Bin neu hier und brauche gleich Euren Rat/Eure Hilfe

  • Hallo,


    also, ich schildere kurz meine Situation: Ich bin verheiratet, wir haben zwei Söhne mit 3 3/4 und 1 1/2 Jahren. Der Große ist ein absolutes Papakind, Papa soll alles machen, Papa ist "sein bester Freund", Papa ist der Beste. Er macht auch viel mit den beiden, es wird herumgetollt, Pferd gespielt, sie haben viel Spaß miteinander. Der Kleine ist NOCH eher auf mich bezogen, wohl weil ich sehr lange gestillt habe. Aber je älter er wird, umso mehr denke ich entwickelt er sich auch zum Papakind.



    Die Probleme begannen nach der 1. SS. Ich hatte 2 Bandscheibenvorfälle und hatte mit meinem Mann verabredet, dass ich unter der Woche an der Reihe bin, den Kleinen auch nachts zu wickeln, weil mein Mann ja arbeitet; er war an den Wochenenden zuständig. Wie gesagt, ich hatte 2 BV und tat mich nachts sehr schwer aufzustehen, um ihn zu wickeln. Mein Mann konnte da ganz cool zuschauen, er blieb im Bett und war aber wach, bis ich wiederkam.


    Die Beziehung ging auch sehr lieblos weiter. Er war absolut unaufmerksam, bemerkte nie, wenn es mir schlecht ging, es kamen keine kleinen Aufmerksamkeiten o.ä. von ihm, wir waren wie ein altes Ehepaar. Wir haben auch eigentlich keine Gemeinsamkeiten, keine gemeinsamen Hobbies, er möchte eigentlich die Abende anders verbringen als ich, er hasst meine Katzen, usw. usf.


    Anfang 2008 gingen wir dann zur Eheberatung, er mit dem Ziel, die Ehe zu retten. Aber ich muss gestehen, ich hatte da so nicht die Lust dazu, weil meine Gefühle langsam erkalteten. Nach der Beratung wurde es zwar etwas besser, und ich wurde wieder schwanger. Meine SS war nicht sehr einfach, ich war ja schon 39 Jahre alt, hatte Bluthochdruck, wegen einer Nierenerkrankung Eiweiß im Urin, und ich musste sehr, sehr oft zum Arzt, weil eine Gestose zu befürchten war. Außerdem kam hinzu, dass ich meinen Mann überhaupt nicht mehr riechen konnte, also seinen Körpergeruch. Das ist bis heute auch geblieben.


    Nach der Geburt war ich in eher depressiver Stimmung, ich konnte mich über nichts freuen, bekam sehr wenig Schlaf, es war alles sehr schwierig. Und meinen Mann interessierte das nicht.


    Eigentlich seit Anfang der 2. SS spielte ich mit dem Gedanken, mich von ihm zu trennen, und das ist heute noch so. Aber ich habe so Angst davor. Ich habe Angst, meine Kinder zu verlieren, weil sie ja so an ihm hängen, und wenn ich jetzt ausziehen und sie mitnehmen würde, glaube ich, würden sie (zumindest der Große) mir das nie verzeihen. Ich hätte nicht vor, eine starre Regelung für das Besuchsrecht zu fordern, sondern ich stelle mir das eigentlich so vor, dass wir ganz nah beieinander wohnen und er die Kinder sehen kann, wann er will, für mich würde das ja auch einen gewissen Freiraum bedeuten, den ich wirklich dringend bräuchte, ich bin nämlich absolut am Ende. Die beiden sind dermaßen fordernd zurzeit, und seit ich meinem Mann meine Gedanken über eine Trennung mitgeteilt habe, klebt er auch nur an mir. Er möchte jetzt alles wieder gut machen, möchte die Beziehung retten, aber ich kann nicht mehr. Ich kann mir auch absolut nicht vorstellen, mit ihm Sex zu haben. Er stößt mich körperlich regelrecht ab, das kann doch keine Basis für eine weitere Beziehung sein?


    Aber ich habe so Angst vor einer Trennung, dass ich es mit den beiden nicht schaffe, dass sie es mir irgendwann vorwerfen, dass ich nicht um die Familie gekämpft habe. Ich bin so verzweifelt.


    Ich bin auch schon in Therapie, eigentlich wegen meiner Kindheit (die übrigens genau in so einer Situation stattgefunden hat, meine Eltern haben sich überhaupt nicht mehr geliebt und sind wohl nur der Kinder wegen zusammengeblieben). Aber ich habe noch nicht viele Stunden und hoffe so sehr, dass ich meinen Weg durch die Therapie finde. Ich möchte meinen Kindern nicht das gleiche zumuten, was ich durchgemacht habe als Kind. Eine lieblose Umgebung, kein Händchenhalten der Eltern, keine Bussis (mich ekelts regelrecht davor).


    Ist hier denn jemand, der in einer ähnlichen Situation war? Kann mir jemand sagen, ob ich einen Fehler mache, wenn ich nicht mehr um die Ehe kämpfe?


    Es tut mir leid, dass es so lange wurde, aber ich musste mir das jetzt mal alles vom Herzen schreiben, ich bin so verzweifelt. Ich habe schon daran gedacht, wie schön und befreiend es doch wäre, wenn ich einfach nicht mehr leben würde. Aber dazu fehlt mir leider auch der Mut.


    Traurige Grüße


    Silly1

  • Du solltest mit niemanden nur wegen der Kinder zusammenbleiben.
    Deshalb musste da einfach selbst wissen was du tust.


    Aber, so hart es auch klingt, falls ein Kind lieber beim Vater leben will musst du da auch durch.
    Wenn man sich trennt sollten die Kinder natürlich da bleiben wo sie sich am wohlsten fühlen und wo
    es ihnen gut geht.


    Du wirst deine Kinder dadurch nicht verlieren, aber wenn du willst das es deinen Kindern gut geht und er
    ein guter Vater ist, dann spricht doch auch nix dagegen das eins bei ihm lebt.


    Kopf hoch und alles Gute

  • Hallo Silly 1,


    ich war zwar noch nicht in genau deiner Situation, aber ich hoffe, es ist okay, wenn ich trotzdem antworte.


    Im Grunde genommen weißt du doch eigentlich, was du willst. Du schreibst ja selbst, deine Gefühle sind erkaltet, du kannst deinen Mann nicht mehr "riechen" (im tatsächlichen Sinn), du willst nicht, dass deine Kinder in genauso einem lieblosen Elternhaus aufwachsen, wie du es hattest usw.


    Der Gedanke an eine Trennung fällt dir nur schwer wegen der Kinder... Aber ich denke gerade hier im Forum gibt es so unendlich viele Beispiele dafür, dass man alles schaffen kann, wenn man nur den Mut hat, etwas zu verändern!!


    Wenn du mit der Möglichkeit leben kannst, dass ihr eng beieinander wohnen bleibt und als Eltern auch noch vernünftig miteinander umgehen könnt, ist das für deine Kinder sicher 1000mal besser, als wenn sie weiter in einem "heilen" Elternhaus aufwachsen, wo sich Mama und Papa jedoch nicht mehr ausstehen können. Die Zwerge haben viel feinere Antennen, als wir denken und merken viel mehr als uns manchmal lieb ist...


    Ich denke, du solltest dir vielleicht eine Auszeit nehmen, kannst du nicht eine Kur beantragen wegen deinen Bandscheibenvorfällen, wenn dein Mann so ein toller Papa ist, wird er doch mal die 3 Wochen klarkommen! Und in der Zeit kannst du Kräfte sammeln und in Ruhe deine weiteren Schritte planen!


    Du schaffst das, wenn du nur ganz fest an dich glaubst!!!
    :troest


    Und im Übrigen - so hart wie das, was ChrisK geschrieben hat, auch für eine Mutter klingen mag - vielleicht wäre das ja trotz allem eine akzeptable Lösung... Wenn ihr tatsächlich ganz nah beieinander wohnen bleiben wollt, dann hättest du trotz Trennung genügend Umgang mit deinem Großen, wenn es sich evtl doch ergeben sollte, dass er bei Papa wohnen bleibt.


    Also Kopf hoch - es gibt für alles eine Lösung!!!

    :strahlen ALLES WIRD GUT, DAS LEBEN IST VOLLER LICHT! :strahlen

  • @ Silly: ich finde das ist ein enorm ehrlicher Beitrag!!!



    Du hast für dich im Herzen schon mit deinem Mann "abgeschlossen", jetzt heißt es ,das Gefühl in die Taten umsetzen, wenn wirklich NICHTS mehr zu retten ist, denn SO kann keiner aus Eurer Familie glücklich weiter leben.


    Kann man in so einer Situation trotzdem zur Familienberatung (o.ä.) oder Trennungsberatung (falls es sowas gibt) gehen, die Euch bei der Trennung unterstützen, bzw euch beraten könnten welche "Umgangsvariationen" es gäbe, die ihr für Euch und Eure Kinder vorstellen könntet?





    Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und Durchhaltevermögen.

  • Den bisherigen Antworten kann ich nur beipflichten. Und auch wenn es für manche Mütter unvorstellbar ist, als Mann kann ich nur sagen, es ist gut, dass es langsam zu einer Gleichberechtigung auch im Familienrecht kommt und Kinder in der für sie besseren Umgebung aufwachsen sollen - auch wenn es in dem Fall Dein Mann sein KÖNNTE. Durch die Umgangsregelung wirst Du immer die Mutter bleiben und verlierst Deine Kinder nicht. Jedenfalls ist das die Aussage, die sonst immer die Männer zu hören bekommen.


    Ich wünsche Dir auch viel Kraft, genauso wie Deinem Mann.


    LG
    mannallein :wink

  • Hallo, Du hast schon gute Tipps von den Leuten hier bekommen. Mir ging es auch verdammt elend, als ich noch nicht wusste, was ich tun sollte (und das ist jetzt gerade ein Jahr her). Vor den Zug schmeissen, war damals mein Gedanke. Nur, die Möglichkeit hatte ich ja auch nicht, weil, was soll dann aus den kindern werden? das einzige, was Dir Deine kinder nie verzeihen würden, ist, wenn Du dir etwas antust. Also erstmal von dieser (schnapps)Idee wegkommen, die keine Lösung ist. Ich denke, Du solltest erstmal von deinem Mann "wegziehen": das kann eine (möblierte) Wohnung für einen Monat sein oder auch ein Unterschlupf bei Freunden/Familie. Besser wäre, zunächst allein zu sein. Ich habe jetzt (getrennnt lebend seit Nov. 09) und Scheidung im Ausland durch seit ende April) viele Abende, an denen ich auch allein bin. Und das Alleinsein ist schon hart (wenn auch nicht anders, als während meiner Ehe, da mein Ex nie zu Hause war). Aber wenn Du dann da sitzt, dann wird dir klar, ob es noch eine Möglichkeit des Zusammenseins gibt oder nicht. Und dein MAnn merkt: der ist es echt ernst. und deine Kinder merken: mama ist nicht ständig einfach nur da. Meine Kinder waren auch sehr papa fixiert: kunststück, wenn der auch nur am WE erschien und dann eben was ganz besonderes war. Mit der (kurzfristigen,vorläufigen) Trennung wirst Du auch wieder für deine Kinder was Besonderes!!!!!! Aber: meine Kleine (jetzt gerade 4) sagt immer: ich will bei Papa und Mama sein.
    Viel Glück für Dich und hör auf Dein Herz, Kaffee_schwarz

  • also, ich schildere kurz meine Situation: Ich bin verheiratet, wir haben zwei Söhne mit 3 3/4 und 1 1/2 Jahren. Der Große ist ein absolutes Papakind, Papa soll alles machen, Papa ist "sein bester Freund", Papa ist der Beste. Er macht auch viel mit den beiden, es wird herumgetollt, Pferd gespielt, sie haben viel Spaß miteinander. Der Kleine ist NOCH eher auf mich bezogen, wohl weil ich sehr lange gestillt habe. Aber je älter er wird, umso mehr denke ich entwickelt er sich auch zum Papakind.


    Die Beziehung ging auch sehr lieblos weiter. Er war absolut unaufmerksam, bemerkte nie, wenn es mir schlecht ging, es kamen keine kleinen Aufmerksamkeiten o.ä. von ihm, wir waren wie ein altes Ehepaar. Wir haben auch eigentlich keine Gemeinsamkeiten, keine gemeinsamen Hobbies, er möchte eigentlich die Abende anders verbringen als ich, er hasst meine Katzen, usw. usf.


    Anfang 2008 gingen wir dann zur Eheberatung, er mit dem Ziel, die Ehe zu retten. Aber ich muss gestehen, ich hatte da so nicht die Lust dazu, weil meine Gefühle langsam erkalteten. Nach der Beratung wurde es zwar etwas besser, und ich wurde wieder schwanger. Meine SS war nicht sehr einfach, ich war ja schon 39 Jahre alt, hatte Bluthochdruck, wegen einer Nierenerkrankung Eiweiß im Urin, und ich musste sehr, sehr oft zum Arzt, weil eine Gestose zu befürchten war. Außerdem kam hinzu, dass ich meinen Mann überhaupt nicht mehr riechen konnte, also seinen Körpergeruch. Das ist bis heute auch geblieben.

    1. Warum hast Du ihn geheiratet?


    2. Warum bist Du nochmal schwanger geworden?


    3. Was stört Dich daran, dass die Kinder "Papakinder" sind?


    4. Aus eigener Erfahrung: Ich denke nicht, dass nur Dein Mann das Problem ist, eher Deine Kindheitserfahrungen, die Dir das Leben schwer machen.


    Weißt Du, bei mir geh'n immer die Alarmleuchten an, wenn auf einmal nur der Mann böse und an allem Schuld gewesen sein soll....

  • Hallo,


    ich würde mal eine Zeitlang ausspannen. Vielleicht eineMutter Kind Kur beantragen und vielleicht auch mit Kids 3 oder mehr Wochen aus dem Alltag raus und mit Abstand auf die Situation schauen..


    lg norwegen

  • Hallo an Euch alle,



    vielen Dank für Eure echt recht ausführlichen Antworten. Also zum Thema "Kinder bei Papa lassen": Ja, es würde mir sehr, sehr, sehr schwer fallen, mich von meinen Kindern zu trennen. Aber mal Gesetz den Fall, die Kinder würden bei ihm leben: Mein Mann ist sehr viel beruflich unterwegs. Wir haben hier niemanden, der auf unsere Kinder aufpassen kann, keine Tante, keine Oma - nix. Und damit mein Mann seine Kinder optimal betreuen könnte, müsste er seinen Arbeitgeber wechseln, um im Innendienst zu arbeiten (bei seiner jetzigen Firma ist ein Innendienst nicht vorgesehen), was mit 53 Jahren kaum mehr geht. Und dass er daheim bleibt und ich Unterhalt bezahle - so viel, wie er verdient, könnte ich niemals verdienen. Und trennen würde ich die beiden Kinder auf keinen Fall, sie lieben sich heiß und innig.


    Ja, ich habe mich EIGENTLICH schon entschieden, dass ich mich trenne. Aber er machts mir so verdammt schwer. Er ist jetzt aufmerksam, lieb, nett, alles, was ich die letzten Jahre vermisst habe. Aber ich liebe ihn einfach nicht mehr, aber das will er nicht wahrhaben.


    Bri75: Zu Deinen Fragen:


    1. Als ich ihn geheiratet habe, war er absolut nicht so. Er hat sich erst vor ca. 2 Jahren so geändert.


    2. Ich bin nach unserer Eheberatung schwanger geworden. Die ersten Monate nach der Beratung war wieder alles beim Alten, aber kaum war ich schwanger, hat er sich wieder verändert.


    3. Es "stört" mich nicht, dass sie Papakinder sind. Aber es macht es dann nicht leichter, sich von ihrem Papa zu trennen. Ich bin ja jetzt schon immer in allem die Böse und er der Gute, das wäre dann natürlich noch schlimmer.


    4. Ja, das ist teilweise richtig. Es sind meine - und seine - Kindheitserfahrungen, die uns beiden das Leben schwer gemacht haben. Aber es ändert nichts an der Tatsache, dass ich ihn nicht mehr liebe.


    Ich wollte das ganze eigentlich auch nicht so darstellen, als ob er der Böse ist, der an allem Schuld ist. Im Gegenteil, ich bin eigentlich die Böse, weil ich mich von ihm trennen will, weil ich es zugelassen habe, dass sich meine Gefühle ihm gegenüber verabschiedet haben. So seh ich das nämlich.


    Liebe Grüße - Silly

  • Silly :troest ,


    Dein Post könnte von mir vor der Trennung sein. Inklusive Körpergeruch!


    Nur: Ich bin nicht nochmal nach der Ehetherapie schwanger geworden. Aber egal.


    Es muss einen Auslöser für diese Änderung gegeben haben. Welcher war das? Der ist der Knackpunkt, wenn Ihr den nicht habt, hilft jede Therapie nicht (bei uns war es der Kinderwunsch).


    Übrigens saß auch ich in der Ehetherapie (die aber ich vorgeschlagen hatte) mit der festen Überzeugung, ihn nicht mehr zu wollen.


    Die Folge war die Trennung.


    Heute, nach einem Jahr, frage ich mich, ob es wirklich notwendig war. War er wirklich so schlimm, dass er es nicht mehr wert war? Wäre es nicht möglich gewesen, ihm nochmal die Chance zum Ändern zu geben - und mir Zeit für die Auseinandersetzung mit den Kindheitsgeschichten?


    Du bist nicht die Böse, weil Du Dich trennst. Du hast nur einen Anteil daran - wie Du sagst - dass Du zugelassen hast, dass sich Deine Gefühle ändern. Was war der Grund? Wirklich nur der Körpergeruch und die fehlenden Kleinigkeiten?


    Ich weiß, Du hast Dich schon zur Trennung entschlossen. Dann geh diesen Weg, vielleicht musst Du ihn gehen. Aber wundere Dich nicht, wenn Du irgendwann mal denkst: Ach, so schlimm war es doch gar nicht. Auch andere Männer schenken keine Blumen!


    Und übrigens: Nicht ER macht es Dir verdammt schwer, Dich zu trennen. Er tut, was er kann, um Dich zu halten, das ist doch normal! DU machst es Dir schwer, weil Dich irgendwas zurückhält, den letzten Schritt zu tun. Was ist es?

  • Hi Bri75,



    der Knackpunkt bei unserer Beziehung war eigentlich immer schon, dass wir nicht miteinander geredet haben. Ich habe ihm von Anfang an gesagt, dass ich in der Kindheit viele Probleme hatte, wollte mit ihm darüber reden, und ich wollte auch, dass er mir von seiner Vergangenheit erzählt. Aber seine Aussage war immer, die Vergangenheit ist Vergangenheit, man soll sie ruhen lassen, nur die Gegenwart und die Zukunft zählen. Finde ich aber nicht. Die Vergangenheit gehört zur Gegenwart und zur Zukunft. Aber er wollte nicht reden, und so frisst man halt viel in sich rein. Es gibt noch sehr viel mehr Sachen, die mich an ihm stören. Es stimmt schon, wenn Du schreibst, dass man bestimmt mal denkt "sooo schlimm wars ja gar nicht". Aber momentan (bzw. seit Jahren) habe ich das Gefühl, ich kann damit nicht leben. Ich kann nicht mehr glücklich sein. Ich weiß, dass das viel an mir selbst liegt, drum bin ich ja in Therapie. Ich hoffe ja sehr, dass sie Licht in meine verwirrte Gedankenwelt bringt. Momentan ist es bei mir halt einfach so, dass das Herz sagt "Geh, DU sollst glücklich sein, sei DU dir mal wichtig", und mein Kopf sagt "Du hast Verantwortung für die Kinder, Du kannst nicht einfach aus Eigennutz über vier Schicksale entscheiden". Und ich fürchte, mein Kopf wird wieder mal siegen. Der Kopf ist es auch, der mich zurückhält. Ich habe immer Angst davor, den falschen Schritt zu machen, so oder so. Immer denke ich "was wäre wenn ...", aber das kann man im Voraus nie sagen. Momentan habe ich einfach das Bedürfnis nach Liebe, nach Geborgenheit, nach Vertrauen, ja, auch nach Sex, ist halt so. Und all das kann ich bei meinem Mann nicht mehr bekommen. Er möchte es mir geben, aber ich möchte es nicht mehr annehmen, weil eben meine Gefühle ihm gegenüber nicht mehr mitspielen. Das ist alles schwer zu beschreiben, wie gesagt, in meinem Kopf herrscht seit Monaten ein Durcheinander, aus dem ich kaum mehr herausfinde.

  • Ich schreib Dir hier mal was, was ich heute in der Therapie hatte (geh ja alle paar Wochen nochmal zur "Kontrolle", weil ich mich auch nicht so wie Du im Kopf ordnen kann).


    Am WE war ich mit meinem Nochmann und der kleinen bei meinen Eltern, das war so nett, danach war ich der Auffassung ich will unbedingt zurück, so schlimm war es doch nicht.


    Okay. Ich sollte die Skizze eines Mannes zeichnen und auf Karten schreiben, was ich von einem Mann erwarte, mit dem ich zusammenbin. Es waren glaub ich 12 Karten.
    Dann sollte ich die Eigenschaften, die mein Mann hatte, in die Skizze legen 1. zum Zeitpunkt der Ehe und danach und 2. zum Zeitpunkt der TRennung.


    Beim erstenmal lagen 11 von 12 Karten drin, was schon ziemlich perfekt ist. Das war für mich das Fazit: Es gab einen guten Grund, dass Du ihn damals geheiratet hast, diese ENtscheidung war richtig, denn du hast ihn geliebt! (Weil icha uch oft zweifle, ob ich ihn überhaupt geliebt habe).


    BEim zweitenmal waren es nur noch drei oder vier Karten. Alles andere hatte er abgelegt oder gab es mir nicht mehr.


    Nun ist es ja so, dass sich jeder Mensch verändert und je nach Lebenssituation mal diese, mal jene Facette zeigt oder nicht zeigt. Auch das ist normal.


    ABER: Ich habe ihm ZWEI JAHRE lang gesagt, was mir fehlt, wie ich darunter leide, und daran schloss ein halbes JAhr Ehetherapie an.


    WENN er das zum Anlass genommen hätte, seine alten Facetten wieder hervorzuholen, von denen er wusste, dass sie mir wichtig sind, wenn er daran gearbeitet hätte - hätte ich mich nicht getrennt.


    (und bevor jemand fragt: ja, ich habe an mir gearbeitet, es gibt glaub ich niemanden, der sich so durchanalysiert und sein VErhalten beobachtet und geändert hat in den letzten beiden JAhren wie ich. Ich verlange ja nichts, was ich nicht erfüllen kann).


    Aber er hat es nicht - noch bestärkt durch die Ehetherapeutin, die mir sagte: Tja, sie müssen ihn halt so nehmen, wie er ist.


    Und deswegen - das wurde mir heute klar, kann ich nicht zurück, denn ich würde wieder unglücklich werden und mich wieder abarbeiten an ihm.
    Es tat so gut, zu sehen, dass es einen GRUND für meine TRennung gab, und dass diese Trennung für mich richtig war.


    Was mich immer wieder zu ihm zurückzieht ist genau wie bei Dir meine Angst. Ich war mein Leben lang in der Welt unterwegs (beruflich, wegen meiner Eltern) und ich habe es so satt, immer und immer wieder von vorne anzufangen. Das muss ich jetzt schon wieder tun - vor knapp einem Jahr ausgezogen, werde ich nun den Wohnort wieder wechseln müssen, weil ich wohl nicht in meinen Job zurückkann (das nur am Rande). Und ich möchte doch nichts mehr als eine Konstante in meinem Leben. Aber die konnte mir mein Mann nicht geben, die kann nur ich mir geben - und mein Kind, die einzige Konstante. Ihr Wohlergehen lässt mich immer weiter gehen, obwohl ich so ein Schisser bin.


    Seufz. Es ist nicht einfach.


    Vielleicht wär das Karten_Spiel auch was für Dich, um Dir klar zu werden, was Du brauchst und wo Du es finden kannst.


    LG Bri

  • Ich finde das mit dem Kartenspiel eine sehr gute Idee. Man wird gezwungen, wirklich darüber nachzudenken, was einem an einer Beziehung wichtig ist und was einem der alte/neue Partner geben kann. Spontan, ohne jetzt bereits die für mich wichtigen Punkte auf den Karten definiert zu haben, kann ich sagen, dass meine Frau wohl auch heute noch die Mehrzahl der Karten bekommen würde wie am Anfang unserer Beziehung. Eine Karte, die Ehrlichkeit, müsste ich zum jetzigen Zeitpunkt weglassen. Selbst das ist jedoch eine Eigenschaft, die sie - wenn sie es denn wollte - zurückerlangen könnte. Ich war und bin mit meiner Wahl zufrieden und glücklich gewesen. Das ist das Problem an der ganzen Trennung, die ansteht. Leichter wäre es für mich, wenn sie sich selbst so verändert hätte, dass ich ihr auch nur noch wenige Karten geben könnte.


    lg
    mannallein :wink