Wenn man dem Kind den Tod erklären muss

  • Schweren Herzens musste ich gestern meiner Kleinen erklären, dass eine Ihrer Omas vorgestern verstorben ist.


    Ich suchte lange nach dem passenden Moment und was dann kam, war für mich überraschend.


    Wir kuschelten zusammen und ich fing an ihr zu erzählen, dass sie ja weiß, dass Menschen alt werden und irgendwann sterben. Sie lauschte meinen Worten und ich erzählte ihr, dass ihre Oma nicht mehr unter uns weilt.


    Als ich ihr erklärte, dass man die Oma aber immer noch besuchen kann, meinte sie zu mir: Stimmt, das innere eines Menschen geht in den Himmel, aber wohin geht der Körper?
    Ich erklärte ihr dann, dass es für jeden Menschen ein Grab gibt, in dem der Körper verweilt. Dieses Grab sei für die Menschen, die alle noch hier sind und das könne man auch besuchen. Und wenn sie möchte, kann sie dann auch mit der Oma reden und ihr alles erzählen. Wie es in der Schule läuft, was sie neues erlebt hat usw.


    Ich versprach ihr, dieses Grab mit ihr zu besuchen, wann immer sie möchte.


    Und dann kam etwas, da ging mein Herz auf.


    Sofort meinte meine Kleine, dass sie gern der Oma ein paar Rosen kaufen möchte. Und das wichtigste, sie möchte der Oma einen Schmetterling auf das Grab legen.
    Als ich ihr sagte, dass ich das eine ganz tolle Idee finden würde, meinte sie so zu mir.
    Mit dem Schmetterling kann die Oma zu ihrem Mann in den Himmel fliegen.


    Doch dann wurde sie plötzlich traurig. Ich fragte sie, was sie denn hat.
    Und dann fiel ihr ein, dass die selbstgehäkelte Tasche, die sie letztes Weihnachten von ihrer Oma geschenkt bekommen hat, leider kaputt gegangen ist.
    Ich versprach ihr, alles daran zu setzen, um diese Tasche wieder zu reparieren und wenn ich das nicht kann, dass wir auf jeden fall einen Weg finden werden, dass sie wieder in Ordnung kommt.


    Es ist schön, solche Situationen auch einmal aus Kinderaugen zu betrachten.


    Sorry fürs zutexten, aber es musste einfach mal für mich raus.


    Lieben Gruß


    rabe

    Schau nicht auf das, was Du nicht erreicht hast, sondern werde Dir bewusst, WAS Du bereits geschafft hast

  • Erstmal mein Beileid!


    So traurig der Tod der Oma ist, so schön find ich Euren Umgang damit und Euer Gespräch :thanks: für`s Erzählen.


    Kinder haben eine ganz besondere Art mit den Dingen, auch solchen schwierigen, wie dem Tod, umzugehen. Ich finde es traurig und sehr schade, wenn Erwachsene versuchen Kinder fernzuhalten, denn wie sagte mal Jemand, der Tod ist wie eine Geburt, nur andersrum.


    Mein Opa starb, als ich ca. 10 Jahre alt war. Ich durfte ihn aufgebahrt sehen und habe kein Trauma davongetragen. Für mich war es wichtig, war doch mein Opa. Ich habe geweint, aber in Gedanken mit ihm gesprochen und gesagt "Opa, ich weine nicht, weil Du tot bist. Ich weine, weil ich Dich jetzt nicht mehr sehen kann".


    Meinen Sohn habe ich mit acht Jahren das erste Mal auf eine Beerdigung mitgenommen. Besonders traurig war es, weil ein Baby im Sarg lag. Daheim haben wir zusammen Stofftiere ausgesucht und statt Blumen in`s Grab geworfen. Auch bei ihm war es gut, ihn einbezogen zu haben.


    Wir schonen nicht die Kinder, wenn wir den Tod zum Tabu-Thema machen, sondern nur uns selbst und deshalb finde ich diese Geschichte hier so schön, dass Ihr Euch gegenseitig Halt gegeben habt. War ein ganz besonderes Gefühl der Nähe, gell?


    Danke Dir nochmal dafür!

  • Zum Tod meine Uroma wurde geschwiegen, ich durfte sogar nicht zur Beerdigung! Keine Chance sich von ihr zu verabschieden! Ich war damals etwas über 10 Jahre alt. :kopf


    Ich habe bis heute das nicht ganz überwunden! Diese Wundnarbe tut mir heute noch sehr weh!

  • Und dann kam etwas, da ging mein Herz auf.


    Sofort meinte meine Kleine, dass sie gern der Oma ein paar Rosen kaufen möchte. Und das wichtigste, sie möchte der Oma einen Schmetterling auf das Grab legen.
    Als ich ihr sagte, dass ich das eine ganz tolle Idee finden würde, meinte sie so zu mir.
    Mit dem Schmetterling kann die Oma zu ihrem Mann in den Himmel fliegen.


    :heul:heul:heul:flenn:flenn:flenn
    Vor dem traurigen Hintergrund ein wunderschönes Bild :platz


    Euch alles Liebe und viel Kraft für die bevorstehende Zeit!

    Glaube an Wunder, Liebe und Glück.
    Schaue nach vorne und niemals zurück.
    Tu, was Du willst und stehe dazu.
    Denn dieses Leben lebst nur Du!


    Lebe lieber ungewöhnlich

  • @cath:
    Mir geht es ähnlich, ich war allerdings 5 Jahre alt. Meine Fragen wurden nicht beantwortet und ich durfte meinen Opa auch nicht noch mal sehen, was ich aber unbedingt wollte. (Zu dem Zeitpunkt wäre es möglich gewesen, weil "gerade erst geschehen" - die Großeltern lebten mit uns zusammen.) Ich glaube auch nicht, dass es mir geschadet hätte - es hätte mir aber vermutlich geholfen, das ganze zu verstehen.
    In dem Alter hatte ich bereits viele tote Tiere gesehen und beerdigt, auch beim Schlachten hatte ich einmal zugesehen (das wollte ich nicht nochmal, einmal fand ich ausreichend).


    Daher halte ich es bei meinen Kindern anders, erkläre viel und sie dürfen auch mit zu einer Beerdigung oder zum Verabschieden, wenn möglich.

    Im Forum gängige Abkürzungen:
    ABR: Aufenthaltsbestimmungsrecht (kann sich auf das alleinige ABR beziehen) / ASR: Alleiniges Sorgerecht / GSR: Gemeinsames Sorgerecht / SR: Sorgerecht
    BU: Begleiteter Umgang oder Betreuungsunterhalt / KU: Kindesunterhalt / UHV: Unterhaltsvorschuss / WM: Wechselmodell / BET: Betreuungselternteil / UET: Umgangselternteil
    TE bzw. TS: Threadersteller bzw. Themenstarter / JA: Jugendamt
    KV: Kindsvater / KM: Kindsmutter / ET: Elternteil / GE: Großeltern

    Einmal editiert, zuletzt von Haselmaus ()

  • Mein Vater starb vor 2 Jahren, da war mein Sohn 6 Jahre alt. Er bekam mit das der Opa sehr krank war. Wir waren auch im Krankenhaus zu Besuch. Als er dann gestorben war, habe ich ihm das kurz erklärt. In dem Alter wußte er schon das Leute sterben und dann nicht mehr da sind. Natürlich fragte er auch was dann mit den toten Menschen passiert. Im Falle vom Opa habe ich ihm erklärt das der Körper verbrannt wird und die Asche in ein Gefäss, welches Urne heißt, kommt und diese Urne kommt ins Grab. Wir sprachen dann auch über Gott und Himmel. Vor kurzem sagte er das die Seele im Himmel ist. Das hatten sie wohl im Religionsunterricht. Er war damals nur irritiert das ich soviel geweint habe und so fertig war. Aber das ist okay. Habe ihn auch gefragt ob er mit zur Beerdigung kommen möchte. Ich beschrieb ihm den Ablauf, das die Menschen da sehr traurig sind und das man sich ruhig verhalten muß. Er wollte lieber in die Kita. Auch heute gehen wir zum Grab und er gießt gerne die Blumen und sucht auch welche aus wenn wir welche mitnehmen. Eltern umgehen das Thema Tod gerne und wollen das von ihren Kindern fernhalten. Mit Rücksicht auf das Alter des Kindes kann man mit den richtigen Worten ruhig offen mit dem Kind über das Thema Tod darüber reden. Das ist meine Meinung.


    Dir und Deinem Kind alles Gute und Kraft für die nächste Zeit. :troest

    Der größte Reichtum ist die Armut an Bedürfnissen.

    Einmal editiert, zuletzt von hobbit.frodo ()

  • @ Haselmaus Schon beeindruckend das ein Fehler der Eltern so tief sitzen kann! Neulich fragte mein Sohn im Beisein meiner Eltern wann ich denn sterbe, ich antwortete ganz locker und sah meine Eltern innerlich nach Worten suchen!


    Ich denke, er hat ja Recht sich auch mal Gedanken zumachen das auch ich sterblich bin! :aetsch

  • Kurzes Gedichtlein von mir über daß kommen u gehen
    [align=center]Immer und Immer Wieder



    Ein
    Tag in fern vergangner Zeit,
    doch ist es mir wie Heut,
    das du
    dich beugtest über mich.
    schwer waren mir die Augen,
    und heisses
    Brennen in der Brust,
    so ging ich von dir.


    ***


    In
    meinen Armen lagest du
    in Blutigem Gewand,
    fest...ganz
    fest...hielt ich deine Hand.
    Bis bleich und starr dein Rosenmunde,
    schliesest
    ruhig die Lieder,
    so gingst du von mir.


    ***


    Hände die
    sich nach dir sehnen,
    nicht berühren können dich,
    mit stark
    zerfetztem Leibe.
    so spühr ich deine Stimme,
    die das Wörtchen
    Liebe formt...und geh
    so ging ich von dir.


    ***


    Grau und
    Weise,
    friedvoll lächelnd gar,
    in kraftvoll starker weise,
    so
    voll Glück und Wärme..Zufriedenheit,
    Sagtest Danke leise,
    so
    gingst du von mir.


    ***


    Tief zerfurchte Hände
    vernarbt
    und alt ist mein Gesicht
    der Taten Lohn.
    Und trotz aller
    Lebensmühen,
    dein klarer Blick gab mir geleit.
    so ging ich von
    dir.


    ***


    Nun hör ich deine Stimme
    sie ruft mir
    zu...Geliebter
    ich ahn dein nahen nun,
    nach ewger Zeit.
    Leise
    singend schön die Stimme...
    sie sagt...ein wenig rück zur Seite,
    mach
    Platz für mich mein Herz.


    ***


    Dunkel ist die Zeit
    Der
    Platte Stein ist kalt.
    Zu Staub sind wir geworden,
    zwei Herzen
    sich umarmen,
    bis kommt ein neuer Tag .
    H.M[MSIE_newline_end ]

  • @Cath:
    Stimmt. Ich denke, es kommt darauf an, was es für ein Fehler ist. Nicht jeder Erziehungsfehler schädigt das Kind gleich fürs Leben. Aber grundsätzlich halte ich es für falsch, Fragen der Kinder nicht zu beantworten. Manchmal hab ich zwar keine Zeit oder das Wissen für ausführliche Antworten, aber ich bemühe mich immer darum und sage das auch.

    Im Forum gängige Abkürzungen:
    ABR: Aufenthaltsbestimmungsrecht (kann sich auf das alleinige ABR beziehen) / ASR: Alleiniges Sorgerecht / GSR: Gemeinsames Sorgerecht / SR: Sorgerecht
    BU: Begleiteter Umgang oder Betreuungsunterhalt / KU: Kindesunterhalt / UHV: Unterhaltsvorschuss / WM: Wechselmodell / BET: Betreuungselternteil / UET: Umgangselternteil
    TE bzw. TS: Threadersteller bzw. Themenstarter / JA: Jugendamt
    KV: Kindsvater / KM: Kindsmutter / ET: Elternteil / GE: Großeltern

  • Vielen Dank für Eure Anteilnahme.


    @ Heavy
    Das ist ein wundervolles Gedicht und ich hab so viel von ihr darin wiedererkannt :thanks:


    @ cath und Haselmaus


    Als mein Lieblingsopa starb, war ich vier. Das war meine einzige Beerdigung in meinem Leben, bei der ich dabei war. Ich muss mir damals laut Erählungen Vorwürfe gemacht haben und meine Oma ständig gefragt haben, ob ich so böse war, dass der Opa sterben musste. Ist schon komisch, was man als Kind so alles denkt. Ich bin gern zu diesem Grab gegangen und habe es mit meiner Oma gepflegt. Leider gibt es dieses nach 25 Jahren nicht mehr, aber ich habe sehr sehr viele Erinnerungen, die ich mir bewahre.


    Als von der Oma, die jetzt starb, der Mann gestorben war, war ich bei der Beerdigung nicht dabei. Drei Tage vor Weihnachten hat er sich selbst aus dem Krankenhaus entlassen und rief am Abend die ganze Familie zusammen. Wir durften uns verabschieden. Er wusste, es geht zu Ende und starb in dieser Nacht.
    Ich bin meinen Eltern dankbar, dass ich diese Gelegenheit hatte, auch wenn ich tagelang weinte. Die Kinder waren aber bei der Beerdigung nicht mit dabei, was ich jetzt nicht als ganz so schlimm empfinde, da ich meine Gelegenheit zum Abschied ja hatte.


    Bei meiner Uroma allerdings (da war ich 13) hatte ich gar keine Gelegenheit. Weder zum Verabschieden, noch zur Beerdigung. Warum und wieso weiß ich bis heute nicht. Allerdings besuche ich ihr Grab, weil es mir einfach wichtig ist.


    Ich finde, es gibt verschiedene Situationen, damit umzugehen. Aber schweigen ist das Falscheste, was man machen kann. Auch wenn es schwer ist, vor der Situation zu stehen, es seinem eigenen Kind erklären zu müssen, habe ich gemerkt, dass diese kleinen Wesen viel viel mehr verstehen, als wir Erwachsenen glauben.


    Lieben Gruß


    rabe

    Schau nicht auf das, was Du nicht erreicht hast, sondern werde Dir bewusst, WAS Du bereits geschafft hast

  • Auf die nachfrage der Administration, ob daß Gedicht von mir ist...da es im Netz mit einem andern NICK gefunden wurde. Ja es ist von mir, ich verbürge mich dafür!
    Lg
    Gerald[MSIE_newline_end ]

  • Kinderlektüre dazu:


    Abschied von Rune bei Amazon !


    Lege ich jedem AE ans Herz der mit dem Thema überfordert zu sein scheint...

    Alles was Kinder brauchen, habe ich auch! Das was Kinder nicht brauchen, habe ich auch nicht.

    *********************************************************************************

    Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft

  • Also meine jüngste (nun 6) hat ihren Opa (väterlicherseits) einige Wochen im <hospiz besucht da war sie also kurz vor vier.


    Sie wußte, er würde sterben, als ich ihr dann die Nachricht vom Tod mitteilte, ist sie komplett ausgerastet, aber so richtig, das hätte ich von ihr nicht in der Form vermutet.


    Heute kegelt Opa, bei Gewitter, und er ist ihr Schutzengel.


    Sie bekam direkt nun ja auch auch im Dezember den Selbstmord eines Bekannten mit (dem Bruder des Freundes meiner Tochter), und 8 Wochen später den Tod dessen Mutter, zu der wir guten Kontakt hatten, bis ins Hospiz


    Sie sitzt einfach im Auto und sagt unvermittelt: Ich habe einen Schutzengel, meinen Opa C. hat nun zwei.....ich hätte auch gerne 2, auch wenn ich Opa und M. sehr vermisse.


    Ich finde es einfach schön, wie sie mit umgeht Und trotzdem gibt es Tage, wo so völlig unverständlich mitten aus dem Spiel heraus, sie OPa, M. und Alex vermißt

    [font='Comic Sans MS, sans-serif']Vergiß die Welt, aus der Du kommst, akzeptiere die Welt, in der Du nun lebst

  • hallo, liebe rabe
    ich finde es toll wie offen du ( und viele ) heutzutage über das thema tod redest, das hilft sehr viel denk ich. uns hat auch noch ein wunderschönes bilderbuch ( "Grossmutter" )( ein gaaanz tolles Buch , ich fands ssehr hilfreich ) geholfen, das wir gemeinsam gelesen haben und dann auch drüber gesprochen haben. da ich ein soclhes kinderbuch auch ne gute möglichkeit finde, um die trauer zu bewältigen ( wenn das kind mehr fragen als innere antworten hat ) möchte ich es hier empfehlen und natürlich ....reden ..reden..zuhören .
    liebe grüsse
    sally :-)

  • Der Tod gehört nun leider zum Leben dazu.....



    Ich finde es wichtig das Kinder schon früh (aber sehr sanft) darüber aufgeklärt werden und sich damit auseinandersetzen können.
    Es gibt tolle Kinderbücher dazu z.B. - Und was kommt nach tausend?
    - Für immer und ewig


    Ich finde du hast es sehr schön erklärt und solange man mit Liebe und Gefühl dabei ist macht man es auch richtig



    Sorge dich nicht es könnte schlimmer kommen...
    und sie sorgte sich nicht und es kam schlimmer