Du bist mir lieber!

  • Hi,


    habe ja schon hin und wieder mal nachgefragt, wie sich das mit Kindergartenfreundschaften bei anderen verhält. Irgendwie habe ich aus den Antworten für mich immer die Essenz gezogen: Warte ab, das kommt von alleine.


    Kommt aber nicht.


    Saß heute nachmittag mal wieder mit meiner Tochter zuhause, da sie weder auf den Spielplatz wollte noch sonst irgendwie in Kontakt mit anderen Kinder treten. Als ich sie fragte, warum sie eigentlich nie ein anderes Kind zu uns nach Hause einlädt, kam der Spruch: "Du bist mir lieber!"


    Das ehrt mich ja irgendwie, aber ich spiele höchstens zwei bis dreimal für ne halbe Stunde mit ihr an so einem Nachmittag (bis 14.30 ist sie in der KiTa).


    Sie kommt im Kindergarte gut mit anderen Kindern zurecht - außerhalb und in meiner Gegenwart klappt das nicht. Im Freibad darf ich mit keinem anderen Kind sprechen, ohne daß sie zickt (gestern bin ich nach 30 min mit ihr wieder nachhause gefahren, weil mir ihr gezicke zu blöd war - da war sie sprachlos).


    Jedes Kind ist anders, ich weiß und ich würde auch nicht schon wieder nachfragen, wenn sie nicht in den zwei Tagen in der Woche, die sie beim Papa ist, dort mit den Nachbarkindern auf der Straße spielen würde. Hier sitzen wir halt im 3. Stock und es gibt keine in Frage kommenden Kinder im Haus.


    :frag


    Was mach ich falsch?

    "Wer Visionen hat sollte zum Arzt gehen" Helmut Schmidt, Altkanzler

  • Hi,


    als ich eben deinen Bericht gelesen habe, fühlte ich mich an meine eigene Kindheit erinnert. Ich kam immer gut mit anderen Kindern klar. Ich hatte als Kind eine ruhige Art, war aber sehr introvertiert. Außerhalb des Kindergartens hatte ich so gut wie keine Freunde. Es war eine Qual für mich, wenn ich mit anderen spielen musste. Meine Mutter hatte zwar auch nicht die Zeit sich stattdessen mit mir zu beschäftigen und sie hat nicht mit mir gespielt, aber ich habe oft stundenlang alleine mit meinen Puppen oder irgendwelchen Spielsachen gespielt. Manchmal habe ich mich stundenlang in meiner eigenen Welt aufgehalten. Als ich später in der Schule war habe ich Bücher regelrecht verschlungen. Ich war lange Zeit eher kontaktscheu.


    Geändert hat sich das, würde ich sagen, mit Einsetzen der Pubertät und kurz davon begann ich nachmittags etwas mit Schulfreundinnen zu unternehmen. Ab da habe ich mich eher wie ein "normales" Kind verhalten und auch Freundschaften gepflegt wie die meisten das tun. In dieser Zeit hat sich dann auch mein Selbstwertgefühl verändert bzw. überhaupt erst entwickelt.


    Ich könnte nicht sagen, dass meine Mutter etwas falsch gemacht hat. Aber ich weiß noch, dass sie mich oft gefragt hatte, was denn bloß mit mir los sei, dass ich nicht mit anderen spielen wollte. Ich fands einfach immer schöner zu Hause. Da hat mir keiner reingeredet und ich musste mich nicht mit Streitsituationen auseinander setzen - egal ob ich selbst betroffen gewesen wäre oder nur Zuschauer. Besser wurde es, glaube ich auch, als ich einen Bruder bekommen hatte. Ich war damals schon beinah 6 Jahre alt. Also ein großer Altersunterschied. Und als er größer wurde gab es keine Möglichkeit mich ihm zu entziehen und so lernte ich wohl auch zu streiten oder eben einfach mit anderen auzuskommen. Genau kann ich das alles gar nicht mehr so rekonstruieren. Ist schon verdammt lange her... :hae:


    Deine Reaktion vom Schwimmbad wieder heim zu gehen, weil sie so gezickt hat, finde ich absolut OK. Ich erinnere mich dunkel, dass ich auch immer Angst hatte, dass mir jemand meine Mami hätte wegnehmen können - wie irrsinnig! Dabei war meine Mutter verh. und keine AE obwohl mein Vater berufsbedingt immer nur am WE zu Hause war.


    Leider habe ich keine Lösung für dich. Ich denke nicht, dass du etwas speziell falsch machst. Vielleicht ist deine Maus einfach auch nur ein bißchen introvertiert und vielleicht fehlt ihr Selbstwertgefühl. Kann sie sich denn anderen gegenüber behaupten? Was macht sie, wenn ihr einer ihr Spielzeug wegnimmt?


    Wie gehst du selbst mit "Autoritätspersonen" um? Zeigst du es, wenn du Respekt oder gar Angst vor jmd. hast? Eigentlich habe ich rein vom Schreiben her nicht so den Eindruck, dass du ein "Duckmäuserchen" wärst.


    Gib deiner Maus Zeit. Sicher taut sie noch auf irgendwann.


    GLG
    Shanaja

    Immer wenn du denkst es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein kleines Lichtlein her :idee

  • Möchte sie dich vielleicht nicht alleine lassen?


    Hat sie vielleicht irgendwann mal aufgeschnappt (Telefongespräch mit ner Freundin etc.), dass du dich einsam fühlst oder traurig darüber bist, dass du alleine bist, nicht weißt wie du alleine zurechtkommen sollst, dass du dir jemanden an deiner Seite wünschst oder ähnliches, und denkt vielleicht, dass sie das erfüllen kann? Spürt sie vielleicht eine Unsicherheit oder eine Angst bei dir, die mit Alleinesein zu tun hat?


    Kinder übernehmen manchmal völlig unangebrachte Verantwortung, wenn sie Signale falsch deuten oder Worte nicht im richtigen Zusammenhang verstehen.
    Oder sie versuchen, uns das zu geben, was ihnen selbst fehlt. Manchmal spüren sie auch unsere Sehnsüchte, noch bevor diese uns selbst bewußt sind.


    Vielleicht kannst du in einem Rollenspiel (sie sollte nicht checken, um was es geht) mit Puppen herausfinden, warum sie so reagiert. Lässt im Spiel sie die Mama sein, du selbst als das Kind gehst mit Kindern spielen, und dann guckst dir an, wie sie als Mutter reagiert. Ein anderesmal, wenn sie das schon vergessen hat, tauschst du die Rollen. Du kannst im Spiel auch Botschaften rüberbringen, wenn klar ist, warum deine Tochter im Zusammenhang mit dir anders reagiert als sonstwo.

    :strahlen Je größer der Dachschaden, umso schöner der Ausblick in den Himmel! :strahlen

  • Nix machste falsch, Heidelberg. Ausser der Tatsache, daß du deiner Tochter die Entscheidung "mit wem möchtest du heute spielen" aufdrückst und sie dem offensichtlich noch nicht gewachsen ist.


    Ich würd sie da gar nicht vor eine grosse Wahl stellen. Mach ein date mit einem Kind aus, mit dem sie im KiGa klar kommt und wo auch du mit den Eltern einigermassen kannst.Und dann wird eben mit dem anderen Mädel gemeinsam was gemacht. Eis essen, Spielplatz, gemeinsam bei euch, bei ihr - was auch immer.Du hast doch im Odenwald gesehen, wie gut das klappt,wenn andere Kinder da sind. Was glaubst du, wie ihre Antwort gelautet hätte, wenn du sie vorher gefragt hättest, ob ihr da hinfahren sollt? ;)


    Und was die Eifersüchteleien angeht ... völlig normal. Ignorieren oder, wenns zu bunt wird, eben konsequent nach Hause fahren, so wie du es gestern gemacht hast. Kann es sein, daß sie das nur macht, wenn kein für sie geeigneter Spielkamerad in der Nähe ist? Im Odenwald ist mir das nämlich nicht aufgefallen und du hast sicherlich doirt auch das ein oder ander Mal mit nem anderen Kind Kontakt gehabt, oder nicht?

    Liebe Grüsse
    Sabine


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    Die meisten Frauen wählen ihr Nachthemd mit mehr Verstand als ihren Mann
    - Coco Chanel-

  • Da ich dein Kind nicht kenne ist das nur graue Theorie, aber: vielleicht sagt sie einfach nur wie es ist.
    Ist sie denn unglücklich daheim und bettelt dauernd, dass du mit ihr spielen sollst? Wenn ja, siehe Lunatics Beitrag. Wenn nicht, ist sie vielleicht wirklich einfach zufrieden.

    Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war,
    stets kannst du im Heute
    von Neuem beginnen.


    Buddhistische Weisheit

  • Hallo Heidelberg, (diesmal ist es aber richtig... *duck*)


    ich sehe es eigentlich so wie Villette, vielleicht reicht deiner Tochter das Gewusel aus dem Kindergarten und die dortigen Regeln und sie ist einfach froh, wenn sie Ruhe hat.
    Meine Kids hatten aus ähnlichen Gründen auch immer als "besten Freund" das Kind, was am nächsten wohnt - wenn ihnen mal langweilig war, gingen sie dahin...


    Warum möchtest du denn das Verhalten deiner Tochter ändern?

  • Warum möchtest du denn das Verhalten deiner Tochter ändern?


    Zum einen hasse ich es mit Barbie-Puppen zu spielen :D


    Zum anderen frag ich mich halt, ob sie das macht, weil ihr irgendwo der Schuh drückt. Außerdem finde ich, Einzelkinder brauchen dringender gute Freunde, als Kinder in einer großen Familie.

    "Wer Visionen hat sollte zum Arzt gehen" Helmut Schmidt, Altkanzler

  • Dann würde ich Lunatics Variante vorschlagen:


    Du sagst, dass du keine Zeit zum Barbiespielen hast und schlägst ihr eine Freundin vor...


    Das mit dem drückenden Schuh kann nur die Mama herausfinden - oder vielleicht eine der Erzieherinnen?