Ausbildung oder Studium?

  • Guten Abend Leute!


    Wollte mich mal so umhören, wie ihr als junge alleinerziehende nach der Elternzeit euren beruflichen Werdegang fortsetzt bzw. vielleicht aus eigener Erfahrung eher eine Ausbildung oder ein Studium empfehlen könnt? Bin nun 24, also in nem Alter wo man so gerade noch mit ner großen Karriere beginnen könnte, sich vor allem aber klarmachen machen muss was nun der "sinnvollste" Weg ist. Habe vor kurzem die Zusage für eine kaufm. Ausbildung bekommen, spiele aber trotzdem noch mit dem Gedanken ein Studium zu machen. Habe hier schon viele positive Meinungen gelesen über "studieren mit Kind" und wie toll das alles machbar ist. An Unterstützung würde es bei mir auch nicht mangeln, da ich meine Eltern nah bei habe und auch schon einen Kigaplatz.


    Ein Studium hat sicherlich den Vorteil, dass man da nicht so sehr an feste Zeiten gebunden ist wie eben bei einer betrieblichen Ausbildung wo feste Arbeitszeiten herrschen. Jedoch habe ich auch Angst, dass ich das nervlich nicht packe, da ich zzt ohnehin recht labil bin und es bei mir an Disziplin/Ausdauer/Konzentration hapert, gerade was Theorie und Lernen angeht :wand Klar, all das braucht man für eine Ausbildung auch, aber es ist eben viel mehr praxis und man ist nicht ganz auf sich allein gestellt, hat nen geregelten Ablauf sprich klare Strukturen. Naja ein Studium ist immerhin doch noch ein Stück anspruchsvoller als eine Ausbildung, jenachdem was man studiert. Aber wenn man es schafft, wird es sich ja auch auszahlen, man eröffnet sich dadurch viel mehr Chancen aufm Arbeitsmarkt und später nen viel besseres Gehalt :party ... aber naja vielleicht können andere hier aus ihrer Erfahrung heraus etwas anderes berichten ... was lässt sich eurer Meinung nach mit Kind besser vereinbaren, eine (kaufmännische) Ausbildung oder ein Studium?


    Liebe Grüße und danke für eure Antworten!

  • Hallo!


    Welche die "bessere" Wahl ist, kannst nur du für dich selbst entscheiden. Als kleine Hilfe kann ich dir mal meinen Werdegang schildern:


    Ich habe mein Baby während des Studiums bekommen. An der Uni war ich schwanger eine Attraktion. Mit Kind war ich es dann auch. Ich habe den Kleinen mit in Vorlesungen und Übungen genommen (nach Absprache mit dem Dozenten). Hat super funktioniert. Probeme gab es dann vor den Prüfungen, wenn gelernt werden musste. Ein Kind lässt einem ja keine Ruhe, egal was man so vor hat. Voresungen nach einer Nacht ohne oder mit nur sehr wenig Schlaf waren auch nicht angenehm.
    Mit Kind wirst du während des Studiums auch nicht so richtig am Studentenleben teilhaben können. Es gibt ständig Parties und man trifft sich, mit Kind hat man dann aber nicht die Freiheiten, die die anderen haben.
    Eine große Hürde war dann auch die Diplomarbeit und die mündliche Abschlussprüfung. Als Student ohne Kind ist es schon eine harte Zeit und mit Kind, eine noch vieel stressigere.
    Aber es ist zu schaffen :-)


    Inzwischen arbeite ich seit fast einem Jahr. Als Mutti ist es aber auch nicht leicht, einen Job zu bekommen. Bei allen Vorstellungsgesprächen wurde ich nach dem Kind gefragt. Zum Glück habe ich meinen jetzigen Arbeitgeber überzeugen können und habe einen Job, der mir wirklich Spaß macht und mich fordert.
    Der Einstieg ins Berufsleben ist auch nchmal eine Umstellung, aber zu meistern.
    Was mir bei dir Sorgen bereiten würde ist, dass du jetzt schon daran zweifelst, es schaffen zu können. Du kannst auch zuerst eine Ausbildung machen und danach neben dem Beruf studieren. Einige Arbeitgeber finanzieren sogar das Studium.

  • ich habe beides probiert.
    am studium bin ich gescheitert, mangelnde eigenorganisation, mangelnde selbstmotivation etc.
    ausbildung ging dann recht locker. man muss zur schule/betrieb, da hat man keine wahl. in der uni schon, nach ner durchgemachten nacht, weil töchterchen nur brüllte, bin ich daheim geblieben. gebracht hat es nichts.


    nun arbeite ich und studiere nebenbei. geht deutlich besser (und deutlich größerem erfolg), weil ich jetzt weiß, wofür ich das mache und die praktischen kenntnisse da sind, die mir vorher fehlten. auch war der einstieg ins berufsleben mit kind kein problem, weil ich ja schon wärend der ausbildung bewiesen hatte, dass ich job und kind unter einen hut bringe. (ausbildung hatte ich auf 1,5jahre verkürzt, spricht, meiner meinung nach, auch für eine ausbildung -> deutlich schneller fertig als 5 jahre studium)


    aber es ist deine ganz persönliche entscheidung. du musst wissen, ob du das studium schaffst, ob du nach drei durchgemachten nächten mit krankem kind wirklich zur prüfung gehen kannst (und vorher dafür lernen). oder aber, ob dir eine ausbildung erstmal ausreicht, mit den entsprechenden nachteilen von wegen geld und aufsteigschancen.


    studium ist durch die bachelor/master-umstellung auch nicht mehr so einfach, es gibt deutlich mehr anwesenheitspflicht und da ist es egal, warum man fehlt. kind krank, man selbst krank, etc zählt nicht mehr. dreimal pro semester gefehlt, schon ist es pech und man macht den schein nochmal. dazu eben die massiven zeiten zu hause zwecks referaten/hausarbeiten/klausuren

  • ich hab das studium aus bequemlichkeit schleifen lassen, dann hab ich gearbeitet - und nachdem ich arbeitslos geworden bin, hab ich wieder studiert - finanziell (ohne unterstützung) ist mir das zuviel geworden....


    ergo - ich würde lieber erst eine ausbildung machen und danach ein studium anschließen.... so zähle ich nämlich noch als ungelernt..... :(((

    "all your lives a cosmic joke" lemmy
    2 Kids *2007 *2010

  • Gerade was die Eigenorganisation und Disziplin angeht, habe ich bei nem Studium bissl meine Bedenken *schäm* ... zu damaligen Schulzeiten konnte ich mich stundenlang hinsetzen und lernen, habe oft sogar freiwillig irgendwelche wissenschaftliche Texte übersetzt oder Aufgaben gemacht, einfach um fit zu bleiben. Aber nun, da hatte ich ja auch noch kein Kind, das meine volle Aufmerksamkeit verlangt, auch sonst einiges an Stress weniger, wie das nunmal ist wenn man sich von jmdn trennt und ein gemeinsames Kind hat.


    In ner Ausbildung gibts halt nen festen Plan, man bekommt die Dinge und Aufgaben erteilt und muss sich wenigstens darum nicht mehr arg kümmern. Und natürlich sammelt man schon Berufserfahrung, wird zwar offiziell nicht als solche anerkannt wie ich meine, aber Praxiskenntnisse erlangt man reichlich, das wäre für mich auch der Hauptgrund noch eine kaufmännische Ausbildung zu machen (habe vor der SS schon ne rein schulische gemacht). Ich weiss, das kann man nur für sich selbst entscheiden was für einen selbst besser wäre, ob Ausbildung oder Studium. Gibt eben Menschen, die sind eher theoretisch-, andere eher praxisorientiert. Wie gesagt, sonst war ich ein totaler Lerntyp, aber irgendwann wird man halt müde und will endlich mal arbeiten. Die Ausbildung könnte ich wohl nicht verkürzen, wäre die Regelzeit von 3 Jahren. Aber das wäre ok für mich.

  • Die Ausbildung könnte ich wohl nicht verkürzen, wäre die Regelzeit von 3 Jahren. Aber das wäre ok für mich.


    da rede lieber nochmal mit dem ausbilder.
    man kann um ein jahr verkürzen, wenn man abitur oder eine andere ausbildung hat
    man kann um 6 monate wegen guter leistungen in der schule und im ausbildungsbetrieb verkürzen (kernfächer nicht schlechter als 2,5)
    das kann man aber alles wärend der ausbildung noch klären.

  • So. Ich habe kurz nach dem Abi sofort schwanger angefangen zu studieren. Der KV war auch Student.


    Ich habe den Bachelor of Arts gemacht und danach den Master of Education fürs Realschullehramt. Jetzt stecke ich seit August im Referendariat.


    Ich muss sagen, dass es natürlich länger gedauert hat. Insgesamt habe ich 2 Jahre länger gebraucht als Regelstudienzeit. Letztendlich sind meine ehemaligen MitschülerInnen ausem Abi die auch Lehramt studiert haben genauso weit oder vielleicht nen halbes Jahr vor mir fertig.


    Studium mit Kind ist kein Spaziergang, aber...es hat auch viele Vorteile. Ich konnte mir die Seminare so aussuchen wie es mir passte bzw. zur Betreuung meiner Tochter passte. Die ersten 2 Jahre haben die Omas aufgepasst, wenn wir beide in der Uni waren. Danach war sie im Spielkreis bzw. Kindergarten.


    An unserer Uni gab es eine Krippe, sowas gibt es an vielen Unis! Das ist bestimmt praktisch, wenn man direkt vor Ort wohnt. Ich hatte jedoch 60km einzelne Fahrstrecke zur Uni. Deswegen Betreuung vor Ort und nicht am Uni-Ort.


    Natürlich muss man sich gut organisieren. Aber...wenn ich ehrlich bin...ich bin auch eher ein last minute worker. Und wenn ich mir meine Kommilitonen anschaue, war das bei denen genauso. Ob mit oder ohne Kind. Die können halt die Nacht durcharbeiten und dann den halben Tag Schlaf aufholen. Mit Kind geht sowas nicht.


    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Lehrenden und Mitstudierenden sehr viel Verständnis haben. Mit Kind hast du Sonderregelungen die du nutzen kannst. Längere Bearbeitungsdauer für Hausarbeiten. Alternative Prüfungsformen. Anwesenheit wird auch entsprechend behandelt.


    Ich habe die Zeit in sehr guter Erinnerung. Ich habe mein Studium genossen. Mit Kind. Und ich bin stolz darauf es geschafft zu haben. Zudem auch noch mit einer 1 vorm Komma. Ich wollte auch allen zeigen, dass ich es schaffe. So jung. Mit Kind. Und dann zuletzt auch noch AE.


    Und ehrlich gesagt, wusste ich jeden Tag wenn ich in den Spiegel geschaut habe: "Ja. du kannst das. Du machst das. Für dich. Und für deine Tochter."


    Eine Ausbildung wäre mir zu starr gewesen. Für mich war es ein gutes Gefühl zu wissen, dass ich auch mal 3 Monate kürzer treten kann. Ich mir meine Zeit einteilen kann. Ich die Semesterferien habe, um Energie zu tanken. Für mich und Töchterchen eine Auszeit zu haben. Keiner der mich ständig kontrolliert und mir reinredet. Eigene Entscheidungen treffen. Wenn ich diese bewusst treffe, stehe ich dahinter und kann es durchziehen.


    Und ja..auch besonders der Aspekt Jobmöglichkeiten und auch das was dabei dann rumkommt zählt für mich sehr. Kommt natürlich auf das Studium an. Ich werde Lehrerin. In 4 Jahren bin ich laut Plan verbeamtet. Verdiene gut. Für meine Tochter und mich.


    Was wäre wenn du es einfach ausprobierst? Ich würde an deiner Stelle ein Semester ausprobieren. Wenn du merkst es geht nicht. Dann Ausbildung.
    Wenn du ne Ausbildung beginnst, bricht man die nicht so schnell ab. Für nen Probesemester ist in jedem Lebenslauf Platz....mehr als für ne abgebrochene Ausbildung.

    ...Leben ist Zeichnen ohne Radiergummi...

  • Die Frage - wo siehst du dich mit 30 ?


    Studium fertig - auf Jobsuche nach ? Teilözeit ? Vollzeit mit Reisetätigkeit ? Was wäre ein Job, den du dir dann vorstellen könntest ?


    oder


    berufliche Ausbildung - nach 2-3 JAhren fertig und mit 30 schon 4 Jahre im Job - vielleicht ein Fach-"Idiot - gut auf dem Gebiet mit
    Erfahrung und vielleicht Teilzeit (30/35 Stunden).


    Ich hab meine Ausbildung mit 16 nie bereut - mittlerweile bin ich fast 20 Jahre im Job - da interessiert sich keiner mehr für einen
    Studienabschluß.


    Wenn ich sehe, wieviele Kollegen studiert haben - es hat sie nur selten weiter gebracht.


    Wichtig ist Leidenschaft für das Thema, die Branche, die du dir aussuchst.