkarten, Bekleidung und
    Lebenshaltung.


    Also ist diese WAV geeignet, ALG II Empfänger und einkommensschwache
    Aufstocker an den östlichen Stadtrand zwangsumzusiedeln. Die beliebten
    Westbezirke werden somit gesäubert. Ich frage mich ernsthaft, wann
    Stacheldrahtzäune, scharfe Hunde und Schirmmützenträger zur Eingrenzung
    der ALG II Wohngebiete angeschafft werden. Mir kommen da schlimme
    Erinnerungen aus der jüngeren deutschen Geschichte hoch.


    Wenn man dann noch Vermittlungshemmnisse wie negative Schufa-Einträge
    oder fehlende Mietschuldenfreiheitsbescheinigungen der Vorvermieter
    hat, dann wird es düster. Denn laut Berliner Mieterverein und der Aktion
    gegen Zwangsumzüge stehen 1.200 Wohnungen im unteren Marktsegment rund
    70.000 ALG II Empfängern mit derzeit zu teuren Mieten gegenüber. Diese
    billigen Wohnungen sind bei der Vergabe nicht gebunden, das bedeutet,
    ein besser Verdienender kann einem die Wohnung ohne weiteres
    wegschnappen, da dieser sich weder Weg- noch Zuzug vom Jobcenter
    genehmigen lassen muss.


    Die Opfer dieser Sparmaßnahme, schließlich muss ja irgendwo das Geld
    für die Flughafen- und andere Baupleiten in Berlin wieder rein kommen,
    sind klar ersichtlich:


    Kranke, Alte und vor allem Alleinerziehende.


    Ja, man könnte es mit Arbeit versuchen, höre ich immer wieder. Jedoch
    sind gut bezahlte Teilzeitjobs, die einen aus dem ALG II rausbringen,
    sehr dünn gesäht. In meinem Fall müsste ich entweder 2.000 € netto in
    Teilzeit oder 3.500 € netto in Vollzeit (um die Kinderbetreuung bezahlen
    zu können) verdienen. Legt man jedoch bei Teilzeitjobs den üblichen
    Berliner Stundenlohn von 6,50 € zugrunde, so verdient man selbst bei
    Vollzeit nur 1.092 € brutto...Also wäre man trotz Arbeit auf
    aufstockendes ALG II angewiesen und unterläge somit wieder den
    Angemessenheitsgrenzen der WAV.


    Schaut man sich im Berliner Umland um, wird es noch krasser. Der
    Landkreis Teltow-Fläming zum Beispiel hat noch niedrigere
    Angemessenheitsgrenzen. Um einen Zuzug bewilligt zu bekommen, wurde noch
    eine weitere bürokratische Hürde eingebaut: der zuzugswillige ALG II
    Empfänger muss zur Prüfung der Angemessenheitsgrenze zwei Angeboten von
    unterschiedlichen Vermietern im Rahmen der Angemessenheitsgrenze
    vorlegen. Mir persönlich ist ein Fall bekannt, wo eine Frau 7 Monate auf
    die Bewilligung ihres ALG II Antrages und somit auf die Ausbezahlung
    ihrer Sozialleistung warten musste. So wie ich aus anderen Foren höre,
    leider kein Einzelfall, sondern eher gängige Gängelung durch die
    Jobcenter.


    Also werden einem Alleinerziehenden unter ALG II Bezug, ob nun
    aufstockend oder nicht, unüberwindliche Hürden in den Weg gestellt. Oder
    man zieht in den Osten, wo es dann zu einem sozialen Brennpunkt, sprich
    Ghetto, werden wird.


    Da kann ich nur sagen: vielen Dank Herr Wowereit...haben Sie toll gemacht.


    Alternativen?


    Das bedingungslose Grundeinkommen wird wohl erst kommen, wenn die
    Piraten an der Regierung wären, kann also noch ein paar Jahrzehnte
    dauern. Oder Alleinerziehende finden sich als besondere Wohnform
    zusammen, indem sie ein ganzes Mietshaus kaufen und ein Teil der allein
    Erziehenden renoviert das Haus, ein aderer versorgt die Kinder und ein
    dritter Teil geht Geld verdienen. Tja, oder man hofft auf einen reichen
    Onkel aus Amerika oder einen Lottogewinn...


    Man darf gespannt sein, wohin das noch führen wird und wie biegsam unser Grundgesetz noch gemacht wird...


    Euer Tex aus Berlin

  • Diese Regelung wird nicht lange standhalten vor den Gerichten, insbesondere atypische Fälle, welche einen Mehrbedarf benötigen.
    Wie ist den explizit die Sache bei AE´s und bei Umgangselternteilen berücksichtigt in den WAV, wurde da ein Mehrbedarf berücksichtigt, wie es der Gesetzgeber besonders bei einer Behinderung und bei Ausübung des Umgangs verlangt?


    Die Gerichte werden auch dieses verfassungsfeindliche Machwerk auseinanderrupfen, da bin ich mir sicher. Ebenso die Sozialgerichtsbarkeit.


    Es wird Zeit das sich die Menschen gegen solche Machenschaften endlich mal solidarisieren, aber leider bekommen ja die meisten ihren ...... nicht aus dem Sessel.


    Für eine soziale Gerechtigkeit ist nun leider aufgrund der gierigen Banker und ihre Handlager in den politischen Gremien kein Geld mehr da.

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    Die Vergangenheit fallen lassen. Die Gegenwart leben und die Zukunft auf sich kommen lassen...
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  • Ein Mehrbedarf von 10% wurde anerkannt...allerdings immer noch weit entfernt von der Realität....
    Ein Beispiel: wenn ich es recht in Erinnerung habe, liegt der angemessene m²-Preis bei etwa 5,86 €. 10% mehr bedeuten etwa 6,60 €. Der reale Anmietpreis in meinem Bezirk liegt bei etwa 7,81 €.
    Aber wie gesagt, eine Klagemöglichkeit ist ausgeschlossen, zumindest auf dem normalen Klageweg. Klagen darf man erst, wenn der Verwalzungsakt eingetreten ist, also frühestens zum 01.12.12....bis dann eine Entscheidung getroffen worden ist, könnte es eng werden.
    Die von mir eingereichte Normenkontrollklage dürfte sich ebenfalls hinziehen....

  • Die müssen ja auch dafür Sorge tragen, dass im entsprechenden Verwaltungsbezirk Wohnungen vorrätig sind, welche den Anforderungen standhalten. Da sehe ich schon schwarz für die JC´s. Ein Umzug von West nach Ost oder andersrum ist unzumutbar für die Kinder, dass wird auch jedes SG bestätigen. Sollte es zu Kürzungen ab dem 01.12. kommen, dann lege sofort Widerspruch ein. Belegen solltest Du allerdings, dass du dich bemüht hast, nach Wohnraum zu suchen, den es wahrscheinlich nicht gibt.


    Ergänzung: Die Richtlinien haben sich am untersten Mietpreis in den Städten zu richten. In Berlin dürfte das zweifelslos der Bezirk sein, sofern diese eigene Mietpreisspiegel haben.

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    Einmal editiert, zuletzt von RobertK ()

  • Leider gibt es ein SG Urteil, das es auf Grund guter Verkehrsanbindungen in Berlin für zumutbar hält, ALG II Empfänger in die Aussenbezirke auszusiedeln.
    Jedoch wohne ich schon am südlichsten Rande Berlins und die Miete ist dennoch hoch. Die Verkehrsverbindungen von Ost nach West sind immer noch durch die Mauer geprägt. Sowohl mit ÖPNV wie auch mit dem Auto braucht man wesentlich länger, wie von Süd nach Nord. Da hinkt die Verkehrplanung der Wiedervereinigung 30 Jahre hinter her.


    Ich habe Absagen der größten Wohnbaugesellschaften. Von 92 Wohnungsangeboten aus dem Internet gab es nur 4 im Westbezirk, die jedoch bei genauerem Hinsehen ausserhalb der Angemessenheit lagen (z.B. elektrische Nachtspeicherheizung). Auch liegt mir ein Schreiben einer Wohnbaugesellschaft aus Potsdam vor, dass es den Leistungsträgern der Gesellschaft nicht mehr länger zuzumuten sei, neben ehemaligen DDR-Plattenbauten und Hartz IV Empfängern zu wohnen. Eine neue Art von Sozial-Rassismus?

  • Ich finde es eigentlich gar nicht so schlimm. Auch in den West-Bezirken findet man Wohnungen, auch im Internet. Ansonsten hilft es sehr (wie überall) das Vitamin B zu aktivieren.
    Natuerlich sind es keine Top-Wohnungen, sondern wahrscheinlich ohne Fahstuhl, ohne Balkon, ohne Keller und entweder im EG oder im obersten Stockwerk, aber die gibt es, und ALG2 soll ja eine vorübergehende Lösung sein, daher finde ich es ok.


    Und als vorübergehende Lösung würde ich eher eine geringere m² Zahl in Kauf nehmen, bevor ich in die Randbezirke ziehe.


    Die 10% Zuschlag gibt es aber nicht bei Neuvermietung, sondern nur wenn man in der Wohnung bereits ist.

  • ich weiss, nur 10% bei Bestand, deshalb habe ich es im Eingangspost nicht erwähnt....


    Soll ich drei pubertierende Zicken in eine 3 Zimmerwohnung stecken? Was mach ich mit den Möbeln einer 5 Zimmerwohnung?
    Ich will ja nicht umziehen... aber schon wieder die Kids aus der Schule reissen?

  • Naja, als ich eine Wohnung gesucht habe, kamen da für eine 2-Zimmer Wohnungsbesichtigung Familien mit 5 Personen. :scared DAS ist hart! Aber - wenn du 3 Mädels hast, dazu fast alle im gleichen Alter, braucht wirklich jede von denen ein eigenes Zimmer? Ich habe als Kind selbst ein Zimmer mit Geschwistern geteilt bzw, schlief jahrelang im Durchgangszimmer und fand es nie schlimm. 5 Zimmer finde ich schon Luxus, ALG2 hin oder her, auch wenn man arbeitet, kann man es doch nie bezahlen.


    Die Tatsache, dass sie die Schule wechseln müssen, finde ich da schlimmer. Aber vielleicht kannst du in deinem Bezirk eine kleinere Wohnung finden.

  • in meinem Bezirk (oder den Nachbarbezirken) sind 3 Zimmerwohnungen über der Angemessenheitsgrenze. 2 Zimmerwohnungen kosten rund 550 bis 600 € warm...
    Als ich hier einzog, hatte ich einen Job und kontte mir die Wohung leisten...
    Ja, es war einmal... :wand

  • Mmmm mir wurde vor kurzem eine 2 Zimmer Wohnung in Steglitz für 470 warm angeboten, also voll gedeckt. Da wollte ich aber nicht hin, da ich in Charlottenburg bleiben will. Die bezahlbaren Wohnungen gibt es, nur werden sie so gut wie nie ausgeschrieben und meistens nur unter der Hand vergeben.


    Frag doch alle die du kennst, vor allem wenn die Leute auch ALG2 bekommen, ob in ihren Häusern was vermietet wird bzw. ob sie persönliche Kontakte bei den Verwaltungen haben. Im Internet findet man meistens nur Mist. Oder kennst du jemand der eventuell eine Eigentumswohnung vermietet? Das wäre optimal, denn bei ET-Wohnungen musst du meistens mit keinen Mieterhöhungen rechnen.


  • Diese Idee des BGE ist wohl noch nicht in die Köpfe zu bekommen, weil sie ein Um-Denken erfordert. Außerparteilich beschäftigen sich auch andere Menschen damit ... dir sagt der Name Götz Werner bestimmt was.

  • Diese Idee des BGE ist wohl noch nicht in die Köpfe zu bekommen, weil sie ein Um-Denken erfordert. Außerparteilich beschäftigen sich auch andere Menschen damit ... dir sagt der Name Götz Werner bestimmt was.

    Ja, den Professor aus Karlsruhe kenn ich. Chef der DM Märkte...
    Es gibt verschiedene Modelle des BGE.... die mehr oder weniger ausgereift sind.
    Die Nebeneffekte sehen sehr positiv aus, wenn es denn mit der Steuerehrlichkeit klappen würde.
    Aber solange Politiker nur das machen, was ihnen die Lobbyistenberater raten...sieht es düster aus.


    Ja, die Seiten von Harald Thome kenne ich auch.
    Wie gesagt, es laufen mehrere Normenkontrollklagen. die erste wird am 7.8. in Potsdam verhandelt.
    Mal sehen, was die Robenträger da von sich geben werden...

  • Diese Idee des BGE ist wohl noch nicht in die Köpfe zu bekommen, weil sie ein Um-Denken erfordert. Außerparteilich beschäftigen sich auch andere Menschen damit ... dir sagt der Name Götz Werner bestimmt was.


    Das BGE wird auch so schnell kommen, da hundertausende in der öffentlichen Verwaltung nichts mehr zu tun hätten.


    Es wäre zu begrüßen, wenn endlich ein BGE eingeführt würde. Insbesondere Kinder könnte dann der Bezug von ALGII erspart bleiben bei einer Trennung, da sie über ein eigenes Grundeinkommen verfügen. Aber auch hier hat sich ja eine regelrechte Lobby gegen finanzielle Leistungen für Kinder gebildet. Was nützen Finanzierungen in Krippenplätze und Kinderbetreuung Elternteilen, wo die Kinder bereits im jugendlichen Alter sind. Insbesondere die Kosten in der Schule sind für einige Eltern nicht zu bezahlen. Die Kosten in der Oberstufe eines Gymnasium sind fast nicht mehr bezahlbar auch für den Durchschnittsverdiener.

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  • "Bereits mehr als die Hälfte der Bevölkerung in der modernen Wohlfahrtsgesellschaft ist von den Einkommen anderer oder Leistungen der Sozialversicherung abhängig. Diese Situation wird sich aufgrund der Bevölkerungspyramide weiter verschärfen. Zugleich sinkt der Bedarf an Arbeitskräften in der Industrie durch die kontinuierlichen Rationalisierungsprozesse strukturell weiter. Eine Bindung der sozialen Sicherung an eine immer weiter abnehmende Basis führt zu einer Belastung der betrieblichen Lohnkosten, die die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft zunehmend verschlechtert.


    Die Organisation, Verwaltung und Kontrolle der Transferleistungen im bisherigen Sozialsystem ist ineffizient und führt zu einer wuchernden Bürokratie. In Deutschland gibt es weit über 100 Formen von Transfers. Betrachtet man alle Regelungen zusammen, ergeben sich für die ärmeren Teile der Bevölkerung in Summe Leistungen, die den Umfang eines BGE bereits weitgehend erreichen. Ein BGE würde den bestehenden Aufwand wesentlich reduzieren. Würde man nur die Hälfte der damit einsparbaren Kosten der Verwaltung, Anspruchsprüfung und Auszahlung von Transfers dessen Empfängern zuschlagen, könnten die Transferhöhen bereits merklich steigen. Zugleich würde die andere Hälfte frei für andere Staatsaufgaben.


    Zur Finanzierung des Sozialbudgets wird laufend in marktwirtschaftliche Prozesse eingegriffen und die Rahmenbedingungen umgestaltet. Das ist ökonomisch ineffizient und sozial ungerecht. Hierzu zählen auch die gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlöhne, die entweder wirkungslos bleiben, wenn sie zu niedrig sind, oder die Beschäftigung im ungünstigen Falle beeinträchtigen. Durch den Wegfall differenzierter Freibeträge und anderer Vergünstigungen entstünde eine erhebliche Vereinfachung des Steuersystems."


    aus : http://de.wikipedia.org/wiki/Bedingungsloses_Grundeinkommen


    Wer mag ... ein Interview aus dem "Stern" mit Götz Werner "Das manische Schauen auf Arbeit macht uns alle krank" - Er war ein ganz normaler Kapitalist - immer auf der Jagd nach mehr ...


    http://www.stern.de/wirtschaft…ns-alle-krank-560218.html


  • Guter Beitrag - zumindest in dem Sinne, dass ich was gelernt habe.
    Da ich mit meinem Sohn auf 45 qm vegetiere sollte ich vlt. das Arbeiten einstellen und ebenfalls staatliche Leistungen beantragen. Dann bräuchte ich auch nicht der dummen Kuh meiner geschätzten Ex monatliche Unterstützung zur Finanzierung des EFH zukommen lassen.


    Was allerdings die Bemerkung zum Flughafen soll entzieht sich meinem Verständnis. Eine Metropole wie Berlin braucht IMHO eine angemessene Anbindung an "die Welt". Zumal die evtl. Lärmbelästigung ja insbesondere die von Dir nicht so sonderlich geschätzten "Ostgebiete" betrifft (in denen nebenbei bemerkt auch ich wohne).


    Sayonara
    Musashi

    Manche Männer bemühen sich lebenslang, das Wesen einer Frau zu verstehen. Andere befassen sich mit weniger schwierigen Dingen z.B. der Relativitätstheorie. (A. Einstein)

    Einmal editiert, zuletzt von Musashi ()

  • Musashi, ob du Leistungen beantragst oder nicht, ist deine Sache....
    Theoretisch stehen dir mindestens mit Sohnemann 60m² zu. Wäre also zu überlegen.
    Es geht nicht darum, ob Berlin einen Flughafen braucht oder nicht...
    Es wird mal wieder auf Betroffene und Kosten gepfiffen....Hätte man den Flughafen nach Jütebog verlegt, wären die Auswirkungen mit Lärmbelaästigungen überschauhbar gewesen und es wäre eine strukturschwache, ich nenne es lieber eine aufgegebene Gegend gestärkt worden.
    Aber solange Luftschiffhallen, Rennstrecken, Kanzler-U-Bahnen, und Luxushotels im Nirgendwo der alten und neuen Seilschaften und wer weiss was mit Steuergeldern in den märkischen Sand gesetzt werden, statt bezahlbare Wohnungen für die Einkommensschwachen zu bauen oder in Schulbildung zu investieren, solange werden die weniger mit den gar nicht Verdienenden sich um die letzten Wohnungen und Brotkrumen streiten.
    Ja, ich habe gewisse Ressaintiments gegen gewisse Stadtteile. Ich habe ein Jahr in einem ehemaligen "Stasi"-Dorf gewohnt und bin als westlicher Ausländer und ehemaliger Klassenfeind isoliert worden. So etwas mute ich meinen Kids nicht mehr zu. Aber das ist meine persönliche Meinung, in die ich mich auch durch offensichtlich rechtswidrige Landesgesetze, die durch die Hintertür beschlossen wurden, zur Zwangsumsiedlung bewegen lasse.
    Weder das Rentensystem, die Transferleistungen oder gar die Billiglohnjobs sind sozial gerecht. Von der 36 Milliarden Sozialtransfers geht fast die Hälfte für einen aufgeblähten Verwaltungsapparat und eine zweifelhafte Qualifizierungsindustrie drauf. Hier würde das BGE mehrere positive Nebeneffekte bringen:
    da niemand mehr unter Zwang steht, müssen die Arbeitgeber vernünftige Löhne bezahlen, um auch einfaches Personal zu bekommen. Während Berlin weiterhin wächst und die Zuzügler kaum noch unterzubringen vermag, entvölkern ganze Landstriche in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Ich denke, viele würden lieber mit ihren Kindern aufs Land ziehen. Somit könnte dort die Infrastruktur beibehalten werden und die ländlichen Gebiete würden nicht völlig überaltern.
    Wären auch Renten und Krankenversicherung in steuerfinanzierter Hand, könnte Arbeit bezahlbar bleiben und bei schlechter Auftragslage könnte ein Arbeitgeber flexibler reagieren, denn sein Personal ist ja grundsätzlich erst mal abgesichert. Nach verschiedenen Modellen des BEG sollen ja die kompletten Lohnnebenkosten für den Arbeitgeber wegfallen.
    Natürlich müssen zusätzliche Finanzierungsquellen erschlossen werden.
    Wenn man die Steuerlast nicht auf die umlegt, die ohnehin am unteren Ende stehen, während Vermögende durch Aktienhandel und ähnliches jährlich Billionen steuerfrei hin und her transferieren, dann sollte man endlich mal bei denen anfangen die Hand aufzuhalten, die für diese ganzen Krisen verantwortlich zeichnen: Banken und deren vermögende Kunden.
    Die von der Regierung geplante Finanztransaktionssteuer von 0,01 % ist ein Witz. Wenn jemand für 1 Mio Aktien kauft, wären das gerade mal 100 €. Setzt man die Steuer bei 1% an, so wären das schon 10.000 €.... vielleicht wird dadurch das Zocken an den Börsen endlich mal auf ein vernünftiges Ausmaß beschränkt...


    Hätte jeder Bürger sein BGE, dann bräuchten wir uns auch nicht um Unterhalt oder ähnliches streiten und damit die Justiz und die Psychiatrien verstopfen.....
    Von dem her befürworte ich schon lange das BGE, denn die Vorteile überwiegen die Nachteile...


    Aber unsere Regierung presst lieber ihre Bürger und vor allem den Großteil der Kinder in Billiglöhne, Zwangsarbeit (geh für 1 € arbeiten, sonst wird dir die Existenz auf null gekürzt) und unsäglich teure und erniedrigende Maßnahmen, sowie absolute Armut...


    sorry für das ausführliche Off-Topic, aber ich glaube, viele sehen nur die in den Medien propagierten Kosten eines BGE, nicht aber deren Vorteile.


    Und wenn du meinst, ALG II sei ein Zuckerschlecken, wo Milch und Honig fließen, so rate ich dir, mal ein paar spezielle Erwerbslosenforen, die sich auf diese Thematik spezialisiert haben, aufzusuchen. Dort wirst du Geschichten lesen, wie Menschen in Not der Behördenwillkür ausgesetzt sind, teils durch Unkenntnis der Sachbearbeiter oder wegen deren Überforderung, teils aber auch rein aus persönlicher Willkür oder durch rechtswidirge Vorgaben von Vorgesetzten und deren oberen Dienststellen....
    Your descission, Sir...

  • Aber unsere Regierung presst lieber ihre Bürger und vor allem den Großteil der Kinder in Billiglöhne, Zwangsarbeit (geh für 1 € arbeiten, sonst wird dir die Existenz auf null gekürzt) und unsäglich teure und erniedrigende Maßnahmen, sowie absolute Armut...


    sehr gut getroffen.


    Während unsere Nachbarländer Lohnzuwachsraten bis zu 25 % über Deutschland hatten seit 1995, geht hier der Großteil der Bevölkerung auf dem Zahnfleisch.
    Die Reallöhne in Deutschland sind stets gesunken seit 1995!

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  • Auch auf die Gefahr hin, dass der thread der Grundthematik des Forums nicht mehr so ganz entspricht, muss ich dann doch nochmal reagieren.


    Da Du

    westlicher Ausländer

    bist bin ich geneigt Dir gewisse Ansichten nachzusehen.
    Ich für meinen Teil habe allerdings die Genossen lange genug genossen, so dass ich diese harsche Kapitalismuskritik nicht mal ansatzweise nachvollziehen kann.


    Aber zu den Einzelheiten:
    Nein, ich werde sebstverständlich lieber beengt wohnen und für einen schmalen Taler arbeiten gehen, als mich den ganzen Tag über damit zu beschäftigen wie ich die Hand die mich nährt schädigen kann.

    ....Hätte man den Flughafen nach Jütebog verlegt...

    oder vielleicht auch nach Sassnitz..., was soll der Quatsch?
    Zeig mir eine Hauptstadt in Europa die verkehrstechnisch so lächerlich angebunden ist wie Berlin.


    Luftschiffhallen, Rennstrecken, Kanzler-U-Bahnen, und Luxushotels

    sind meines Wisssens durch private Investoren initiiert worden und die

    Kanzler-U-Bahn

    trägt ja wohl die Handschrift des rot-grünen Zwischentiefs in der Hauptstadtpolitik.
    Und selbst wenn mit (meinen)

    Steuergeldern

    Luftschlösser

    in den märkischen Sand gesetzt werden

    , so ist mir das deutlich lieber (und meiner Gesundheit und der meiner Kinder auch deutlich zuträglicher) als wenn damit noch mehr Transferleistungsempfänger angelockt werden.


    Weder das Rentensystem, die Transferleistungen oder gar die Billiglohnjobs sind sozial gerecht.


    Hier gebe ich Recht, allerding mit Sicherheit aus einem anderen Fokus. Diese Gelder müssen nämlich von ein paar Idioten erarbeitet werden. Es ist mit Sicherheit nicht gerecht, wenn die Summe der Einzahlungen in die (Zwangs-)Rentenversicherung (eines Arbeitnehmers) nicht mal ansatzweise dem entsprechen was er später mal ausgezahlt bekommt. Jede private private Versicherung wäre dann pleite.

    Hier würde das BGE mehrere positive Nebeneffekte bringen...
    da niemand mehr unter Zwang steht,

    ... würde auch niemand mehr arbeiten gehen.


    Mann, mann, mann..., sowas wurde doch in mehr oder größeren Intervallen alles schon mal theoretisiert. Ob Thomas Morus, Karl Marx oder (ganz großes Kino) Paul Lafargue - sorry, aber das funktioniert nicht. Das heißt doch, so ein bisschen: in Nordkorea.



    Natürlich müssen zusätzliche Finanzierungsquellen erschlossen werden.

    :lgh
    Klar, nehmt von den Reichen und zwar so lange bis die arm sind.


    Wenn man die Steuerlast nicht auf die umlegt, die ohnehin am unteren Ende stehen

    ?
    Ich bin ja nun nicht gerade Steuerexperte, aber meines Wissens zahlen die am "unteren Ende" gar keine Steuern und die pösen, pösen Leistungträger 53%. Vlt. erklärst Du Deinen Satz doch noch mal. (Oder meinst Du die Steuerbefreiung von Tabakwaren und Dosenbier?)


    O.k., eigentlich hatte ich mir vorgenommen Polemik zu vermeiden - hat nicht geklappt. Aber diese "eat the rich" Proklamationen gehen mir ganz gewaltig auf den Sx&#_&%.


    Sayonara
    Musashi





    Manche Männer bemühen sich lebenslang, das Wesen einer Frau zu verstehen. Andere befassen sich mit weniger schwierigen Dingen z.B. der Relativitätstheorie. (A. Einstein)