Sinn und Unsinn der "Herdprämie"

  • Hallo zusammen,


    mir platzt grade ein bisschen der Kragen, wenn ich mich mit der Idee des angedachten neuen Betreuungsgeldes beschäftige.


    Zum einen sehe ich den Vorteil nicht, außer das random verteilt irgendwer mehr Geld bekommt, ohne das es einen wirklichen Nutzen hat.
    Zum anderen fühle ich mich leicht verschaukelt, wenn ich mir überlege, dass ich ohne jeden Zuschuss fast 450 Euro pro Monat dafür hinblättere, dass ich arbeiten gehen kann, dafür aber Steuern bezahle, von denen die, die es sich scheinbar eh leisten können Zuahuse zu bleiben, nochmal ne saftige Scheibe abbekommen. :hae:


    Vielleicht sehe ich das ja zu einseitig.


    Bitte klärt mich doch mal über den Nutzen auf!!!
    :thanks:

    "Je schlimmer seine Lage ist, desto besser zeigt sich der gute Mensch" Bertolt Brecht

  • Ich bin grad nicht auf dem Laufenden, was diese "Herdprämie" betrifft - gibt es da ne neue Idee?


    magst du uns mal die Eckdaten nennen oder einen Link?


    Danke

  • Dabei geht es darum, dass Eltern die mit Kindern unter 3 zu Hause bleiben monatlich einen bestimmten Betrag für die Betreuung bekommen.



    Ich halte das auch für einen falschen Ansatz.
    Zu aller erst sollten die Beiträge für Kinderbetreuung (Kita, Kiga, Hort) in ganz Deutschland einheitlich gemacht werden und dann am besten so weit wie möglich ganz abgehaut.

  • Hm, also fällt man dann von 150 Euro plus VOR dem dritten Geburtstag auf 150 Euro minus NACH dem dritten Geburtstag, wenn das Kind ab da eine Kita besucht? Also ein Minus von 300 Euro? (Nur mal beispielhaft gerechnet)


    Da stimmt weder der Ansatz noch sonst was.

    Werden Hummeln von anderen Insekten gemobbt, weil sie dick sind?


    Ich gönne mir das Gefühl, durchgehalten zu haben.

  • Ich frag mich, wen sie mit 150 Euro "ködern" wollen :hae:



    Kiki


    Von 150 Euro leb ich fast den ganzen Monat. Es gibt Menschen, für die ist das ne Menge Kohle...

    Werden Hummeln von anderen Insekten gemobbt, weil sie dick sind?


    Ich gönne mir das Gefühl, durchgehalten zu haben.

  • Ich finde diesen Ansatz auch falsch. Es stimmt zwar, dass nur wenige Mütter wegen 150 Euro ihr Verhalten ändern, sprich: Ihren Job aufgeben werden. Dennoch: Diejenigen, die es tun, tragen dazu bei, dass der Staat weniger Einnahmen hat.
    Manch einer mag jetzt sagen: Die paar Euro machen den Kohl auch nicht fett. Mag sein, aber bekanntlich macht auch Kleinvieh Mist.

    Gruß von Lanie :-)



    „Eine Krone ist nur ein Hut, in den es hineinregnet.“ Friedrich der Große (1712 – 1786)

  • In Anbetracht der Tatsache, dass es nachwievor keine ausreichende Kinderbetreuung überall gibt und auch nicht die ausreichenden Arbeitsplätze, könnte man schon finden, dass es eine Möglichkeit ist, Familien vor dem Leben am Existenzminimum zu schützen - ganz von der Hand zu weisen ist es auch nicht, dass es vielen Kindern gut tut, die erste Zeit behütet zu Hause zu sein.
    Ich hätte mir wohl gewünscht, so ein Modell hätte es damals gegeben.
    Und es ist wie immer, wenn was neues eingeführt wird, es gibt immer die, für die es zu spät kommt, oder die bis dahin doppelt und dreifach ranklotzen mussten, da kann einem schon die Hutschnur platzen...

  • Oh sorry, das kam jetzt falsch rüber :(


    150 Euro sind natürlich viel. So war es nicht gemeint.


    Ich meinte, Eltern, die sehr gut verdienen und einen tollen Job haben und ihre Karriere nicht unterbrechen wollen oder können, die werden die 150 Euro nicht locken.
    Eltern, die so denken wie ich, nämlich "ich bleib die ersten drei Jahre auf alle Fälle Zuhause" bleiben auch ohne die 150 Euro daheim.


    Wenn sie H4 Empfänger davon ausnehmen möchten...wer bleibt dann noch? :hae:



    Meiner Meinung nach sollten sie auch lieber die Betreuungsmöglichkeiten verbessern und vor allem verbilligen.


    Kiki

    Wer glücklich ist, ist selber schuld!

  • Es stimmt zwar, dass nur wenige Mütter wegen 150 Euro ihr Verhalten ändern, sprich: Ihren Job aufgeben werden. Dennoch: Diejenigen, die es tun, tragen dazu bei, dass der Staat weniger Einnahmen hat.


    hmm neee da wäre ich mir gar nicht mal so sicher.


    geben einige mütter deswegen ihren job auf, muss der neu besetzt werden. vorrausgesetzt das wird auch brav getan, sind wieder welche aus der statistik raus.
    einfaches umlagern zuzusagen. plus der rechnung was ein hartz4 empfänger bzw ein arbeitsloser vom staat bekommen würde im gegensatz zu den 150 euros.

    mein hirn weigert sich ständig, so langsam zu denken, wie meine finger tippen können. meine finger sind so damit beschäftigt, sich zustreiten, wer als erstes auf die tasten darf, das die nicht mal merken wie sie den gedanken hinterherhinken

  • Ich finde es alles sein bischen merkwürdig:


    zum einen will der Staat ein Betreuungsgeld bezahlen ab 2013 für Kinder von 1-3J. die zu Hause bleiben, aber im Gegensatz
    und "zur gleichen Zeit" soll es ab 2013 einen Rechtsanspruch für jedes Kind im Alter von einem Jahr auf einen Platz in einer Kita geben.....


    Dann werden doch die sozialschwachen Eltern, die ihre Kinder sowieso zu Hause behalten, begünstigt,
    zumal es ja auch das Elterngeld gibt.......und die Elternzeit sowieso auf bis zu drei Jahre läuft.......


    ist doch ein ettes Zubrot.......... :frag


    dagegen hätte ich auch nix, wenn nicht im Gegenzug:


    die Eltern vorhaben ihre Kinder in eine Kita zu geben, weil sie wieder arbeiten wollen oder müssen, benachteiligt werden,
    da sie für die Betreuung bezahlen, und dass nicht zu wenig!!


    Die bekommen keine Unterstützung??


    Bei uns waren die Kinder beide vom 1.ten bis 2.ten Jahr in der Krabbelgruppe und vom 2.ten bis 3.ten Jahr im Miniclub (Vortsufe zum Kiga),
    hat richtig viel Geld gekostet, aber es tat den Kindern für ihre Entwicklung sehr gut und dafür habe ich gerne bezahlt.....


    Aber ich hatte zu der Zeit in Dänemark viel Geld verdient.

    Man kann das Leben nur rückwärts verstehen,
    aber man muss es vorwärts leben
    !!
    :rainbow:


    [size=8]30.Juli 2012....geschieden ist genauso wie getrennt.....nur ein bischen anders!

  • hmm neee da wäre ich mir gar nicht mal so sicher.


    geben einige mütter deswegen ihren job auf, muss der neu besetzt werden. vorrausgesetzt das wird auch brav getan, sind wieder welche aus der statistik raus.
    einfaches umlagern zuzusagen. plus der rechnung was ein hartz4 empfänger bzw ein arbeitsloser vom staat bekommen würde im gegensatz zu den 150 euros.

    hmm ... magst recht haben. ich halte es dennoch für den falschen ansatz - die bundesregierung betont ja immer so nett, dass man die geburtenzahlen wieder erhöht sehen will. das funktioniert nicht. und ich denke - wie im eröffnungsthread schon angesprochen, dass der frust bei den arbeitenden eltern immer größer wird. vor allem bei aes, die nichts vom staat beziehen, keine vergünstigungen bekommen und einfach "blöd genug sind" (ich schreibs bewusst provokativ) einen haufen kohle jeden monat hinzublättern, dass sie arbeiten gehen "dürfen" und dieses system voll mit finanzieren.

    Gruß von Lanie :-)



    „Eine Krone ist nur ein Hut, in den es hineinregnet.“ Friedrich der Große (1712 – 1786)

    Einmal editiert, zuletzt von Lanie ()

  • Bei uns waren die Kinder beide vom 1.ten bis 2.ten Jahr in der Krabbelgruppe und vom 2.ten bis 3.ten Jahr im Miniclub (Vortsufe zum Kiga),
    hat richtig viel Geld gekostet, aber es tat den Kindern für ihre Entwicklung sehr gut und dafür habe ich gerne bezahlt.....


    Es wird immer so dargestellt, als ob Selbstbetreuung durch Eltern ein Schaden wäre....das ist es doch (hoffentlich) nicht!
    Es tut den Kindern gut, wenn die Eltern die Erziehung übernehmen! Das sollten doch auch die Bezugspersonen sein.
    Aber es ist auch kein Schaden, wenn stundenweise eine Fremdbetreuung stattfindet.


    Also ich fände das vollkommen in Ordnung mit dem Betreuungsgeld, wenn dann Gleichbehandlung zwischen Selbst- und Fremdbetreuung herrschen würde.
    Geld für Erziehung find ich klasse (hört nur nicht mit dem 3. Lebensjahr auf die Erziehung... lach).
    Kostenlose Fremdbetreuung wäre der Schlüssel. Das wäre dann eine wirkliche Wahlmöglichkeit und fair.

    Grüsse Tani :wink



    Du bist nicht das was Du sagst, sondern das was Du tust!

  • der Gesamtgesellschaftliche Effekt wird etwa der sein:


    a) Gut ausgebildete Reiche: nettes Zubrot, wenn überhaupt angenommen.
    b) Bildungsferne Arme (auch: migrationsbedingte Sprachprobleme): Verstärkung der Bildungsdefizite bis zur Schule, da die qualitativ schlechte Selbstversorgung gefördert wird.
    c) Bildungsnahe Arme (z.B. lebensphasentypische Armut bei Studenten und Akademikern): eventuell Mitnahme des Geldes/ Geld in private Förderung, Erhöhung individueller Entscheidungsfreiheit ohne negative Auswirkung auf die Bildungschancen der Kinder.


    Der Effekt aus allem drei ist eine gewollte Minderung der Chancengleichheit (die Reglungsfinder gehören zu A), Kostensenkung (weniger KiGa Plätze werden gebraucht) zu Lasten von B). Zuzüglich eine Hypothek auf die Zukunft, denn die Kinder von B fallen je schlechter sie ausgebildet sind, desto stärker später dem Sozialsystem zur Last, nebenbei scheiden sie als Konkurrenz für die Kinder von A und C damit sicher aus.

  • Ich hab so ein bisschen das Gefühl, dass das Zusammenfallen von Betreuungsgeld und Betreuunganspruch kein Zufall ist.


    A la: Wenn ihr mit euren Kindern Zuhause bleibt, bekommt ihr ein paar Euro und mit etwas Glück fällt dann nicht auf, dass wir unserem zugesicherten Betreuungsanspruch nicht nachkommen können, weil wir den Mund mal wieder zu voll genommen haben, für ein paar Wählerstimmchen???

    "Je schlimmer seine Lage ist, desto besser zeigt sich der gute Mensch" Bertolt Brecht

  • Zuallererst sollten sämtliche Kita Gebühren wegfallen. Kinderbetreuung sollte für ALLE kostenfrei sein!


    Außerdem sollte es meiner Meinung nach verpflichtend sein, Kinder mit 3 Jahren in Kitas oder alternativ Spielgruppen zu geben, damit sie Sozialverhalten lernen.

  • b) Bildungsferne Arme (auch: migrationsbedingte Sprachprobleme): Verstärkung der Bildungsdefizite bis zur Schule, da die qualitativ schlechte Selbstversorgung gefördert wird.



    Was Sprache betrifft, gebe ich Dir Recht.


    Aber dieses grundsätzliche Problem ist nicht lösbar meiner Meinung nach.
    Bildungsferne Arme (ich übernehm jetzt mal) ziehen nicht zwangsläufig bildungsferne arme Kinder heran.
    Es kommt immer auf die Eltern selbst an und welche Priorität Bildung hat in der Familie. Freilich nehmen da etliche dann die 150 EUR zur Aufstockung des Haushaltsgeldes, klar. Dafür ist es auch letztenendes gedacht. Man soll es sich leisten können, die Kinder selbst zu erziehen.


    Wenn aber Eltern ihren Kinder nichts vermitteln können, ist das (leider) so. Wird aber auch ab dem 4. LJ nicht anders sein. Es hört ja mit 3 Jahren nicht auf. Dann kommt auch noch die Schule daher....Es ist immer an den Eltern selbst. Egal ob reich oder arm.


    Kinder sind nicht intelligenter oder nicht, wenn sie fremdbetreut wurden oder nicht (bei der Sprache ne Ausnahme, wenn Migationshintergrund).


    Da gehts um Bindung und um Erziehung. Nicht um Intelligenz.

    Grüsse Tani :wink



    Du bist nicht das was Du sagst, sondern das was Du tust!